Für Nintendo ist es ja beinahe schon eine kleine Tradition, immer mal wieder
verschiedenste „für zwischendurch“- Titel auf DSiWare zu bringen. Dabei handelt
es sich durch die Bank um Titel, die es bereits zu einem früheren Zeitpunkt als
Cardridge in den Handel geschafft haben und nun abgespeckt auf DSiWare erneut
angeboten werden. Dieses Schicksal ereilte „Dr. Kawashima“ genau wie „Dr. Mario“
und diverse Titel der „Zauberkunst“. Und irgendwie bleibt der fade Beigeschmack
haften, dass man uns hier verkappte Demo-Versionen verkauft, anstatt sie den
Usern kostenlos anzubieten. Bei „Nintendo Touch Golf für zwischendurch“ handelt
es sich um eine Variante des im Jahre 2005 erschienenen Golfspiels „Touch Golf –
Birdie Challenge“. Damals stand das Vollpreisspiel in direkter Konkurrenz zum
Platzhirsch „Tiger Woods“ und schlug sich
in unserem
Test mehr als respektabel gegen die frühe DS-Inkarnation der Golflegende.
Auf den ersten Blick hat sich bis auf den Titelzusatz „für zwischendurch“ wenig
verändert: Noch immer spielt man eine muntere Partie Golf gegen frei erfundene
Charaktere auf fiktiven Golfplätzen. Dieser Test beschränkt sich auf die
notwendigsten Inhalte und Veränderungen. Eine detaillierte Analyse des
Spielgeschehens liefert immer noch perfekt unser Test des Original-Spiels.
Um in das Spielgeschehen vernünftig einsteigen zu können, lohnt sich für
Golfanfänger zunächst ein Blick ins Tutorial, welches glücklicherweise den
Sprung in die „Demo“ geschafft hat. Hier werden dem lernwilligen Recken alle
Kniffe der namensgebenden Touch-Steuerung beigebracht. Diese gefällt mit
intuitiver Machart: Um den Ball letztlich zu schlagen, müsst ihr mit dem Stylus
unterschiedlich weit „ausholen“ (das heißt eine Linie nach unten zeichnen), um
dann präzise und schnell den Ball im oberen Bereich des Touchscreens zu treffen.
Praktischerweise zeigen Hilfslinien euch an, wie weit ihr ausholen müsst, um den
Ball zu einer bestimmten, von euch vorher festgelegten Position zu schlagen.
Dennoch entwickelt sich ein feines Spielgefühl und jeder Schlag ist etwas
anders, da man immer mal wieder den Ball eben auch nicht perfekt trifft mit
seiner schnellen Handbewegung und ihm dann vielleicht zu viel Drall mitgibt.
Alle typischen Einstellungen und Anzeigen, die man von einem Golfspiel erwartet,
sind dabei mit an Bord: Windanzeige, üppige Schlägerauswahl, Höhenunterschiede
und Kameraperspektiven. So bleibt das Kerngameplay erhalten und macht auch nach
über fünf Jahren noch eine ganz respektable Figur.
Ärgerlich ist allerdings, dass man das Original-Spiel an allen Ecken und Enden
gekürzt hat. Statt vier Profilen kann nur noch eines angelegt werden, statt
sieben Kursen gibt es nur noch vier, der Mehrspielermodus mit nur einem Modul
wurde gleich ganz weggelassen und ebenso fehlt das Clubhaus, in dem man neue
Schläger und Kleidung für die Charaktere kaufen konnte. Genau genommen hat es
nicht mal der Hauptmenüpunkt des Originals, nämlich „Turnier“, ins Spiel
geschafft. Stattdessen darf man sich hier unter „Runde“ nur noch die Spiellänge
(3 Löcher, 9 Löcher, 18 Löcher) und den Kurs aussuchen. Im Challenge-Modus
dagegen werden euch in drei Schwierigkeitsgraden bestimmte Aufgaben gestellt wie
beispielsweise „Versuche den Ball mindestens 400 Yards weit zu schlagen“ oder
„Du hast fünf Versuche, um den Ball sofort einzulochen“, die sich allerdings
viel zu schnell wiederholen und damit recht schnell nerven. Dafür bekommt man
hier für gute Leistungen Erfahrungspunkte, die man in Werte wie „Kraft“ oder
„Präzision“ investieren darf. Nett, aber angesichts des Umfangs auch belanglos.
Technisch hat das Spiel die Zeit ganz gut überstanden, was aber auch daran
liegt, dass der DS auch in der aktuellen Generation nur selten an sein
grafisches Limit getrieben wird. Die Kurse sind auf dem Touchscreen der
Übersicht halber zwar in 2D gehalten, doch werden Flugkurve und der Kurs
allgemein im oberen Bildschirm in nettem 3D präsentiert. Das abgesteckte Grün
sieht dann aus einigen Perspektiven zwar aus wie eine über einer grünen Tapete
fliegende Polygoninsel und bei Zeiten schleichen sich einige Popups im
Hintergrund ein, doch stört das nicht wirklich. Die Charaktere bewegen sich
ziemlich flüssig und naturgetreu, sind aber auf einfachste Weise modelliert. Die
Soundeffekte gehen durch die Bank in Ordnung und fördern das nette Golfflair.
Fazit:
Nein, „Nintendo Touch Golf für zwischendurch“ ist kein schlechtes Spiel. Das
Golfen mit dem Stylus macht immer noch Spaß und die technische Seite ist trotz
des hohen Alters noch so gut, dass man das Spiel auch im Jahre 2010 noch gerne
spielen würde. Aber es drängt sich bei diesem „für zwischendurch“-Titel mehr
denn je die Frage auf, warum man für viel weniger Inhalt so viel Geld bezahlen
soll. Beim gut sortierten Gebrauchthändler würde das Originalspiel kaum mehr als
5€ kosten, und dann wäre es inklusive aller Spielmodi, Kurse und Funktionen.
Insofern rate ich trotz an sich guter Qualität dieses Downloads zum Kauf einer
Vollversion.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ motivierende Stylus-Steuerung
+ passendes Tutorial
+ technisch immer noch in Ordnung
Minuspunkte:
- nur 4 statt 7 Kurse
- kein Turniermodus mehr
- „Clubhaus“ gestrichen
- eintöniger Challengemodus
- Mehrspielermodus entfallen
- keine Lizenzen
- insgesamt etwas leicht
Wertung:
Einzelspieler: 6,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
800 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(24.12.2010)