Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass manche Entwickler inklusive
Nintendo selbst zwanghaft versuchen, die Spielekonsole „Nintendo DSi“ zu einem
mobilen Alleskönner im Stile moderner Smartphones zu machen. Für jede Lebenslage
erscheint inzwischen eine Anwendung, die in der Handy-Alltagssprache locker als
stinknormale „App“ durchgehen würde. Genauso verhält es sich auch mit „Nintendo
Countdown Calendar“, welches im Prinzip nichts anderes darstellt als eine recht
simple Kalender-App für euren DSi.
Wobei wir ja eigentlich schon froh sein müssten, dass es sich hier um ein
Programm handelt, welches die Funktion des Ur-Gerätes tatsächlich erweitert. Das
war ja bislang nicht immer so, wenn man sich beispielsweise mal die bisher
erschienenen „Kamera-Apps“ anschaut. Insofern bietet die 2€- Investition
immerhin schon mal einen gewissen Mehrwert. Nintendo-typisch ist alles irgendwie
nett aufgemacht und auch die Struktur des Kalenders weiß zu überzeugen: An die
ersten Einstellungen werdet ihr in niedlicher Weise von sprechenden Gegenständen
herangeführt, danach erspäht ihr direkt die Übersicht über alle eingetragenen
Termine. Diese ist natürlich zu Beginn noch leer, muss also gefüllt werden.
Tippt auf dem typischen Kalenderblatt einen Termin an, wählt „Termin anlegen“
und prompt dürft ihr mit dem Stylus eintragen, was an diesem Tag ansteht. Ihr
könnt dem Termin außerdem ein individuelles Symbol verpassen (z.B.
Geburtstagstorte bei einem Geburtstag, Taschenrechner für eine Mathearbeit usw.)
und ihn in verschiedene Kategorien einsortieren wie „Jahrestag“, „Pläne“ oder
„Deadline“. Nicht ganz uneigennützig findet sich hier auch „Neuerscheinung“ als
eigene Kategorie. Ob Nintendo da wohl an seine eigenen Titel gedacht hat? Ganz
praktisch: Beispielsweise bei Geburtstagen dürft ihr die Frequenz des Termins
automatisch einstellen, in diesem Fall also, dass sie „jährlich“ wieder
auftauchen. Aber auch monatliche oder wöchentliche Aufgaben können so ganz
leicht eingestellt werden (tägliche dagegen nicht). Wer nicht gern selbst
schreibt, darf auch aus einer Reihe von standardisierten Terminen auswählen und
z.B. „Hausaufgaben“ aus dem Bereich „Schule“ auswählen, sodass diesem Punkt dann
nur noch ein Termin gegeben werden muss. Was allerdings negativ auffällt, ist
die Tatsache, dass den Terminen keine Uhrzeiten verpasst werden können. Wer also
nachmittags um 16Uhr seine Hausaufgaben machen möchte, um dann um 18Uhr zum
Sport zu gehen, muss sich die Zeiten merken. Leider schränkt dieser
Design-Patzer den Nutzen der Anwendung stark ein, nämlich eben auf Termine, die
rein tagesbezogen sind.
Im Prinzip war es das dann auch schon, was das kleine Programm zu leisten im
Stande ist. Erwähnenswert ist noch, dass in der Übersicht eben die noch
verbleibenden Tage bis zu einem Termin herabgezählt werden, womit sich wohl der
etwas krude Name des Programms erklärt. Bis zu meinem Geburtstag sind es dann
also noch 342 Tage. Wie ärgerlich. Im Hauptmenü dürft ihr dann noch sogenannte
Standardtermine anzeigen, also die deutschen Feiertage und ebenso „Verborgene
Termine“. Ihr könnt also theoretisch einige Termine in der Übersicht nicht
anzeigen lassen, damit vielleicht die kleine Schwester nicht genau weiß, wann
ihr euer nächstes Date habt. Andere Personen werdet ihr nicht täuschen können,
denn hier im Hauptmenü sind die „verborgenen“ Termine natürlich trotzdem für
jeden sichtbar. An unterschiedliche Profile für mehrere Benutzer hat man bei
Nintendo leider auch nicht gedacht. Hier wäre dann eine Passwortlösung
angebracht gewesen, die echten Schutz gegen ungewollte Blicke geboten hätte.
Nett dagegen: Wer möchte, darf sich auch eine Notiz erstellen, die beim nächsten
Start des Programms angezeigt wird. Die Präsentation ist wie bereits angeklungen
Nintendo-typisch sehr harmonisch und gelungen. Klare Strukturen, gute Farbgebung
und passende Symbole für die Termine erwecken hier den Eindruck, als ob das
Produkt eine gewisse Wertigkeit hätte. Im Vergleich zu modernen
Smartphoneanwendungen stört höchstens die niedrige Auflösung, die das
Gesamtpaket doch arg klobig wirken lässt. Das kann allerdings dem Programm nicht
negativ angehaftet werden, da es sich schlicht um eine Hardwareeinschränkung
handelt. Musikalisch wird typische Menü-Musik geboten, die niemanden während der
kurzen Bearbeitungsphasen stört.
Fazit:
Für nur 200 Nintendo-Punkte bietet „Nintendo Countdown Calendar“ immerhin einen
annehmbaren Mehrwert in Form eines gut zu gebrauchenden Kalenders für den
eigenen DSi. Auch wenn der Nutzen im Allgemeinen bezweifelt werden kann, weil
der DSi einfach nicht überall mit hingenommen wird, die Termine keine Uhrzeiten
tragen und nur abgerufen werden können, wenn man das Programm öffnet (und sie
beispielsweise nicht im Hauptmenü des DSi sofort auftauchen können), so bietet
es doch alle bequemen Vorzüge von elektronischen Terminhelfern: Termine können
in Kategorien eingeteilt werden und die Optik ist übersichtlich und charmant.
Insgesamt ein gelungenes Produkt für jene, denen handelsübliche Kalender zu
altbacken sind und die Handy-abstinent leben.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ logische Menüführung
+ charmante Aufmachung
+ Frequenz-Einstellungen
+ Symbol-Auswahl für Termine
+ kleine Notizfunktion
Minuspunkte:
- wer hat den DSi schon immer dabei?
- nur ein Profil ohne Passwortsicherung
- keine Uhrzeiten vermerkbar
- Termine nicht im DSi-Hauptmenü anzeigbar
Prädikat:
"Befriedigend"

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
200 Nintendo Punkte
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(24.12.2010)