Besser spät als nie ist ein beliebtes Sprichwort. In diesem Fall trifft es
gleich doppelt zu: Nachdem bereits die Virtual Console mit „Bomberman `93“
beglückt worden war, sowie auf WiiWare „Bomberman Blast“ erschienen ist, kam vor
einiger Zeit nun auch ein Ableger der Dauerbrennerserie auf DSiWare. Der Name:
Bomberman Blitz. Das Problem: „Vor einiger Zeit“ bedeutet vor ziemlich genau
einem Jahr. Und das sollte sich tatsächlich mittelgroßes Problem entpuppen. Im
Grunde haben wir es hier mit einem Bomberman der alten Schule zu tun, dessen
Spielprinzip sich bis auf einige Ausrutscher in der N64-Zeit (und einem
merkwürdigen Xbox360 Spiel) niemals wirklich verändert hat und entsprechend der
Mehrheit bekannt sein dürfte: Ihr tummelt euch hier mit bis zu acht Spielern auf
einem Spielfeld, welches sich über den ganzen Screen erstreckt. Die Kamera
schaut von oben auf euch herab, sodass ihr jederzeit alles im Blick habt. Das
ist auch enorm wichtig, denn die Spieler werden auf Knopfdruck Bomben fallen
lassen, deren Explosion ihr euch im besten Fall nicht aus der Nähe antun
solltet. Diese Explosionen folgen dabei der strengen Regel, dass sie sich nur
senkrecht und waagerecht ausbreiten. Durch viele auf der Karte verteilte Blöcke
wird das Feuerspektakel außerdem aufgehalten und es bieten sich euch
Schlupfwinkel, in denen ihr überleben könnt.
Soweit so einfach, soweit so spaßig. Da das Spielprinzip von jedem Spieler
innerhalb von wenigen Sekunden begriffen werden kann, eignete sich Bomberman
schon immer als flottes Partyspiel. Darunter leidet bekanntermaßen (fast) immer
die Einzelspielererfahrung. Da macht auch „Blitz“ keine Ausnahme. Der
Einzelspielermodus wird auch im Spiel lediglich als „Training“ betitelt und viel
mehr ist er dann auch nicht. Statt gegen echte Menschen daddelt man ein paar
uninspirierte Runden gegen CPU-Gegner. Dass das auf Dauer nicht ganz so spaßig
ist, kann man sich an seinen fünf bis zehn Fingern abzählen. Dabei sieht man
hier schon, wohin die Reise geht. Erschreckend überwältigend sind die
Einstellungsmöglichkeiten: Die Matches können quasi komplett auf eure Wünsche
zugeschnitten werden. Wählt die Dauer der Matches, bestimmt, ob die
Startposition dem Zufall entsprechen soll oder nicht, ob es ein Suddendeath gibt
(wie gehabt in Form von herabfallenden Blöcken, die die Arena dramatisch
verengen) und ob getroffene Spieler vom Seitenrand aus weiter mit Bomben werfen
dürfen und sich nach einem Treffer wieder ins Match bringen dürfen. Außerdem
können negative Items auch abgestellt werden. Allerdings darf man nicht einzeln
und explizit bestimmen, welche Hilfsmittel im Match auftauchen sollen. Dafür
kann man schwächeren Spielern bereits zu Beginn bestimmte Items zuweisen, damit
diese beispielsweise direkt mit einem größeren Explosionsradius ausgestattet
sind. In der Regel müssen diese Dinge aber natürlich während des Kampfes
aufgesammelt werden. Mit dabei sind alle guten Bekannten, die man eben so kennt:
Mehr Bomben legen, Bomben kicken, Bomben werfen, schneller laufen, Stachelbomben
und so weiter und so fort. Dem Chaos sind keine Grenzen gesetzt. Wer übrigens
neu im Bomberman-Universum ist, für den hat Hudson Soft ein Tutorial eingebaut,
welches den unbedarften Spieler geschickt, aber auch etwas langwierig in die
Spielmechanik einführt und die ausufernden Items zumindest im Ansatz erklärt.
So, und wer jetzt immer noch keinen Options-Overkill bekommen hat, der darf
zusätzlich seine Lieblingsregeln auch noch speichern, die Steuerung (die ohne
Stylus-Schnick-Schnack auskommt) vollständig selbst konfigurieren und alle
Matches anhand schöner Statistiken auch noch selbst analysieren. Menschen, die
sich nicht entscheiden können, werden hieran sicher keine Freude haben, alle
anderen schweben im Bomberman-Himmel, auch wenn „Blitz“ lediglich den
Standard-Vs-Modus bietet und nicht wie sein großer Bruder „Blast“ auch noch
unterschiedliche Modi einführt. Im Gegenzug haben die Entwickler zehn extra
große Karten entworfen, die sich sogar auf Wunsch über beide Bildschirme
erstrecken und den acht Kämpfern damit mehr Raum für ordentliche Schlachten
lassen.
Leider hat der Mehrspielermodus einen entscheidenden Haken. Lokal dürfen sich
2-8 Spieler drahtlos vernetzen, dafür braucht aber jeder Spielwillige den
kompletten Download. An ein „Einzelkartenspiel“ haben die Entwickler offenbar
nicht gedacht. So bleibt fraglich, ob man wirklich genügend Freunde um sich
versammeln kann, die einen DSi und auch noch das Spiel besitzen. Als Alternative
drängt sich natürlich der Online-Modus auf, der ebenso bis zu acht Kämpfer an
den Start lässt. Wer mit den nervigen Freundescodes leben kann, dürfte hier auch
mit seinen Freunden seinen Spaß haben, wenngleich eine Sprachfunktion fehlt und
ohne Geheule und Gezeter ein Bomberman-Match nur halb so viel Spaß macht. Neben
den Freundesmatches darf online auch in einem offenen Modus, dem so genannten
„Bomber Training“, angetreten werden, bei dem sich ein Jahr nach Release
allerdings nur noch wenige Spieler tummeln. Mir ist es auf jeden Fall nicht
gelungen, in mehreren Versuchen zu verschiedenen Uhrzeiten Mitspieler zu finden.
Gleichwohl weist mich die monatliche Rangliste irgendwo auf Platz 4000 aus, was
im Umkehrschluss heißen muss, dass es mindestens 4000 Spieler gab, die diesen
Monat online waren. Man mag manchmal mehr Glück haben als ich, aber die Warnung
ist deutlich: Wer Bomberman Blitz ausgiebig und spaßig spielen möchte, braucht
echte „Freunde“, mit denen man sich verabreden kann.
Fazit:
Es ist wirklich schade, dass der Online-Modus von „Bomberman Blitz“ aktuell
nicht mehr so stark frequentiert ist, dass man immer ein Match zwischendurch
spielen könnte. So bietet das Spiel eigentlich die perfekten Rahmenbedingungen
mit unzähligen Optionen, Einstellungsmöglichkeiten und den zehn sehr gut
designten Karten, und doch kann es davon im Kern nicht profitieren, weil
einerseits die Matches gegen die dümmlichen CPU-Bots zu einseitig sind und
andererseits im Online-Modus die Menschen fehlen. Mit Freunden sieht es dann
aber ganz anders aus: Wer entweder bereit ist die Einschränkungen, die der
Online-Modus mit Freundescodes und ohne Chat mit sich bringt, zu erdulden oder
eben im besten Fall bis zu sieben Freunde mit einem DSi und heruntergeladenem
Bomberman Blitz besitzt, für all jene ist das hier das beinahe perfekte
Partyspiel für unterwegs.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ nach wie vor fesselndes Spielprinzip
+ Duelle mit bis zu acht Spielern
+ zehn Arenen mit einigen guten Ideen
+ speicherbare Lieblingsregeln
+ volle Konfigurationsmöglichkeiten
+ Tutorial
Minuspunkte:
- wenig fordernde KI-Gegner
- alleine daher ziemlich öde
- nur Standard-Vs-Modus
- lokaler Mehrspieler nur 2-8 Spielen
- Online findet sich kaum ein Gegner
Wertung:
Einzelspieler: 2,0
Mehrspieler: 8,0
Online: 7,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 Nintendo Punkte
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(24.12.2010)