Langsam, aber kontinuierlich, mausert sich der WiiWare-Shop zu einem kleinen Tummelplatz für ambitionierte Videospiel-Projekte.
Daneben finden auch nach und nach immer mehr - zuvor noch PC-exklusive - Independent-Titel ihren Weg auf die kleine, weiße
Heimkonsole. Als jüngstes Beispiel sei an dieser Stelle nur das grandiose "Cave Story" genannt! Auch die australischen Entwickler
von Broken Rules schienen von Nintendos aktueller Spielekonsole und deren Möglichkeiten durchaus angetan und so veröffentlichten
sie vor einigen Monaten eine Wii(Ware)-Version ihres zuvor erschienenen, preisgekrönten Plattformers "And Yet It Moves".
Wir haben das Spiel auf Herz und Nieren getestet und verraten euch in unserem Test, ob sich der Download für 1000 Nintendo-Punkte lohnt.
Die Spielwelt von "And Yet It Moves" ist eine ungewöhnliche, denn die Landschaften gleichen einer Papier-Collage.
Die Umgebungen, Objekte und selbst eure Spielfigur: Alles sieht aus, als hätte jemand bemaltes Papier und Fotos zerrissen und
die Fetzen anschließend zu einem kleinen Gelände oder besser einem Parcours zusammengesetzt. Ihr übernehmt in diesem Spiel die
Rolle eines namenlosen Charakters, der ebenfalls aus Papier besteht, und müsst in den 16 Leveln des Hauptspiels jeweils
unbeschadet den Ausgang erreichen. Das Besondere: Die Spielwelt lässt sich jederzeit komplett um bis zu 360 Grad drehen!
Steht ihr beispielsweise vor einer unüberwindbaren, hohen Wand, dann dreht einfach die Welt um rund 90 Grad und schon könnt
ihr an dieser hinauflaufen. So lässt sich nahezu jedes Hindernis durch geschicktes Drehen und Wenden umgehen, Abgründe können
übersprungen werden und selbst durch die kleinsten Schlitze quetscht sich die Spielfigur im entsprechenden Winkel hindurch.
Doch sollte man vor jeder Drehung stets auf die Schwerkraft achten: Je höher sich eure Figur in der Luft befindet, desto
schneller fällt sie und bei einem Aufprall auf einer horizontalen Ebene zerreißt es euch in Stücke. Gleiches gilt für lose
Objekte wie schwere Steine und Felsbrocken, die sich ebenfalls der Schwerkraft anpassen und euch unter Umständen erschlagen
können. Freilich: Unser Held aus Papier kann nicht sterben, zumindest nicht im konventionellen Sinn, dafür werdet ihr aber
beim zuletzt erreichten Checkpoint abgesetzt und müsst den Levelabschnitt erneut spielen. Diese Speicherpunkte sind allerdings
sehr großzügig und fair innerhalb der Level verteilt, sodass zu keiner Zeit Frust beim Spielen aufkommt, selbst wenn die eine
oder andere Stelle im Spielverlauf etwas kniffliger erscheint. Gegner, Monster und andere Kreaturen werdet ihr auf eurer Reise
eher selten treffen, dafür werdet ihr als Spieler häufiger mit kleineren Rätseln und Puzzeln konfrontiert, die es zu lösen
gilt. "And Yet It Moves" ist daher kein handelsübliches Jump & Run, sondern kann eher als Puzzle-Plattformer angesehen werden.
Die WiiWare-Fassung des Spiels bietet im Vergleich zur PC-Version neben vier weiteren Bonusleveln, zusätzlichen
Errungenschaften (oder neuhochdeutsch "Achievements") und leichten Veränderungen in der Spielmechanik (auf dem PC gab es noch
eine 90-Grad-Beschränkung beim Drehen) auch unterschiedliche Steuerungsvarianten. So kann entweder mit einer waagerecht
gehaltenen Wiimote gespielt werden, bei der ihr das Spielgeschehen mit der "1"-Taste anhaltet und die Welt durch das Bewegen
des Controllers nach links oder recht entsprechend gedreht wird, oder man nimmt die klassische Variante und kramt seinen
Classic-Controller hervor. Wer eine Wiimote-Nunchuk-Kombo bevorzugt, der darf auch hier zwischen zwei Möglichkeiten wählen,
die sich im Wesentlichen dadurch unterscheiden, wie die Drehbewegung vollzogen wird. Für welche Steuerung man sich entscheidet,
ist letztendlich Geschmackssache: Alle Varianten funktionieren soweit einwandfrei. Spieler, die nach Abschluss des Hauptspiels
immer noch nicht genug vom Spiel haben, können zudem noch weitere Modi wie z.B. Zeitrennen oder Time-Trial-Herausforderungen
ausprobieren. Neben dem Abenteuer, hier "Reise" genannt, stehen immerhin noch vier weitere Spielmodi zur Verfügung.
Wie man sieht: Umfang und Spielmechanik stimmen bei "And Yet It Moves" voll und ganz. Der einzige Vorwurf, den sich das Spiel
gefallen lassen muss, ist die Feststellung, dass der Titel im Verlauf zunehmend an Attraktivität und Faszination verliert.
Neue Spielelemente werden nur in größeren Abständen eingeführt und die meiste Zeit über beschäftigt ihr euch mit simplen
Routineaufgaben wie beispielsweise dem Drehen der Welt, damit ihr an einer Wand entlang laufen könnt. So wird das Spiel zwar
keineswegs langweilig oder abwechslungsarm, ist allerdings - unserer Auffassung nach - über weite Strecken etwas zu zäh und
langatmig. Da kann letzten Endes auch die wahrlich fantastische, herrlich ungewöhnliche und kunstpreisverdächtige Optik nur
wenig dran ändern. Der hauptsächlich aus Geräuschen bestehende Soundtrack passt durchaus zum Spielgeschehen und erzeugt eine
isolierende, einsame Atmosphäre. Auf Dauer gesehen ist die akustische Untermalung jedoch stark gewöhnungsbedürftig.
Fazit:
Kreative, innovativ, unterhaltsam: ein kleiner Geheimtipp. Broken Rules liefert mit "And Yet It Moves" wahrlich einen
lohnenswerten Puzzle-Plattformer ab, den man als Fan dieses Genres auf gar keinen Fall verpassen sollte. Die WiiWare-Fassung
des Spiels glänzt mit vielfältigen Steuerungsmöglichkeiten und kleinen inhaltlichen Erweiterungen, die sicherlich auch Kenner
der PC-Version noch einmal zu einem erneuten Durchgang motivieren werden. Wer bisher noch keine Gelegenheit hatte, diesen Titel
zu spielen, sollte dies spätestens mit dem WiiWare-Release nachholen - und zwar schleunigst.
(Alexander)
Pluspunkte:
+ innovatives, kreatives Spielprinzip
+ Umfang von insgesamt 20 Level
+ fünf Spielmodi zur Auswahl
+ unterschiedliche Steuerungsvarianten
+ Errungenschaften zum Freischalten
+ fantastische "Papier-Optik"
Minuspunkte:
- mitunter etwas zäh
- Soundtrack gewöhnungsbedürftig
Wertung:
Einzelspieler: 8,0
Screenshot 1
Screenshot 2
Preis: 1000 Nintendo Punkte
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(27.03.2011)