Mit "Arcade Essentials" für WiiWare veröffentlicht der Entwickler und Publisher Nordcurrent eine Games-Collection bestehend
aus fünf klassischen Arcade-Spielen, die allesamt einer leichten "Generalüberholung" unterzogen wurden und nun zur Freude
aller ehemaliger Spielhallen-Verehrer im Wii-Shop zum Download angeboten werden. Wir haben uns diese Sammlung und damit die
modernen Interpretationen dieser Klassiker etwas genauer angeschaut und verraten euch im Folgenden, ob sich das Herunterladen
dieser Software auf eure Heimkonsole tatsächlich lohnt oder ob man seine Pennys besser an den originalen Arcade-Automat
aufbrauchen sollte.
Fünf klassische Arcade-Spiele in einer Sammlung: Das hört sich doch zunächst gar nicht mal schlecht an! Dies sind wohlgemerkt
keine Originale, sondern lediglich relativ einfache Kopien mit anderen Namen, aber das wird vermutlich nur die wenigsten
Spieler stören. Das erste Spielchen, das man im Hauptmenü antrifft, ist "Interceptor", eine recht offensichtliche Kopie des
Spielhallen-Urgesteins "Space Invaders": Ihr übernehmt die Kontrolle über ein bewaffnetes Raumschiff und müsst die euch von
oben immer näher kommenden feindlichen Raumgleiter abschießen, bevor diese den unteren Bildschirmrand erreichen. Kurz und
knapp: Schon x-mal gesehen und bereits x-mal anderweitig gespielt, also nichts Besonderes. Weiter zum nächsten Spiel.
"Terra Conqueror" wird manchen Spielern älteren Semesters sicherlich ebenfalls recht bekannt vorkommen, handelt es sich
hierbei doch um eine Neuauflage von Taitos "Qix". Das Ziel besteht darin, nach und nach Teile der Spielfläche zu erobern
und dabei den Feinden auszuweichen. Ihr startet an der Spielfeld-Grundlinie und jedes Mal, wenn ihr das Spielfeld betretet
und wieder in Kontakt mit einer Linie kommt, wird der Abschnitt innerhalb eurer "Fahrspur" abgeschnitten und euch zugesprochen.
Das Spielprinzip ist im Kern recht simpel, wird im späteren Verlauf jedoch - insbesondere durch ein höheres Aufkommen von
Gegnern - zunehmend anspruchsvoller. Definitiv eines der interessantesten Spiele dieser Sammlung.
"Color Cells" erinnert stark an die "Bust-a-Move"-Reihe und in der Tat ist es nichts weiter als eine abgespeckte Kopie. Man
verschießt vom unteren Bildschirmrand aus Sechsecke in unterschiedlichen Farben und muss versuchen, gleichfarbige Sechsecke
an der Decke zusammenzubringen, damit diese sich auflösen und Punkte bringen. Abgesehen davon, dass die Steuerung nicht ganz
so akkurat wie bei "Bust-a-Move" von der Hand geht, fehlt dieser Umsetzung auch der gewisser Charme, welcher die Vorlage
besonders auszeichnet und letztendlich so beliebt gemacht hat. Also weiter zum nächsten Titel namens "Troops Attack", eines
von zwei Spielen, welches die Pointer-Funktion der Wiimote nutzt (die vorher genannten Spiele werden dagegen klassisch per
Steuerkreuz gesteuert). Das Vorbild scheint bei diesem Spiel der DOS-Klassiker "Paratrooper" zu sein: Als stationäre Kanone
gilt es, vorbeifliegende Feinde und deren Geschosse abzuschießen, um Schaden an der eigenen Waffe zu vermeiden. Die
Zwischenbilanz lautet hier: Ganz nett für zwischendurch, auf Dauer aber etwas monoton. Last but not least darf man sich noch
an "Hexagonium" erfreuen, einem "Q*bert"-Klon: Das Spielfeld muss von der Spielfigur einheitlich eingefärbt werden, indem man
auf die einzelnen Sechseck-Plattformen springt und diese somit ihre Farbe ändern. Wer "Q*bert" kennt, wird wissen, dass
dieses Spielprinzip gerade auf höheren Stufen wahrlich herausfordernd wird und daran hat sich in "Hexagonium" nichts geändert.
Dieser Titel gefällt und sorgt dank Tiefgang für längeren Spielspaß.
Alle Arcade-Spiele werden in verschiedene Level gegliedert und parallel zum Levelstand steigt auch der Schwierigkeitsgrad.
Sobald ihr Stufe 5 und Stufe 10 einmal erreicht habt, könnt ihr vom Hauptmenü aus jederzeit von dort aus erneut starten - und
das bei jedem der fünf Spiele. Sämtliche Highscores werden dabei im Menü vermerkt und können dort vor Spielstart eingesehen
werden. Auf Online-Features hat man bei Nordcurrent allerdings verzichtet und so werden Punktestände lediglich lokal vermerkt.
Der größte Kritikpunkt ist allerdings die sehr moderne, äußerst schlichte und sterile Grafik, der eindeutig der nötige
Retro-Charme fehlt, um Kenner der Originale zum Kauf dieser Software zu motivieren. Arcade-Klassiker wie diese leben einfach
von ihrem Nostalgie-Wert, von der Sehnsucht nach den "alten Zeiten", die beim Spielen entsteht. Da spielt die Optik natürlich
eine nicht unwesentliche Rolle, doch der verwendete moderne Grafikstil lässt zu unserem Bedauern kein Retro-Feeling aufkommen.
Nicht einmal ansatzweise.
Fazit:
Grundsätzlich handelt es sich bei "Arcade Essentials" um einen durchweg soliden Download-Titel, der fünf leicht überarbeitete
Arcade-Klassiker in sich vereint. Die fünf Spiele sind an sich gut umgesetzt und einige davon ziehen den Spieler auch heute
noch in ihren Bann. Was letztendlich fehlt, ist "das gewisse Etwas". Es ist schwer zu beschreiben, doch den Spielen konnten
wir mitunter bei weitem nicht so viel abgewinnen wie den Originalen. Das mag einerseits an der zu modernen Optik liegen, die
jeden noch so kleinen Hauch von Nostalgie zerstört, andererseits gewinnt man mit recht schmucklosen "Space Invaders"- oder
"Bust-a-Move"-Kopien in der heutigen Zeit auch keine Blumentöpfe mehr. Mehr Pepp und mehr Retro-Charme hätten wahrlich nicht
geschadet. Angesichts des schmalen Preises von 500 Punkten dürfen Liebhaber von Arcade- und Spielhallen-Titeln durchaus einen
Blick riskieren. Man verpasst jedoch auch nichts, wenn man diese Sammlung einfach links liegen lässt.
(Alexander)
Pluspunkte:
+ fünf Spiele in einer Sammlung
+ Terra Conqueror & Hexagonium sehr nett
+ Auswahl der Spielstufen möglichen
+ geringer Preis (500 Punkte)
Minuspunkte:
- teils schlichte Umsetzungen
- kein Retro-Charme, keine Nostalgie-Gefühle
- viel zu moderne Optik
- keine Online-Ranglisten
Wertung:
Einzelspieler: 5,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 500 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(29.05.2011)