Seit dem Release von Nintendos "neuem" Handheld, dem DSi, kann man nun nicht
mehr nur auf Unmengen von Retail-Titeln zurückgreifen, es steht dem mit
Nintendo-Points ausgestatteten User auch eine stetig wachsende Anzahl an
DSi-Ware-Titeln zur Verfügung. Zwar haben viele, vor allem der günstigeren
Titel, nicht annähernd den Umfang und Gehalt eines Vollpreistitels, aber dennoch
findet man dort das eine oder andere Kleinod. Ein solches ist definitiv der
Titel Art Style - CODE, ein Vertreter der Art Style-Serie von Nintendo.
Wenn man im Shop-Kanal zum ersten Mal auf Art Style - CODE stößt, kann man sich
vielleicht noch nicht viel darunter vorstellen, aber hat man den Titel geladen,
hält man einen echten Knobel-Kracher in Händen. In einer Mischung aus Tetris und
Sudoku ist es die Aufgabe des Spielers, aus den sich von links nach rechts
aufbauenden Zahlenreihen - entweder horizontal oder vertikal - Summen mit dem
Ergebnis zehn zu bilden. Das man den DSi dabei vertikal hält, kann sowohl als
Vor- und Nachteil gesehen werden, denn man kann nur auf dem rechten der beiden
Bildschirme mit dem Touchpen die Zahlenreihen bilden, sieht dafür aber schon
recht früh auf dem linken Schirm, welche Zahlen als nächstes rechts ankommen
werden.
Um das Bilden der Summen einfacher zu gestalten, kann man zwei Zahlen, die
nebeneinander liegen, drehen: Aus einer "2-2" Kombination wird so dann eine
"5-5" Kombination. Im Challenge-Mode, wie auch im Endless-Mode, wird man jedoch
mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad immer öfter feststellen, dass bei solchen
Drehungen sehr oft auch unbrauchbare "Zahlen" herauskommen: Eine "7" wird zum
"L", eine "4" wird zum "H", usw. Anfangs stellt dies aber noch kein großes
Problem dar, da man sich nur mit Einsen und Zweien herumkämpfen muss, aber mit
jedem abgeschlossenen Level kommt eine weitere Zahl hinzu, so dass man im
letzten Level des Challenge-Modus, alle Zahlen von Eins bis Null zur Verfügung
hat. Doch nicht nur die wachsende Menge der Zahlen, auch das stetig steigende
Limit der abzuarbeitenden Kombinationen, lässt Art Style - CODE mit der Zeit
immer schwieriger werden. Wenn man alle neun Stages der Herausforderungen
gemeistert hat, kann man sich in jeder einzelnen noch daran versuchen, seine
persönliche Bestzeit zu unterbieten.
Wem diese Aufgaben jedoch zu leicht erscheinen, den erwarten im Puzzle-Mode 27
Kopfnüsse, die sich teilweise echt gewaschen haben und selbst echte Cracks an
den Rand der Verzweiflung treiben können. Auch hier gilt es wieder, aus den
vorgegebenen Zahlen durch geschicktes Drehen, Zehner-Summen zu bilden. Besonders
in diesem Modus kommen die möglichen Kombos, also das gleichzeitige "Abbauen"
mehrerer Zahlenketten - eine Fähigkeit, die im Challenge- und Endlosspiel
angenehm ist, hier aber essentiell wird - zum Tragen. Solche Finessen werden
zwar in der elektronischen Anleitung erklärt und im Demo demonstriert, gehen
aber erst nach einiger Zeit learning by doing wirklich flott von der Hand.
Der - schon mehrfach erwähnte - Endlos-Modus ist schließlich die Krönung des
Singleplayer-Modus. Hier tritt man Mann/Frau gegen Zahlenfolge, immer auf der
Jagd nach neuen Highscores, an, während man mathematisch, taktisch und
könnerisch aus dem Vollen schöpfen muss: "Lieber eine Reihe von oben nach unten
abbauen, dass ich mehr Platz habe, oder lieber eine komplette Reihe von links
nach rechts, wo es den dicken Bonus gibt?" So wird man sehr oft taktieren. Vor
allem die auch im Challenge-Mode vorkommenden roten Zahlen, durch deren
Verarbeiten in Summen man alle gleichwertigen Zahlen abbaut, werden hier
geschickt platziert zu einer Art Notausgang, quasi einem "Plan B", mit dem man
sich schnell wieder etwas Spielraum schaffen kann. Sollte man einmal das Spiel
unterbrechen müssen, empfiehlt es sich dringendst, vorm Zuklappen des Systems
einen der Knöpfe zu drücken um das Pause-Menü zu öffnen, denn sonst geht beim
erneuten Öffnen das Spiel vorwarnungslos weiter.
Abgerundet wird der Spielspaß bei Art Style - CODE durch den Multiplayer: Per
Download kann man den Mehrspieler-Teil des Spiels auf einen DS oder DSi laden
und gegen einen menschlichen Gegner im Versus-Modus antreten. Dieser sollte
allerdings schon die eine oder andere Partie im Singleplayer gespielt haben,
also schon mit der Materie vertraut sein, denn sonst wird es für beide Spieler
zu einem sehr kurzfristigen Spaß, denn man hat hier nur den Touch-Screen zur
Verfügung, der, wenn man nicht aufpasst, (zu) schnell voll ist. Auf dem
Topscreen (hier ja eigentlich "Leftscreen) hat man nun den Spielschirm des
Gegners im Blick und kann genau beobachten, wie dessen Zahlentürme zusehends
wachsen, vor allem, wenn man ihm abgebaute Zahlenfolgen "schickt", oder, bei
einer horizontalen Sechserkombo, einen Großteil seiner Zahlen verdreht.
Grafisch ist Art Style - CODE ziemlich minimalistisch: Aufwändige Animationen
oder Videosequenzen sucht man hier vergebens. Die, kristallklar dargestellten,
digitalen "Taschenrechnerzahlen" türmen sich auf schwarzem Hintergrund und
wechseln nur beim Wechsel eines Levels im Endlos-Modus die Farbe. Markierte
Zahlen werden fett weiß hervorgehoben und verblassen langsam, bis sie
schließlich ganz verschwunden sind und durch neue Zahlen ersetzt werden, sollten
sie sich in einer Zehnersumme befinden.
Die Musik, die das ganze Geschehen
hinterlegt, ist durchwegs sehr sphärisch und geht eigentlich sehr gut ins Ohr,
wobei manche Stücke durchaus Passagen beinhalten, die, selbst für an solchen
Sound gewohnte Ohren, ob ihrer extremen Dissonanzen, eher gewöhnungsbedürftig
sind. Im Großen und Ganzen sind auch die Effekte sehr gelungen und, vor allem
durch ihren Futurismus, sehr passend. Der Zusammenklang von beidem ist für
Freunde der Minimal-Music ein echter Leckerbissen. Grafik und Sound zusammen
erzeugen ein gewisses Understatement, dem man sich kaum entziehen kann, da alles
in sich stimmig ist.
Die Steuerung mit dem Stylus ist sehr gelungen und
ermöglicht ein schnelles Rearrangieren der Zahlenfolgen. Leider kann es sein,
dass in besonders brenzligen Situationen, in denen es auf schnelles Drehen und
Wenden der Zahlen ankommt, diese Steuerung zu gut funktioniert, so dass man im
Eifer des Gefechts vor lauter Hektik ein Zahlenpaar mehrfach dreht oder zu viele
Zahlen dreht. Wenn man sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen lässt, wird
man mit diesem kleinen Manko so gut wie nie Bekanntschaft machen. Womit man
hingegen sehr wohl Bekanntschaft machen wird, ist die völlig überflüssige,
doppelte Bestätigung einer jeden Auswahl, sei es im Hauptmenü oder im
Pausemenü.
Fazit:
Art Style - CODE ist wohl mit Abstand einer der vielversprechendsten
Downloadtitel für den DSi, der definitiv das Zeug dazu hat, ein Evergreen zu
werden, da er sich, vielleicht auch gerade durch den Verzicht auf unnötige
Makulatur, deutlich von andern Titeln abhebt und nur durch sein geniales
Spielprinzip begeistert. Dieses gewisse Understatement, das er vermittelt,
erlaubt es ihm, sich in eine Reihe zu stellen mit Spielen wie Tetris oder Doktor
Mario, also Spielen, die mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Spaß
erzeugen können. Natürlich ist der problemlose Umgang mit der einfachsten der
Grundrechenarten, der Addition, zwingend erforderlich für dieses Spiel, aber
selbst ein Grundschüler wird, nach kurzem Anspielen, vom CODE-Virus erfasst,
denn dieses Spiel macht süchtig.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Gute Musik
+ Geniales Spielprinzip
+ Vorhandener Multiplayer
+ Endlosmodus
Minuspunkte:
- "Doppelklick" zum Bestätigen
- Zu leichtes Drehen der Zahlen
Wertung:
Einzelspieler: 9,0
Mehrspieler: 8,5

Screenshot

Screenshot 2

Preis:
500 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(04.09.2009)