GBA GameBoy Advance - Breath of Fire II - Lesereinschätzung

  Geschrieben von Janis Geiger

Mittlerweile gibt es ja schon einige Rollenspiele für den Game Boy Advance, unter anderem auch den ersten Teil der Breath-of-Fire-Reihe, Breath of Fire. Damals noch auf dem Super Nintendo erschienen, schafft nun auch der Nachfolger, Breath of Fire II, den Sprung auf das Handheld. Ob es sich lohnt, sich einen eigentlich schon im Schrank verstaubten Klassiker zuzulegen oder ob man doch lieber auf das modernere Golden Sun zurückgreifen sollte, erfahrt ihr hier!

Ihr schlüpft in die Rolle eines kleinen Jungens namens Ryu und lebt ein völlig gewöhnliches Leben in irgendeinem Dorf inmitten irgendeines Waldes im Norden. Euer Vater ist Pfarrer in der örtlichen Kirche, eure Schwester vergnügt sich draußen in der Sonne und eure Mutter ist bei einem Angriff von Dämonen ums Leben gekommen. Außerhalb des Dorfes bewacht ein schlafender Drache eine Höhle und im Süden liegt das Meer. Eines Tages verschwindet eure Schwester und euer schon etwas in die Jahre gekommener Vater kann sie trotz aller Anstrengung nicht finden. Hier beginnt euer Spiel und ihr begebt euch vorab noch mit einem kleinen Ast bewaffnet auf die Suche nach der Ausreißerin. Glaubt ihr. Denn die kleine Göre ist eigentlich recht schnell gefunden und nach Einsatz eures Lebens auch wieder zurück im Dorf. Ihr hingegen spaziert noch ein wenig im Wald umher und als ihr letztenendes wieder zurückkehrt, kann sich niemand mehr an euch erinnern. Der Pfarrer des Dorfes ist nun Patter Hulk und eure Schwester hat es anscheinend nie gegeben. Gutherzig wie die Kirche ja ist, spendiert sie euch trotzdem eine Unterkunft und so schlaft ihr zusammen mit einem komisch anmutenden Hundemensch unter einem Dach. Da ihr nichts Besseres zu tun habt, flieht ihr mit ihm zusammen gen Westen und dank Regens macht ihr in einer Höhle Rast... 10 Jahre später ist aus euch ein tapferer Recke geworden, der sich als sogenannter "Ranger" sein Geld verdient. Als euch die Ranger-Gilde den Auftrag gibt, das Haustier eines Flügelwesens zu finden, startet ihr endlich in ein wahnwitziges Abenteuer voller seltsamer Kreaturen, abgelegener Städte, unterirdischer Höhlensysteme und verwunschener Prinzessinnen- das Spiel hat begonnen. So seltsam einem die Geschichte von Breath of Fire II anfangs auch vorkommen mag, der wahre Grund für die seltsame Rückkehr ins Dorf, das Verschwinden eurer Familie und die Begegnung in der Höhle hat fürwahr weitaus epischere Ausmaße als nur ein kleines Haustier, das es zu finden gilt. Selbst die Kirche, in der euer Vater Pfarrer war, scheint darin verwickelt zu sein...

Eindeutig ist die Geschichte von Breath of Fire II einer der Punkte, der dem Spiel sehr viel Charme, Humor und auch Respekt zuzollt. Auch die Tatsache, dass es auf der einen Seite die epischen Handlungsstränge und auf der anderen Seite die völlig konfusen und ironischen Sequenzen gibt, machen aus dem Spiel eine wahre Perle. Beispielsweise wird der Held von einem billigen Jahrmarktsmagier in eine andere Dimension versetzt, oder ihr flieht aus einem Dorf mittels der Toilettenspülung- nicht zu vergessen die Suche nach einem Dämon im Bauch der Prinzessin einer Stadt, in der die Einwohner sich nur mit Flötentönen verständigen. Neben dem erstklassigen Hintergrund ist auch die Grafik nicht ohne- ehrlich gesagt habe ich mir die Darstellung eines 7 Jahre alten Spiels wirklich sehr viel schlechter vorgestellt. Zwar spielt die Grafik von z.B. Golden Sun ohne Frage vier, fünf Ligen weiter oben, nichtsdestotrotz bietet Breath of Fire II eine einigermaßen detailreiche Grafik und sicherlich nicht die schlechteste aller GBA-Spiele. Lediglich den Kampfsequenzen sieht man ihr bemühtes Auftreten stark an (wobei man hinzufügen muss, dass die Grafik in keinster Weise als schlecht oder nervend einzustufen ist). Wo Breath of Fire II aber einen weiteren Pluspunkt einfahren kann, ist die erstklassig komponierte Musik. Diese prägt sich nach einer Weile auch wirklich in den Kopf ein und besitzt Mitsummgefahr. Zwar kann die Qualität auf dem Game Boy Advance logischerweise nicht mit der des SNES-Originals mithalten, aber mit Stereo-Kopfhörern ist es allemal eine Freude. Zudem sind es nicht immer die gleichen Themen, die eine Sequenz untermalen, sondern verschiedene. Beispielsweise klingt die spätere Kampfmusik enorm viel besser als die frühere. Und dann gibt es da ja noch die Charaktere... Diese wachsen dem Spieler während des Abenteuers wirklich ans Herz, sodass man nach einer Weile wirklich Würfel werfen muss, wer denn nun in die (aus vier Mitgliedern bestehende) Truppe integriert werden darf. Neben dem besten Freund Bow, dem Hundemensch, trifft man während seiner Reise noch auf sieben weitere Vertreter ihrer Rasse, die sich alle deiner Gruppe anschließen wollen. Gameplay-mäßig muss man sagen, ist es in etwa so wie in Rogue Leader, etwas besser vielleicht. Es ist nichts atemberaubendes, aber auch nichts langweilendes. Ihr stellt aus euren vorhandenen Charakteren eine Party aus vier Mitgliedern zusammen, die sich kämpfend, zaubernd und heilend durch das Feld schlägt. Während eurer Reise rüstet ihr eure Lieblinge auch noch mit den neuesten Rüstungen, Säbeln, Schwertern, Kampfstöcken oder sogar magischen Ringen aus, damit ihr gegen die Übermacht der feindlichen Truppen auch bestehen könnt. Für jeden besiegten Gegner gibt es eine festgelegte Anzahl an Erfahrungspunkten, spezielle Erfahrungslevel besitzen die Feinde nicht. Im Gegensatz zu euch, sodass ihr munter steigern könnt, eines der wichtigsten Elemente eines Rollenspiels. Um euch die Arbeit dabei zu erleichtern, gibt es insgesamt sechs Schamane (besser gesagt Schamaninnen), mit denen ihr nach Auffinden einen Charakter fusionieren lassen könnt und dessen Werte dann, je nach Schamanentypus (Feuer, Wasser, Erde, Luft, Heilig, Böse) in gewissem Grad steigen. Jeder Charakter außer dem Hauptheld und dem Bonuscharakter besitzt mindestens eine spezielle Schamanenkombination (jeder Held kann mit maximal zwei Schamanen fusionieren), die dann sein Äußeres verändert, seinen Status stark steigert und ihm zudem meistens noch eine veränderte Kampffähigkeit spendiert. Alles in allem gibt es satte 168 Kombinationen- außer den Fehlschlägen besitzt jede ihre Vorteile. Neben dieser kleinen, aber sehr netten Integration gibt es auch noch ein paar weitere eher versteckte Gameplay-Erfrischer, beispielsweise ein Koch, der aus jedem Item eine schöne Speise zubereiten kann (aber was das nun bringt, sei nicht verraten). Und der letzte Punkt, der den Kauf dieses GBA-Kleinods eindeutig rechtfertigen, ist der Umfang. Er ist für dieses kleine (wohlgemerkt 32 MB umfassendes Modul) wirklich immens. Nie in meinem Leben hätte ich es für möglich gehalten, dass es wieder weiter geht und wieder und wieder und wieder.... Als ich beispielsweise erstmals erschöpfendere Details über die Hintergrundgeschichte in Erfahrung bringen konnte, dachte ich, jetzt wäre das Spiel in zwei Stunden auch schon wieder vorbei. Alles deutete daraufhin, der Gegner sollte nun nämlich vernichtend geschlagen werden und sein Bestimmungsort dem Erdboden gleichgemacht werden. Dies geschah zwar auch so gut wie, das Spiel durfte aber trotzdem noch einige Stunden weitergespielt werden. Das wäre vielleicht nicht der Fall gewesen, wenn ich eine Entscheidung anders getroffen hätte. Hätte ich diese Entscheidung allerdings anders getroffen, wäre das Spiel zwar vorbei, allerdings nicht im guten Sinne... Insgesamt gibt es drei verschiedene Enden: Ein schlechtes, ein normales (das, das ich zum ersten Mal erhalten habe) und ein gutes. Diese Enden hängen nicht davon ab, wie hoch euer Level ist oder wie schnell ihr durch die Dungeons geprescht seid, sondern wie ihr welche Entscheidung getroffen habt, oder wie ihr bestimmte Kämpfe beendet habt. Auch dies ist ein weiterer Pluspunkt von Breath of Fire II: Der Einfluss des Spielers auf die Welt und das Geschehen. In anderen Spielen kämpft man nur seelenruhig seine Kämpfe, redet mit Personen und auf eine Frage antwortet man immer richtig (falls nicht, wird man nochmals gefragt und darf nun richtig antworten). In diesem Spiel haben die Entscheidungen etc. aber auch wirklichen Einfluss auf das Spiel, falls ihr eben etwas verpasst habt, habt ihr das auch verpasst. Und falls ihr eine Entscheidung falsch getroffen habt, habt ihr sie auch falsch getroffen. Während des Spielens bemerkt man zwar nicht, ob man irgendetwas ausgelassen hat, oder schlecht entschieden hat, liest man sich dann aber mal eine Komplettlösung mit sämtlichen Lösungswegen durch, kommt man schon ins Schwitzen. Bestes Beispiel ist wohl die eigene Stadt, in der ihr entscheidet, wer darin wohnt.... Dabei bleibt es euch überlassen, ob ihr lieber einem Penner aus dem Klohäuschen oder einem Waffenhändler von einer einsamen Insel ein Haus schenkt.

Als Fazit kann ich nur formulieren, dass Breath of Fire II dank der Tragbarkeit des Game Boy Advance das perfekte Spiel auf euren Reisen ist. Nachdem ihr unter Abendsonne noch einen Martini in der Strandbar getrunken habt, wartet neben eurem Bett schließlich das Schicksal tausender Menschen- soviel sei schon mal verraten. Für gepflegte Rollenspieler gibt es jedenfalls (meiner Meinung nach) derzeit kein besseres Spiel für das momentane Nintendo-Handheld, denn im Gegensatz zu Golden Sun bietet BoF II eine epische, spannende Hintergrundgeschichte, Leute mit Charakter und eine schöne Prise Humor. Alles eigentlich Dinge, die in einem Rollenspiel nicht so wirklich fehlen dürfen. Dennoch muss man sagen, dass es (für Nicht-Rollenspieler) dann doch Geschmacksache ist, ob man lieber auf eine atemberaubende Grafik oder ein Rollenspiel in Oldschool-Manier steht.

(Chee2)

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