Wenn man einen echten Videospiel-Klassiker neu auflegt, hat man immer einen
besonders schwierigen Stand: Einerseits muss man ja die vorhandenen Inhalte für
eine neue Generation an Spielern ansprechend präsentieren, andererseits darf man
es sich aber auch mit den Oldschool-Zockern, die den Titel damals schon gespielt
haben, nicht verscherzen, indem man drastische Änderungen vornimmt und so den
"Spirit", der ihn einst ausmachte, zerstört. TAITO hat sich mit "Arkanoid Plus"
an so eine Mammutaufgabe gewagt und den Arcade-Klassiker von 1986 für WiiWare
neu aufgelegt.
In "Arkanoid Plus" macht man sich in der Rolle des Raumschiffs "VAUD" auf, den
Angriff auf das Mutterschiff der Menschheit zu rächen. Im Arcade-Modus führt die
Verfolgung den Spieler auf den Planeten Arkanoid. Dieser besteht aus einem
Labyrinth von 2 x 31 Levels (in der Grundversion), durch die man sich bis zu
einem der beiden Endbosse vorkämpfen muss. Das Spielprinzip ist, damals wie
heute, denkbar einfach: Mit der Wii-Remote oder dem Classic-Controller steuert
man das Paddle am unteren Bildschirmrand, während man versucht mit einem Ball
die farbigen Steine im oberen Bildschirmbereich zu treffen. Hat man alle
zerstört, öffnen sich zwei Schleusen, durch die man in den nächsten Level
gelangt. Je nachdem, ob man links oder rechts das Spielfeld verlässt, setzt man
seinen Weg in einer Stage mit der Endung "L" oder "R" fort.
Die Missionen sind bedauerlicherweise vom Schwierigkeits- und Fairnessgrad her
gesehen extrem unausgeglichen: Durch die scheinbar wahllose Aneinanderreihung
der Runden, durch welche man mit etwas Geschick recht passabel durchkommt und
solchen, in denen man gut und gerne an die 2 (ZWEI!) Minuten mit endlosem
Über-die-Bande-Spielen verbringt, raubt selbst dem motiviertesten Spieler den
Spielspass. Denn erst nach längerem Spielen hat man den Dreh raus, wie man etwas
genauer beziehungsweise schneller an sein Ziel kommt. Je nachdem, ob der Ball
auf der linken- oder rechten Hälfte des Paddles aufkommt, wird dieser in die
entsprechende Richtung reflektiert. Doch selbst mit dieser Erkenntnis kommt man
nur unwesentlich schneller voran.
Die vielen verschiedenen Items, die man in Form von bunten Pillen nach dem
Zerstören bestimmter Steine aufsammeln kann, machen dies nur bedingt etwas
einfacher. Mit welchem Upgrade man am besten zu Recht kommt, ist zwar
letztendlich Geschmackssache, aber bei einigen der unfairen Passagen haben sich
der Laser und der Mehrfachball als äußerst effektiv erwiesen. Die Feinde, die
optional auch noch das Spielfeld bevölkern, sind da gelegentlich eine größere
Hilfe: Da die Kugel an den Feinden abprallt, erwischt man häufig durch Zufall
noch den einen oder anderen Farbstein mehr. Die restliche Zeit allerdings sind
die Gegner nur störende Elemente, die keinen Schaden im eigentlichen Sinne
anrichten. Das Schlimmste, was sie tun, ist die "vorausberechnete" Flugbahn der
Kugel zunichte zu machen und so dafür zu sorgen, dass dem Spieler nicht
langweilig wird.
Doch Langeweile kommt vor allem dann nicht auf, wenn man gegen die Uhr antritt.
Da man nicht nur die aktuelle Stage-Time angezeigt bekommt, sondern auch noch
die gesamte Spielzeit, ist "Arkanoid Plus" prädestiniert für Speedruns. Für den
Fall, dass man sich für diese Variante entschieden hat, rentieren sich auch die
bis zu sieben Leben, die man vor dem Spielstart einstellen darf. Je nach Gusto
kann man aber stattdessen auch die Variante "Barriere" wählen, bei der der Ball,
sollte er mal nicht rechtzeitig erwischt werden, an eben einer solchen wieder
nach oben gespielt wird. Dies geht so lange, bis man alle von ihnen aufgebraucht
hat und es somit quasi "ernst" wird.
Im separat anwählbaren "Zeit-Modus" gilt es in den vier verschiedenen Stufen,
die jeweils vorgegebene Anzahl an Levels in einem bestimmten zeitlichen Rahmen
zu meistern. An sich klingt das nicht unbedingt nach einer echten
Herausforderung. Da man aber nur ein Leben hat, wird es meist dann doch ziemlich
interessant. Die Bestzeiten werden bei der entsprechenden Stufe vermerkt, so
dass man schon bei der Levelauswahl sieht, welche (un)schlagbaren Zeiten es
gibt.
Als letzte Spielvariante haben die Entwickler einen VS-Modus spendiert, in
welchem man wahlweise gegen die CPU oder einen menschlichen Gegner im
Offlinebetrieb antritt. Hier ist das Ziel, als Erster alle (Farb-)Steine zu
zerstören. Um die Sache etwas aufzupeppen, findet man in dieser Spielart
zusätzliche Pillen, die dem Gegner das Leben schwerer machen: Man kann ihm
entweder zusätzliche Steine schicken, ihn schrumpfen oder seine Kugel
verlangsamen.
Neben dem Versus-Spiel lassen sich auch ALLE(!) anderen Modi im kooperativen
Spiel bestreiten, was den Spielspaß natürlich enorm anhebt und speziell im Falle
der Time-Attack auch die Schwierigkeit drückt. Spielt man mit einem Freund
zusammen, befinden sich am unteren Bildschirmrand zwei Paddles übereinander.
Nach jedem bestandenen Level wird durchgewechselt, so dass jeder Spieler mal
"oben" sein darf. Durch diese "Doppelung" tun sich auch ganz neue, fast schon
strategische Möglichkeiten auf: Während sich Spieler "1" um den Ball kümmert,
kann Spieler "2" etwa mit dem Laser die übrigen Steine versorgen. Mit etwas
Einfallsreichtum lassen sich so die coolsten Combos austüfteln, mit denen man
schon fast durch die Levels "spazieren" kann.
Die Grafik von "Arkanoid Plus" ist eigentlich dieselbe des Originals von 1986.
Natürlich hat man dem Ganzen einen frischeren Look verpasst, der etwas
ansprechender wirkt: Alle Spielelemente sind aufpoliert worden, um so einiges
filigraner zu wirken als die Pixelhaufen von anno dazumal. Auch hat man für
jeden Level eigene Hintergründe designt, die optisch recht ansprechend sind. Als
Hommage an das Original zerbröseln die Farbsteine in ihre Pixel, was den Ball
des Öfteren darin untergehen lässt, weswegen man nicht selten Probleme hat, ihn
darin zu erkennen.
Der Sound hat definitiv den Sprung in die mediale Neuzeit geschafft. Aus den
Boxen wird man mit technoiden Rhythmen beschallt, die aber in jedem Modus stets
die gleichen bleiben. Hier würde man sich mehr Abwechslung und vor allem mehr
Titel wünschen, da die Musik sehr an Tetrisphere erinnert, was seinerzeit ein
Meilenstein der Spielmusik war.
Die Steuerung via Wii-Remote in Seithaltung funktioniert einwandfrei. Mit dem
Steuerkreuz bewegt man die "VAUD" von links nach rechts, mit "1" beschleunigt
man und mit "2" setzt man einige der Upgrades ein.
Fazit:
"Arkanoid Plus" ist ein sehr gelungenes Remake eines echten Klassikers. Fans und
Neulinge finden einen Arcade-Hit, der speziell im Multiplayer enormen Spaß
macht. Obwohl der Schwierigkeitsgrad an sich nicht wirklich hoch ist, erfordern
einige der Levels doch enorme Ausdauer vom Spieler. Seien es nun quälende
Minuten, die man damit verbringt, den letzten Stein zu treffen oder in ein
bestimmtes Loch zu kommen oder auch gelegentliches "Hängenbleiben" des Balles
zwischen ein paar unzerstörbaren Steinen. Elemente also, auf die man getrost
verzichten könnte und die den Spielfluss um einiges beschleunigen würden.
Abgesehen davon ist "Arkanoid Plus" aber ein Spiel, das jeder Highscorejäger in
der Sammlung haben sollte. Mit einer Spielzeit von circa 30-60 Minuten (je nach
Können) und der akzeptablen Langzeitmotivation durch Speedruns und Timetrials
sowie dem spaßigen Mehrspieler, bekommt man hier wirklich etwas geboten für
seine Punkte. Wem die Grundausstattung nicht genügt, der kann die "Zone 2" für
200 Nintendo Punkte zukaufen, die mit weiteren 60 Levels aufwartet.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Einfaches Spielprinzip
+ Lustiger Multiplayer
+ Eine Legende kehrt zurück!
Minuspunkte:
- Kurze Spielzeit
- Unausgewogene Levelauswahl
- "Hängenbleiben" der Kugel
Wertung:
Einzelspieler: 7,0
Mehrspieler: 8,0

Screenshot

Screenshot 2

Preis:
800 Nintendo Punkte
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(18.10.2009)