Angelehnt an den Game&Watch Titel "Boxing" veröffentlichte Nintendo 1984(!) als
wohl einen der ersten Beat'em Up-Titel das Spiel Urban Champion auf seinem
damals noch recht neuen Nintendo Entertainment System, den meisten wohl besser
bekannt als NES. Nachdem nun ein knappes viertel Jahrhundert ins Land gezogen
ist, wurde es von den Jungs von Nintendo wieder aus der Vergessenheit gerufen
und auf die Virtual Console portiert.
Für 500 Punkte kann man sich vorliegendes Urgestein der Prügelspiele
herunterladen und sinnlos drauf los prügeln. Leider ist Urban Champion, selbst
mit sehr niedrigen Maßstäben gemessen, alles andere als eine Genreperle… Ähnlich
einem Fight Club in 8-Bit prügelt man sich, wahlweise mit einem Freund oder
einem (einzigen!) Computergegner, auf der Strasse vor dem Snackladen, dem
Discounter, dem Bücherladen oder dem Friseur, ständig den Unbilden der Anwohner
und der Polizei ausgeliefert. Ziel des Spiels ist es, seinen Gegner binnen 100
Sekunden - wie beim Fechten - aus dem Bildschirm zu schlagen, wobei man dies mit
den drei Startleben so oft wie möglich schaffen muss, während man gelegentlich
herabfallenden Blumentöpfen ausweicht. Diese werden von Hausbewohnern, die vom
Treiben vor ihrem Haus offensichtlich nicht sehr begeistert sind, auf die
Duellanten herabgeworfen. Von Zeit zu Zeit fährt eine Polizeistreife vorbei, die
die beiden Kampfhähne auseinander bringt, welche dann den Kampf von ihren
Ausgangspositionen fortsetzen müssen. Nach Ablauf der Kampfzeit erscheint die
Patrouille dann erneut und nimmt den Spieler mit, was ihn eines seiner drei
Leben kostet. Wenn einer der Spieler das dritte Mal aus dem Screen gehauen
wurde, fällt er stattdessen in einen Gully, wohl um zu signalisieren, dass diese
Leistung "abgrundtief" schlecht war. Bei den Kämpfen kann man neben dem Blocken
der gegnerischen Schläge aus vier verschiedenen Angriffen wählen: jeweils ein
starker und ein schwacher Schlag, entweder in das Gesicht oder in den Bauch,
wobei der starke Schlag (nomen est omen) den Gegner zurück purzeln lässt, was
einem wesentlich größeren Raumgewinn im Gegensatz zu dem schwachen Schlag
entspricht. Jeder Schlag, egal ob man gerade austeilt oder einsteckt, lässt die
Vitalitätsleiste ein wenig schrumpfen. Allerdings hat dies keinerlei Einfluß auf
das Spielgeschehen, denn selbst wenn die Anzeige doch mal auf "000" stehen
sollte, kann man weiter drauf los hauen, als gäbe es kein Morgen mehr. Doch
meist kommt es gar nicht erst dazu, denn der Gegner bzw. die KI ist nicht
wirklich anspruchsvoll.
Die 2-D Grafik, die damals das Maß aller Dinge war, lockt natürlich heute
keinen alten Hund mehr hinter dem Ofen hervor, aber für einen echten Retro-Fan
ist dies natürlich kein Hindernis. Ebenso mag der Sound für unsere "Dolby
Digital 5.1 THX DTS Virtual Surroundsystem"-gewöhnten Ohren etwas blechern und
monoton klingen, aber während des Spielens fällt dies weniger ins Gewicht. Nur
auf Dauer kann sich schon so etwas wie Enttäuschung einstellen, da die
Monotonie, mit der man akustisch berieselt wird, schon ziemlich anstrengend
ist. Trotzdem muss man sagen, dass der Jingle nach einem gewonnenen Kampf im
Ohr bleibt.
Fazit:
Urban Champion hatte es schon zu NES-Zeiten nicht zu einem Hit geschafft und
diese Ehre wird ihm wohl auch als Neuauflage auf der Virtual Console verwährt
beleiben. Das Spielprinzip reicht einfach nicht aus, um den Spieler dauerhaft an
den Schirm zu fesseln, sondern nur zum gelegentlichen Zeitvertreib, aber auch
nur, wenn wirklich gar nichts anderes mehr geht. Der einzige Lichtblick ist wohl
der Multiplayer, der die Prügelei wenigstens etwas "anspruchsvoller" gestalten
kann. Alles in allem sollte man die 500 Points, die dieses Spiel kostet, lieber
in etwas Sinnvolleres investieren.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Multiplayer
+ Sound
Minuspunkte:
- Keine Story
- Keine Abwechslung
- Fehlende Langzeitmotivation
Wertung:
Einzelspieler: 2,5
Multiplayer: 3

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 WiiPoints
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(02.09.2009)