Die Firma Nintendo steht als Synonym für erfolgreiches Vermarkten seiner
Videospielhelden. Super Mario ist das beste Beispiel hierfür: Seit seiner
erfolgreichen Markteinführung hat der so plump anmutende Klempner in allen
möglichen und unmöglichen Spielarten der Branche seine Auftritte gehabt. Sei es
als Protagonist in den gleichnamigen Spielen (Mario Bros. etc.) oder etwa als
Rätsellöser in Mario's Picross. Überall, wo man eine Belebung der zu
erwartenden, niedrigen Verkaufszahlen für nötig hielt, wurde das
"Qualitätssiegel Mario" angebracht und schon konnte man auch Randgruppenspiele
vernünftig verkaufen. Dieses Vorgehen, gemeinhin als Franchise bezeichnet, hat
aber auch einige (leider) weniger bekannte Früchte getragen, darunter vor allem
die frühen Entwicklungen von Nintendo's First Party Hersteller Hal Laboratory
Inc.. Hal, den meisten vielleicht bekannt durch die Smash Brothers Serie oder
die Pokémon-Umsetzungen für das N64, hatte bereits in den grauen Urzeiten der
Videospielgeschichte auf dem MSX eine Puzzleserie ins Leben gerufen: Eggerland.
Wegen des rasanten Aufstiegs des NES wurde diese Serie kurzerhand mit einigen
grafischen Aufwertungen versehen, auf Nintendos Vorzeigekonsole portiert und
dort ab 1988 unter dem Namen "Adventures of Lolo" vertrieben. Wem der Name Lolo
etwas sagt, aber nicht weiß, wo er ihn einordnen soll, kennt ihn vielleicht als
Bösewicht der Kirby-Spiele, wo er, unter dem Namen Lololo, dem fluffigen
Protagonisten das Leben schwer macht. Doch bevor Lolo seine Karriere auf der
"dunklen Seite" startete, begann auch er als Streiter für das Gute.
In Adventures of Lolo ist es die höchste Aufgabe des Spielers, in Gestalt einer
blauen Kugel, die entführte Prinzessin Lala, eine rosa Kugel, aus den Fängen des
"Great Devil" zu befreien. Doch nicht mit Gewalt, sondern mit allerhand
Hirnschmalz muss man sich durch die zehn Stockwerke und 50 Räume des Schlosses
bis zur finalen Konfrontation, Mann gegen Mann mit dem Erzbösewicht, kämpfen.
Aber bis dahin löst man in jedem der Räume allerhand knifflige Rätsel, die
manchmal selbst echten Einsteins gut zu denken geben. Stets gilt es, durch
geschicktes Verschieben von Kisten und Monstern, den Weg zu den, im Level
verteilten Herzen, zu ermöglichen. Hat man alle Herzen eingesammelt, öffnet sich
eine Schatztruhe und man darf, beziehungsweise muss, das darin befindliche Juwel
einsacken. Erst dann öffnet sich die Tür zum nächsten Level oder es erscheint
die Treppe zum nächsten Stockwerk. So leicht und unproblematisch, wie es sich
anhört, ist es aber bei weitem nicht: Jedes der "Monster", denen Lolo begegnet,
hat spezielle Eigenschaften und Schwächen, die er gekonnt umgehen muss, um
unbeschadet seinen Weg zu machen. Medusen lassen unseren Helden erstarren und
bereiten seinem Abenteuertrieb durch einen unausweichlichen Schuss ein jähes
Ende. Wandernde Fratzen gehen ebenso gegen den Spieler vor. Dies kann also nur
durch Vermeiden von Blickkontakt umgangen werden. Weniger aggressiv, aber nicht
minder hinderlich, sind die grauen Wanderer, die sich darauf beschränken den Weg
zu versperren, in dem sie vor Lolo einfach stehen bleiben. Ähnlich verfahren die
grünen Drachen, die, sobald sie das Alter-Ego erreicht haben, einfach an Ort und
Stelle einschlafen und so dauerhaft den Zugang zu wichtigen Passagen oder
Wegstrecken verstellen.
Damit man diesen Schergen des Great Devils aber nicht
hilflos ausgesetzt ist, kann man auf einige Hilfsmittel zurückgreifen: Mit dem
Brückenteil kann man Flüsse überqueren und mit dem Hammer lassen sich
Felsbrocken aus dem Weg räumen. Das wichtigste Requisit unseres Helden ist
allerdings sein Zauberschuss, mit dem er unliebsame Gegner in ein Ei einsperrt,
welches dann nach Belieben verschoben, oder durch erneuten Beschuss zeitweise
ganz beseitigt wird. Dies wird man besonders häufig an den grünen Würmern, den
wohl angenehmsten Feinden im Spiel praktizieren können. Eine sehr nützliche
Eigenschaft dieser Eier ist, dass sie auf dem Wasser schwimmen und so als Floß
benutzt werden können. Auf diese Weise kommt man oft an schier unerreichbare
Herzen, darf aber nicht zu langsam sein, denn auch ohne Passagier treibt das Ei
auf den Fluten der Flüsse und Seen weiter, bis sie, egal ob mit oder ohne
Besatzung, untergehen. Auch sollte man sich nicht allzu viel Zeit mit dem
Verrücken der Eier lassen, denn es liegt leider nun mal in der Natur eines Eies,
dass früher oder später etwas daraus schlüpft. Unter diesen Voraussetzungen
werden allerhand Kopfnüsse für den Spieler bereitgestellt, die im späteren
Verlauf des Spiels schier unlösbar werden und Puzzelnden häufig die "Select"
beziehungsweise die "Minustaste" drücken lassen, die, auf Kosten eines der fünf
Leben, das Level von vorne beginnen. So kann man problemlos jedes nur
erdenkliche Szenario durchspielen, bis man letztendlich doch noch den, von
Erfolg gekrönten, Weg zur Schatztruhe findet. Das Trial and Error-System, nach
dem bei Adventures of Lolo sehr oft vorgegangen werden muss, ist eine feste
Konstante im Spielverlauf, die dank der unbegrenzten Continues zu Genüge zur
Geltung kommen wird. Dank der Speicherfunktion der Wii ist nun endlich das
Passwortsystem, mit dem man jederzeit sein Spiel von der Stelle des letzten
Ablebens fortsetzen konnte, überflüssig geworden und so darf man sich, wann
immer man will oder muss, eine Auszeit nehmen und zu einem späteren Zeitpunkt
mit frischen Ideen an die Bergung der Schatzkisten gehen.
Grafisch erinnert Lolo sehr an "The Legend of Zelda", beschränkt sich allerdings
nur auf die Neuanordnung von Steinen, Büschen, Flüssen, Sand- und Grünflächen,
sowie der zu umgehenden Feinde und den dabei behilflichen Kisten. Auf Dauer
wirkt dieses Setting zwar wenig aufregend und monoton, dies tritt jedoch in den
Hintergrund, angesichts der zu lösenden Rätsel. Bei einem Hammer kommt es
schließlich auch nicht auf die Verpackung an. Die musikalische Untermalung des
Geschehens besteht lediglich aus einer einzigen Melodie, die zu allem Überfluss
auch noch in einer Dauerschleife wiederholt wird und deren der Spieler
spätestens nach dem fünften Level überdrüssig wird. Dass es bei diesem Spiel
keinen Multiplayermodus gibt, kann fast als selbstverständlich vorausgesetzt
werden, aber ab und an wird ein Helfer nicht schaden, der einen hilfreichen Tipp
zum erfolgreichen Bestehen eines Levels beiträgt.
Fazit:
Das zeitlose Spielprinzip, das hinter der Lolo-Serie steckt, ist zwar heute kaum
noch in eigenständigen Spielen zu finden, reichte damals allerdings zu zwei
weiteren Fortsetzungen. Mit der Veröffentlichung auf der Virtual Console schafft
es Nintendo vielleicht, den, auch zu NES-Zeiten, wenig beachteten und oft
unterschätzten Rätsel-Klassiker aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Die 500
Punkte sind keineswegs eine Fehlinvestition, auch nicht für totale
Genreneulinge. Wer also gerne mal eine Kopfnuss löst und Spaß an
Denksportaufgaben findet, der trifft mit Lolo eine gute Wahl. Und wer den
Fernseher beim Spielen auf "Mute" stellt, muss sich deswegen nicht schlecht
fühlen.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Knackige Rätsel
+ Abwechslungsreiche Lösungsansätze
Minuspunkte:
- Nervtötende Musik
- Eintöniges Leveldesign
Wertung:
Einzelspieler: 7,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 WiiPoints
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(02.09.2009)