Spätestens seit Spielen wie "Guitar Hero" oder "Rockband" sind Musikspiele in
unserer Mitte angekommen. Doch während sich diese beiden Franchises mittels
aufwändiger Peripherien darum bemühen, ein möglichst authentisches Spielerlebnis
zu vermitteln, geht "Maestro! Green Groove" einen gänzlich anderen Weg: Hier
handelt es sich um eine Art Music-Jump&Run. Klingt komisch? Ist aber so! In der
Rolle des kleinen rosa Vogels "Presto" macht man sich auf, dessen entführte
Angebetete zu retten. In bester Mario-Manier hüpft man dabei durch die zwölf
Level des Abenteuermodus, um schließlich im finalen Kampf der bösen Spinne
"Stakkato" den Garaus zu machen.
Der weltgewandte MAG'64-Leser hat natürlich sofort den Zusammenhang zwischen den
Namen des Vogels und der Spinne gefunden, und ist folglich auch nicht im
Geringsten überrascht, dass während des Spiels nur klassische Musik auf den
Lautsprechern tönt. Doch damit nicht genug: Es ist die Aufgabe des Spielers,
diese Melodien beim Durchlaufen der einzelnen Stages erst entstehen zu lassen.
Wer nun erwartet, dass man ein komplexes Gewirr aus Instrumenten und
Notenblättern handeln muss, um erfolgreich zu sein, der wird überrascht sein,
dass die Macher des Spiels eine unglaublich einfache, nichtsdestotrotz aber
äußerst effektive Alternative hierzu gefunden haben: Jedes Level wird von einer
Vielzahl an Seilen durchspannt, auf denen Presto in Richtung des Ziels läuft.
Diese Seile entsprechen also den Notenlinien beziehungsweise den verschiedenen
Saiten.
Während unser Vogel auf dem Drahtseil automatisch von links nach rechts läuft,
muss man, in dem man den Stylus entweder von oben nach unten oder visversa über
den Bildschirm bewegt, die Saiten anschlagen, was Presto springen lässt. Auf
diese Weise sammelt er wahlweise die in den Levels verteilten Früchte ein oder
er wechselt ganz einfach nur zur nächsten Saite. Doch so einfach ist es
natürlich nicht, seine Holde zu retten. Auf den Notenlinien verteilt findet man
Balken, die angespielt werden wollen, um die nötigen Töne zu erzeugen. Sobald
sich das Alter Ego auf einem solchen befindet, beginnt dieser zu schrumpfen, und
sobald er auf ein Minimum geschrumpft ist, ist das optimale Timing, um die Note
perfekt zu treffen. Mit dem richtigen Timing lassen sich so goldene Noten
sammeln, mit schlechtem Taktgefühl hingegen zieht man alsbald eine ganze Latte
roter Noten hinter sich her, die bei ausreichender Anzahl dem Spiel ein
schnelles Ende bereiten werden.
So fegt man also mit zunehmendem Spielfortschritt und Schwierigkeitsgrad
regelrecht über den Touchscreen hinweg, während sich im Hintergrund jeweils die
drei Gassenhauer der Klassik von Dovrak, Chopin und Beethoven immer komplexer
schneller und akustisch gehaltvoller gestalten. Spielerisch ist dies alles sehr
gut umgesetzt, wird aber kaum einem (angehenden) Musikus alles abverlangen. Eine
etwas größere Herausforderung stellen da die "Bossfights" dar, in denen man
improvisierte Stücke nachspielen muss, wobei man später sogar zuhören und
spielen gleichzeitig unter einen Hut bringen muss.
Fazit:
"Maestro! Green Groove" ist zwar wieder einmal eine abgespeckte Variante eines
recht erfolgreichen Retail-Titels, kann aber dank seines bestechenden
Spielprinzips auf ganzer Länge begeistern. Zwar ist der Umfang von lediglich
drei verschiedenen Musikstücken nicht gerade berauschend, jedoch lässt der
steigende Anspruch im Nachspielen der Klassiker kaum Langeweile aufkommen, ganz
abgesehen davon, dass man sich generell kaum an ihnen satthören kann. Die 500
Punkte, mit denen der Titel zu Buche schlägt, sind aber voll und ganz
gerechtfertigt, da man ein Stück Software erhält, das jedem einen leichten
Zugang zu klassischer Musik bietet, auch wenn man sonst nicht viel mit Dovrak
und Co zu tun hat.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Leichter Zugang zu klassischer Musik
+ Bestechendes Spielprinzip
+ Gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis
+ Sehr angenehme Lernkurve
Minuspunkte:
- Nur drei verschiedene Musikstücke…
- … folglich wenig Abwechslung
- Im Ganzen etwas zu leicht
Note:
Einzelspieler: 8,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(23.01.2011)