Rennspiele sind auf Nintendo-Konsolen spätestens seit dem Nintendo 64 so eine
Sache. Wenn überhaupt gibt es eine Handvoll guter Spiele, die sich im Anschluss
bestenfalls mittelmäßig verkaufen. Auch der Otto-Normal-DS-Besitzer verhielt
sich bislang nicht anders. Die Spieleschmiede Gameloft hat sich nun dazu etwas
einfallen lassen, was vielleicht nicht das Blödeste ist. Statt wie bei Teil 1
und 2 (der dritte erschien nur für Handys), setzt man nun nicht mehr auf die
teuren DS-Module, sondern auf DSiWare. Weil man trotzdem kaum an Umfang und
Grafik sparte, erwartet euch, so viel sei vorweg gesagt, mit Asphalt 4 – Elite
Racing das bislang beste DSiWare-Spiel.
Asphalt 4 ist wie seine Vorgänger ein reinrassiges Arcade-Rennspiel, das vor
allem durch seine hohe Geschwindigkeit, die flüssigen Drifts und die hohe Action
glänzen möchte. Womit es aber nicht prahlen kann, sind vielfältige Spielmodi. Im
Hauptmenü drängt sich dem Spieler neben dem obligatorischen „Sofortrennen“ nur
die „Karriere“ auf. Der enthaltene Mehrspielermodus ist leider sehr schmal
ausgefallen. Zwar können sich zwei bis vier Spieler in normalen Rennen
duellieren, aber dafür braucht es auch zwei bis vier „Asphalt 4“- Downloads. Und
dann wird wirklich nicht mehr geboten als ein simples Rennen. Andere
Rennvarianten, wie sie der Karrieremodus kennt, gibt es hier ebenso wie einen
Online-Modus leider nicht. In den Optionen schließlich lässt sich noch die
Steuerung komplett euren Bedürfnissen anpassen, sodass ihr theoretisch sogar mit
dem Select-Knopf Gas geben dürft. Auch Standard-Kameraansicht, Tacho-Anzeige
oder Sound-Optionen lassen sich hier bequem verstellen.
Doch kehren wir zurück zum Kern des Spiels, dem Karriere-Modus. Hier warten 28
lizenzierte Luxus-Karossen, darunter prunkvolle Autos wie der Ferrari F430, ein
Aston Martin DBS oder ein Ford Mustang FR500, auf Spieler mit zu viel Geld. Vom
BMX Mini Cooper mit einer Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h arbeitet ihr euch
also vor bis zum Bugatti Veyron, der mal locker 407 km/h auf den Asphalt bringt.
Aber wie funktioniert das nun mit dem Geldverdienen in Asphalt 4? Es erwarten
euch insgesamt acht Rennstrecken an bekannten Orten, die auf der ganzen Welt
verteilt liegen. Ihr startet mit einem einfachen Kurs über die Hügel von Los
Angeles, fahrt durch den berühmten Tunnel in Monte Carlo, heizt durch die Wüste
in Dubai, durch den Schnee von Sankt Petersburg oder düst am hawaiianischen
Bilderbuchstrand vorbei. Die optische Abwechslung der Kurse ist jedenfalls
beeindruckend. Nun werden auf jeder Strecke insgesamt vier Events veranstaltet,
sodass schlaue Rechner auf insgesamt 32 Aufgaben kommen. Um auch diese
abwechslungsreich zu gestalten, hat sich Gameloft fünf unterschiedliche
Rennvarianten ausgedacht. In nur zweien davon dreht sich wirklich alles um
Geschwindigkeit: Im „Rennen“ tretet ihr gegen ein volles Fahrerfeld mit 7 CPU
Gegner an, im 1vs1-Modus kämpft ihr gegen lediglich einen, deutlich vor euch
startenden Gegner. Bei den übrigen drei Varianten hat man das Gefühl, die
Entwickler haben in ihrer Freizeit zu viel Burnout gespielt. Bei „1vs. Alle“
gilt es, insgesamt sechs Gegner schachmatt zu setzen und ihre Autos zu
Schrottklumpen zu verarbeiten. Bei der „Jagd auf einen“, dem nächsten Modus,
müsst ihr nur den Führenden verschrotten und im Preisrennen - was für ein
irreführender Name - müsst ihr ALLES zerstören und nebenbei auch noch gute
Sprünge und lange Drifts ausführen. Einen erfolgreichen Abschuss landet ihr
übrigens, wenn es euch gelingt, den Gegner an die Bande zu drücken oder ihm mit
einem dreifachen Nitro über den Haufen zu fahren. Waffen gibt es nicht im Spiel.
Wie ihr seht, geht es hier eher rabiat zur Sache. Ein realistisches Rennspiel
dürft ihr nicht erwarten. Dagegen spricht auch das schnelle Drift-System, das so
auch aus Ridge Racer stammen könnte. Gas geben, in der Kurve einmal kurz die
Bremse antippen und euer Gefährt gleitet mit etwas Können so elegant und schnell
um die Kurven, dass es eine Freude ist. Da ist es umso erfreulicher, dass die
tollen Drift-Manöver von der butterweichen Framerate und der hohen
Grundgeschwindigkeit enorm profitieren. Noch schneller wird’s, wenn ihr den
Turbo einlegt. Sammelt ihr kleine Nitroglyzerinflaschen auf dem Parcours oder
driftet ihr eine gewisse Strecke, füllt sich eine Leiste und ihr seid für einen
noch höheren Geschwindigkeitsrausch bereit. Bis zu dreimal hintereinander könnt
ihr den Turbo benutzen, um die Wirkung zu verstärken. Wie bereits erwähnt, fegt
ihr in der kurzen dritten Phase jedes gegnerische Auto aus dem Weg.
Zwar fahren zerstörte Gegner weiter mit, scheiden also nicht komplett aus, aber
sie verlieren natürlich Zeit und ihr gewinnt pro Abschuss Geld. Dieses Geld
nutzt ihr, um neue Autos zu kaufen oder um in mannigfaltige Tuning-Accessoires
zu investieren. Diese reichen weit über die üblichen Reifen- und Motorteile
hinaus bis hin zu unterschiedlichen Kurbelwellen und Zylindern. Ihr braucht euch
damit nicht zwangsweise auseinanderzusetzen, aber eine übersichtliche Grafik mit
grünen und roten Zahlen zeigt auch dem Laien sofort, was besser und was
schlechter ist. Trotz der großen Vielfalt verliert ihr euch also nicht im
Tuning-Sumpf, wie bei so manch anderem Titel. Im Umkehrschluss könnte man die
nur dezenten Verbesserungen aber auch als Makulatur bezeichnen, denn die Autos
werden zwar diskret schneller, aber aufgrund des sehr arcadelastigen
Spielverhaltens (siehe Driften) macht sich das im Rennen weit weniger bemerkbar
als beim realitätsnahen Konkurrenten.
Der Karrieremodus ist für ein DSiWare-Spiel geradezu revolutionär umfangreich
und müsste sich auch auf einem Modul kaum hinter einigen Genre-Kollegen
verstecken. Mit den 32 Events seid ihr sicher über drei Stunden beschäftigt. Für
800 Nintendo Punkte ist das ein ganz guter Schnitt, betrachtet man vor allem die
Konkurrenzprodukte, die den Spieler kaum länger als 15 Minuten bei Laune halten.
Zumal die Zeit auch noch ein Stündchen länger ausfallen kann. Leider geht damit
ein Design-Patzer der Entwickler einher. Wohl weil der Modus an sich eher leicht
als schwer ist, verlängern sie die Karriere gegen Ende künstlich. Denn neue
Events und Kurse schaltet ihr mit einem Erfahrungssystem frei, dass sich über 50
Level erstreckt. Den letzten Event dürft ihr dann erst mit Level 49 angehen. Zu
Beginn stellt das kein Problem dar, da eure Ergebnisse in den Rennen locker dazu
taugen, gleich mehrere Ränge nach vorn zu kommen. Es stehen euch also jederzeit
gleich mehrere Events offen. Aber im zweiten Drittel des Spiels verkehrt sich
dieses Verhältnis plötzlich. Alle offenen Rennen sind mit Gold abgeschlossen,
aber nichts passiert. In dieser Situation müsst ihr bereits gefahrene Rennen
wiederholen, um Geld zu verdienen und spektakuläre Abschüsse hinzulegen. Das
Wiederholen alter Rennen hätte wirklich nicht sein müssen, vor allem, weil das
Spieldesign sich ansonsten große Mühe gibt, variantenreich zu sein. Neben den
Autos gibt es auch noch Motorräder im Fahrzeuglager, die zwar nicht driften
können, aber dafür eine bessere Kurvenlage haben. Außerdem hat man sich der Need
for Speed- Serie bedient und Polizei ins Spiel eingebaut. Steigt die
Fahndungsanzeige wegen grober Sachbeschädigung allzu hoch, verfolgt euch fortan
ein Polizeihubschrauber (in dessen Perspektive auf Wunsch sogar geschaltet
werden kann) und eine Streife. Macht ihr nun einen Unfall (Frontalaufprall gegen
eine Wand, Brückenpfeiler oder den Gegenverkehr), verliert ihr eine gute Stange
Geld. Umgekehrt kassiert ihr, wenn ihr die Hüter des Gesetzes abhängen oder gar
verschrotten könnt. Ihr seht, an unterschiedlichen Inhalten mangelt es dem Titel
eigentlich nicht, auch wenn man sagen muss, dass das Streckendesign trotz seines
Abwechslungsreichtums eher schlecht ist. Ganz im Stile vergangener Jahrzehnte
gibt es massig unsichtbare Streckenbegrenzungen und überhaupt keine Abkürzungen
oder auch nur Abzweigungen.
Damit kommen wir zur Technik. Grafisch ist Asphalt 4 bisher das Beste, was man
auf DSiWare finden kann. Tatsächliche Unterschiede zu einem Modul-Spiel sind
nicht zu finden. Die Autos sind schön modelliert und können in der Garage sogar
frei von allen Seiten angeschaut werden. Wahrscheinlich deshalb hat man kein
Schadensmodell eingebaut ;-). Die Umgebungen sind wie angesprochen sehr
abwechslungsreich und die Strecken völlig nebelfrei. Zwar gibt es einige wenige
Draw-Ins, also Momente, in denen gerade größere Objekte sanft in das Bild
eingefädelt werden, aber zu weiten Teilen verhindert das gute Streckendesign
diesen technischen Patzer. Ansonsten verlangen Lens-Flare Effekte, kräftige
Farben und detaillierte Umgebungen dem DSi einiges ab. Die Kurse sind teilweise
so detailliert und farbenfroh, dass man sogar manchmal trotz übergroßer
Warnhinweise die Orientierung verliert. Die Musik kann da nicht ganz mithalten,
dudelt sie doch recht uninspiriert und sich ständig wiederholend im Hintergrund
vor sich her. Die Motorengeräusche dagegen sind wie alle Soundeffekte in
Ordnung. Seltsam übrigens, dass ein DSiWare-Spiel Ladezeiten besitzt. Diese sind
zwar nicht enorm lang, aber ihre bloße Existenz hätte nicht sein müssen.
Ein Wort sei noch zur präzisen Steuerung gesagt: Diese ist wie erwähnt völlig
frei konfigurierbar und sehr leichtgängig. Die Autos (und Motorräder) reagieren
klar auf das Steuerkreuz und setzen stets das um, was man ihnen mitteilen
möchte. Alternativ kann man zum Lenken auch den Touchscreen benutzen, was aber
ein Ding der Unmöglichkeit ist. Man verliert mit dem linken Daumen viel zu
schnell Haftung und Kontrolle. Die Umsetzung der Lenkbefehle erfolgt für einen
solchen Aracde-Racer viel zu sanft. Das Steuerkreuz ist in allen Fällen die
bessere Variante.
Fazit:
Asphalt 4 – Elite Racing ist prinzipiell ein tolles Rennspiel. Würde es 40 Euro
kosten, krähte danach wohl kein Hahn, aber für läppische 8 Euro auf DSiWare
sollten es sich jeder anschauen, der auch nur ein wenig was mit dem Genre
anfangen kann. Gerade die Technik fasziniert und man wundert sich, was Nintendo
selbst aktuell in diesem Bereich verhackstückt. Kurz und gut: Dieses Spiel sieht
toll aus, fährt sich schnell und astrein und kann lang genug begeistern. Dass
die Karriere gegen Ende unnötigerweise künstlich gestreckt wird, dass der
Mehrspielermodus nur mäßiges Mittelmaß und die Touchscreen-Steuerung grauenvoll
ist, schieben wir galant beiseite und empfehlen den Titel allen
Rennspielfreunden auf dem DSi wärmstens.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ fantastische Grafik für DSiWare
+ superschnell und flüssig
+ 28 lizenzierte Wagen, 8 Kurse
+ 5 unterschiedliche Rennvarianten
+ gutes Turbo- und Driftsystem
+ umfangreiche Tuning-Möglichkeiten
+ präzise Button-Steuerunge
Minuspunkte:
- Karriere künstlich gestreckt
- Touchscreen-Steuerung unbrauchbar
- seltene Draw-Ins
- Ladezeiten?!
- kein Schadensmodell
- kein Online-Modus
Wertung:
Einzelspieler: 8,5
Mehrspieler: 4,5
Screenshot 1
Screenshot 2
Preis:
800 Nintendo Punkte
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(03.09.2009)