Bei manchen Programmen muss man wirklich am Verstand der Entwickler zweifeln
oder aber die Gier der Verleger bestaunen. MySims Camera ist so ein Produkt,
über das man trotz des günstigen Preises von nur 200 Nintendo-Punkten,
eigentlich nur den Kopf schütteln kann, weil doch schließlich eine
Kamera-Funktion auf dem DSi bereits vorinstalliert ist. Was kann eine
„MySims“-Kamera schon groß anders machen, außer vielleicht die putzigen
Charaktere der Serie zu integrieren?
Nichts! Und da könnte man den Test auch schon enden lassen. Schaut man es sich
doch mal genauer an, dann wird man wirklich kaum mehr finden als im
vorinstallierten Produkt von Nintendo. Im Hauptmenü seht ihr alle bisher
geschossenen Schnappschüsse, könnt aber auch neue Fotos von hier aus aufnehmen
oder aber ein markiertes bearbeiten. Leider hat man vergessen, die SD-Karte zu
unterstützen. Fotos, die lediglich dort gespeichert sind, dürfen mit diesem
Programm nicht bearbeitet werden. Ihr müsstet dann schon umständlich den
Speicherort manuell ändern.
Hat man sich dazu durchgerungen, ein Foto bearbeiten zu wollen, wird man direkt
von einem animierten Sim überrascht, der auf der Stelle laufend in meinem Foto
platziert ist. Eigentlich fragt man sich nur: Was soll der Quatsch? Wer möchte
einen laufenden Kopf-Füßler in seine Fotos einbauen? Nun gut, es gibt da ja
Mittel und Wege, daran etwas zu ändern. Grundsätzlich habt ihr beim Editieren
zwei Auswahlmöglichkeiten: Stopft einerseits das Bild mit bis zu drei der acht
besagten Figuren des MySims-Universums voll oder fangt selbst an im Bild
herumzukritzeln. Für die Sims stehen euch eine Reihe von
Veränderungsmöglichkeiten offen. Größer, kleiner, links, rechts, oben, unten,
laufend, tennisspielend, golfend, still, bewegend, lachend, weinend, erschrocken
und so weiter. Man ist sich zwar nicht sicher, was das bringen soll, aber es ist
immerhin etwas möglich, was das vorinstallierte Nintendo-Programm nicht kann. Im
Zeichenmodus dürfen unterschiedlich dicke Linien in vielen Farben gemalt und
wieder wegradiert werden. Über eine Handvoll Stempel verfügt das Programm
ebenfalls. Bleibt auch hier die Frage, ob man unbedingt Hundetapsen,
Regentropfen oder drei(!)blättrige Kleeblätter im Bild haben will. Hier endlich
darf man übrigens auch den Sim wegradieren, wenn man der lächelnden Fratze
endlich überdrüssig geworden ist.
Schließlich bietet das etwas langsam ladende Hauptmenü euch noch die
Möglichkeit, einen „Rahmen“ zu erstellen. Das Ganze ist nicht wörtlich zu
nehmen, es bedeutet lediglich, dass ihr die soeben beschriebenen Dinge quasi auf
ein leeres Blatt Papier pappt und danach dann Fotos damit schießt. Wollt ihr
also von euch und eurem Lieblingssim ein Foto machen, könnt ihr ihn schon mal
vorweg ins Bild setzen und das Foto entsprechend aufnehmen.
Und mehr ist dann wirklich nicht drin. Traurig, wenn man bedenkt, dass man im
kostenlosen Pendant die Bilder auch verzerren kann, es verschiedene
Kolorierungsmöglichkeiten gibt und sogar eine Gesichtserkennung integriert ist.
Immerhin sind die Menüs gut erklärt und einigermaßen sinnvoll aufgebaut. Wie
bereits kurz angerissen, ist aber das Laden der Bilder im Hauptmenü/ Album
langsamer als beim Nintendo-Programm und damit etwas unbefriedigend. Ach ja, für
Besitzer von MySims-DS-Spielen wie „Kingdom“ oder „Agents“ hält das Programm
noch ein „Schmankerl“ bereit: Dann darf man sich an speziellen Figuren aus den
eingelegten Spielen erfreuen.
Fazit:
Diese Lizenz-Kamera im MySims-Universum braucht eigentlich niemand, wenn
überhaupt die härtesten Hardcore-Fans der Casual-Reihe, die sich unbedingt mal
mit ihren Idolen zusammen auf einem Foto sehen wollen. Letztlich empfehle ich da
aber eher, ein normales Foto zu schießen und sich bei „Google-Bilder“ ein paar
Artworks zu schnappen, um diese dann mit einem Grafikprogramm in das Foto zu
integrieren. Kommt einfach günstiger und ist fast genauso sinn(voll/frei). Das,
was es will, erreicht das Programm im Großen und Ganzen – sieht man vom
langsamen Nachladen der Fotos und der fehlenden SD-Karten-Unterstützung ab – und
kann auch mit ordentlicher Menü-Struktur und sauberer Touchscreen-Steuerung
gefallen, doch dürften nur ein Dutzend Spieler da draußen wirklich wollen, was
das Programm bieten will: Ziel verfehlt!
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ MySims-Figuren
+ Menüführung in Ordnung
+ Touchscreen-Steuerung praktikabel
Minuspunkte:
- zögerliches Foto-Laden im Album
- weniger Umfang als kostenl. Nintendo-Pendant
- SD-Karte wird nicht erkannt/ unterstützt
- schlicht kein Bedarf
Prädikat:
"Mangelhaft"

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
200 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(01.11.2009)