Es gibt Spiele, die benötigen viele Worte, um ihrer Herr zu werden. Sie bersten
beinahe vor komplizierten Spielinhalten, quellen über vor Optionen und platzen
aus allen Nähten, weil auch nach 30 Stunden Spielzeit immer wieder überraschende
Momente den Spieler erfreuen. Aber es gibt auch diese gewisse andere Art von
Spielen, denen bereits ein Satz gerecht wird. Mal ehrlich, was soll man zu einem
Titel sagen, der „Sudoku Challenge!“ heißt? Man könnte hier den kürzesten Test
der Weltgeschichte komponieren, doch lasst uns gerecht sein und fangen wir auch
hier - methodisch richtig - vorne an. In diesem WiiWare- Ableger der inzwischen
weltweit als Gehirntrainer anerkannten Zahlenknobelei macht ihr prinzipiell auch
nichts anderes, als Sudoku zu spielen. Wer oder was da draußen die Regeln noch
nicht kennt, dem oder der sei erklärt, dass es darum geht, ein Feld von
insgesamt 9x9 Kästchen mit Zahlen zu füllen. Dabei darf in keiner 9er Reihe,
egal ob waagerecht oder senkrecht, eine Zahl doppelt vorkommen. Erschwert wird
die Aufgabe zudem dadurch, dass das große Spielfeld nochmal in neun einzelne 3x3
Felder aufgeteilt ist, in denen ebenfalls nur die Zahlen 1-9 jeweils einmal
auftauchen dürfen. Damit der Rätselliebhaber nicht auf völlig verlorenem Posten
steht, gibt man nun mehr oder weniger viele Zahlen vor, aus denen sich alle
restlichen mehr oder weniger leicht ableiten lassen. Dieses „mehr oder weniger“
bildet nun die perfekte Überleitung zum Hauptmenü. Dieses ist nämlich rappelvoll
mit unzähligen Optionen…oder auch nicht. Denn de facto habt ihr eigentlich nur
die Auswahl aus drei Schwierigkeitsgraden und einer normalen Sudoku-Variante und
einem „Grand Sudoko“ genannten Spiel. Die drei Schwierigkeitsgrade definieren
sich über die Anzahl der vorgegebenen Zahlen und zusätzlich darüber, wie
diffizil sich daraus weitere Zahlen ableiten lassen. Genügt plumpes Abzählen
oder muss man um einen ganzen Häuserblock denken?
Die Option „Grand Sudoku“ stellt nun eine kleine Variante dar. Wie der Name
schon sagt, ist das Spielfeld hier etwas größer, denn es gilt tatsächlich, fünf
normale Sudoku-Felder zugleich zu lösen. Diese überschneiden sich zudem. Ein
zentrales Feld liegt in der Mitte und wird von vier weiteren 9x9- Gebilden
jeweils an allen Ecke „geschnitten“. Also ist das untere rechte 3x3-Feld des
linken oberen 9x9-Feldes zugleich das linke obere 3x3-Feld des zentralen
9x9-Feldes. Wer diesen Satz verstanden hat, darf sich berufen fühlen, auch mal
Sudoku zu spielen ;-).
Schlüpfen wir darauf ins Spiel, fällt leider sogleich die etwas holprige
Bedienung des Rätselspaßes auf. Was bei Dr. Kawashima auf dem Nintendo DS noch
sehr leicht per Touchscreen und echtem Schreiben funktionierte, ist hier sehr
abstrakt gelöst. Am unteren Bildschirmrand seht ihr die Zahlen 1 bis 9
aufgelistet. Wollt ihr nun Felder lösen, müsst ihr mit dem Pointer auf die
bestimmte Zahl fahren, A gedrückt halten, mit dem Pointer zum Bestimmungsort der
Zahl fahren und A loslassen. Das ist zwar allemal besser, als mit der Wiimote
Zahlen zu malen, aber auf Dauer dennoch nervig. Zu schnell verschenkt man
dadurch Aufmerksamkeit und verliert den eigentlichen Lösungsplatz wieder aus den
Augen. Weniger ist das dem Spiel vorzuwerfen, als vielmehr der Limitierung von
Seiten der Wii. Andererseits müsste man dann auch konsequenterweise sagen, dass
die Wii für eine solche Art von Spiel einfach nicht gemacht ist. Aber gut,
prinzipiell funktioniert es ja.
Am Rand des Sudoku-Feldes seht ihr einige weitere Spieloptionen. Anfänger dürfen
sich z.B. Fehler anzeigen lassen. Allerdings gibt es hier nicht die Möglichkeit
wie beim DS-Vorbild, eine Fehlerhöchstgrenze oder dergleichen einzusetzen.
Ebenfalls in die Kategorie „Für Anfänger“ fällt die Option „Hinweis“, die nichts
anderes bewirkt, als einfach eine weitere feste Zahl einzutragen. Wer also auf
„schwer“ nicht weiterkommt, klickt munter auf den Hinweis-Button und –
Simsalabim – es erscheinen beliebig viele weitere Zahlen. Schlussendlich haben
Neueinsteiger sogar die Möglichkeit, jeden Versuch, fehlerhafte Zahlen
einzutragen, abblocken zu lassen. Spätestens das raubt dem Sudoku dann aber
jeglichen Reiz. Zu guter letzt lassen sich hier auch noch die beliebten
„Notizen“ einstellen. Ist dies aktiviert, werden die Zahlen nicht sofort absolut
in das Feld gesetzt, sondern zunächst einmal klein in der Ecke des Feldes. Das
bedeutet für den Spieler, dass diese Zahl dort zwar prinzipiell möglich, aber
nicht sicher ist. Schade ist, dass man auch hier mit einer Einschränkung leben
muss. Denn nur bis zu vier Zahlen lassen sich pro Kästchen auf diese Weise
vormerken, dann ist Schluss, was gerade für mich als ehernen Verfechter der
Notiz-Zahlen ärgerlich ist. Allerdings dürfte das für die meisten (guten)
Sudoku-Spieler kein Problem sein, denn wie ich mir aus sicherer Quelle habe
sagen lassen, braucht niemand mehr als vier Notiz-Zahlen in einem Kästchen ;-).
Etwas umständlich ist auch das anschließende fixe Eintragen der Zahl. Ihr müsst
erst nochmal auf das Kästchen klicken, bekommt dann in einem Exta-Fenster die
Auswahl zwischen euren Notiz-Zahlen und müsst daraus wiederrum eine aussuchen.
Alles machbar, aber unheimlich umständlich, wenn man es dauernd machen muss.
Beim Spielmodus „Grand Sudoku“ ändern sich die Optionen nicht. Dort erscheint
lediglich noch eine Skizze des 5er-Gespanns an Feldern, mit deren Hilfe man
durch die verschiedenen Gebiete wechseln kann. Auch dort wird jeweils nur ein
Sudoku-Feld groß angezeigt.
Technisch gibt sich Sudoku Challenge! sehr nüchtern. Für die Handvoll
unterschiedlicher Hintergründe sind die Entwickler wohl mal kurz in die Natur
gefahren und haben allerlei schöne Landschaftsfotos gemacht und aufgrund der
hohen Fahrtkosten (es gibt immerhin auch Bilder von Berggipfeln) hat es
finanziell nicht mehr für einen Komponisten gereicht. Die Musik wurde sodann
auch gleich komplett gestrichen, lediglich einige uninteressante Soundeffekte
beim Einsetzen der Zahlen und Betätigen der Buttons haben überlebt. Warum gibt
es keine Entwickler, die bei dieser Gelegenheit einmal von der
SD-Karten-Funktion der Wii Gebrauch machen und es uns erlauben, unsere eigene
Musik zu hören? Übrigens sind die 10 Wörter, die es ins Spiel geschafft haben,
auf Englisch. Das stört angesichts solch schwieriger Funktionen wie „Notes“,
„Hints“ oder „Easy“ allerdings nicht wirklich.
Fazit:
Sudoku Challenge! ist nicht mehr und nicht weniger als eine umfangreiche
Sammlung von Sudokus. Laut Herstellerangabe sind über 100 Mio. verschiedene
Varianten enthalten, die ich aber nicht alle nachprüfen konnte und wollte. Mea
culpa. Aufgrund dieser Zahl kommen die Rätsel natürlich auch zufällig, sodass
ich keine Rückmeldung bekomme, wie viele und welche Aufgaben ich bereits gelöst
habe. Das Feedback fehlt mir persönlich sehr. Auch wenn das eigentliche
Zahlen-Knobeln nichts von seinem Reiz verloren hat, stellt sich für mich Frage,
ob die Welt dieses Spiel braucht. Die Bedienung ist durch die Möglichkeiten der
Wiimote eher umständlich, der Optionsumfang und Variantenreichtum gering und die
Technik mehr rudimentär. Wenn ich jedenfalls Lust auf Sudoku habe, nehme ich
lieber entweder meinen Nintendo DS hervor oder greife zu den zahlreichen
kostenlosen Rätseln in den abertausenden Illustrierten dieser Welt. Dennoch
macht das Spiel prinzipiell nichts Grundlegendes verkehrt.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ Grand-Sudoku
+ unendlich viele Sudokus
+ viele Hilfen für Anfänger
Minuspunkte:
- Teils umständliche Bedienung
- geringer Optionsvielfalt
- Notizen-Steuerung
Prädikat:
"Befriedigend"

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 Nintendo Punkte
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(03.09.2009)