Einleitung....
Wie lange haben wir darauf gewartet? Kann es sein, dass unser Flehen endlich erhört wurde? Dass Nintendo mit der versammelten Spielerschaft endlich ein Nachsehen hatte? Endlich diesen einen Titel veröffentlicht, dessen Protagonist zum Urgestein der Videospielgeschichte zählt, vielleicht gar zum Begründer des Maskottchen-Kults in virtuellen Welten? Ist etwa dieser lang herbeigesehnte 16. November 2007 Wirklichkeit geworden? Es scheint so, nicht anders ist es zu erklären, dass ein schnauzbärtiger Klempner die Spielverpackungen örtlicher Elektrofachgeschäfte ziert, dass es ungemein ruhig geworden ist in den Foren dieser Welt. Speziell bei uns im Mag'64 ist der Großteil der Leserschaft zu dieser Zeit vor dem Bildschirm - kein Wunder, denn fünf lange Jahre hat man kein eigenständiges, TV-basiertes Abenteuer des knubbelnasigen Klempners mehr erleben, hat seinen Charme nicht genießen dürfen, das tollpatschig-wirkende Auftreten, die unverhofften Ausrufe, die man zwar schon tausendfach gehört hat, dennoch als Spieler regelrecht danach lechzt, ein weiteres Mal ein frohlockendes "Yihaaaa" zugeschleudert zu bekommen. Super Mario, Prinzessin Peachs gute Seele, Retter der Welten, Sieger über Bowser, ist zurück. In einem eigens für ihn angefertigten Abenteuer - größer als bislang angenommen, einfallsreicher als jemals erhofft, spaßiger als in den kühnsten Träumen gedacht. Was hier auf uns Spieler zukommt, ist das Maß aller Dinge, die Erfüllung eines gestandenen Videospieler-Herzens. Was dieses Spiel bewirkt ist wegweisend, nicht nur für die Entwicklerstudios auf diesem Planeten, sondern auch für uns Spieler, die sich im Klaren sein müssen, dass man ein derartig fantastisches Abenteuer nicht alle Tage zu Gesicht bekommt, bestenfalls alle Jahre.
Menus und die Story....
Blickt man zurück, wird einem dies schnell vor Augen gehalten. 1997 wurde "Super Mario 64" - als Revolution im Videospielsegment - auf uns losgelassen, fünf Jahre später, das äußerst gelungene, jedoch anders erwartete "Super Mario Sunshine". Zehn Jahre nach der bahnbrechenden (R)evolution im 3D-Bereich, ist Mario wieder da, zwar nicht revolutionär, denn eine 4D-Stufe ist bislang wohl schlecht denkbar ;-), dafür in jeder Hinsicht erweitert, aufgehübscht, intensiviert. Der Umfang ist grandios, soviel sei gesagt. Wir haben das Spiel für den vorliegenden Test bis zum Abspann gespielt, dennoch warten einige weitere Sterne darauf, vom latzhosentragenden Superhelden eingefangen zu werden. Zu sehr lag es uns am Herzen Euch das Abenteuer nicht mehr weiter vorzuenthalten. Was in diesem Titel geschieht, ist virtuell erlebte Geschichte und Ihr seid live dabei, nehmt teil an der neuesten Errungenschaft der Videospielwelt und erlebt all die Innovationen, die innerhalb der letzten Jahre in den Köpfen japanischer Entwickler geboren wurden. Allein die Tatsache, dass das Setting weit weg von gewöhnlichen Schauplätzen angesiedelt ist, beweist bereits der Name des Programms eindrucksvoll. "Super Mario Galaxy" hat seinen Namen redlich verdient, dieser ist nicht nur Programm, sondern vielmehr perfektionierte Spielbarkeit, erstklassige Levelgestaltung und technisch hochstilisierte Wii-Errungenschaft in Personalunion. Was Euch hier erwartet ist das, auf was wir jahrelang gewartet haben. Wollt Ihr Genaueres wissen, solltet Ihr einfach weiter lesen:
Wieder einmal ist es im Pilz-Königreich Zeit zu feiern. Ein unvorstellbarer Sternschnuppen-Regen war Anlass für das Fest, in welchem die ganze Freude über das kosmische Ereignis und den dadurch erhaltenen Power-Stern zum Ausdruck gebracht werden sollte. Leider kam wieder einmal alles anders, als zuvor angenommen. Nicht nur dass Bowser auftauchte, das Pilz-Königreich in seine Einzelteile zerlegte und das Lachen von den Gesichtern der Bewohner nahm - nein, auch eine galaktische Bedrohung war damit geboren, die das Wesen der einst fröhlichen Toads trüblich stimmte. Nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass Peach gekidnappt worden war und nun wieder einmal alles an Mario hängen blieb - pardon, Super Mario, denn ohne diesen Zusatz, wäre ein so gewaltiges Abenteuer kaum zu bewältigen, wie sich im Laufe des Spieles herausstellen sollte…
Das Gameplay....
Wo man am besten bei einer derartigen Leistungsschau beginnen soll, ist wirklich eine Sache für sich, denn die im Spiel integrierten Ideen und Geistesblüten sind alles andere als alltäglich und ein weiteres Mal eine Sache, die in dieser Art wohl nur von Nintendo höchst selbst zu stemmen ist. Schon merkwürdig, dass keinem anderen Videospiel-Hersteller in einer derartigen Konstanz die Genialität in der Software anzumerken ist. Nintendo gelingt es ein um das andere Mal, bei vorliegendem Titel gleich in jeglicher Hinsicht. Dass sich an "Super Mario Galaxy" im Vergleich zu den erfolgreichen 3D-Vorgängerspielen vom Spielprinzip her wenig geändert hat, dürfte nicht weiter verwunderlich sein. Zu erfolgreich war das System der güldenen Sterne, zu abwechslungsreich der Ideenreichtum, dem man in den Abenteuern begegnete. Auch in diesem Teil gilt es daher 120 Sterne sein Eigen zu nennen, wobei sich Super Mario von der Sternwarte aus, die von den lieblichen Luma-Wesen bewohnt wird, auf die Suche den wertvollen Kleinoden macht. Die Sternwarte darf als Euer Hauptquartier angesehen werden, deren Leiterin, Rosalina, immer ein offenes Ohr für Euch hat und durch ihr bezauberndes Äußeres Mario im wahrsten Sinne des Wortes verzaubert. Nicht anders kann man dessen Sprachlosigkeit, die auch im aktuellen Teil vorhanden ist, erklären. Vielleicht ist es aber auch gerade die Tatsache, dass bei Mario - ähnlich wie bei der Geschichte um Zelda - auf Sprachausgabe komplett verzichtet wird, sieht man einmal von den Kampfschreien und dem Freudenjubel ab. Oftmals macht es den Anschein, dass dieser Grund nur deshalb als abwertender Faktor herangezogen wird, weil man ansonsten keine Möglichkeit hat, Kritik zu üben. Aber sei es drum, bei uns wird Marios ständiges Stummsein als durchaus beizubehaltenswerter Spielinhalt betrachtet!
Ausgehend von der Sternenwarte also geht es ab in das Universum, das selbstverständlich außerhalb üblicher Spielwelten angesiedelt ist und aus einer Vielzahl einzelner Galaxien besteht. Innerhalb dieser gilt es, die Jagd nach Sternen aufzunehmen - unzählige Levels, die, abhängig vom gewählten Sternenlevel, anders gestaltet sind, respektive in welchen andere Voraussetzungen herrschen. Seien es zusätzliche Gegebenheiten wie neue Spielbereiche oder Inhalte, die man zuvor nicht angetroffen hat. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass jeder Level aich aus einem oder mehreren Himmelskörpern zusammensetzt. Somit ist die übliche Bewegungsweise in der horizontalen Ebene passé, in "Super Mario Galaxy" herrscht 3D-Chaos, will heißen, dass Ihr beispielweise selbst kopfüber an der Unterseite eines blümchenbewachsenen Planeten herumtollen dürft. Man könnte meinen, die Steuerung sei bei solch neuartigen Bedingungen eine Zumutung für die Spieler - Pustekuchen, denn was Nintendo wieder einmal für ein "Steuerungsgedicht" gezaubert hat, ist phänomenal. Zugänglich in jeder Sekunde, butterweich bei jeder Bewegung. Mario ist äußerst präzise zu steuern, ob auf eisigem Untergrund auf seinen Schlittschuhen oder auf schmalen Graten zwischen Abgrund und heißer Lava. Logisch, dass sich einige Überkopf-Passagen anspruchsvoll gestalten, aber nichts anderes haben wir erwartet. Wobei wir auch schon beim Schwierigkeitsgrad wären: der Anspruch ist bei weitem höher als noch vor zehn Jahren, aber in keiner Weise unfair. Anders ausgedrückt: perfekt! Einige Sterne verlangen gar nach einem mehrmaligen Anlauf, aber so soll es ja auch sein. Das Bewegungsrepertoire des Klempners ist größtenteils gleich geblieben, zwar gibt es keinen Dreisprung mehr, dafür erwarten uns Spieler einige fantastische Neuerungen in Form von Verwandlungen.
Diese sind herrlich in das Spielgefüge eingebaut und passen einfach perfekt in das Gesamtgeschehen. So fliegt Mario im Bienenkostüm kurzzeitig im Honigbienenkönigreich von Wabe zu Wabe, klettert behände an klebrigen Honigwaben empor und segelt punktgenau zur nächsten Plattform. Bereits in diversen Videos konnte man von Marios neuester Outfit-Errungenschaft einen ersten Eindruck gewinnen, im Spiel macht das ganze aber mindestens doppelt so viel Spaß. Ohne weiteres manövriert Ihr den pummeligen Latzhosenträger durch Feindesscharen, Ihr solltet aber dennoch immer wieder auf die Flug-Anzeige achten, um einen Absturz zu vermeiden. Erst nach einer kurzen Zwischenlandung füllt sich diese wieder komplett. Unspektakulärer geht es als Feder-Mario zu, mit dem es in schwindelige Höhen geht, der Feindkontakt hindert Euch allerdings am Weiterhüpfen, eine Verwandlung in Marios normale Gestalt ist dann unabwendbar. Auch der Klassiker ist wieder mit von der Partie, bereits vor zwanzig Jahren konnte der Luigi-Bruder Feuerbälle in Richtung seiner Gegner schleudern, heutzutage darf er damit Podeste entzünden und dadurch Plattformen aktivieren. Das Schleudern der Feuerbälle geschieht im Übrigen durch ein kräftiges Schütteln der Wii-Fernbedienung, ähnlich wie Marios Wirbelattacke, welche die meisten Gegner schlichtweg umhaut. Ein Gumba lässt sich dadurch in einen lebendigen Wirbelwind verwandeln, der nur noch durch einen beherzten Fußtritt vom Spielfeld katapultiert werden muss. Aber um nicht abzuschweifen, wollen wir nochmals auf Marios Verwandlungsmöglichkeiten zurückkommen. Ähnlich wie Arnold Schwarzenegger in "Terminator 2" glänzt unser Protagonist in Form des vereisten "Kältezapfens". Als Eis-Mario friert Wasser regelrecht - jedoch zeitlich begrenzt - unter Marios Füßen zu Eis. Tödlich-kalte Gewässer könnt Ihr mit dieser Erweiterung überqueren, Wasserfälle lassen sich erklimmen, Fontänen zu eisigen Plattformen verwandeln, über welche Ihr einige Ebenen nach oben gelangt. Als rotbemützter Geist, eine Neuheit in der Serie, kann die Knubbelnase durch Gitterstäbe hindurch, ist aber bei Lichtstrahlen einer stetigen Gefahr ausgesetzt, die nur durch behutsames Agieren verhindert wird. Und last but not least: Regenbogen-Mario, im Endeffekt die klassische Unbesiegbarkeit in Personenform. Ob stachelige Pflanze, hässliches Krabbelgetier oder pieksige Kakteen - damit werden alle Widersacher im Nu ausgeschaltet, des Weiteren bekommt Mario zusätzliches Tempo spendiert.
Jedoch erst die Verquickung mit den Spielwelten macht die Genialität von "Super Mario Galaxy" aus, die vielen unterschiedlichen Aufgaben, die der Titel vom Spieler abfordert, sind das was den Titel ausmacht. Eine Beständigkeit, die nur selten in Videospielen zu finden ist, selbst über zwanzig Spielstunden hinweg bleibt der Titel qualitativ auf einer Ebene - die Messlatte ist derartig hoch, dass kein Finger mehr zwischen "Super Mario Galaxy" und dem perfekten Spiel - das es natürlich niemals geben wird - passt. So bestreitet Ihr beispielsweise ein Pinguin-Wettschwimmen, in dem Ihr in stetiger Regelmäßigkeit die Wii-Remote schwingt, um Schub zu erhalten, gleichzeitig aber mit dem Steuerkreuz des Nunchuks die Temporinge anvisiert. Auch die verbleibende Luftanzeige sollte Beachtung finden, denn anderenfalls säuft der begabte Handwerker schnurstracks ab. Allerdings gibt es jede Menge Münzen im Spiel, die - bedauerlicherweise - einen geringeren Stellenwert als zu Mario-Urzeiten einnehmen. Sie dienen lediglich als Lebensenergie-Füller, Bonusleben erhaltet Ihr durch das Einsammeln aber nicht mehr. Dafür existieren nun Sternenteile, lustig bunte, kugelförmige Objekte, die überall in der Gegend verteilt sind, ebenso auch von besiegten Opponenten hinterlassen werden. Nützlich sind diese zur Aufbesserung von Marios Lebenskonto - habt Ihr 50 Stück davon eingesammelt, erhält der italienische Charme-Bolzen ein Zusatzleben. Häufig wollen Luma, die Bewohner der Sternenwarte mit den Glitzerobjekten damit gefüttert werden, um neue Galaxien erscheinen zu lassen oder Sternenrampen, die Euch von einem Planeten zum nächsten Himmelskörper führen. Allerdings findet Ihr die Sternenteile oftmals wild verteilt und auf den ersten Blick beinahe unmöglich zum Einsammeln. Teilweise schweben die Objekte der Begierde frei im Raum, erscheinen nur kurzzeitig nach Betätigung einer Drehschraube oder wurden nur knapp oberhalb der Oberfläche eisig kalten Wassers platziert. Auch hier hat sich Nintendo wieder einmal etwas einfallen lassen, denn durch die Kontrolle der Wii-Remote besitzt Ihr einen Sternenzeiger, der, solltet Ihr damit Sternenteile berühren, diese schnurstracks einsammelt, gleichgültig wo sich diese befinden. Dies gestaltet sich aber gar nicht so einfach wie gedacht, denn Mario und gleichzeitig den Controller zu koordinieren ist eine Wissenschaft für sich, funktioniert aber dennoch nach kurzer Zeit problemlos.
Auch bei der Lebensenergieanzeige gibt es eine Veränderung zu verkünden. Diese setzt sich nun nur noch aus drei Teilen zusammen, kann aber durch einen roten Pilz auf sechs erhöht werden, wobei dies nicht von Dauer sein muss. Ebenso in vielfacher Weise vorhanden - die "?"-Münze, durch welche bei Berührung unter anderen Münzhaufen erscheinen oder eine Musiknoten-Schlange, die nach dem Einsammeln wiederum ein Extra-Leben springen lässt.
Wesentlich interessanter dürfte hingegen die Hatz nach den Sternen ausfallen, denn nur hier sieht man den Ideenreichtum, der in diesem Abenteuer steckt und "Super Mario Galaxy" als Einzigartigkeit auszeichnet. Dass eine storybasierende Atmosphärendichte nicht möglich ist, ist weiter nicht verwunderlich, denn betrachtet man lediglich die hinter dem Titel stehende Hintergrundgeschichte im Hinblick auf Tiefgründigkeit wird schnell offensichtlich, dass man hier kaum Auszeichnungen verdienen kann. Was den Titel allerdings auszeichnet, sind eben die Levels an sich, die entwicklerische Schöpferkraft, die innovativen Levelelemente, das vereinnahmende Gameplay. Da spielt es keine Rolle, ob Mario im Hechtsprung von Plattform zu Plattform springt, leichtfüßig auf einem Sternenball (samt Neigungssteuerung der Wii-Remote!) einen Parcours abfährt oder mit grünen Schildkröten auf Bowsers Miniversion feuert. Häufig muss Mario so genannte Sternenchips zu einem Gesamten zusammenfügen, um wiederum ein Sternenkatapult zu erschaffen, dass ihn auf neue Himmelskörper befördert, ab und an in einer heiteren Rutschpartie auf strömenden Sanddünen jene Teile in gewagten Manövern ergreifen. Mit der Wii-Remote geht es an Greifsternen durch gegnergespickte Umgebungen, lediglich die Anziehungskraft des Greifsterns hält Euch im schwerelosen Raum an Ort und Stelle. Allein diese kniffligen Zielspielchen verlangen eine Menge Geduld, übertreffen sich aber immer wieder an kreativem Einfallsreichtum. Im richtigen Moment solltet Ihr so von einem zum anderen Greifstern schweben, anderenfalls könntet Ihr von einer Stachelbombe aus dem Konzept gebracht und direkt in das nächstgelegene schwarze Loch gezogen werden oder Ihr verpasst den Anschluss und schwebt recht hilflos im All herum. Nur gut, dass die Wii-Remote im rechten Moment zur Stelle ist und Mario aus dem Schlamassel ziehen kann. Dies ist übrigens eine neuartige Todesart, denn den gewöhnlichen Absturz in einen Abgrund gibt es im Weltraum nicht mehr. Wieder mit dabei sind eine Vielzahl von Schalterrätseln, sei es eine durch eine Stampfattacke ausgelöste Plattformbildung, die nur kurzzeitig währt und in diesem Zeitraum der Stern zu ergattern ist, oder es stellt sich heraus, dass Ihr mit besagtem Bodenschalter hoch hinaus kommt, da Euch dieser nach oben katapultiert, wo beispielsweise ein weiterer Planetenkörper auf Euren Besuch wartet.
An Ranken klettert Mario durch Schütteln der Wii-Remote hurtig entlang, schießt sich per Kanone auf weit entfernte Ziele, reitet auf einem Rochen durch wunderschöne Wasserlandschaften oder läuft über Ebenen, auf welchen sich durch Entmaterialisierungen jederzeit gefährliche Löcher auftun. Der holden Bienenkönigin helft Ihr beim Körperkratzen, indem Ihr Sternenchips auf ihrem Leib einsammelt, lenkt weiterhin zielgerichtete Raketen in ansonsten unzerstörbare Kuppeldächer und lauft über sich bewegende Plattformen, die in ihrer Anordnung einen Preis verdient hätten. Auf Wüstenplaneten lässt sich Mario von Wirbelwinden in die Höhe tragen und gleitet dann durch temporeiche Drehbewegungen von Lüftchen zu Lüftchen, auf einem kubusartigen Himmelskörper muss der Klempner alle Plattformen gleichfarbig einfärben, was ihm durch Elektrozäune und patrouillierende Feinde deutlich erschwert wird. Allein die Mutterschiff-Welten, bekannt aus "Super Mario Bros. 3", sind wieder einmal eine Schau, wobei wir bislang noch nicht einmal auf das äußerst abwechslungsreiche Schwimmverhalten des Pizzaliebhabers eingegangen sind. Besser hätte man die Steuerung hier nicht umsetzen können, die Kameraeinstellung bleibt zu jedem Zeitpunkt in sicherer Position angeordnet, darf aber dennoch - eingeschränkt - auch manuell stufenweise verändert werden. Auf einem Panzer durch die Planetenmeere zu reiten, ist eine Schau, aus den Wettrennen gegen die Zeit könnte man gar ein eigenes Spiel draus basteln. Hervorragend auch die Läufe gegen Schatten-Mario himself. Ein dunkles Ebenbild des gutmütigen Klempners will des Öfteren im Spiel in einem Rennen besiegt werden, zur Belohnung wartet, wie so oft, ein Stern auf Euch. Habt Ihr übrigens die gewöhnlichen Sterne einer Galaxie eingesammelt, gibt es immer auch noch außertourliche Glanzkörper zu besuchen. In erschwerten Situationen tritt Mario dann beispielsweise mit nur einem Lebenspunkt gegen einen der vielen äußerst imposanten Endgegner an oder muss eine Himmelskörperkonstellation innerhalb eines Zeitlimits hinter sich bringen. Mit den geliebten Röhren geht es ab in den Untergrund, häufig jedoch warten auf Euch auch klassische 2D-Welten, die durch Gravitationsveränderungen ungemein genial wirken. Hier gilt es das Köpfchen zum Rauchen zu bringen, denn ein falscher Schritt kann den Absturz bedeuten, Schwerkraftveränderungen innerhalb bestimmter Gegenden verlangen den korrekten Umgang mit der Levelumgebung. So werdet Ihr vom Boden aus an die Decke gezogen, in rasender Geschwindigkeit gen senkrechter Abgrenzung, werdet von Raumstrudeln durch die Gegend gerissen, lauft auf langsam verschwindenden Plattformen in Richtung sicherem Levelausgang oder entdeckt - mir nichts, Dir nichts - eine neue Route. Vielleicht wartet dort ja einer der drei grünen Sterne auf Euch? Ja, Ihr habt richtig gelesen! Grüne Sterne - was diese allerdings mit sich bringen, ist ein weiteres Geheimnis, das wohl nur den Käufern unter Euch zuteil wird ;-) .
Wie man es auch drehen und wenden will, um Marios neuesten Abenteuer kommt man einfach nicht herum. Kein Spieler auf dieser Welt will sich die weitläufigen Planeten entgehen lassen. Denkt man an "Super Mario 64"-Zeiten zurück musste man in einer einzigen Welt oftmals gleich eine ganze Reihe von Sternen abgrasen. Heutzutage findet man hier manchmal für ein ähnlich umfangreiches Areal gerade einmal einen Stern. Ihr seht also, in Sachen Umfang macht dem aktuellen Super Mario-Ableger kein Vorgänger etwas vor, vielmehr muss die gesamte Videospielwelt diesem einen Titel neidisch nachblicken, wie er schnellen Fußes an der Konkurrenz vorbeihuscht. Und wäre es kein Mario-Spiel, würde man auch nicht auf den Stachelpanzer Bowser treffen. Auch er ist mit von der Partie, der Kampf gegen ihn ist ähnlich genial, wie die planetenumfassende Maulwurfattacke oder der steineschleudernde Felskoloss. Jede Sekunde des Titels muss man einfach genießen, an jeder Ecke warten weitere Ideen darauf entdeckt zu werden. Müsste man all diese beim Namen nennen, könnte man aus diesem - sowieso schon umfangreichen - Test beinahe ein eigenes Büchlein schreiben. Ebenso wollen wir Euch auch nicht die gesamte Vorfreude auf den Titel des Jahres nehmen - zu entdecken werdet Ihr noch vieles haben. Was den Titel aber zusätzlich auszeichnet sind die vielen Details am Rande, sei es der gelegentlich erscheinende Toad-Eilbote, der im Auftrag von Prinzessin Peach einen Brief an Mario dabei hat. In diesem enthalten sind unter anderen fünf Extra-Leben. Oder die vielen unterhaltsamen Levelbewohner, seien es die altbekannten Pinguine oder der Pilzkopf auf Schatzsuche. Aber auch Luigi erscheint des Öfteren an den unmöglichsten Stellen mit einem Stern im Gepäck - allerdings mit hilfesuchender Bittstellung an Mario, ihn doch netterweise aus seiner misslichen Lage zu befreien. Gleichgültig wo Ihr seid, im winterlichen Skigebiet, in hitzeerfüllten Sanddünen, auf überdimensionalen Turmbauten oder in schatzverseuchten Höhlen mit sich stetig veränderndem Wasserspiegel - Ihr werdet schlichtweg begeistert sein!
Grafik & Sound....
Für Wii-Verhältnisse macht "Super Mario Galaxy" auch in grafischer Hinsicht alles richtig! Die überaus bunten Welten, der Abwechslungsreichtum der Level-Architektur, die süß in Szene gesetzten Feinde, die oftmals durch eine Plumps-Attacke ausgeschaltet werden können - jeder Blickwinkel erlaubt neue Details, die vormals nicht ersichtlich waren, entwicklungstechnische Geistesblitze reihen sich in dichter Folge aneinander. Die Animationen der Endbosse sind hervorragend gestaltet, Marios Bewegungen sowieso ein optischer Leckerbissen. Ob kugelförmiger Planet, weitflächige Weltraumkonstruktion oder 2D-Klassikareal - in jeder Darstellung steckt eine riesige Portion Liebe zum Detail, regelrechtes Herzblut wurde in den Titel gesteckt. Nicht anders sind die Myriaden an optischen Feinheiten zu deuten. Das Geisterhaus kommt traditionell daher, wohingegen überdimensional große, sich drehende Konstruktionen teilweise Verwirrung stiften dürften. Alles, aber auch wirklich alles ist einen Blick wert. Genießt es, denn es wird Jahre dauern, bis wir erneut in den Genuss einer solch grandios-bunten, bombastisch guten, effektgeladenen Grafik-Bombe kommen.
Auch der Sound verdient eine Auszeichnung, die melodiösen Kompositionen lehnen sich an den Vorvorgänger an und schaffen somit eine den Spieler vereinnahmende Atmosphäre, die man nur selten erlebt. Wunderschöne Melodien, Wohlklänge aus einer anderen Welt, Töne, die man in einigen Jahren mit der Super Mario-Serie in Verbindung bringen wird und sich äußerst zufrieden dabei zurücklehnen kann. Nur zu schade, dass es bislang keinen Soundtrack dieser beinahe perfekten Videospiel-Komposition gibt. Marios altbekannte Ausrufe, zuckersüße Soundeffekte geplätteter Gegner und das allseits beliebte Einfangen des Glitzersterns sind Anlass genug, von einer umfassenden, erhabenen Soundkomposition sprechen zu können.
Multiplayer....
Auch an einen Mehrspieler-Modus hat man bei Nintendo gedacht, wobei dieser der wohl unnötigste Zusatz des Spieles ist: da ein Spieler Mario steuert und sein Kumpane die Steuerung des Sternenzeigers übernimmt und für das Einsammeln der Sternenteile verantwortlich zeichnet, ist das hierbei gelebte Spielgefühl keine Ausnahmeerscheinung, eher Mittel zum (Mehrspieler-)Zweck und nicht sehr inspirierend. Spannender wäre es daher, sich entweder bei der Sternenhatz abzuwechseln, respektive alleine weiter vor dem Bildschirm zu verweilen. Der Aspekt des "Mehrspieler" macht bei "Super Mario Galaxy" daher nur bedingt Spaß!
Fazit....
"Super Mario Galaxy" hat es geschafft den Thron für sich einzunehmen. Die brachiale Gewalt mit der es auf die Spieler losgelassen wurde, hat seine Spuren hinterlassen. Halb Deutschland läuft seitdem in Latzhosen durch die Gegend… Aber im Ernst: Was Nintendo mit demVorzeigetitel gelungen ist, ist ganz großes Videospiel-Kino. Spannender als jeder Action-Reißer, innovativer als so mancher Erfinder, farbenfroher als eine Packung "Haribo"-Bären. Das Konzept der Himmelskörper, welche Levels verkörpern, geht voll und ganz auf und konzentriert sich in einzigartiger Weise auf einer der einfallsreichsten Level-Architekturen überhaupt. Ohne Ausnahme ist jede Sternen-Aufgabe ein Gedicht, eine Meisterleistung in levelarchitektonischer Hinsicht. Ob gewöhnlicher Gumba, Qualle oder gefahrvoller Krabbelkäfer - alle Widersacher wirken wie aus einem Guss, der gesamte Titel wie ein großes Ganzes, die Vermengung der besten Zutaten zum ultimativen Gericht. Dann kann man getrost auf eine komplexe Story verzichten. Ideenreichtum und die klassische Mario-Philosophie sind die Basis eines erfolgreichen Klempner-Abenteuers, wobei das vorliegende mit Recht als solches bezeichnet werden darf. Auch wenn Ihr den schnauzbärtigen Liebhaber der Gemütlichkeit um alles in der Welt nicht ausstehen könntet, müsstet Ihr dieses Abenteuer Euer Eigen nennen - als Videospieler kommt man an diesem einfach nicht herum! Eine perfekte Balance, die sensationellste Spielwelt, ein Umfang aus dem Bilderbuch, technische Hochglanzoptik, eine orchestrale, ohrwurmgleiche Musikkomposition, Ideenvielfalt in Reinkultur, Detailreichtum bei der Gestaltung und eine Atmosphäre, die einen schlichtweg umhaut. Eine Leistung, die nur von Super Mario zu bewältigen ist. Und damit wären wir wieder dabei angelangt, dass der knollennasige Klempner diesen Namen vollkommen zu Recht verdient hat. Der Kreis schließt sich also und Ihr seid hoffentlich noch fleißig am Sternesammeln - im besten Fall aber auf dem direkten Weg zu Eurem örtlichen Spielehändler!
Gastkommentar Christian Schlegel