Die Firma Konami steht, im Zusammenhang mit Nintendo genannt, für eine Vielzahl
an erstklassigen Games und einige hochkarätige Spieleserien wie Castlevania,
Turtles oder Contra. Contra war damals, 1987, einer der Wegbereiter für die
Videospiellandschaft, wie wir sie heute kennen: Auf dem Erfolg der
Science-Fiction-Filme wie Aliens und Star Wars reitend, versetzte man in dem
Spielhallen-Klassiker den Spieler in ein Invasionsszenario, in dem es galt, eine
Alien-Invasion abzuwehren. Da dies nicht in den bis dahin üblichen Ausmaßen
hatte stattfinden können, wurde eine irrwitzige Mischung aus 2-D-Jump and Run,
das sich mit Pseudo-3-D-Passagen abwechselt, und Shoot'em Up geschaffen. Diese
wurde in den bis dato 11 Fortsetzungen, nach der Portierung auf das NES, mehr
oder weniger konsequent durchgeführt und hat viele Spieler in ihren Bann gezogen
hat. Da man bei den ersten Umsetzungen für den C64 und andere Systeme wegen der
menschlichen Protagonisten und Gegner von der BPjM (Bundesprüfstelle für
jugendgefährdende Medien) mit einer Indizierung abgestraft worden war, wurden
die Menschen einfach durch Roboter ersetzt (eine gängige Maßnahme, wie Command &
Conquer zeigt) und der Titel kurzerhand von Contra in Probotector geändert. Der
zweite Teil der Serie, Probotector II - The Return of the Evil Forces, liegt nun
auch auf der Virtual Console vor. Nun darf der versierte Zocker endlich wieder
auf die Jagd nach Alien-Robotern und entmenschten Maschinen gehen.
Im Jahr 2634, kurz nachdem die erste große Invasion erfolgreich abgewehrt wurde,
kehren die Kreaturen aus den Tiefen des Alls zurück zur Erde, um ihr Vorhaben,
die Menschheit zu unterjochen, nun, beim zweiten Versuch, erfolgreich
umzusetzen. Doch wieder haben sie ihre Rechnung ohne die beiden Kampfdroiden,
die Probotectoren RD008 und RC011 gemacht. Diese, beziehungsweise einer der
beiden, wird zu Beginn des Spiels von einem Hubschrauber in einer zerstörten
Militärbasis abgesetzt, in der es nur so von Feinden wimmelt: Die Aliens haben
es geschafft, dass sich die Truppen der Menschen, nun von ihnen kontrolliert,
gegen alles stellen, was sich der extraterrestrischen Schaltzentrale nähert. So
wird man auf dem Weg durch die neun Areas mit Massen von grünen und roten
"Läufern", Heckenschützen, die auf Dächern und im Wald versteckt lauern, oder
obskuren "Vogelmännern", die sich von einer erhöhten Position auf den Spieler
herabstürzen, konfrontiert.
Doch zum Glück ist man diesen nicht schutzlos ausgeliefert: Neben dem
Standardgewehr kann man im Laufe des Spiels auf sechs verschiedene Waffensysteme
ausweichen, die alle ihre Stärken und Schwächen haben. Das Maschinengewehr ist
eine sehr nützliche Waffe im Kampf gegen Gegnerhorden, da dessen Schussfrequenz,
vor allem in Kombination mit den Rapidgeschossen, unübertroffen ist. Der Laser
ist eine schlagkräftige Erweiterung des Arsenals, die zwar viel Schaden macht,
dafür aber sehr langsam ist und man nur einen (!) Schuss abgeben kann, da das
Abfeuern mehrerer Schüsse gleichzeitig nicht möglich ist. Die ultimative Waffe
allerdings, um schnell, effektiv und, vor allem, lebensschonend voranzukommen,
ist der Streuschuss: Durch seine weite Streuung und die verhältnismäßig hohe
Schussfrequenz wird er zur ersten Wahl des geneigten Altmetallsammlers und
Alien-Jägers. Da man aber nur über eine einzige Waffe verfügen kann, sollte man
tunlichst versuchen, sich eine, der eigenen Spielart entsprechende, Waffe zu
suchen und diese dann, so lange wie möglich zu behalten. Speziell bei den Mini-
und Endbossen kann das Gelingen oder Scheitern, oder zumindest der
Schwierigkeitsgrad dessen, massiv vom eingesetzten Waffensystem abhängen. Wer
einmal den Endboss der ersten Area mit verschiedenen Ausrüstungen versucht, wird
schnell verstehen, was gemeint ist.
Doch auch ganz unabhängig des Arsenals, über das das Alter-Ego verfügt, wird das
Spiel, nach etwa der ersten Hälfte, zunehmend schwerer: Speziell wenn man sich
in die Alien-Bereiche vorwagt, sollte man über eine ausreichende Anzahl an
Bonusleben verfügen und nach Möglichkeit, noch keines der zwei (!) Continues
verbraucht haben. Selbst hartgesottene Profis können dort dann daran
verzweifeln, wenn sie mit der Standardwaffe gegen von allen Seiten auf sie
einwirkende Feinde ankämpfen müssen und sich dabei auch noch vorwärts bewegen
sollen. Diese enorme Frustration legt dann auch den Griff zum Cheat-Buch nahe,
denn wie bei so vielen Spielen damals üblich, konnte man durch Drücken einer
bestimmten Tastenkombination das eine oder andere Bonus-Feature freischalten; in
diesem Fall sind es 30 zusätzliche Leben, mit denen es sich gleich viel
entspannter spielen lässt.
Optisch wird bei Probotector II nicht gespart: Die Animation der Charaktere und
Gegner ist, den Mitteln entsprechend, detailliert und durch Area-abhängige
Hintergründe wird ein Eindruck von räumlicher Tiefe geschaffen. Jeder
Spielbereich hebt sich deutlich von den vorherigen ab und man wird in immer
gewagtere Gegenden entführt. Lediglich im Dschungel-Areal und der Felsen-Zone
ist die Gestaltung extrem eintönig, was aber nur dann negativ auffällt, wenn man
sich mal nicht auf die heranströmenden Gegnermassen konzentrieren muss. Auch
lassen sich, speziell in Situationen, in denen viel Action auf dem Schirm ist,
deutliche Ruckler in der Grafik feststellen, was zwar keinerlei Auswirkung auf
das Spielgeschehen hat, aber dennoch erwähnt sein soll. Besonders nennenswert
ist vor allem in punkto Design die Gestaltung der Alien-Bereiche und der Aliens
selbst. Sie scheinen direkt einem Skizzenbuch von H. R. Giger, oder zumindest
dem von ihm gestalteten Film Alien, entsprungen zu sein. Somit darf man sich
ruhig einmal einen Moment Zeit lassen und speziell bei den, für die
Probotector-Serie typischen, bildschirmfüllenden Endbossen, deren Gestaltung auf
sich wirken lassen (Pause drücken nicht vergessen!). Musikalisch ist Contra zwar
kein Meilenstein, aber dennoch fügt sich die Musik angenehm ins Gesamtgeschehen
ein. Doch meist bekommt man von der "Action-Musik" nicht viel mit, da man mit
Dauerfeuer durch den Level hastet. Dies macht dann am meisten Spass, wenn man
nicht alleine gegen die Feinde zu Felde zieht, sondern einen guten Freund an
seiner Seite weiß. Der Multiplayer ist ein echtes Highlight des Spiels, was wohl
hauptsächlich daran liegt, dass man so den Schwierigkeitsgrad zumindest etwas
entschärfen kann und sich so auch das ein oder andere Erfolgserlebnis einstellt,
das erst dann umso schöner ist, weil man es mit jemandem teilt.
Fazit:
Mit Probotector II hält Nintendo auf seinem V.C.-Downloadsever ein echtes
Schmankerl für alle Multiplayer-Fans bereit. Die Einzelkämpfer jedoch, die nicht
die Muse und das Durchhaltevermögen besitzen, sich durch dieses Spiel, im
wirklich bockschweren Singleplayer zu beißen, sollten es sich hingegen lieber
zweimal überlegen, ob sie die 500 Punkte hierfür investieren wollen. Abgesehen
vom Schwierigkeitsgrad kann man eigentlich nichts großes an dem Spiel aussetzen,
denn trotz unzähliger Neuentwicklungen seit dessen Erstveröffentlichung, macht
es auch heute noch richtig Spaß.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Genialer Multiplayer
+ Künstlerische Gestaltung der Alien-Bosse
+ Tolles Flair
Minuspunkte:
- Bockschwer
- Gelegentliche Ruckler
Wertung:
Einzelspieler: 7,5
Mehrspieler: 8,0

Screenshot

Preis:
500 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(03.09.2009)