Spaceworld 2000
Reisebericht aus Tokio

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Die Reise der Reisen bot nicht nur spieltechnisch durch die Spaceworld ein unvergessenes Erlebnis, sondern auch das ganze drumherum war ein absolutes Erlebnis. Schließlich war es auch meine erste Reise in das Land der aufgehenden Sonne. So war schon allein der Flug nach Tokio etwas außergewöhnliches. Gerade nach den letzten Horrormeldungen aus der Flugwelt ist ein Schuß mulmiges Gefühl dabei. Vor allem wenn der Flug wie hier 12 Stunden dauert. Wohin die Reise geht merkte man nicht nur am Ticket, sondern am Großteil der Passagiere. Man konnte an 2 Händen die nichtjapaner abzählen. Mit einer Boeing 747-300B ging es dann auch auf die große Reise. Überrascht war ich über die Flugroute über Russland. Über Moskau, den Ural, weiter über Sibirien und das japanische Meer bis schließlich am Morgen das japanische Festland auftauchte. Die Zeitverschiebung sollte man beim Rückflug merken, wo man mit dem Tag mitfliegt. 7 Stunden unterschied zu Tokio sind es gegenüber Deutschland. War es also bei uns 12:00 Mittags, war es in Tokio bereits 19:00 Uhr. Kurz nach erreichen des japanischen Festlandes dauerte es kurioserweise nicht mehr lange bis man merkte das Tokio nicht mehr weit ist. Denn das was man bisher nur aus gehörtem kannte sah man dann. Eine richtige dreckige Dunstglocke über der Stadt. Eine richtig braune Luftschicht. Was auch später der Grund dafür war das es in Tokio nie kühl wird. Selbst nachts hat man in dieser Stadt knapp 30 Grad. Endlich setzte der Jumbo zur Landung an und Tokio Narita war erreicht. Das dieser der kleinere der Tokioter Flughäfen sein sollte konnte ich mir kaum vorstellen. Dagegen ist Frankfurt ein Dorfflughafen. Willkommen in einer Welt Metropole. Auffallend war die peinliche Kontrolle der japanischen Zollbeamten, die alle möglichen Dinge fragten und die Taschen peinlichst durchsuchten. Endlich ausgecheckt war ich dann im Ausgangsbereich des Flughafens. Mein erster Gedanke war nicht Nintendo, nicht mein Hotel oder sonstwas, sondern einzig. Wo kann ich eine Rauchen.
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Für einen Raucher wie mich waren die 12 Stunden im Flieger ein Qual ohne. Kaffee mehrmals und man pfeift schon auf dem letzten Loch. Doch so einfach wie ich es mir dachte ist es nicht. Wie ich später in den Tagen merken sollte ist Rauchen in Japan nur eingeschränkt möglich. Man muß überall die sogenannte Smoking Area finden. Man fühlt sich wie ein ausgestoßener. Schön versteckt in einem Seitengang fand ich dann endlich diese Ecke. Danach waren erstmal die ersten Telefonate nach Hause angesagt. Auch hier wird man überrascht. Die Telefone reden mit euch. Zwar nach festen Mustern, aber das nervt. Hörer abgenommen und gequassel, Telefonkarte eingelegt - Gequassel und Hörer hingelegt und wieder gequassel. Danach erstmal Geld getauscht, wobei man grob sagen konnte das 1000Yen ungefähr 20DM waren. Das Thema Geld ist eh ein eigenes für sich, wie Ihr später noch lesen könnt. Danach ging es erstmal zum Infoschalter um mich überhaupt mal kundig zu machen wie ich zu meinem Hotel komme. Im Stadtteil Ikebukuro gelegen sollte dies im Nordwesten Tokios sein. Die Messe selber war schön im Süden und Tokio Narita im Osten, vor den Toren Tokios. Allein schon die Entfernung des Flughafens um erstmal in die Innenstadt zu kommen waren 40 Km. Das zum Thema Größe der Stadt. Sicherste Variante sollte der Flughafenbus sein, der in Abständen die größten Hotels Tokios anfährt. So unter anderem das Metropolitan, das recht nah neben meinem war. Was einen umhaut ist der Preis. 3000Yen kostete eine Fahrt. Sicher hätte ich auch mit der U-Bahn oder S-Bahn fahren können. Aber wie Ihr noch lesen werdet ist das ein Thema für sich. Auch merkte ich das man in Tokio um einen kühlen Bereich zu betreten nach drinnen geht. Kaum draußen haut euch die Wärme fast um. Richtig drückend, so das mein Sakko schnell den Weg in die Tasche fand. Auch merkt man schon ein wenig die Lebensart der Japaner. Bei allem und jedem verneigen sie sich vor euch. Selbst um euch nur die Tasche abzunehmen und im Bus zu verstauen. Für alles gibt es Leute, was das Thema Service in ganz anderem Licht erscheinen läßt als bei uns. Hier sind wir noch weit von dem entfernt was in Tokio abgeht. Die Busfahrt dauerte geschlagene 2 Stunden und man bekommt hier einen Eindruck wie groß diese Stadt eigentlich ist. Dabei kann man Tokio in 2 verschiedene Verkehrswege einteilen. Die normalen Straßen und die weit verzweigende Stadtautobahn, die sich durch die Stadtteile schlängelt.
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Dabei muß man wenn man auf sie fahren möchte Maut bezahlen. Auch der Bus der ab und zu die Stadtautobahn verlassen hatte um eines der Hotels anzufahren. Auch fällt eines auf. Alles was in Tokio ein Dach hat, besitzt eine Klimanlage. Was bei uns als Abrißhaus durchgehen würde hat ein Klimaanlage. Schon irre. Vorbei am Tokioter Hafen und immer wieder sieht man die Dunsteffekte am Horizont. So langsam mein Stadtteil erreicht konnte ich mir ein Bild machen vom Leben auf den normalen Straßen. Laden an Laden und das ganze natürlich immer nach oben gebaut. Da sind in einem Hochhaus auf jeder Etage Geschäfte. Draußen Leuchtreklame wohin das Auge reicht. Endlich am Metropolitan angekommen mußte ich nun bepackt zu Fuß noch ein wenig laufen. Schon im Bus bemerkt man eine weitere Überraschung, die selbst ich nicht wußte. In Japan herrscht links Verkehr. Was vor allem an Fußgängerwegen gar lustig werden sollte. Denn das eine Ampel auf grün ist interessiert die Autofahrer nur solange wie der erste Fußgänger über die Straße ist. Kaum ist eine Lücke zwischen den Fußgängern geben die Autofahrer Gas. Ob Grün ist interessiert keinen. Die japanischen Autos wie wir sie kennen fahren selten in Tokio herum. Vor allem Vans und alle möglichen großen Schlitten fahren herum. Und immer wieder verkleidet. Vor allem die Vans sahen heiß aus. Auch Motorräder sieht man sehr viel mehr als bei uns. Auch hier ist Gasgeben das Nonplusultra. Endlich das Hotel erreicht, wobei ich mich auch nochmal durchfragen mußte. Eingecheckt und hoch in den 11. Stock. Das Zimmer ist klein aber ausreichend. Fernseher, Klimanlage und Modemanschluß. Nur leider sollte es nicht klappen mein Modem zum laufen zu bringen. Erstmal duschen und frischgemacht. Für die Messe war es am ersten Tag zu spät. Also zog ich meinen Shoppingabend vor und machte mich abends auf den Weg um zumindest meinen Stadtteil zu erkunden. Es herrscht ein reges Treiben, wobei auch auf den Bürgersteigen der Linksverkehr zu spüren war. Immer wieder mal mit Japanern zusammengestoßen. Im Falle einer hübschen Japanerin hatte ich auch nichts dagegen. :-) Was schnell auffällt ist das hier so ziemlich jeder ein Handy hat. Egal wie alt. Was ich am nächsten Tag auch auf der Messe merkte. Auch hier sind wir dagegen ein Entwicklungsland.
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Erst als es dunkel wurde, was hier schon zeitiger passiert erlebt man erst richtig das drumherum. Wenn die ganzen Werbetafeln angehen und die Bars öffnen. Überall standen Animateure vor den Bars die Besucher lockten. Komischerweise sind aber Ausländer ein rotes Tuch. Denn nichtjapaner lassen sie in Ruhe. Aber man kann sich auch totlaufen. Gassen über Gassen. Überall Läden aller Art. Totzdem hat man nie das Gefühl das einem was passieren könnte. Auch in den Läden ist die Atmosphäre eine völlig andere. Selbst im ersten Videospielladen wo vielleicht 15jährige hinter dem Tresen standen. Jeder der in den Laden kam wurde mit Verbeugung begrüßt. Hier merkt man wirklich die Kultur. Oder auch auf der Straße wenn sich bekannte Japaner treffen. Manchmal 3 oder 4 Verbeugungen bei der Verabschiedung war keine Seltenheit. Finde ich aber irgendwie nicht schlecht. Die japaner sind zwar sehr verschlossen. Aber ungeheuer freundlich und Gastfreundlich. Im ersten Videospielladen an diesem Abend geht einem auch das Auge über. Kein Vergleich mit Deutschland. Soviel Zeug am laufenden Band und vor allem Sachen die man hier garnicht kennt. Anglerspiele oder Glücksspiele gibt es für das N64 wie Sand am Meer. Zubehör wie Angeln oder Pads die einen erstmal staunen lassen was es nicht alles so gibt. Auch ist das Verhältnis ein völlig anderes als bei uns. Alle Plattformen nebeneinander und mit dem gleichen Größenverhältnissen, wobei Pokemon Artikel trotzdem noch herausstachen. Auch das ist extrem. Gegen das was in Japan an Pokemon Verehrung abgeht ist der Hype bei uns ein laues Lüftchen. Dafür sind Fotos nicht möglich. Wollte mal ein bißchen im Laden knipsen. Gleich stand ein Mann in Uniform neben einem um einen wie immer freundlich aber bestimmt daran zu hindern. Dafür sind aber auch Spiele oder Hardware recht teuer. Knapp 7000Yen ein neues N64 Spiel oder 4500 für ein GBC Spiel sind selbst gegenüber unseren Preisen heftig. Trotzdem habe ich ein paar Spiele gefunden wie z.b. Densyha Go64. Ein Eisenbahnspiel wo man alle möglichen Schienenfahrzeuge bis zum Shinkansen Express steuern kann. Gleich dazu gibt es das Microphon Pak. Eher als Sammlerobjekt habe ich mir unter anderem Pokemon Gold geholt. Aber die Vorstellungen der Spiele findet Ihr demnächst ja auch. Weiter geht der Weg durch Tokio wo ich dann langsam auch verstand , warum an jeder zweiten Ecke ein Getränkeautomat hing. Man hat eigentlich nur Durst. Durch die Hitze ist das fast schon Pflicht. Es wird einfach nicht kühl in dieser Stadt.
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Auf den Straßen merkt man auch das die japanischen Mädels sehr auf Mode achten. Viel Geschminkt, wobei es oft zuviel war und immer flippige Klamotten. Das fällt richtig auf. Die japaner selber rennen oft nur im Anzug herum. Und immer wieder Technik wohin das Auge reicht. Vom Handy über Walkmans wie ich sie auch noch nicht gesehen habe. Ein Gang in ein Technikgeschäft und es erschlägt einen wirklich was es nicht so alles gibt. Was ich aber tunlichst gemieden habe war japanisches Essen. Jede Bar hatte ihr Angebot draußen in den Auslagen. Manchmal vergeht es einem schon. Fehlt nur noch das sich das schlapprige Zeug bewegt. Gottseidank konnte ich im Hotel auch europäische Kost essen. Irgendwo in einer der Gassen habe ich dann auch das Internetcafe gefunden, von wo ich wenigstens ein paar Zeilen nach Hause schicken konnte. Fragt aber nicht wie ich es am zweiten Tag gefunden habe. Man kann sich durchaus verlaufen. Man muß sich schon markante Punkte merken. Allein kann man wirklich untergehen in dieser Stadt. 1 Woche Urlaube ohne Grund würde ich in Tokio nicht machen. Der Grund, die Messe sollte auch seinen Reiz haben. Nämlich der Weg dorthin. Denn hierfür nutzte ich am nächsten Tag die öffentlichen Verkehrsmittel. Dabei muß man sich durch ein Dickicht aus mehr als 10 verschiedenen U- und S-Bahn Linien kämpfen, die alle auch noch untereinander konkurrieren. Was einen immer wieder dazu veranlaßt neue Fahrscheine zu kaufen. Schon wenn man umsteigt und in eine andere Linie wechselt. Überall auf den Stationen stehen unzählige Automaten herum, so das man sich auch mal vertut. Ich habe immer noch gültige Fahrscheine, weil ich einfach die falschen gekauft habe. Auch habe ich mich gefragt was die japaner eigentlich verdienen. Denn eine Fahrt von meinem Hotel zur Messe kostete ca 1000Yen. Irre. Und auch hier ist Rauchen auf den Bahnhöfen verpönt. Wieder heißt es suchen nach der Smoking Area. An 3 Tagen mit einer Schachtel ausgekommen war für mich Rekord. :-) Auch muß man sich meist an den Farben der Linien orientieren. Denn nicht immer wurden Stationen oder Hinweisschilder auf englisch angezeigt. So bin ich natürlich eine Station zu früh ausgestiegen. So lernte ich die Tokioter Taxis kennen. Auch nichts was man oft machen sollte. Allein 690Yen nur fürs einsteigen. Auch hier waren fix mal 1000Yen weg ehe mich das Taxi ein paar Straßenzüge weiter an der Messe absetzte. Trotzdem froh endlich das Gelände erreicht zu haben. Das dort erlebte findet Ihr ja im Messebericht.
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Aber auch sonst bleiben mir die S-Bahnen oder JR Line genannt in Erinnerung. Erstens sind sie voll und zweitens sind in jedem von ungefähr 20 langen Waggons 6 drehende Ventilatoren an den Decken angebracht. Schön kühl in den Wagen. Hier merkt man auch viel neues. Die Schulmädchen in ihren Uniformen, die auch meistens erstmal ihr Handy auspackten oder andere die sich erstmal schminkten. Auch sind die Bahnen voller Werbung an den Wänden oder Decken. Dann hängen alle möglichen Zettel an der Decke. Immer in der typischen auffälligen Schrift, die einem ja förmlich entgegenschreit. Das mein Stadtteil mehrere Stationen hatte merkte ich beim aussteigen. Nämlich etwas zu früh hieß es noch ein wenig laufen. Was einem die Füße weh tun. :-) Man muß die Umgebung wirklich auf sich wirken lassen. Dann kann man es auch genießen. Am letzten Tag früh wieder den Bus Zubringer zum Flughafen genutzt. Die öffentlichen waren mir einfach zu riskant. Wer weiß wo ich wieder ausgestiegen wäre. :-) So war ich dann auch 2 Stunden vor dem Abflug wieder auf dem Flughafen, was mir aber relativ egal war. Auch hier wieder die peinliche Kontrolle durchstehen. Einer wollte eine PS2 ausführen. Ihn haben sie aus der Reihe geholt, nachdem sein Koffer durch die Kontrolle ist. Keine Ahnung ob er sie mitbekommen hat. Noch eine zweite Kontrolle für das Handgepäck und ich war endlich am Terminal. Sehr billig sind Dinge im Duty Free dort. Vor allem Technik. Hätte mich wohl sehr geärgert wenn ich hier N64 Zeug viel billiger bekommen hätte. Aber an jedem Souvenirshop Pokemon wohin das Auge reicht. Und was es nicht alles gibt. Von lebensgroßen Plüschfiguren bis zum Kimono mit Pikachu Aufdruck. Da fällt man um. Gottseidank bin ich kein fanatischer Fan. Denn hier kann man echt arm werden. Dann war es endlich Zeit für den Flug auf dem es wiegesagt den ganzen Flug über Taghell war, da man mit dem Tag mitflog. Viel geschlafen und ein paar Filme später wieder glücklich, aber geschafft zuhause. Schonmal einen US Actionfilm in japansich gesehen. Lustig, wenn Nick Nolte in tiefem japanisch quasselt. Auf jeden Fall war diese Reise nicht nur wegen der Messe ein absolutes Erlebnis. Vor allem da man jetzt ein wenig vorbereiteter beim nächsten Besuch ist. Auf jeden Fall freue ich mich auf das nächste mal Tokio.

Matthias Engert
(02.09.2000)

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