Eine Zeitreise der Videospielgeschichte - dies und nichts anderes versprechen uns die Entwickler des österreichischen
Game-Studios Bplus mit "Bit Boy!!". Aufgeweckten WiiWare-Spielern dürfte der Name sicherlich bereits ein Begriff sein, denn
die Jungs und Mädels aus unserem südlichen Nachbarstaat haben mit "Niki - Rock 'n' Ball" und "Plättchen: Twist 'n' Paint"
bereits zwei Download-Titel für Nintendos jüngste Heimkonsole veröffentlicht. Doch wie beide Spiele zuvor schon eindrucksvoll
zeigten, reicht lediglich eine interessante Idee nicht aus, um letztendlich ein gutes Videospiel zu produzieren. Ob
"Bit Boy!!" womöglich dasselbe Schicksal widerfährt?
Betrachtet man zunächst die reine Spielmechanik, ergibt sich eine verblüffende Ähnlichkeit zum Arcade-Klassiker und
Videospiel-Urgestein "Pac-Man": Auf unterschiedlichen Karten müsst ihr in der Rolle von Bit Boy Kubi eure sogenannten
"Bit-Freunde", im Grunde kleine Abbilder der Spielfigur, einsammelt und dabei den fiesen Monstern ausweichen, die sich
ebenfalls in diesem Parcours tummeln und euch das Leben schwer machen. Sobald alle "Freunde" eingesammelt wurden, ist das
jeweilige Level abgeschlossen. Bei Feindkontakt hingegen explodiert ihr wie ein Silvesterknaller, verliert ein Leben und
nach fünf Versuchen folgt anschließend der obligatorische "Game Over"-Bildschirm. Eingesammelte Früchte geben Extrapunkte,
die auf eurem Highscore-Konto und letzendlich in den - lediglich lokalen - Ranglisten des Spiels vermerkt werden. Um nicht
lange um den heißen Brei herumzureden: Das Gameplay ist relativ simpel, reichlich unspektakulär und kann auf Dauer ziemlich
monoton wirken. Daran ändert auch der Kooperationsmodus für zwei Spieler wenig, wenngleich ein Mehrspielerpart natürlich immer
zu begrüßen ist.
Nein, "Bit Boy!!" kauft man sich wahrlich nicht wegen des Gameplays, sondern vielmehr wegen der äußert interessanten
Retro-Aufmachung. Wie eingangs erwähnt, ist das Spiel quasi eine Zeitreise durch die Videospielgeschichte: Der Titel bietet
unterschiedliche Modi, die sich jeweils an den uns bekannten Videospiel-Ären orientieren. Von der technisch äußerst schlichten
4-Bit- bis hin zur neuzeitlichen 128-Bit-Ära ist jede wesentliche Zeit- und Entwicklungsstufe vorhanden. Das Kern-Gamplay
bleibt stets das Gleiche, lediglich die optische Aufmachung ändert sich - und das sogar recht eindrucksvoll! Während zu
4-Bit-Zeiten das Spiel noch mit schwarzem Hintergrund und ohne Hintergrundmusik daherkommt, darf man sich spätestens in der
16-Bit-Ära über eine bunte und detaillierte 2D-Grafik freuen. Schon eine Generation weiter, nämlich in der 32-Bit-Ära, werden
die ersten Schritte in Richtung der dreidimensionalen Welt vollzogen und so weiter. Insgesamt sechs "Stufen" vermitteln dem
Spieler im Schnelldurchlauf, welche technische Entwicklung zwischen Spielen wie "Pong" oder eben "Pac-Man" und heutigen Titeln
wie einem "Super Mario Galaxy" liegen. Jede dieser Stufen besitzt dabei einen eigenen Titel, einen Namen, wie er in der
jeweiligen Zeit auch verwendet worden wären: "Bit Boy" macht den schlichten Anfang, "Super Bit Boy" markiert die 16-Bit-Ära
und im 64-Bit-Zeitalter wird es zu "Bit Boy 64". Kenner und Spieler älteren Semesters merken sofort: Hier steckt viel Liebe
zum Detail drin! Das merkt man übrigens auch an den Info-Bildschirmen vor Beginn jeder Stufe, auf denen die wesentlichen
Besonderheiten der jeweiligen Ära in einem leicht ironischen Stil aufgeführt werden.
Ab der 8-Bit-Generation bekommt unser kleiner Kubi dann auch eine "Spezialattacke" verliehen, die natürlich in ihrer
Verwendungshäufigkeit begrenzt ist, dafür aber sämtliche unliebsame Feinde in eurer näheren Umgebung mit einem Knopfdruck vom
Bildschirm tilgt. In den 4-Bit-Leveln fehlt dieses Feature, weshalb die erste Spielzeit verhältnismäßig stressig ist, da ihr
teilweise der Willkür des Spiels ausgesetzt seid, wie und wann sich euch ein Pixel-Monster in den Weg stellt. Irgendwie
unausgegoren wirkt zudem die Steuerung, zumindest eine von zwei Varianten: Während ihr die Spielfigur mit der seitwärts
gehaltenen Wiimote sehr gut durch die vertrackten Kurse manövrieren könnt, kommt es bei der zweiten Möglichkeit, bei der ihr
die Wiimote hochkant haltet und diese anschließend wie einen Arcade-Stick bzw. Joystick bewegt, häufiger zu Aussetzern.
Allgemein ist die klassische Variante mit dem Steuerkreuz auch deutlich präziser.
Fazit:
Interessante Idee, aber schwache Umsetzung: "Bit Boy!!" ist ein Spiel für wahre Videospielfans und die zahlreichen Nostalgiker
draußen in der Welt, die noch einmal in einer Rückblende die Geschichte der Videospiele miterleben möchten. Die
Charakteristiken jeder Ära sind wunderbar umgesetzt und das Spiel versprüht von allen Seiten Charme und ordentlichen
Retro-Flair. Bis hier hin ist die Arbeit von Bplus also absolut lobenswert. Leider, und da holte die fleißigen Entwickler ab
einem gewissen Punkt die harte Realität wieder ein, ist das Gameplay alles andere als berauschend, unseres Erachtens nach
sogar ziemlich belanglos und seine 600 Punkte im Grunde nicht wert. Unterm Strich bleibt ein halbwegs solider Titel für
Highscore-Jäger, dessen Stärke eher in der Idee und der Aufmachung und weniger in der Spielmechanik liegt. Wer vom Retro-Stil
des Spiels angetan ist und über den schwachen inhaltlichen Kern hinwegsehen kann, der dürfte mit Bit Boy Kubi und seinem
Pixel-Abenteuer dennoch seine Freude haben.
(Alexander)
Pluspunkte:
+ interessante Idee, ...
+ gelungene Retro-Aufmachung
+ unterschiedliche "Bit-Ären"
+ Witz und Charme
+ Koop-Modus für 2 Spieler
Minuspunkte:
- ... aber ödes Spielprinzip
- keine Online-Ranglisten
- "Joystick"-Steuerung nicht optimal
Wertung:
Einzelspieler: 5,0
Mehrspieler: 5,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 600 Nintendo Punkte
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(24.04.2011)