Kaum ein anderer Titel hat die Videospiel-Szene so geprägt wie der 1978 erschienene Shoot 'em up- Klassiker "Space Invaders"
- und das Spielprinzip erfreut sich noch heute großer Beliebtheit. Wer jedoch von der WiiWare-Version mit dem schicken
Beinamen "Get Even" (auf deutsch: sich rächen) ein zeitgemäßes Remake des Arcade-Spiels - wie beispielsweise "Space Invaders
Extreme" auf dem Nintendo DS - erwartet, der muss bereits an dieser Stelle enttäuscht werden. Die Space Invaders sind zwar
zurück, aber in anderer Form, als man vielleicht denken würde. Das Entwicklerstudio Taito verpasste der Serie ein neues
Gewand: Erlebt die Invasion diesmal aus der Sicht der Space Invaders, in 3D-Grafik sowie mit Online-Ranglisten und Pay &
Play-Inhalten. Rächt euch an der Menschheit! Go, Space Invaders, Go! Oder so ähnlich ...
Kurz ein paar Worte zur Hintergrundgeschichte: Die Handlung spielt 30 Jahre nach den Geschehnissen des klassischen "Space
Invaders". Den Angriff der außerirdischen Invasoren konnte die Menschheit seinerzeit erfolgreich abwehren, doch nun, viele
Jahre später, sind sie zurück und wollen sich natürlich für die schmachvolle Niederlage rächen. Als Spieler steuert ihr
jedoch nicht irgendeine Kanone und zermahlt damit die ungebetenen Eroberer, sondern übernehmt dieses Mal die Rolle der Space
Invaders persönlich und pulverisiert stattdessen die Menschen! Mit Hilfe eines UFOs zerstört ihr Panzer und Kampfflieger,
Geschütztürme und Energiefelder sowie die stärksten Waffen, welche die Menschheit zu bieten hat. Man merkt: Mit dem
klassischen Spielprinzip, wie es Videospieler der ersten Stunde kennen, hat dies nicht mehr viel zu tun. Doch trotz der
vielen Neuerungen hat sich eines bis heute nicht verändert: Wo "Space Invaders" draufsteht, da ist ordentliche Shooter-Action
drin. Euer UFO kann zwar nicht direkt angreifen, aber dafür dienen euch die Space Invaders als Waffe. Mit dem Nunckuk steuert
ihr per Analog-Stick euer Raumschiff, während die Wiimote primär für eure Angriffe dient. Mit dem B-Button schaltet ihr durch
eure Waffen, insgesamt fünf Angriffsarten stehen dabei zur Verfügung: Eure kleinen Helfer lassen sich zum Schießen und für
Zielflug-Geschosse nutzen, können sich in Bomben und Bohrer verwandeln oder wie ein Pogo-Stick durch die Zonen springen.
Nach eurer Auswahl könnt ihr über einen Cursor auf dem Bildschirm bestimmen, in welche Richtung die Geschosse gehen sollen
und anschließend die Waffen über die A-Taste abfeuern. Die Fähigkeiten der Wiimote werden nur dezent, dafür aber sinnvoll
eingesetzt und die Steuerung ist nach wenigen Minuten verinnerlicht. Solltet ihr einmal in Bedrängnis kommen, kann über die
C-Taste am Nunckuk sogar das Mutterschiff samt eines verheerenden Vernichtungsstrahls zur Hilfe gerufen werden - nur begrenzt,
versteht sich. Das Spiel ist in verschiedene Zonen bzw. Missionen unterteilt und vor jedem Einsatz erhaltet ihr ein
Missionsziel, wie beispielsweise "Zerstöre die 4 Türme" oder "Verfolge den mysteriösen Gegenstand", sowie ein Zeitlimit,
innerhalb dessen ihr die Mission abschließen müsst. Euer UFO nimmt zwar keinen direkten Schaden, allerdings kann es nur
begrenzte Zeit auf der Erde bleiben - eben euer Zeitlimit. Durch Zerstörung der Umgebung erhaltet ihr einen Zeitbonus, durch
Schaden am UFO reduziert sich jedoch diese Zeit, und zwar rapide! Sinkt der Zähler gegen Null, ist die Mission gescheitert.
Es gilt also den zahlreichen Geschossen der Gegner auszuweichen, andernfalls wird aus der geplanten Invasion nichts. Ansonsten
bietet "Space Invaders Get Even" gute Shooter-Kost: Das UFO lässt sich in den begrenzten Arealen frei bewegen und ihr könnt
mit allem und jedem in eurer Nähe kurzen Prozess machen. Es ist eine unterhaltsame Zerstörungsorgie, die irgendwie an
"Godzilla" erinnert - nur mit dem Unterschied, dass die Space Invaders deutlich agiler sind.
Auch auf technischer Seite gibt es an dem Spiel überhaupt nichts zu kritisieren: Die Gebiete sind detailliert gestaltet, die
Explosionseffekte sind gut inszeniert (vor allem auch reichlich vorhanden!) und es gibt einige Anspielungen an die Anfänge
der Serie, wie beispielsweise die um euer Raumschiff fliegenden Space Invaders, welche in einem 8-Bit-Stil und in auffälligen
Farben gehalten sind. Selbst aus optischer Sicht macht die Zerstörung der ganzen Stadt auf jeden Fall Spaß. Ebenso gelungen
wie die Grafik ist auch die akustische Untermalung. Neben einer flippigen Melodie im Menü gibt es daneben recht aufwühlende
Stücke während der Missionen, die hervorragend zum "Alien-Endzeit"-Szenario passen. Besonderes Highlight während des Spielens:
Der Militär-Funk läuft im Hintergrund mit und so hört ihr beispielsweise, wie sich die Retter der Menschheit einerseits
freuen, dass sie euch kurzzeitig in einem Energieschild gefangen genommen haben, und andererseits - wenige Sekunden später -
feststellen müssen, dass ihr doch nicht ganz so leicht zu fassen seid. Haben die in den 30 Jahren denn gar nichts gelernt?
Wie schon im klassischen Vorgänger geht es auch in "Get Even" eigentlich nur um eine Sache: Highscore-Jagd! Am Ende jeder
Mission wird eure Gesamtpunktzahl ermittelt. Abzüglich des Schadens am UFO und der verlorenen Invasoren ergibt sich eine
Endpunktzahl, die ihr via Nintendo Wi-Fi Connection mit anderen Spielern vergleichen könnt. Die Online-Ranglisten sind
definitiv eine nette Sache und motivieren dazu, die Missionen auch mehrere Male zu absolvieren, immer mit dem Ziel, seine
eigene Punktzahl noch einmal zu verbessern und in der Liste weiter aufzusteigen. Bis hier her gibt es also nichts zu meckern,
ganz im Gegenteil: Das Gameplay ist wirklich spaßig, die Steuerung funktioniert einwandfrei und die Online-Ranglisten sind
ein nettes Feature und motivieren ungemein zur Punktejagd. Es gibt jedoch ein entscheidendes Manko am Spiel: Der Umfang! Denn
"Space Invaders Get Even" ist kurz, verdammt kurz! Gerade einmal drei (!) Missionen, von denen die letzte auch "nur" ein
Bosskampf ist, umfasst dieses 500 Punkte teure Spiel. Sicherlich sollte man seine Erwartungen in dieser Preisklasse nicht
allzu hoch schrauben, aber mit einer Gesamtspielzeit von rund 30 Minuten (!) bietet das Spiel einfach viel zu wenig. "Moment
mal, hat er nicht am Anfang etwas von Pay & Play-Inhalten erzählt?", werden sich nun wahrscheinlich einige von euch fragen.
Richtig, diese gibt es durchaus - und hier wären wir nun auch schon beim zweiten, großen Kritikpunkt angelangt. Fairerweise
sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass "Space Invaders Get Even" anfangs als Retail-Titel geplant war, die Entwickler von
Taito sich dann doch entschieden, den Titel über den WiiWare-Kanal zu veröffentlichen. Anstatt jedoch das komplette Spiel für
einen angemessenen Preis anzubieten, splitterte man den Inhalt auf, packte drei Missionen in das "Hauptspiel" und der Rest
wurde auf drei kostenpflichtige Download-Pakete verteilt, die für jeweils 500 Punkte zu kriegen sind. Macht in summa einen
Anschaffungspreis von 2000 Punkten für ein Spiel, welches man genauso gut für die Hälfe und komplett am Stück hätte anbieten
können. So allerdings ist das eigentliche Hauptspiel schlicht zu kurz und mit allen Download-Inhalten zusammen hingegen
definitiv überteuert.
Fazit:
Um es einmal bewusst drastisch auszudrücken: "Space Invaders Get Even" wirkt mit seinen drei kurzen Leveln mehr wie eine
kostenpflichtige Spieldemo, und nicht wie ein vollwertiger WiiWare-Titel. Das ist wirklich schade, denn das eigentliche Spiel
ist absolut gelungen und die Neuausrichtung der Serie mag durchaus gefallen. Weder im Gameplay, noch in der Technik oder im
Soundbereich gibt es nennenswerte Kritikpunkte. Eine Spitzenbewertung war in greifbarer Nähe, doch auf halber Strecke stürzte
das UFO aufgrund des mageren Umfangs und der fragwürdigen Download-Inhalte leider ab. Wer genug Punkte auf seinem Konto hat
und auch bereit ist, diese auszugeben, der wird mit dem (kompletten) Spiel durchaus seine Freude haben. Auch eine Invasion
ist halt nicht gratis. Das reine Hauptspiel hingegen kann man an dieser Stelle nur bedingt empfehlen. Selbst für fünf Euro
darf man als Spieler schon mehr erwarten, als eine halbstündige Zerstörungsorgie. Auch der Name "Space Invaders" zieht da
den Karren nicht mehr aus dem Dreck.
(Alexander)
Pluspunkte:
+ "Space Invaders" in neuem Gewand
+ unterhaltsames Gameplay
+ einwandfreie Steuerung per Wiimote/Nunchuk
+ detaillierte Grafik
+ gute/passende akustische Untermalung
+ Online-Ranglisten
Minuspunkte:
- sehr dürftiger Umfang
- fragwürdige & teure Download-Inhalte
Wertung:
Einzelspieler: 6,5
Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 500 Nintendo Punkte
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(01.09.2009)