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Volleyball (Virtual Console | NES)
Wenn man seinen Blick zurück in die Videospielvergangenheit schweifen lässt, stellt man fest, dass schon seit deren Anbeginn das Genre der Sportspiele ein fester Bestandteil der Spielelandschaft ist. Neben den, irgendwo noch vertretbaren, Rennsimulationen, haben es vor allem auch die Umsetzungen von schweißtreibenden Sportarten wie Fussball oder Tennis, stets geschafft den Spieler an den Contoller zu binden, um ihm bei diversen Meisterschaften zum Sieg zu führen. Doch auch Sportarten, die kein so enormes mediales Interesse erfahren, können vom Zocker ausgeübt werden: Seit 1986 darf man sich auch die virtuellen Knieschoner anziehen und mit Shorts und Mannschaftstrikot ausgerüstet einem Volleyball nachhechten.
Das Spielprinzip, sollte es noch nicht bekannt sein, ist es, den Volleyball auf den Boden des gegnerischen Feldes zu bringen, wobei jede Mannschaft drei Ballkontakte haben darf, bevor der Ball auf die Gegnerseite gespielt werden muss. Dass ein Spieler den Ball nicht zweimal in Folge berühren darf, macht die ganze Sache noch interessanter. Beim klassischen Volleyball, das hier gespielt wird, spielen zweimal sechs Spieler, jeweils drei in Reihe am Netz und drei im hinteren Spielfeld, wobei der mittlere etwas nach vorne versetzt steht - dieser ist der dem Spielsystem den namengebende "vorgezogene VI". Die Bälle werden entweder per hohem Zuspiel, dem Pritschen, oder per tiefem Zuspiel, dem Baggern, innerhalb des Spielfeldes, oder darüber hinaus, gespielt. In der Regel findet der Aufbau eines Spielzuges immer analog statt: Aufschlag durch die gegnerische Mannschaft, Annahme des Aufschlags, Zuspiel zu einem "Verteiler" und Angriffsschlag des dritten Spielers. Die Gegner müssen nun diesen Angriff entweder direkt am Netz blocken und somit postwendend in die gegnerische Hälfte bugsieren, oder, genau wie bereits beschrieben, einen Gegenangriff starten.

Volleyball ist ein Sportspiel, das sich dem Spieler in klassischer Aufmachung präsentiert: Neben dem eigentlichen "Game-Modus" kann man auf dem Startbildschirm auch noch einen Trainings-Modus anwählen, der jedem ans Herz gelegt sei. Im Training kann und sollte man sich, unter entschärften Bedingungen, mit der Koordinierung der Feldspieler, sowie mit dem Handling des Balles vertraut machen, denn beides ist alles andere als intuitiv umgesetzt und kann einen, ohne langwieriges Training, schnell an den Rand der Verzweiflung treiben. Beim Übungsmodus sind die Geschwindigkeit des Balles und die Reaktion der Spielmechanik sehr human, so dass man schon recht bald Erfolge erzielen kann, denn gerade bei einem Spiel wie Volleyball steht und fällt der Matchgewinn mit dieser grundlegenden Fertigkeit. Auch ist das Timing, mit dem man zum Beispiel einen Angriffsschlag oder einen Block ausführt, von entscheidender Bedeutung.

Nachdem man sich, nach ausgiebigem Training, bereit fühlt, ein "richtiges" Spiel zu wagen, hat man im "Game-Modus" nicht nur die Auswahl zwischen Einspieler und Mehrspieler, sondern auch, ob man diese als Mann oder Frau bestreiten möchte. An dieser Stelle sei gleich bemerkt, dass hier ein klassisches Klischee bedient wird, wonach Männer dem höheren Schwierigkeitsgrad und Frauen dem leichten entsprechen. Und selbst "Hardcore-Machos" werden bei Volleyball gerne den Frauenmodus spielen, da dort die Bälle nicht ganz so schnell, folglich angenehmer zu spielen sind. Im Folge-Screen muss man noch aus den sieben, mittlerweile schon überholten, IOC-Codes eine Gegnermannschaft auswählen, die sich von rechts unten nach links oben, von Tunesien bis zur Sowjetunion, von leicht nach schwer staffeln. Hier fällt schon negativ auf, dass man selbst immer für die USA ins Rennen gehen muss, da man für sich selbst keine andere Mannschaft anwählen kann. Nachdem nun alle Voreinstellungen getroffen sind, können endlich die Mannschaften einlaufen, sich voreinander verneigen und Stellungen beziehen, so dass, nachdem der Schiedsrichter das Spiel angepfiffen hat, das Debakel beginnen kann. Schon beim ersten Aufschlag beginnt man festzustellen, wie unausgereift die Umsetzung ist: Man kann per Druck von "2" (Wii-Remote) nur eine "normale" Angabe machen, deren Richtung und Weite man zwar mit dem Steuerkreuz beeinflussen kann. Der Versuch einer "scharfen" Angabe mit "1" wird mit Aufschlagsverlust bestraft. Nachdem der Gegner die Angabe zurückgespielt hat, versucht man mit den von der CPU zugewiesenen Spielern, die zu allem Überfluss auch noch während der Aktion wechseln können, den Ball zu erreichen und einen Gegenangriff zu starten. Das obere Zuspiel stellt kein Problem dar, da dort Ungenauigkeiten in der Positionierung des Spielers verziehen werden. Beim Angriffsschlag allerdings kann es einem schon des Öfteren ein Mal ein Ächzen entlocken, wenn man zum x-ten Mal in Folge gefühlt richtig gestanden ist, aber dennoch der Ball, unberührt vor dem Angreifer, auf der eigenen Spielfeldhälfte zu Boden geht. Eine wesentlich effektivere Taktik scheint dahingegen das Blocken der gegnerischen Angriffe zu sein. Mit etwas Glück hat man während des Trainings herausgefunden, dass sich die Netzspieler per "2"-Druck zu einer Mauer formieren, die man dann, durch erneutes Drücken, empor springen lässt, um den Ball zu blocken. Hat man das allerdings nicht herausgefunden, wird man mit zunehmender Deprimierung seinen Feldspielern dabei zusehen können, wie sie scheinbar plan- und orientierungslos auf dem Spielfeld umherirren, obwohl man ihnen deutliche Anweisungen gibt, etwas anderes zu tun. Mit einer durchschnittlichen Satzlänge von etwa 20 Minuten und maximal fünf zu spielenden Sätzen, kann ein "schnelles Spielchen" schnell zu einer unendlichen Geschichte ausarten.

Die Grafik ist selbst für NES-Verhältnisse sehr minimalistisch: Die Wettkampfarena ist stets dieselbe gelbe Spielfläche auf blauem Untergrund, die von den, in weiß gekleideten Zuschauern auf den grünen Tribünen, durch eine ebenfalls gelbe Bande getrennt wird. Das Abwechslungsreichste ist, neben dem Geschlecht der Spielteilnehmer natürlich, die Farbe der Haare und der Trikots. Vor allem die weiblichen Spieler sehen aus, als ob man ihnen den Unterkiefer entfernt hätte, während sie mit einem Ball spielen, der deutlich größer ist, als deren eigene Köpfe. Die Männer tragen alle einen Schnurrbart und machen sonst auch keine bessere Figur auf dem Platz, wenn sie, genau wie die Frauen, permanent das Becken vor- und zurückbewegen, was auf den Betrachter sehr befremdlich wirken kann. Soundtechnisch tun sich hier wahre Abgründe auf: Die Spielmusik nervt schon während des ersten Ballwechsels und die "Effekte" kommen scheinbar auch ganz tief aus der Kiste der akustischen Grausamkeiten: der Applaus der Zuschauer erinnert mehr an eine Mischung aus Meeresbrandung und dem Störgeräusch im Radio, als an begeisterte Fans und die Pfeife des Schiris hat wohl auch schon bessere Tage erlebt. Lediglich die Melodie beim Startbildschirm und der Siegesjingle stellen einen winzigen Lichtblick am Ende des Tunnels dar, der aber auch nichts mehr an dem schlechten klanglichen Daherkommen von Volleyball zu ändern vermag. Der Multiplayer, der es ermöglicht mit einem Freund zusammen diese Tortur zu erleben, macht wenigstens etwas mehr Spaß, als das Spiel gegen die KI.

Fazit:
Warum Nintendo ausgerechnet Volleyball auf die Virtual Console portiert hat, ist angesichts dessen, dass bereits zu NES-Zeiten ein wesentlich besserer Volleyball-Titel erschienen ist, absolut schleierhaft. Nur ausgewiesene Masochisten sollten sich diesen Titel für 500 Punkte herunterladen, oder solche, bei denen Geld keine Rolle spielt. Allen anderen muss explizit davon abgeraten werden. Hier bekommt man nicht nur "nichts" für sein Geld, sondern ärgert sich noch darüber, dass man sich Volleyball geladen hat. Man kann nur hoffen, dass Nintendo noch Super Spike V' Ball auf der V.C. veröffentlicht, dass auch die jüngeren Spieler, die diesen Titel nicht im Original kennen, wissen, dass es auch gute Volleyball-Umsetzungen gibt. (Michi)

Pluspunkte:
+ Vorhandener Multiplayer

Minuspunkte:
- Nervtötender Soundtrack
- EXTREM gewöhnungsbedürftige Steuerung
- Unvorhersehbares Gameplay

Wertung:
Einzelspieler: 0,5
Mehrspieler: 1,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 500 Nintendo Punkte

news@mag64.de (03.09.2009)

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