Die Frage ist doch, wie beginnt man einen Test zu schreiben, der über ein Spiel
handelt, das eigentlich keine Zeile geschriebenen Wortes verdient? An dieser
Stelle sollte eigentlich eine ausufernde Explikation über das Rennspiel-Genre
auf der Wii stehen, das doch bisher kümmerlich vor sich hin vegetierte und bis
auf Excite Truck keinen wirklich ernstzunehmenden Ableger auf der kleinen,
weißen Konsole gesehen hat, welcher nicht mit Bananenschalen und roten
Schildkröten hantierte, und das es insofern dringend nötig hätte, endlich einen
Messias für Geschwindigkeitsfanatiker zu erhalten, aber diese Einleitung kann
man sich sparen. SPOGS Racing ist sicher vieles, aber gewiss kein
Rennspielmessias und sowieso: Rote Schildkröten kommen (quasi) auch vor. Na
super.
Um genau zu sein - und damit verrate ich nicht allzu viel - ist SPOGS Racing
sogar nicht nur nicht gut, sondern geradezu schlecht. Eigentlich hat das Spiel
alles, was das Rennspielherz begehrt: Das obligatorische Schnelle Rennen ist
ebenso dabei wie eine Adrenalin-fördernde Saison und einen innovativen Modus
namens Cash n’ Grab gibt es noch gratis dazu. Und das alles für schlappe 1000
Nintendo Punkte. Wow! Blöd ist an dieser Stelle nur, dass jeder einzelne Modus
richtig langweilig ist. Doch von vorne. Ihr übernehmt die Kontrolle über einen
selbstständig fahrenden Reifen (!), in dessen Mitte eine Scheibe - euer
Charakter - gesetzt wird. In einer Art Editor könnt ihr euer Erscheinungsbild
sogar verändern und die Fähigkeiten in Kategorien wie Beschleunigung,
Bremsfähigkeit und Höchstgeschwindigkeit dezent anpassen. Habt ihr dem
Reifengefährt noch euren Namen aufgedrückt, kann es losgehen. Zunächst bietet
sich der Cash n’ Grab-Modus an. Denn dort kann euer formvollendetes Vehikel
seine Fähigkeiten mächtig aufbessern. Die Grundidee ist wirklich mal ganz nett,
ehrlich. Ihr habt die Wahl zwischen den Spielmodi Sudden Death und Battle. In
ersterem bekommt ihr eine Energieleiste verpasst und könnt, ähnlich wie in Wipe
Out, durch Anrempeln oder Waffenbeschuss Energie verlieren. Ist diese ganz
aufgebraucht, scheidet ihr aus. Das solltet ihr aber vermeiden, da ihr dann all
eure gewonnenen Motoren, Reifen, Bremsen und Auspuffe verliert. Denn rempelt ihr
während eines Rennens einen Gegner an, zeigt eine Auswahl genau diese vier
Objekte. Ist der Motor jetzt grün unterlegt, drückt ihr das Steuerkreuz Oben und
ein neuer Motor gehört euch. Ein blauer Hintergrund bedeutet keine Verbesserung,
ein roter würde eure Fähigkeiten gar zurückschrauben. Es geht also darum, sich
der Gegner zu bedienen und seine eigene Maschine aufzumotzen, um sie für Höheres
bereitzumachen. Der Battle Modus funktioniert im Übrigen genauso, doch gibt es
hier keine Energieleiste. Die Waffen sind aber auch hier mit an Bord. Diese sind
zahlreich und relativ nett gemacht. Sie werden „live“ an den Reifen gebaut,
sodass es keine Symbole wie beim Klempner-Kart gibt und sie tun im beschränkten
Rahmen das Ihrige. Sie bringen zumindest ein wenig Schwung in die lahme Bude.
Denn wie bereits angedeutet, ist es den Entwicklern gelungen, diese prinzipiell
nette Einlage durch das Drumherum namens „Spiel“ dem Spieler gänzlich bitter zu
servieren. Habt ihr euch erstmal auf die Strecke getraut, dürften alle Nintendo
64-Fans in Tränen der Rührung ausbrechen. Die Entwickler von D2C haben wohl
unfreiwillig erstklassiges N64-Feeling auf die Wii gezaubert. Die Strecken sind
kahl, detaillos, teils nebelig, mit matschigen Texturen versehen, farbarm. Kurz:
hässlich. Darüber ließe sich ja noch reden, wenn sie denn aufregend gestaltet
wären. Fehlanzeige! Lediglich sechs Parcours hat man sich überlegt, deren
Streckenführung von einem dreijährigen innovativer entworfen worden wäre. Der
graue oder braune Texturbrei namens Straße ist in den allermeisten Bereichen
viel zu breit, was jede Kurve uninteressant werden lässt. Ein Überraschungsei
bietet sogar mehr Spannung. Da helfen dann auch die auf manchen Strecken
verteilten Loopings und Sprünge nichts mehr. Es ist kaum zu beschreiben, aber
hier hat man wirklich alles falsch gemacht, was es falsch zu machen gibt. Man
zuckelt und ruckelt sich, beinahe ist man geneigt von ‚quälen’ zu sprechen, über
den Kurs. Das ist dabei ganz wörtlich zu nehmen, denn obwohl sogar das Nintendo
64 über die Grafik gelacht hätte, fährt man bei gefühlten, sagenumwobenen 10
Bildern pro Sekunde über einen Bauernhof, wohl einen Ort, der entfernt an einen
Wald erinnert oder über einen NASCAR-ähnlichen Rundkurs mit Tribüne. Ihr könnt
derweil Kaffee aufsetzen gehen oder euch über die Ruckler zu Tode ärgern. Da
trifft es sich ganz gut, dass man auf Musik im Rennen völlig verzichtet und
allein dem monotonen Quäken eures Pseudogefährts lauschen darf.
Nach dieser Tirade fragt ihr euch sicherlich, was man dann sonst noch an einem
Rennspiel bemängeln kann. Tatsächlich gäbe es da noch mehr. Zum Beispiel die -
angesichts des Inhalts - unverschämt langen Ladezeiten zu Beginn des Spiels und
vor jedem Rennen erneut. Und obwohl der künstlichen Intelligenz dadurch wirklich
lange Bedenkzeiten eingeräumt werden, verbessert diese sich dennoch nicht. Denn
die Reifenbots fahren gemütlich wie vom Gummiband gezogen über den Kurs und
schauen nicht links, nicht rechts, und dank der ultimativ langsamen
Fahrgeschwindigkeit sieht man sich regelmäßig in Zeitlupe an die Bande gedrückt
werden. Womit wir zur Steuerung kommen. Erfreulicherweise geben euch die
Entwickler eine große Auswahl an Controllern an die Hand, um ihr Machwerk zu
steuern. Besser wird es dadurch gewiss nicht, aber ihr habt halt viele
Möglichkeiten, euch der grausamen Realität zu stellen, wobei mir persönlich die
Variante mit Wiimote und Nunchuk am besten gefallen hat. Auf dem Classic
Controller darf man leider nur mit dem linken Stick, nicht aber mit dem
Steuerkreuz lenken, bei der quer gehaltenen Wiimote dürft ihr zwischen
Bewegungserkennung und Steuerkreuz wählen. Die Bewegungserkennung tut ihren
Dienst ganz akzeptabel, ist aber nicht wirklich präzise. Wobei euch
gelegentliche Bewegung ganz gut tut, denn eine Runde kann schon mal über 2.30
Min. lang sein, was einer Gesamtfahrtzeit von ca. 10 Minuten pro Strecke (4
Runden) im höchsten Schwierigkeitsgrad entspricht. Im Saison-Modus werden dann
auch noch sechs Kurse aneinander gereiht und nach Platzierung Punkte verteilt,
sodass man hier später wirklich relativ lange beschäftigt. Die Frage ist, ob ihr
das wirklich wollt. Der Saison-Modus besticht vor allem dadurch, dass die
Strecken zufällig ausgewählt werden und es somit vorkommt, dass ihr mal zweimal
hintereinander denselben Kurs fahrt. Interessanterweise wird auch der einzige,
potenziell vorhandene Spaßfaktor, die Waffen, einfach mal rausgelassen.
Lediglich Items mit Turboschüben (ähnlich Marios Pilzen) sind benutzbar. Eine
ziemlich sinnfreie Entscheidung der Entwickler. Darüber hinaus bringt die
Quälerei noch nicht einmal etwas, denn von freizuspielenden Inhalten hat sich
das Spiel ebenso gelöst wie von jeglichem Spielspaß. Wer will, darf übrigens
einen Freund dazu holen. Im Falle von SPOGS Racing bedeutet geteiltes Leid, aber
nicht halbes Leid. Tendenziell wird es trotz „vollen Fahrerfelds“ von bis zu
zwei weiteren Reifenkreaturen eher noch schlimmer. Hab ich erwähnt, dass das
gesamte Spiel auf englisch ist? Macht aber auch nichts, denn ihr wollt es ja
sowieso nicht spielen.
Fazit:
Was die Wertung angeht, dürfte jeder von euch den Gedankengang aus der Schule
kennen. Sollte ein Lehrer einem Schüler für bloße Anwesenheit, die eigentlich
selbstverständlich ist, Punkte bei der mündlichen Note geben? Muss man also
SPOGS Racing allein aufgrund der bloßen Anwesenheit der prinzipiell guten „Cash
n’ Grab“- Idee Punkte geben, oder nicht? Diese Überlegung kann ad absurdum
geführt werden, denn was zählt, ist die Tatsache, dass das Endprodukt so
ziemlich überhaupt nichts richtig macht und derartig viele Mängel aufweist, dass
es schlicht nicht empfehlenswert ist. Kurz und knapp: Wer es sich holt, ist
selber Schuld.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ theoretisch mit vielen Controllern spielbar
Minuspunkte:
- schrecklich monotone Grafik
- Schleichtempo
- Ruckeln
- lange Ladezeiten
- ein Standbild bereitet mehr Spannung
- komplett auf englisch
Wertung:
Einzelspieler: 0,5
Mehrspieler: 0,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
1000 Nintendo Punkte
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(03.09.2009)