Mit TV Show King versucht es der - gefühlt - 100. Vertreter seiner Zunft, das
Genre der Quiz-Spiele auf der Wii zu perfektionieren. Nach dem rundherum
gelungenen Smarty Pants, welches als Retail-Titel inzwischen für knappe 30 Euro
erhältlich ist, stellt sich allerdings die Frage, was der Show-König noch aus
dem limitierten Genre herauskitzeln kann.
TV Show King präsentiert sich tatsächlich als reines Quiz-Spiel, ohne lästigen
Minispiel-Schnickschnack. Wer sich später für dieses Spiel entscheidet, weiß
genau was er bekommt: Fragen. Nicht deutlich mehr, aber auch nichts weniger. Es
gilt entweder drei, sechs oder neun Fragerunden, bestehend aus jeweils mehreren
Fragen, abzuschließen und sich gegen drei Konkurrenten durchzusetzen. Wie es
sich für ein Quiz-Spiel gehört, macht es natürlich am meisten Spaß, wenn man
drei Pappenheimer neben sich sitzen hat und nicht auf CPU-Miis zurückgreifen
muss. Die CPU regt sich halt nicht so schön auf, wie es menschliche Mitspieler
zu tun pflegen. Um zu gewinnen, muss nicht (wie bei Smarty Pants oder dem
bekannten Playstation-Quiz) gebuzzert werden, denn jeder Spieler kann jederzeit
seine Antwort per Wiimote abgeben. Mehr als 15 Sekunden sollte man aber nicht
brauchen. Dann ist der Countdown abgelaufen. Da nicht nur einer die Frage
beantwortet, sondern alle gleichzeitig, ist theoretisch "Abgucken" möglich.
Genau wie im echten Leben, wird diesem Verhalten im Spiel jedoch ein
interessanter Riegel vorgeschoben: Nur derjenige, der zuerst die richtige
Antwort gibt, bekommt die volle, jeweils vor der Frage ausgeschriebene
Punktzahl. Der zweite ergattert nur noch 75%, der dritte 50% und der letzte
entsprechend 25% der Punkte. Hat man es sich also zur Lebensaufgabe gemacht, zu
schummeln, so wird das zwar auch Punkte bringen, aber deutlich weniger als bei
der selbstständig denkenden Konkurrenz. Gut gelöst, zumal man die Antworten
innerhalb des Zeitlimits noch wechseln kann. Es entstanden bei diversen
Spielrunden immer wieder Situationen, in denen man selbst eine Ahnung und als
erster geklickt hatte, aber schließlich ein anderer eine andere - plötzlich
ebenfalls sehr attraktive - Antwort wählte. Was tut man jetzt? Die Aussicht auf
die volle Punktzahl durch die eigene Antwort erhalten oder die sichere Variante
mit Aussicht auf weniger Geld wählen? Für solcherlei Gedanken bleiben euch dann
geschätzte 3-5 Sekunden. Dieses Prinzip macht einfach Spaß.
Hängen die Fragenrunden vom puren Wissen ab, hat es ein Glückselement doch ins
Spiel geschafft: Nach jeder Runde darf (aber muss nicht) das Glücksrad gedreht
werden. Hier kann Mann und Frau richtig Kohle scheffeln, aber eben auch
verlieren. Die Spanne reicht von „Konto auf Null“ bis zur Verdoppelung des
Kontostandes. Besonders gemein: Punkte selbst abgeben zu müssen, diese aber
jemand anderem schenken zu müssen. Es gibt schönere Aufgaben in Videospielen
;-). Dieses Glückselement muss man nicht mögen, es heitert die Runden aber
erheblich auf und sorgt für andauernde Spannung, denn auch temporär
minderbegabte Personen haben so bis zur letzten Runde Möglichkeiten des
Ausgleichs. Ein weiteres Gimmick taucht in den letzten Spielrunden auf: Anstatt,
wie sonst üblich, die komplette Frage und die vier Antwortmöglichkeiten sofort
zu sehen, muss man sich in einer Variante davon mit der Wiimote zuerst die
Antworten "freikratzen". Da dies aber alle vier Spieler gleichzeitig tun, ist
das eine sehr schnelle Angelegenheit, kann aber für Verwirrung sorgen.
Interessanter ist die zweite Variante: Die vier Antwortmöglichkeiten bleiben
dauerhaft abgedunkelt und können nur durch die Wiimote als Taschenlampe (mit
begrenztem Lichtkegel) sichtbar gemacht werden. Kombiniert diese Verwirrung mit
dem hypothetischen Fall von oben mit den Gewissensbissen bei der Antwort, und
das Chaos ist perfekt.
Ist die vorher ausgesucht Rundenanzahl vorbei, ziehen die beiden Gewinner ins
Finale ein. In einem „1 gegen 1“- Showdown gilt es, als Erster fünf Fragen
richtig zu beantworten. Erst dann darf man sich "Show King" nennen.
Fazit:
Das Spielprinzip funktioniert einwandfrei und geht bei vier Spielern voll auf.
Die Mii-Charaktere passen sich gut ins Spiel ein, obwohl der Stil des Moderators
ein völlig anderer ist. Apropos Moderator: Dieser nervt, trotz dämlichen
Zwinkerblicks, nur recht unaufdringlich. Langatmige Passagen, in der die üppige
Assistentin Angela die Punkte anzeigt, können zum Glück weggedrückt werden. Beim
Umfang kann man sich ebenfalls nicht beschweren. Circa 2000 Fragen haben den Weg
ins Spiel gefunden. Das sind zwar dramatisch weniger als bei Smarty Pants (ca.
20.000 Fragen), aber immer noch genug, um schnelle Doppelungen zu vermeiden.
Viel ärgerlich ist, dass die Fragen scheinbar recht unangepasst an den deutschen
Markt von den Amerikanern übernommen wurden. Eine eigene Deutschland-Kategorie
suchen wir hier ebenso vergebens, wie "europäische" Fragen. Leider viel zu oft
wird man nach amerikanischen Serien oder Football-Stars gefragt. Mag das in den
USA auch jedes Kind wissen und zur Kultur gehören, sind diese Fragen von uns
kaum zu beantworten. Die deutsche Übersetzung an sich ist zwar völlig in
Ordnung, aber hier hätte es mehr kulturelle Anpassung an den Markt bedurft
(indem man die Football-Fragen zum Beispiel einfach durch Fußball-Fragen ersetzt
hätte). Das soll das Spielerlebnis insgesamt aber nur etwas trüben. Im
Verhältnis bleiben genug Fragen, die auch wir beantworten können und Spaß
machen. So bleibt unterm Strich eine günstige (10 Euro) Quiz-Variante, die zu
viert ordentlich Spaß bereitet, aber insgesamt sehr konservativ daher kommt. Der
Quiz-Modus funktioniert bis auf die angesprochenen Schwächen gut, aber darüber
hinaus darf nichts erwartet werden. Es gibt nichts freizuspielen und auch keine
aussagenkräftigen Statistiken oder sonst etwas, das Einzelspieler länger
fesselt. Ob Grafik oder Sound: Beides ist belanglos. TV Show Party lohnt sich
also für gemütliche, quiz- affine 4-Spieler-Runden. Wer eine Fragen-Phobie hat
und Günther Jauch am liebsten zum Mond schicken will, wird allerdings nicht
glücklich werden.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ 2000 Fragen
+ Glücksrad-Element hält Chancen für alle offen
+ Punktesystem
+ Mii-Charaktere
+ günstiger Preis
+ gute, deutsche Texte
Minuspunkte:
- Nur ein Spielmodus
- Für Einzelspieler irrelevant
- keine an Deutschland angepassten Fragen
- Nichts zum Freispielen
- Musik auf Dauer etwas nervig
WERTUNG
Einzelspieler: 2,0
Mehrspieler: 7,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
1000 Nintendo Punkte
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(31.08.2009)