Einer für alle!...und alle für einen? Im Fall von „Die Drei Musketiere“ für
WiiWare fällt letzteres leider weg, denn Porthos, Mitglied der berühmt
berüchtigten drei Musketiere, muss mit ansehen wie seine Kompagnons von den
Schergen des bösen Graf Xavier überrumpelt und eingesperrt werden. Ohne zu
zögern macht Porthos sich auf den steinigen Weg zur Bastille des Grafen, um
seine Freunde zu befreien.
Zu Beginn bietet euch das Spiel einen von 3 Spielständen an, Spieloptionen
hingegen gibt es keine. Gleich darauf startet das Intro, das eher unzeitgemäß in
Form von Comic-Panels präsentiert wird, euch die Story näher bringt und den
Hauptcharakter vorstellt. Die Einleitung macht durchaus einen charmanten ersten
Eindruck, doch hätten richtigen Animationen, an Stelle der Comicseiten, dem
Spiel sicherlich noch besser zu Gesicht gestanden, aber seis drum. Der
Grafikstil des Spiels lässt das etwas schnöde Intro schnell vergessen. Zwar ist
das Gameplay von der Bewegungsfreiheit in 2D gehalten, doch die Entwickler haben
durch grafische Details ein dreidimensionales Spielgefühl erzeugt. Dies liegt
vor allem an der Levelumgebung, die aus mehreren zweidimensionalen Hintergründen
besteht, welche durch ihre Anordnung im Vorder- und Hintergrund ein Gefühl von
Tiefe erzeugen. Der Grafikstil wirkt durch die simplen Texturen und schwarzen
Umrisse sehr comichaft oder wie eine selbst gebastelte Theaterkulisse. Witzige
Details, wie große schwarze Spinnen-Silhouetten, die durch den Vordergrund
krabbeln und Bogenschützen, die aus dem Hintergrund heraus auf euch schießen,
intensivieren das Gefühl einer dreidimensionalen Spielumgebung. Ein weiteres
Stilmittel sind die Kameraschwenks, wenn man eine Wendeltreppe hochsteigt, um
eine Ecke läuft oder andere spezielle Kameraperspektiven, die während der Levels
eingestreut werden.
Gesteuert wird mit Wiimote und Nunchuck, wobei Porthos per Nunchuck nach links
und rechts läuft und Leitern nach oben, bzw. unten klettert. Springen könnt ihr
per A-Knopf, gekämpft wird per Wiimote-Bewegung. Dies ist allerdings auf eine
simple Attacke mit dem Degen beschränkt, die durch eine beliebige Bewegung
ausgeführt wird…oder auch nicht. Dies ist ein erstes Manko des Spiels.
Unabhängig davon ob euch die Bewegungssteuerung zusagt oder nicht, werdet ihr
feststellen, dass grob geschätzt etwa 5% der Attacken mit der Wiimote nicht
erkannt werden. Ich habe in jeder Situation möglichst deutliche
Wiimotebewegungen gemacht und dennoch kam es immer mal wieder vor, dass eine
Bewegung nicht erkannt wird. Abwehren, kontern oder ausweichen könnt ihr
ebenfalls nicht, so dass die Treffer lediglich vom richtigen Timing abhängen,
welches man recht schnell raus hat. Ich persönlich finde die Offensive per
Wiimote-Bewegung durchaus auflockernd, andere würden sich wahrscheinlich eine
simple Buttonsteuerung herbeiwünschen, das muss jeder für sich entscheiden. Die
Steuerung ist ansonsten absolut gelungen, so dass die Sprung-,
Geschicklichkeits- und Klettereinlagen gut von der Hand gehen, woraus letztlich
ein einwandfreies Plattformer-Gameplay hervorgeht. Ihr springt über bewegliche
Plattformen, Falltüren, Stacheln, die aus dem Boden/der Wand kommen, klettert
Leitern auf und ab, um wiederum eine andere Leiter per Sprung zu erreichen und
ähnliche Geschichten. Ab und an muss man auch ein Fass als Sprungbrett benutzen
(wie auch immer dies physikalisch möglich ist) oder eine Kiste verschieben. Die
typischen Items, wie Herzen für eure Energieleiste, Extraleben und Münzen (aus
denen ebenfalls ein Extraleben resultiert), gibt es ebenfalls im Spiel. Diese
führen den Spieler hin und wieder in etwas verstecktere Gänge, so dass die
grundsätzliche Linearität des Spiels gelockert wird. Was ebenfalls gefällt sind
die unterschiedlichen Settings im Spiel. Erfreulicherweise ist man nicht nur in
der Festung unterwegs, obwohl bereits diese durch Kellergewölbe und Außenreale
zu begeistern weiß. Unter anderem führt Porthos die Spur des Grafen in ein
düsteres Kloster und über die Dächer eines französischen Dorfes. Die
Gegnervielfalt hingegen ist eher begrenzt und neben den Soldaten des Grafen, die
sich alle recht ähnlich verhalten und auf euch zugehen, sobald ihr ihnen zu nahe
kommt, gibt es lediglich 2-3 weitere Gegnerarten, wie ein Spinne, die zwischen
zwei Punkten hin und her hüpft. Der erste Bosskampf im Spiel ist eine schöne
Abwechslung, die glücklicherweise kein wildes Wiimotegefuchtel von euch
verlangt, doch zeigt sich im Verlauf des Spiels, dass die Entwickler leider
extrem sparsam mit weiteren Bosskämpfen waren. Hier hätte es definitiv noch
Potential gegeben.
Neben der optischen Präsentation ist auch der Sound ein ganz dicker Pluspunkt
des Spiels. Passend zum Musketier-Thema erklingen fast orchestrale Töne, die
meist von wundervollen Flötenklängen getragen werden. Die Präsentation wird
zusätzlich durch Sprachsamples des Helden abgerundet, aber immer in Maßen, damit
diese euch nicht zu den Ohren rauskommen. Der Wiederspielwert nach dem ersten
Durchspielen geht leider gegen Null, da es keine weiteren Schwierigkeitsgrade
o.Ä. gibt, die Spielzeit liegt in etwa bei rund 3 Stunden, was für umgerechnet 9
Euro gerade noch so im Rahmen liegt. Auch wenn besonders die Einschätzung des
Schwierigkeitsgrades sehr subjektiv ist, halte ich diesen für sehr ordentlich
ausbalanciert. Man stürzt hier und dort mal in einen Abgrund oder verschätzt
sich beim Angriffstiming, doch das Spiel ist nie unfair, so dass man ohne
größeren Frust entspannt durchs Spiel kommen kann.
Fazit:
Porthos Abenteuer ist bei weitem nicht frei von Mankos, doch das recht stumpfe Kampfsystem, welches als größte Schwäche des Titels bezeichnet werden kann, übertüncht das im großen und ganzen sehr solide und spaßige Gameplay nicht in dem Maße, dass das Spiel einen negativen Gesamteindruck hinterlässt. Der Grafikstil, die Musik, das Leveldesign und die Spielmechanik weiß zu überzeugen, so dass man den Titel für die bezahlbaren 9 Euro jedem Fan von 2D Plattformern empfehlen kann. Ein besseres Kampfsystem und richtige Cutscenes zwischen den einzelnen Levels hätten das Spiel vielleicht sogar in den Bereich der WiiWare Must-Haves anheben können, doch auch so ist der Titel letztendlich eine der positiveren Download-Überraschungen.
(Manni)
Pluspunkte:
+ raffinierte visuelle Präsentation
+ wundervolle Musikuntermalung
+ flotter, kurzweiliger Plattformer
Minuspunkte:
- stumpfes Kampfsystem
- Bewegungserkennung nicht optimal
- hier und da leichte Slowdowns und längere Ladezeiten
Wertung:
Einzelspieler: 8,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
900 Nintendo Punkte
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(18.10.2009)