Für Freunde gediegener Knobelei ist die Art Style-Serie von Nintendo sicher
keine Unbekannte mehr. In jedem der Titel wird eine andere Facette der schier
unendlichen Anzahl von Logik-Spielchen zum Besten gegeben. Im hier vorliegenden
Teil, Boxlife, ist es das räumliche Vorstellungsvermögen bzw. das schnelle
Erfassen von Mustern.
In der Welt von Boxlife ist alles ein bisschen anders: Schon im Startbildschirm
stellt man fest - hier ist alles quadratisch, praktisch, gut. Während man auf
dem Touchsreen von seinem Alter-Ego, einem aus Quadraten bzw. Rechtecken
zusammengesetzten jungen Mann, begrüßt wird, hat man auf dem Topscreen Einblick
in dessen kleine, heile Welt. Im Inneren eines Würfels liegt, eingefasst von
einem blauen, wolkigen Himmel, der Bauernhof, die Heimat unseres Protagonisten.
Dort sind die Vögel aus Würfeln zusammengesetzt, Räder sind nicht rund, sondern
eckig; alles dreht sich hier um Würfel und Kisten.
Im Fabrik-Modus wird es schließlich zur Aufgabe des Spielers, in einer
vorgegebenen Zeit ein Maximum an Kisten aus einem gigantischen Stück Papier zu
schneiden und zu falten. Der dabei produzierte Ausschuß, also nicht verarbeitete
Papierstückchen, werden bei der Schlussabrechnung von dem erarbeiteten Lohn
abgezogen, weshalb sich möglichst effektives Arbeiten auch lohnt. Erschwert wird
dieses Unterfangen noch dadurch, dass gelegentlich zylindrische Bomben
herabfallen, die man schleunigst in eine Kiste einpacken sollte, da sie sonst
durch ihre Explosion Löcher in das teure Material brennen, das natürlich auch
auf der Negativseite der Bilanz auftaucht. Die verarbeiteten Bomben geben jedoch
einen Bonus, genauso wie besonders schnelles Arbeiten. Das Geld, das man am Ende
erhält, kann man bei entsprechend großen Summen in neues Inventar für den Hof
der Spielfigur investieren. Doch dieses Inventar wird schon ziemlich schnell
unverschämt teuer, so dass man entweder Überstunden in der Kistenmacherei
schieben oder schnell in eines der höheren Levels wechseln muss, in denen das
verarbeitete Papier teurer ist, folglich auch mehr Geld in die Kasse spült, aber
auch mehr Abzüge beim Ausschuß verursacht. Die erworbenen Accessoires kann man
dann jederzeit auf dem Startbildschirm durch das Drücken der A, B, X, Y-Tasten
durchwechseln, wobei jede Taste für einen anderen Bereich des Hofes steht. Als
weiteres Feature darf man sich drei Abschnitte der Credits freispielen, die
sonst als drei weiße Felder im Titelbildschirm stehen.
Grafisch wird es Boxlife wohl nicht gelingen, auch nur einen einzigen alten Hund
hinter dem Ofen hervorzulocken. Es gehört viel mehr zu den Titeln, bei denen man
nicht genau weiß, ob die ziemlich bescheidene Grafik nur "Tarnung", Mittel zum
Zweck, oder einfach nur das Resultat von beschränkten Produktionsmitteln ist.
Das Erschienen in der Art Style-Serie, legt aber den "Mittel zum Zweck"-Gedanken
nahe: Die pixelige, kantige Darstellung passt sehr gut zum Thema des Spiels,
hätte aber in der Form auch schon vor zehn bis 20 Jahren auf dem Markt sein
können. So kann man, wenn man möchte, eine Hommage an den Kubismus des
angehenden zwanzigsten Jahrhunderts darin sehen. Im Großen und Ganzen ist der
Aufzug des Spiels jedoch recht kindlich, minimalistisch, wohl auch, weil
Erwachsene seltener mit Klötzchen spielen.
Vor allem durch den Soundtrack wird dieser kindliche Eindruck noch verstärkt:
Schon beim Spielstart ertönt sehr kindgerechte, zwar sehr melodische, aber auf
Dauer extrem anstrengende Musik, die direkt einem Tonträger für Kleinkinder
entsprungen zu sein scheint. Zwar haben alle Levels im R&D- und Factory- Modus
ihren eigenen Sound, da dieser aber nur aus relativ kurzen Loops besteht, hört
man sich vor allem bei häufigem Spielen doch satt und der kindliche Charme, der
anfangs den Spieler in seinen Bann zieht, geht verloren.
Die Steuerung mit dem Stylus ist im Grunde sehr intuitiv und verlangt keinerlei
Eingewöhnungszeit vom Spieler. Das Wechseln der drei Werkzeuge über die Tasten
des Steuerkreuzes ist im Fabrik-Modus ein echter Segen. Leider stößt man, vor
allem in der Fabrik, aber auch (zu) oft an die Grenzen der Bedienbarkeit des
Stylus': Speziell bei Schablonen mit mehreren "Seitenflügeln", die etwas
komplizierter zu falten sind, neigt er dazu, nicht jede gewünschte Bewegung zu
übertragen. Auch ist durch die Dreidimensionalität der Kisten öfter ein noch zu
faltender Teil verdeckt und wird meist erst zu spät vom Programm erkannt, was
auf Dauer sehr frustrierend ist. Schade ist auch, dass Boxlife über keinen
Multiplayer verfügt, obwohl gerade in der Fabrik beste Voraussetzungen dafür
bestünden. So bleibt lediglich das Durchreichen des DSi und Vergleichen der
Highscores.
Fazit:
Boxlife ist, ganz dem Geiste der Art Style-Serie entsprechend, ein Knobel-Titel,
der neue Wege geht. Das Spielprinzip - Kistenfalten - bereitet eigentlich
gehörigen Spaß, der allerdings durch die gelegentlichen Schwierigkeiten mit dem
Touchpen einen gehörigen Dämpfer bekommt. Dennoch sind die 500 Punkte, die der
Titel kostet, gut investiert, da der Factory-Modus durch sein Belohnungssystem
eine beispielhafte Langzeitmotivation bietet, deren nicht wenige Vollpreistitel
entbehren.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Innovatives Spielprinzip
+ Gute Langzeitmotivation
+ Sehr intuitive Steuerung
Minuspunkte:
- Zu kindliches Auftreten
- Aussetzer in der Steuerung
- Kein Multiplayer
Wertung:
Einzelspieler: 7,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 Nintendo Punkte
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(04.09.2009)