Die Monkey Island-Serie ist eine der bekanntesten PC-Spiel-Serien der Welt. Ihr
Erscheinen Anfang der 90'er Jahre revolutionierte das damals langsam beliebter
werdende "Point'n Click-Adventure". Vor allem durch die abgedrehte Story und die
sehr spielerfreundliche Handhabung fehlte es bald auf keinem PC mehr. Rund 13
Jahre vor dem Erscheinen von "Fluch der Karibik" hatten sich schon die Leute von
LucasArts (damals noch LucasFilm) durch die Disney-Attraktion "Pirates of the
Caribbean" zu einem irrwitzigen Piratenabenteuer inspirieren lassen: "The Secret
of Monkey Island" war geboren. Hier schlüpfte man in die Rolle von Guybrush
Threepwood, der auf der Insel "Mêlée Island" ankommt, um dort zu einem
gefürchteten Piraten zu werden. Obwohl es bei weitem nicht das erste "Point'n
Click-Adventure" war, stellte es die Weichen für eine Vielzahl an weiteren
derartigen Games. Der schräge Humor, die geniale Story und die dichte Atmosphäre
ließen die Fangemeinde rasch anwachsen und befriedigten diese mit drei
Folgeepisoden, in denen die Geschichte um den trotteligen Protagonisten
weitererzählt und vertieft wurde. Nachdem die letzten Teile der Serie wegen
ihres "anderen Looks" bei den Fans nur noch bedingt so gut ankam wie die beiden
Originale, nahm sich nun die Firma Telltale Games dessen an und bringt in einem
fünfteiligen Episoden-Game die "Tales Of Monkey Island".
In "Tales Of Monkey Island" schlüpft man wieder in die Rolle von Guybrusch
Threepwood, der in seinem neuesten Abenteuer erneut Chaos und Anarchie in der
Karibik verbreitet. Die Grafik orientiert sich dabei stark am dritten Teil der
Serie. Die Optik wurde allerdings komplett überarbeitet und in einen neuen,
comicartigen Stil gebracht. Auf den ersten Blick scheint diese etwas
ungewöhnlich, doch an den neuen Look hat man sich recht bald gewöhnt. Trotz der
guten Verarbeitung fallen gelegentlich schwarze Linien zwischen den Grafiken
auf. Zwar kein Beinbruch in dem Sinne, da es nur auf den Bodenflächen des
Dschungels vorkommt. Wesentlich negativer fallen die Ruckler und Ladezeiten auf,
die auf Dauer einfach nur noch nerven. Doch abgesehen davon sind die Charaktere
und Umgebungen sehr gut gelungen und versprühen den typischen, originellen
Monkey Island-Charme.
Der Sound ist eine sehr stimmige Untermalung und glänzt mit atmosphärischer
Inszenierung des Piraten-Settings. Erwähnen sollte man die verschiedenen
Umgebungssounds, die sich nahtlos in die Spielmusik einfügen. Dies führt zu
einem sehr guten Audioerlebnis, wie man es sich öfter wünscht.
Die Steuerung per Wii-Remote ist gut gelungen. Speziell die Ausweichsteuerung
des Alter-Egos über das Steuerkreuz wird dankend angenommen, da man mit der
"Standard-Steuerung" per "Draufzeigen" bei weitem nicht so flüssig vorankommt.
Das Inventar wird wahlweise per Anwählen des Pfeils am rechten Bildrand oder
durch das Drücken von "-" geöffnet. Hier kann man die einzelnen Gegenstände
genauer "unter die Lupe nehmen", in dem man sie wahlweise per "Drag-and-drop"
auf das Lupensymbol führt oder umgekehrt. Natürlich darf die Option auf das
Kombinieren verschiedener Items nicht fehlen: Dazu muss man beide Objekte auf
die dafür vorgesehenen Felder führen und dann den "+"-Knopf zwischen den beiden
drücken. Wie man es gewohnt ist, kann man hier wieder nichts falsch machen.
Zur Story:
Kapitel 1:
Im ersten Kapitel werden die Grundlagen für das weitere Geschehen gelegt:
Nachdem Guybrush - wen wundert's? - es zu Beginn vermasselt, seinen Erzfeind
LeChuck zu vernichten, wird er von dessen Voodoo-Magie an der linken Hand
infiziert, die fortan ein recht amüsantes Eigenleben führt. Nach einigen
turbulenten Geschehnissen strandet unser Protagonist auf "Flotsam Island", einer
Insel, von welcher aufgrund ihrer seltsamen Winde noch nie jemand wieder
entkommen ist. Auf der Suche nach einem Fluchtweg sowie einem Heilmittel für die
Hand begegnet man allerhand skurrilen Charakteren und muss jede Menge
verhältnismäßig einfache Quests lösen. Sollte man wirklich mal feststecken,
erhält man von Guybrush in einstellbarer Häufigkeit Hinweise zur Lösung. Da das
Spiel nur komplett in englischer Sprache zum Download bereitsteht, sollte man
sich jedoch auf einiges gefasst machen. Die meisten Dialoge sind recht schnell
und deshalb gehen für den nicht so bewanderten Kenner der Sprache viele Gags und
Wortspiele einfach nur unter. Auch wird man sehr häufig zum Wörterbuch greifen
müssen, da viele Wörter vorkommen, die man im Regelfall nicht im aktiven
Wortschatz hat.
Fazit:
Schon nach kurzem Spielen des ersten Kapitels von "Tales Of Monkey Island" wird
schnell klar: Hier hat man einen "echten" Monkey Island-Titel vor sich. Trotz
der überarbeiteten Grafik fühlt es sich irgendwie "gut" an, wenn man mit
Guybrush von einem Gag zum nächsten wandert. Auch gefallen die vielen
Andeutungen auf vergangene Games. Obwohl es für die 1000 Nintendo Punkte, mit
denen es zu Buche schlägt, recht kurz ist, avanciert "Tales Of Monkey Island"
schon jetzt zu einem Geheimtipp für Freunde des Wortwitzes und der
Situationskomik. Doch sollte man dazu schon etwas mehr als nur Grundkenntnisse
in Englisch mitbringen.
Kapitel 2:
Nahtlos setzt sich das Spielgeschehen im zweiten Teil der Serie fort: Wo am Ende
des ersten Kapitels ein abrupter Cut gemacht wurde, um dem Spieler auf die
Fortsetzung heiß zu machen, beginnt die neue Episode just mit ihrem Höhepunkt.
Separat betrachtet ist dies eine eindeutige Schwäche. Sieht man es allerdings
als Teil eines großen Ganzen, kann man beruhigt darüber hinwegsehen, dass der
Rest der Handlung weniger mitreißend ist. Nach dieser schicksalhaften Begegnung
macht sich Guybrush zusammen mit seinem getreuen ersten Maat, Mr. Winslow, auf
nach Spinner Cay. Dort begegnet man einem etwas merkwürdigen Meervolk und einer
Vielzahl, diesmal etwas weniger offensichtlichen, Quests. Die Ladezeiten, die im
Vorgänger schon negativ aufgefallen sind, werden nun zur echten Prüfung, da man
hier oft mit einem Floß von Insel zu Insel fahren muss, was natürlich jedes Mal
mit einer nervigen Unterbrechung verbunden ist. Auch sind die Lösungshinweise,
die man bei den diversen Gesprächen erhält, schlichtweg irreführend. Trotz
alledem entkommt einem schon des Öfteren ein Schmunzeln, wenn man die kleinen
Quests löst und sieht, was unser Herr Threepwood da macht. Besonders
erwähnenswert ist ein kleiner Gag, den sich die Entwickler erlaubt haben: Im
Spielverlauf bekommt man das "Buch der Fischwitze" in die Hände. Jedes Mal, wenn
man dieses unter die Lupe nimmt, erscheint ein anderer Witz. Selbige sind zwar
keine echten Schenkelklopfer, dafür wird man jedoch noch bei vielen anderen
Gelegenheiten entschädigt.
Fazit:
Vor allem die nervigen Ladezeiten und das unlogische Lösungssystem seiner Quests
lassen den zweiten Teil von "Tales Of Monkey Island" etwas schwächer erscheinen,
als noch den Vorgänger. Gags und Situationskomik hat man hier zwar auch zuhauf,
durch die offensichtlichen Längen allerdings kommen diese hier nicht mehr so gut
zur Geltung. Alles in allem eine amüsante Fortsetzung, die allerdings ihre
Schwächen hat, die den Preis von 1000 Punkten etwas bitter werden lassen. Um
dies zu vermeiden[,] empfiehlt es sich definitiv eine Komplettlösung zu
verwenden, da man so den maximalen Genuss bei minimalen Ladezeiten hat.
Kapitel 3:
Wie schon beim zweiten Kapitel geht es auch hier nach einer kurzen
Zusammenfassung der vergangenen Ereignisse durch die Voodoo-Lady nahtlos mit der
Handlung weiter. Nachdem er am Ende des vergangenen Aktes samt seinem Schiff und
seiner Crew von einem gigantischen Manate verschlungen wurde, findet sich
Guybrush in einer der wohl kuriosesten Szenerien aller Monkey Island Teile
wieder: im Rachen eines riesigen Meeressäuger. Doch glücklicherweise ist er dort
nicht allein. Neben Winslow und der Piratenjägerin Morgan leFlay trifft er auch
hier wieder auf seltsame Gestalten, die das Innere des Manate bewohnen. Nach
einigen Aufgaben, die sich diesmal etwas logischer gestalten als noch im
Vorgänger - und natürlich nicht ohne auf größere Hindernisse zu stoßen - gelangt
unser Held schließlich wieder nach Flotsam Island, dem Ausgangspunkt seiner
Odyssee.
Die Ladezeiten, die sonst sehr negativ aufgefallen sind, werden hier auf ein
Minimum reduziert, da sich der Hauptteil der Episode in lediglich vier
Lokalitäten abspielt, zwischen denen kaum gewechselt werden muss.
Vom humoristischen Aspekt her scheint man hier eher auf Situationskomik gesetzt
zu haben als auf die sonst alles dominierenden Wortspiele. Natürlich ist auch
hier wieder einiges an Wortwitz geboten, aber dennoch schmunzelt man durchaus
das eine oder andere Mal öfter ob der grotesken Szenen, die man beobachten
darf.
Fazit:
Nach Kapitel zwei mit seinen Längen kehrt man hier wieder ins richtige
Fahrwasser zurück. Die wenigen Ladezeiten lassen diesen Teil wieder so schnell
und flott erscheinen wie schon Teil eins. Besonders Freunde gepflegter
Situationskomik werden in diesem Kapitel noch mehr auf ihre Kosten kommen als
bisher, da dieses Mal ein regelrechtes Feuerwerk an Absurditäten abgebrannt
wird.
Kapitel 4:
Im vorletzten Teil der Tales of Monkey Island-Serie darf Guybrush wieder auf
Flotsam Island sein Unwesen Treiben. Und schon der Titel "Der Prozess und
Hinrichtung von Guybrush Threepwood" lässt darauf schließen, dass einen hier
Großes erwartet. So ist es dann auch: Anders als bei den bisherigen Teilen ist
hier einiges an unerwarteten Drehungen, Wendungen und Schicksalsschlägen zu
finden. Was sonst an Storyelementen über eine ganze Episode verteilt wurde,
findet man hier dicht gepackt (fast) im Viertelstundentakt auf sich einprasseln.
Verpackt ist dies natürlich immer noch im klassischen Gag-Kostüm aus Wortwitz
und Situationskomik. Aber diesmal mischen sich auch einige zartbittere
Gelegenheiten bei, die den sonst so dämlichen Protagonisten in einem neuen Licht
stehen lassen.
Fazit:
Der vierte Teil der Serie ist der bisherige Höhepunkt. Zwar bietet er nicht ganz
so viele Momente herzlichen Lachens wie noch seine Vorgänger, aber die
hervorragend erzählte Story entlohnt bei weitem dafür.
Kapitel 5:
Der letzte Teil der Geschichten von Monkey Island sollte eigentlich das große Finale der Serie darstellen. Aber leider kommt beim Spielen nicht wirklich diese großartige Stimmung auf: Gefangen auf der Kreuzung zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich macht sich Guybrush, daran einen Weg zurück ins Leben zu finden. Auch hier trifft man wieder alte Bekannte und den einen oder anderen skurrilen neuen Charakter, die aber diesmal nicht wirklich zu dem sonst üblichen Feuerwerk an Wortwitz beitragen. Die Rätsel sind im Vergleich zu einigen der bisher gelösten eher offensichtlich und speziell die "Voodoo-Diät" ist leider nur eine recycelte Idee aus dem vierten Teil. Die Spielzeit ist nicht nur gefühlt um einiges kürzer als die aller Vorgänger: Durch das häufige Hin und Her zwischen den Lokalitäten versuchte man dies zwar zu vertuschen, aber leider gelingt das nicht. Einzig die großen Momente von Morgan LeFlay und der Showdown mit LeChuck können da einiges wiedergutmachen.
Fazit:
Leider ist der fünfte Teil der Serie nicht das erwartete, fulminante Finale Grande, das man sich erhofft hatte. Die Gags sind streckenweise so fein und subtil, dass man sie schlichtweg übersieht. So fühlt man sich irgendwie unbefriedigt, wenn der Abspann schon viel zu früh abläuft. Einzig die Hoffnung auf eine weitere Geschichte um den Mighty Pirate ™ ist das Gefühl, das anhält.
Abschließendes Fazit:
Knapp zehn Jahre nach der Veröffentlichung des letzten Abenteuers um den wohl mit Abstand untalentiertesten und untypischsten (Möchtegern-)Piraten der Welt, Guybrush Threepwood, hat man bei Telltale Games die Meisterleistung vollbracht, ein neues Adventure im Monkey Island-Kosmos zu schaffen, das die Fans der Serie nicht enttäuscht. Die optische Auffrischung und sämtliche weiteren Neuerungen sind mit der angebrachten Vorsicht und Sorgfalt gemacht worden, um die breite Fan-Base nicht zu verärgern. Gags, Wortwitz und Story fühlen sich immer noch so an wie früher: Mal hintersinnig, mal infantil, dann wieder einfach nur dämlich (im positiven Sinne). Die Entscheidung aus den "Tales of Monkey Island" eine Episoden-Geschichte zu machen, ist aber fast schon Abzocke. 50 Euro sind einfach zu viel Geld, das man für alle fünf Teile zahlen muss und zumal man wohl nicht auf einen Preisnachlass hoffen darf, auch ein sehr abschreckender Faktor. Vor allem angesichts der Tatsache, dass nicht einmal eine deutsche Untertitelung. geschweige denn Synchronisation, findet. Eingefleischte Fans wird das kaum abschrecken und sofern sie des Englischen wirklich gut mächtig sind, werden sie definitiv auf ihre Kosten kommen. Selbibes gilt natürlich auch für gut betuchte Anfänger, die mit dem sehr angenehmen Schwierigkeitsgrad sicherlich keine Probleme haben werden, da im Adventure-Bereich kaum etwas vergleichbar Dankbares zu finden ist. Immer vorausgesetzt natürlich, dass man über ein ausreichend gut gefülltes Punktekonto verfügt.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Gute Atmosphäre
+ Geniale Gags
+ Witzige Story
Minuspunkte:
- Ladezeiten
- Komplett in englischer Sprache
- Teilweise unlogische Lösungsansätze
- 50 Euro für alle fünf Teile ist einfach zu teuer
Wertung:
Kapitel 1: Einzelspieler: 8,0
Kapitel 2: Einzelspieler: 7,0
Kapitel 3: Einzelspieler: 8,0
Kapitel 4: Einzelspieler: 8,5
Kapitel 5: Einzelspieler: 6,5
Gesamt: 7,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
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(03.03.2010)