Neben dem Simpel-Spielchen „Pyoro“ hat es ein weiteres Mikrospiel aus der
WarioWare-Serie als Einzeltitel in das DSiWare-Angebot geschafft. Für 200
Nintendo Punkte steht Papierflieger im Nintendo Handheld-Shop zum Kauf bereit.
Ihr ahnt es schon: In dieser Simulation der liebsten Schülerbeschäftigung in
langweiligen Unterrichtsstunden geht es um ein Papierflugzeug, das den Weg zum
Levelende finden muss. Zu Beginn jeden Levels fliegt euer Fluggerät durch ein
Fenster in einen Turm und ihr navigiert es um einige Plattformen herum ins Ziel.
Die Steuerung funktioniert dabei ganz ohne Touchscreen-Schnickschnack. Drückt
nach links auf dem digitalen Steuerkreuz und euer Luftvehikel vollführt eine
Wende nach links; mit rechts ist es vice versa. Wäre es nur das, dann hätte das
Spiel etwas von einem simplen Rennspiel, in dem man lediglich einigen
Hindernissen ausweichen muss. Der kleine Kniff an diesem Spiel ist die Tatsache,
dass ihr Gott gegeben nicht anhalten könnt. Die Anziehungskraft zerrt natürlich
auch an einem Papierflieger, sodass ihr lediglich eure Fallgeschwindigkeit
bestimmen könnt. Wendet ihr die Nase des Fliegers gen Boden, rauscht ihr mit
einem beachtlichen Zahn dem Verderben (oder dem Ziel) entgegen, während ein fast
waagerechtes Schauen nach links oder rechts mehr einem gemütlichen Segelflug
entspricht. Leider verhindert natürlich der Turm um euch herum, dass ihr aus dem
Bildschirm fliegt, sodass spätestens kurz vor der Wand ein Wendemanöver nötig
wird. Dieses kann man neudeutsch auch als „tricky“ bezeichnen. Stellt euch vor,
ihr fliegt gemütlich im Schwebeflug nach rechts. Wollt ihr der Mauer ausweisen,
müsst ihr nach links drehen. Dafür drückt ihr die linke Seite des Steuerkreuzes.
Einmal kurz antippen, lasst ihr die Spitze des Fliegers sinken. Ein weiteres
Tippen und die Spitze ist senkrecht nach unten gelenkt. Erst weiteres Antippen
(oder sofort längeres Halten der Taste) ziehen die Spitze dann nach links weg.
Wer mitgedacht hat, dem dürfte das Problem aufgefallen sein. Da der Wenderadius
vom Flugzeug immer verlangt, (zumindest einmal kurz) senkrecht nach unten zu
fliegen, braucht ihr relativ viel Platz für ein solches Manöver. Das nächste
Hindernis darf auf jeden Fall noch nicht allzu nah sein.
Was Steuerung und Gameplaytiefe angeht, war es das auch schon. Euer Fluggerät
ist weder mit Turbos ausgestattet noch mit grünen Schildkröten bewaffnet, sodass
sich das Gameplay wirklich auf das simple Fliegen und die Kontrolle der
Wendemanöver konzentriert. Doch immerhin werden dem Spieler zwei verschiedene
Modi angeboten: Im „Zeitspiel“ gilt es, acht vorgefertigte Levels mit festen
Hindernissen möglichst schnell zu bestehen. Zunächst sind nur fünf der acht
Levels freigeschaltet; den Rest dürft ihr nach erfolgreichem Absolvieren der
ersten Parcours angehen. Netterweise hat Nintendo aber auch an die Grobmotoriker
gedacht und öffnet spätere Levels auch, wenn ihr die früheren nur oft genug
angegangen seid. Spätestens ab Level 5 geht es dann auch richtig happig zu. Die
Hindernisse werden immer fieser gestellt und es braucht eine ruhige Hand, um den
Flieger sicher ans Ziel zu bringen. Nett ist auch, dass hier noch eine kleine
Variante ins Spiel kommt. Zwei Levels müssen im „Dunkeln“ gespielt werden.
Normalerweise werden beide Screens des DSi zur Übersicht genutzt, wobei sich der
Flieger immer im Topscreen aufhält. Wer weiträumig sehen kann und nicht wie ich
den typisch männlichen Tunnelblick besitzt, kann also theoretisch stets ein
gutes Stück weit „vorausschauen“. In den angesprochenen zwei Levels geht das
nicht, da ist lediglich ein kleiner Radius um den Papierflieger herum erhellt.
Der letzte Level ist dann schließlich wieder hell, aber rasant schnell.
Der zweite Modus ist ein Endlos-Spiel, bei dem es nicht auf eine gute Zeit
ankommt, sondern auf ein weites Vordringen in den Turm. Jedes Hindernis wird
gezählt und am Ende kommt eine Highscore-Zahl heraus.
Wer außerdem einen Freund oder eine Freundin zur Hand hat, kann auch zu zweit
loslegen und ein Rennen starten. Dieser Modus ist auch aus WarioWare für den
GameCube bekannt, wo noch vier Spieler gegeneinander antreten konnten. Am
Gameplay ändert sich nichts, eure Aufgabe besteht darin, als erster auf den acht
Strecken des Zeitmodus‘ ins Ziel zu kommen. Wer dabei ein Hindernis streift, hat
nicht gleich verloren, sondern wird nur ein Stück weit zurückgesetzt und
verliert dadurch etwas Zeit. Die Umsetzung ist dabei recht gelungen. Es werden
keine zwei DSi benötigt, sondern ihr spielt am gleichen System. Spieler 1
steuert seinen Flieger über das Steuerkreuz, Spieler 2 darf die Tasten Y (links)
und A (rechts) benutzen. Dank der zwei Screens des DSi hat jeder sogar sein
eigenes Bild. Sonderlich motivierend ist das Ganze auf Dauer nicht, aber für
ein, zwei Runden zwischendurch kann es mal herhalten. Highscores oder
dergleichen werden leider nicht gespeichert, was die Dauermotivation an diesem
Modus senkt.
Allgemein stört bei Papierflieger der gleiche Umstand wie bei Pyoro. Das Spiel
ist super simpel und auf Highscores ausgelegt, lässt aber keine Profile zu. Zwar
wird im Zeitmodus die beste Zeit, im Endlosmodus die beste Ebene gespeichert,
aber eben nicht, wer sie geholt hat. Für umgerechnet 2 Euro darf man sicher
nicht zu viel erwarten, aber zumindest das übliche 3-Buchstaben-Kürzel hätte man
integrieren können.
Technisch sieht Papierflieger genauso aus, wie in den WarioWare-Spielen. Somit
ist die 2D-Grafik sauber, aber detail- und abwechslungsarm. Der Turm ist nun mal
komplett in schnödem braun gehalten. Im Endlosmodus tauchen aus WarioWare
bekannte Charaktere auf, um einzelne Abschnitte anzusagen, dann kommt etwas
Farbe ins Spiel. Die Musik stellt sich ähnlich trocken dar. Mehr als eine
Melodie für das Menü und eine für die Levels hat das Budget des Titels wohl
nicht hergegeben. Wirklich störend sind Grafik und Sound aber nicht.
Fazit:
Auch Nintendos zweite WarioWare-Auskopplung ist nicht mehr als ein kleiner Snack
für zwischendurch. Da hier auch wohl keiner mit einem Gameplay-Monster gerechnet
hat, ist das auch soweit in Ordnung. Im Gegensatz zur häuslichen Konkurrenz
namens Pyoro punktet Papierflieger durch sein dezent anspruchsvolleres
Kerngameplay, die zwei verschiedenen Modi inklusive nettem Endlosmodus und durch
den 2-Spieler-Modus. Gäbe es die Möglichkeit, drei oder vier Zeiten und Scores
zu speichern und seinen Namen dazu zu setzen, hätte man beinahe von einem
richtig guten 2-Euro-Spiel sprechen können. So muss jeder selbst abwägen, ob man
sich nicht lieber ein Eis kauft. Geschicklichkeitspuristen dürfen aber auf jeden
Fall zugreifen.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ Zeit- & Endlosmodus
+ 2-Spielermodus an einem Gerät
+ nicht ganz flaches Gameplay
Minuspunkte:
- schrecklich monotone Grafik
- keine Profilerstellung möglich
- nur eine Highscore speicherbar
- letztlich zu wenig Dauermotivation
Wertung:
Einzelspieler: 5,0
Mehrspieler: 4,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
200 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(03.09.2009)