Mario ist im Moment ja allgegenwärtig. Die einen warten auf seinen ersten
2D-Auftritt auf einer Heimkonsole seit 1991 in New Super Mario Bros. Wii und
ebenso viele dürften auch den Release von Super Mario Galaxy 2 herbeisehnen.
Dass auf der letzten Electronic Entertainment Expo aber nicht nur diese zwei
Schwergewichte vorgestellt worden sind, sondern sich im Schatten ihrer auch noch
ein kleines Highlight für DSiWare ankündigte, ging in all dem Trubel um Mario,
Zelda und Metroid etwas unter. Nichtsdestotrotz kehren nun Mario und Donkey Kong
gemeinsam zurück und sorgen für eine Reminiszenz an vergangene Tage: Wie im
Original-Automatenspiel entführt Donkey Kong eine holde Dame und Mario fühlt
sich berufen, diese zu retten. Die Geschichte ist fast genauso simpel wie
früher. Mario eröffnet gerade den Freizeitpark „Super Mini Mario World“, da
gehen natürlich just in dem Moment als Donkey Kong Eintritt begehrt, die Karten
aus und der Affe darf nicht mehr rein. Verständlicherweise darüber empört,
schnappt der sich Marios Begleiterin Pauline (noch vor Daisy und Peach die erste
zu rettende Dame im Automaten-Klassiker) und Mario hechtet mithilfe der
Mini-Marios hinterher. Weder ist das sonderlich originell noch wirklich neu. Die
„Story“ wie auch die nur dezent animierten Standbilder hat man in weiten Teilen
von der DS-Vorlage übernommen, kleine Änderungen inklusive. Überhaupt betreibt
Nintendo wieder einmal Recycling mit seinen eigenen Produkten. So hat man sich
nicht nur bei der Rahmenhandlung an älteren Titeln bedient, auch einige
Level(abschnitte) dürften Fans der Serie durchaus bekannt vorkommen. Aber keine
Sorge, alles in allem bietet die „Rückkehr des Mini-Marios“ noch ausreichend
eigene Inhalte, um zu begeistern.
Doch beginnen wir einfach am Anfang, denn zunächst müsst ihr entscheiden, ob ihr
der Besitzer seid oder nur ein Gast. Leider krankt auch Mario & Donkey Kong
wieder am typischen DSiWare-Phänomen, dass lediglich ein Spielstand angelegt
werden kann. Jeder Fremde darf sich hier nur über den Gast-Account einloggen und
so ohne Speichern munter alle Levels zocken, die der Besitzer bereits
freigespielt hat. Das ist lahm und wenig motivierend. Solltet ihr aber der
glückliche Besitzer sein, landet ihr anschließend im echten Hauptmenü. Euch
erwarten das Hauptspiel, ein ausgewachsener Leveleditor und schmale Optionen.
Der Abenteuermodus ist zunächst in vier Welten unterteilt, die jeweils aus acht
Levels bestehen. Im Anschluss daran fordert euch Donkey Kong zum Duell heraus
und solltet ihr fleißig auf Boni-Jagd gegangen sein, öffnen sich auch noch die
Tore für je ein neuntes Speziallevel. Zudem erwarten euch aber auch noch zwei
Bonus-Welten, deren Levels mit zunehmendem Spielfortschritt freigeschaltet
werden. Alles in allem wird man sich so durch 56 verschiedene Levels knobeln
dürfen. Das sollte euch vor allem beim knackigen Schwierigkeitsgrad später
einige Zeit beschäftigen. Aber worum geht es überhaupt bei Mario & Donkey Kong?
Entgegen der Erwartung steuert ihr weder den einen noch den anderen. Ihr habt
lediglich die zweifelhafte Kontrolle über zwei bis sechs Mario-Aufziehpuppen.
„Zweifelhaft“ deswegen, weil ihr sie nicht direkt - wie aus anderen Mario-Jump
n‘ Runs gewöhnt - steuern könnt, sondern ihnen einzig und allein den
Losmarschier-Befehl erteilen könnt. Habt ihr die kleinen Racker einmal
angetippt, laufen sie stur in eine Richtung davon. Eure Aufgabe ist es nun,
diese Männchen in Lemming-Manier bis zum Ausgangstor jedes Levels zu geleiten
und unterdessen möglichst viele Münzen oder Buchstabenkarten aufzusammeln.
Während das Zieltor meistens nicht das größte Problem darstellt, erfordern alle
Münzen schon ein großes Geschick. Zentrales Spielelement und die größte
Möglichkeit eurer Einflussnahme sind die im Level verteilten pinken Blöcke.
Diese zu Beginn meist unsinnig platzierten Klötze könnt ihr mit dem Touchpen
berühren und beliebig oft im Level verteilen. Die möglichen Ablageorte sind
allerdings je nach Level begrenzt und werden durch schemenhafte Umrisse
angezeigt. Im ersten Level habt ihr beispielsweise ein Feld von 4x3-Feldern
markiert, in welchem ihr drei pinke Blöcke setzen dürft. Ihr müsst nun vom
linken Bildschirmrand zum rechten gelangen. Passenderweise liegt dieses Feld
genau in der Mitte über tödlichen Stacheln. Was müsst ihr also tun? Die am
Anfang senkrecht aufgestellten Blöcke waagerecht verteilen, damit eure Männchen
gefahrlos über die todbringenden Zacken laufen können. Wollt ihr jedoch noch
klüger vorgehen, baut ihr aus den drei Blöcken eine Treppe, sodass die
Mini-Marios auch noch die oben auf einer Plattform befindlichen Münzen
einsammeln können. Zu Beginn jedes Levels habt ihr unendlich Zeit, um euer
Vorgehen genau zu planen. Ihr könnt die Laufwege der Minis im Kopf durchgehen,
euch überlegen, wann ihr die Blöcke wohin setzt und welche anderen
Eventualitäten eine Rolle spielen. Habt ihr aber erstmal den ersten Mini-Mario
in Gang gesetzt, läuft eine Zeit herunter und ihr müsst innerhalb dieser das
Ziel erreichen. Je früher, desto mehr Punkte winken euch.
Was sich zunächst einfach anhört, artet später in schlimmer Kopfarbeit aus. Die
Levels sind vollgestopft mit Fallen und Gegenständen, die richtig umgangen bzw.
eingesetzt werden wollen. Farbschalter öffnen entsprechende Wege, verschließen
dafür aber andere, Magnete lassen eure Männchen die Decke hochlaufen und die
klassischen Röhren bringen euch in ganz neue Bereiche. Dass ihr darüber hinaus
Gegner mit Hämmern betäuben müsst, Leitern, Sprungfedern und Förderbänder
beachten müsst, versteht sich fast von selbst. Und dabei seid ihr immer der
dummen Naivität euer Marionetten ausgeliefert, die stur geradeaus rennen und
sich nur umdrehen, wenn sie gegen eine Wand laufen. Außer mit den pinken Blöcken
könnt ihr sie nur noch mit sogenannten Stoppschildern aufhalten, die auf
Knopfdruck für einige Sekunden nach oben schnellen und die Mini-Marios kehrt
machen lassen. Bedenkt, dass ihr nicht alle Marios gleichzeitig losschicken
müsst. Manchmal wirkt es Wunder, die eine oder andere Figur zunächst allein auf
Reise zu schicken. Die Komplexität wird im jeweils letzten Level auf die Spitze
getrieben, wenn das Zieltor erst noch mit einem Schlüssel aufgeschlossen werden
muss. Einer der Mini-Marios trägt diesen bei sich. Die Schwierigkeit besteht
darin, genau dieses Kerlchen auch als erstes zum Tor zu lotsen, da die Truppe
ansonsten wieder abzieht. Doch keine Bange: Nintendo hat es ganz geschickt
verstanden, auch in der Thematik unerfahrene Spieler langsam heranzuführen. Die
Lernkurve verläuft zwar im späteren Verlauf steil, ist aber zu Beginn genau
richtig und führt euch in einer guten Mischung aus Anspruch und Erfolg durch die
ersten Welten. Überhaupt bleibt das normale Hauptspiel stets fair und machbar,
auch wenn man sicher an einigen Knobelaufgaben gerne verzweifelt wäre. Das liegt
nicht zuletzt am motivierenden Belohnungssystem. Geschaffte Aufgaben werden mit
Bronze, Silber oder Gold belohnt und mit einer gewissen Anzahl von
Gold-Medaillen werden dann neue Level freigeschaltet. Anfänger freuen sich
erstmal über geschaffte Levels, Profis gehen anschließend nochmal auf die Jagd
nach allen Münzen, der perfekten Zeit und infolgedessen der Goldmedaille.
Richtig schwer werden dann die Bonus-Level und vor allem der freischaltbare
„Plus-Modus“, der wirklich nur noch etwas für die ganz Hartgesottenen ist. Hier
dürfen alle Levels nochmal gespielt werden, aber ihr habt keine Zeit für Planung
mehr vor dem Start. Die Mini-Marios marschieren einfach sofort los und ihr müsst
spontan, intuitiv oder auswendig die richtigen Wege bauen. Etwas enttäuschend
sind dagegen die Kämpfe gegen Donkey Kong, die alle sehr ähnlich ablaufen,
uninspiriert wirken und bei denen keine wirkliche Spannung aufkommen möchte.
Wer einfach nicht genug vom Spielprinzip bekommen kann, der erfreut sich auch
nach dem Absolvieren des Hauptspieles an der Levelbaustelle. Dieses aus dem
Vorgänger bekannte Feature bietet euch die Möglichkeit, eigene verrückte
Labyrinthe zu erstellen und zwar mit allen Elementen, die auch von den
Entwicklern genutzt wurden. Ihr könnt aus verschiedenen Vorlagen wählen und
diese dann ganz nach eurem Belieben verändern. Die Bedienung ist dabei wie im
gesamten Spiel simpel und präzise. Lediglich die für Editoren gewöhnliche
Obergrenze an aktiven Elementen schränkt euch etwas ein, stört aber aufgrund
ihrer Großzügigkeit nicht wirklich. Das Beste an diesem Editor ist jedoch die
Möglichkeit, eure Levels online oder lokal mit Freunden zu tauschen und auch für
die Allgemeinheit anzubieten. Im Gegenzug ist es natürlich auch für jeden
erlaubt, unendlich viele neue Levels aus dem Internet herunterzuladen, auch wenn
man gerade keine Freunde zur Hand hat. Diese kann man sogar bewerten und nach
Bewertung, Datum oder Vorlagen sortieren lassen. Auch die Entwickler von
Nintendo bieten online einige neue Levelideen an. Wer mit dem Spielprinzip warm
geworden ist, dürfte hier das Paradies auf Erden finden, ein Schlaraffenland, wo
zwar nicht gebratene Tauben herumfliegen, aber kostenlos hunderte und tausende
neuer Levels warten. Auch hier ist die Bedienung einfach und die Downloadzeiten
angenehm kurz. Einziger Wermutstropfen: In heruntergeladenen Levels können keine
Medaillen erreicht werden, sodass ihr einzig für euren Spaß spielt.
Technisch geben sich Mario & Donkey Kong keine Blöße. Der Stil ist einheitlich
knuffig und sauber und alles würde wohl auch bei einem Retail-Titel so aussehen,
wie es jetzt aussieht. Die typischen Mario-Melodien mag man oder mag man eben
nicht, auf jeden Fall sind sie hier genauso gut wie eh und je. Von Rucklern oder
sonstigen technischen Einschränkungen bleibt man Gott sei Dank ebenso verschont,
wie von einer nicht funktionierenden Steuerung. Alles in allem technisch keine
Meisterleistung, aber gerade für DSiWare weit mehr als man eigentlich erwartet.
Fazit:
Marios und Donkey Kongs Schlagabtausch ist auch im dritten Anlauf eine durch und
durch vergnügliche Sache, die sich auch hervorragend als DSiWare-Titel eignet.
Das Spielprinzip ist simpel, fesselt aber ungemein lange an den Touchscreen,
wenngleich sich nach einiger Zeit aufgrund der limitierten
Interaktionsmöglichkeiten Abnutzungserscheinungen breit machen können. Dafür
wird eine gelungene Lernkurve aufgebaut und das Download-Paket ist so dermaßen
mit (freizuspielendem) Inhalt vollgestopft, dass es eine Freude ist. Den Preis
von lediglich 800 Punkten zahlt man insofern gerne, auch wenn einige
Level(abschnitte) nicht ganz neu sind und wieder nur der Besitzer wirklich Spaß
haben kann. Den könnt ihr dafür umso länger haben, da auch die Online-Anbindung
und die unendlich vielen neuen Levels im World Wide Web hervorragend gelungen
sind. Alles in allem eine sehr gelungene Anschaffung für jeden Puzzle-Fan!
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ riesiger Umfang…
+ …der durch Online-Funktion ins Unendliche geht
+ intelligentes Knobel-Gameplay
+ gute Lernkurve mit knackigem Abschluss
+ jede Menge abwechslungsreiche Hindernisse
+ „Schlüssel“- Level
+ umfangreicher Editor-Modus
+ präzise Steuerung
Minuspunkte:
- zum Teil Level-Recycling vom DS-Vorgänger
- nur ein Profil möglich
- Endgegner-Gefechte langweilig
- wenig Variation im Gameplay
Wertung:
Einzelspieler: 8,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
800 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(01.11.2009)