Mit "Bit.Trip Fate" veröffentlichte Gaijin Games vor kurzem nicht nur den neuesten, sondern de facto auch den vorletzten
Ableger der mittlerweile populären und über die Grenzen des Wii-Shops hinaus bekannten Retro-Arcade-Rhythmus-Serie. Doch kurz
vor dem Ende geben sich die Entwickler keine Blöße und zeigen noch einmal eindrucksvoll, was man mit einer guten Idee und ein
paar Pixeln alles erschaffen kann. CommanderVideo, der Protagonist des vorangegangenen Meilensteins "Bit.Trip Runner", kehrt
dabei zurück und versucht sich dieses Mal nicht als Läufer, sondern als Shoot 'em up-Star. "Fate" ist vor allem eines: eine
Gratwanderung zwischen zwei Genres.
Wie in der Einleitung angedeutet, ist "Bit.Trip Fate" im Kern ein seitlich scrollendes, recht einfach gestricktes Shoot 'em up.
Ihr übernehmt die Kontroller über CommanderVideo, der sich durch insgesamt sechs Level schießen muss, um die Pläne des
Bösewichts Mingrawn Timbletot zu vereiteln. So fliegt ihr entsprechend auf einer festgelegten Schiene durch die einzelnen
Stages, schießt Gegner ab, weicht feindlichen Geschossen aus und stellt euch jeweils am Ende eines Levels einem ruchlosen und
robusten Bossgegner entgegen. Eure Bewegungsmöglichkeiten sind dabei stark eingeschränkt, denn auf dem vorgefertigten Weg
lässt sich der Charakter lediglich vor- oder zurückbewegen, sodass das Ausweichen von Gegnern und deren Pixel-Kugeln mitunter
nicht immer mühelos möglich ist. Davon abgesehen arbeitet "Fate" nach bekannten Mustern: Besiegte Gegner hinterlassen
sogenannte Modus-Power-Ups, die eure Modusanzeige am oberen Bildschirmrand auffüllen. Eine volle Leiste lässt euch einen Modus
aufsteigen, wodurch eure Waffen stärker werden. Bei einem Treffer oder bei Kontakt mit einem Feind werdet ihr dagegen sofort
einen Modus abgestuft, was im Nether-Modus, also der niedrigsten Stufe, zum augenblicklichen Ende des Spiels führt. Damit es
gar nicht erst so weit kommt, erhaltet ihr von Zeit zu Zeit Unterstützung von CommanderVideos Freunden. Sammelt dazu einfach
eines der Gehilfen-Items auf und ihr erhaltet für kurze Zeit spezielle Waffen, beispielsweise einen beidseitigen Streuschuss
oder kraftvolle Laserstrahlen. Wie gesagt, diese Fähigkeiten sind nur temporärer Natur, können euch allerdings in heiklen
Momenten den Hintern retten.
Die Entwickler von Gaijin Games vollführen mit ihrem fünften "Bit.Trip"-Titel einen Spagat: Shoot 'em up trifft auch
Rhythmus-Geschicklichkeitsspiel. Jedoch ist dieser Spagat nicht hundertprozentig gelungen, denn für ein Shoot 'em up spielt
sich "Fate" etwas zu behäbig, für ein Geschicklichkeitsspiel dagegen legt es seinen Fokus zu wenig auf das Geschick des
Spielers. Das Spiel verliert sich unserer Meinung nach ein wenig in der Frage, was genau es denn nun sein möchte. Der
Musik-Aspekt bleibt zwar erhalten, sodass der Soundtrack mit jedem höheren Modus immer imposanter und fetziger wird, doch
rückt hier letzten Endes genau dieser Aspekt eher in den Hintergrund. Trotzdem ist "Bit.Trip Fate" ein durchweg
eindrucksvolles und süchtigmachendes Arcade-Spiel, das euch von der ersten Sekunde an in seinen Bann zieht. Wahre Shmup-Kenner
und -Könner werden anfangs vermutlich über die eher seichte Balleraction lächeln, denn der fünfte Teil ist mit Abstand der
bisher leichteste Ableger der gesamten Serie, was in Anbetracht des teils brutal schweren Vorgängers allerdings durchaus als
positive Veränderung angesehen werden kann. Gleichwohl sind die Bossgegner wahrlich nicht von schlechten Eltern, sodass man
diese selten im ersten Anlauf zur Strecke bringen kann. Ein deutlicher Rückschritt im Vergleich zu den Vorgängern ist dabei
das Fehlen von Speicherpunkten: Während "Runner" noch in viele kleine Abschnitte unterteilt wurde, die jeweils einzeln
auswählbar waren, und "Void" mehrere Checkpoints innerhalb einer Stage bot, müssen die sechs Level in "Fate", ganz im Stil
der ersten Spiele, jeweils am Stück absolviert werden. Speicherpunkte sucht man vergebens, was im Endeffekt bedeutet, dass
ihr ein Level von Neuem beginnen müsst, falls ihr beim Boss scheitern solltet.
Unverzichtbar für jedes Shoot 'em up sind Highscore-Tabellen. Auch in "Bit.Trip Fate" geht es im Wesentlichen darum, eine
möglichst hohe Punktzahl zu erzielen. Wer in jedem Level einen "perfekten" Highscore erreichen möchte, wird vor eine große
Aufgabe gestellt, denn dazu gilt es nicht nur sämtliche Feinde zu vernichten und alle Modus-Power-Ups in einer Stage
einzusammeln, sondern ihr müsst es auch völlig unbeschadet an das Ende des Levels schaffen. Das wird vermutlich selbst für
die Experten dieses Genres eine ordentliche Herausforderung darstellen. Bedauerlich - und eigentlich auch nicht
nachvollziehbar - ist die Tatsache, dass Highscores nur offline vermerkt werden. Online-Ranglisten und dergleichen fehlen
nach wie vor. In Sachen Steuerung bleibt euch die Wahl zwischen einer Wiimote-Nunchuk-Kombo, dem Classic-Controller oder
der Wiimote-Nunchuk-Kombo mit Wii-Zapper. Alle drei Varianten funktionieren soweit einwandfrei und es ist im Grunde nur
eine Frage des persönlichen Geschmacks, welche Steuerungsmöglichkeit ihr am Ende wählt. Visuell beglückt uns "Fate" mit dem
aus "Bit.Trip Runner" bekannten 3D-Polygon-Stil, der hier allerdings etwas weniger schrill und bombastisch daherkommt. Das
Spiel ist dennoch herrlich bunt ausgefallen und bietet ein pfiffiges und gelegentlich detailreiches Hintergrunddesign. Auch
der Soundtrack weiß, das sei abschließend noch gesagt, erneut zu gefallen und so dürft ihr euch auf einige einprägsame,
retro-angehauchte Melodien und Beats freuen, die qualitativ ganz auf einer Höhe mit der Audio-Untermalung der Vorgänger sind
und nahezu perfekt zum jeweiligen Spielgeschehen passen.
Fazit:
Schicksal hin oder her: "Bit.Trip Fate" zeigt eindrucksvoll, dass die Entwickler von Gaijin Games bemüht sind, jedem Spiel
der "Bit.Trip"-Reihe seinen eignen Stil zu verpassen, ohne dabei den Charme der Vorgänger gänzlich zu verlieren. Das
vorletzte Rhythmus-Spektakel ist ein würdiger Vertreter der Serie und zugleich solider Nachfolger des grandiosen
"Bit.Trip Runner", und das, obwohl es in manchen Aspekten eher rückschrittig wirkt und insgesamt nicht ganz an die Qualität
seines (im wahrsten Sinne des Wortes) direkten "Vorläufers" anschließen kann. Doch wer dem Spiel eine Chance gibt und sich
selbst etwas Zeit dafür nimmt, der wird schnell feststellen, dass "Fate" genauso begeistert und bezaubert, wie es bisher
alle "Bit.Trip"-Ableger taten - und zwar ausnahmslos.
(Alexander)
Pluspunkte:
+ erfrischend neues Spielkonzept
+ sechs anspruchsvolle Level
+ herausfordernde Bossgegner
+ humanerer Schwierigkeitsgrad
+ fantastischer Grafikstil
+ fetziger Soundtrack
Minuspunkte:
- insgesamt etwas behäbig
- keine Checkpoints innerhalb der Level
- Online-Ranglisten fehlen
Wertung:
Einzelspieler: 8,5
Screenshot 1
Screenshot 2
Preis: 800 Nintendo Punkte
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(05.12.2010)