DSi- und Wii-Besitzer kommen bei diesem Spiel gleichermaßen in den zweifelhaften
Genuss eines IPhone/IPod-Spiels, denn "Dracula: Undead Awakening" aus dem Hause
Chillingo ist eine Neuauflage von "iDracula" aus dem AppStore. Angesichts der
Tatsache, dass das Spiel auf WiiWare und DSiWare inhaltlich weitgehend identisch
ist, erscheint auch der Großteil des Tests als derselbe. Kenner der
WiiWare-Variante springen an das Ende des Textes, wo die Systemunterschiede kurz
erläutert werden.
Dracula – Undead Awakening bietet auf den ersten Blick das klassische Gefühl
eines Mobile-Arcade-Shooters: Ein einsamer, mit einzigartigen Fähigkeiten
ausgerüsteter Held, vielfältige und durchschlagende Schießeisen und natürlich
massenhaft Untote - Hobby-Vampirjäger und Teilzeit-Exorzisten wird's freuen,
Freunde des knuffigen Klempners schauen dagegen in die Röhre. Geboten wird
durchweg unkomplizierte Actionkost: Zu Beginn des Spiels darf zwischen drei
unterschiedlichen Maps (Grave Park, Castle Hall und Frozen Earth) sowie vier
unterschiedlichen Modi (Survival, Super Survival, Rush und Wave Attack) gewählt
werden. Der Spielablauf bleibt im Kern jedoch immer derselbe: Als auf sich
allein gestellter, schwer bewaffneter Van Helsing-Verschnitt müsst ihr schlicht
und ergreifend alles wegballern, was auch nur ansatzweise nach Zombie, Ghul oder
Werwolf aussieht. Im Stil klassischer Arcade-Shooter besteht das Spielziel
darin, bei immer größer werdendem Gegneraufkommen möglichst lange auf dem
Schlachtfeld zu überleben und dabei den Highscore-Zähler nach oben zu treiben.
In "Survival" und "Super Survival" müsst ihr so die kontinuierlich auftauchenden
Untoten und sonstigen Kreaturen niedermetzeln. Neue Waffen, wie beispielsweise
Granaten- oder Flammenwerfer, die dazugehörige Munition und die sogenannten
Perks (Spezialfähigkeiten für euren Charakter) werden dabei von besiegten
Gegnern fallen gelassen. In "Rush" hingegen stürmen unzählige Zombies auf euch
zu und ihr seid lediglich im Besitz einer Waffe - diese ist jedoch
glücklicherweise mit unbegrenzter Munition ausgestattet. "Wave Attack" zu guter
Letzt erklärt sich fast von selbst: Die Feinde tauchen hier in Wellen auf dem
Spielfeld auf und Waffen sind nur noch im Austausch gegen Gold, das die Untoten
bei ihrem Ableben hinterlassen, vor jeder Angriffswelle zu bekommen.
Bis zu diesem Punkt mag noch alles recht verlockend klingen, doch das Spiel
besitzt eine große Schwäche: Es mangelt an Abwechslung. Zwar tauchen in
regelmäßigen Abständen neue Feinde auf, sodass man nie zulange ein und denselben
Gegnertyp bekämpft, und gelegentlich schaut auch mal Graf Dracula persönlich
vorbei, doch es gibt weder Bosskämpfe noch neue Levelabschnitte, nichts
dergleichen, was das auf Dauer triste Spielgeschehen etwas auflockern und
abwechslungsreicher machen würde. Einmal eine der drei Karten ausgewählt, deren
Unterschiede sowieso nur optischer Natur sind, schießt ihr euch durch endlose
Legionen untoter Gegner, bis ihr schließlich den Löffel abgebt. Das war's. Drei
statische Level, ein paar Waffen und zig Untote sind in der Summe leider zu
wenig, um den Spieler dauerhaft bei Laune zu halten. An diesem Umstand ändern
die vier Spielmodi leider auch nicht viel, sodass "Dracula: Undead Awakening"
bereits nach relativ kurzer Zeit an Reiz verliert. Da es überdies nichts zum
Freischalten gibt und das Spiel ohnehin nur alleine spielbar ist (ein
Koop-Mehrspielermodus wäre doch ein nettes Feature gewesen), hat man im Grunde
nach fünfzehn Minuten alles gesehen bzw. gespielt und kann beruhigt abschalten.
Im Gegensatz zur WiiWare-Version verfügt die insgesamt 5€ günstigere
DSiWare-Portierung über keinerlei Online-Ranglisten, was den Wiederspielwert
leider noch einmal in den Keller drückt. Immerhin kann man die Übertragung der
Steuerung als gelungen bezeichnen – was angesichts des IPhone-Vorbildes aber
auch nicht so schwer gewesen sein dürfte. Ihr steuert entweder klassisch mit den
Tasten oder nutzt den Stylus zum Schießen. In Variante eins lenkt ihr mit dem
Steuerkreuz euren Recken durch die düsteren Landschaften und schießt mit X nach
oben, mit B nach unten usw. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass ihr
gleichzeitig nach oben laufen und nach unten schießen könnt. Leider ist schon
das „nach oben rechts“- Schießen (theoretisch X und A drücken) problematisch.
Praktisch könnt ihr auf diese Weise also nur nach oben, unten, rechts und links
schießen. Ungenauigkeiten müsst ihr entweder mit großer Streuung der Waffe oder
durch geschicktes Manövrieren wettmachen. Die Stylus-Variante ist da deutlich
präziser: Gesteuert wird wieder mit dem Steuerkreuz, aber diesmal tippt ihr mit
dem Stylus einfach dorthin, wohin geschossen werden soll. Erfreulicherweise kann
man beide Varianten fließend austauschen.
Noch ein Wort zur Technik: Wie auch die WiiWare- Variante läuft auch das
DSiWare-Spiel stets flüssig trotz hohem Gegneraufkommens, davor wirkt alles
einen Tick „flacher“ und und pixeliger. Auch die Farben und Effekte kommen nicht
ganz so stark rüber, wie es auf der Heimkonsole der Fall ist. Insgesamt ist der
technische Vorsprung der WiiWare-Version aber viel zu gering, um den Aufschlag
von 5€ zu rechtfertigen.
Fazit:
"Dracula: Undead Awakening" hinterlässt am Ende dieses Tests einen zwiespältigen
Eindruck: Einerseits bietet Chillingos DSiWare-Debüt klassische und
unkomplizierte Arcade-Shooter-Kost, andererseits lässt der durchweg monotone
Spielablauf schnell Langeweile aufkommen - ein Todesurteil für jedes Videospiel.
Wer allerdings auf diese abwechslungsarme Form der Highscore-Jagd steht, sollte
zu eben dieser DSiWare-Fassung greifen, da sie – obwohl technisch dezent
schmalbrüstiger und ohne Online-Ranglisten – schlicht nur die Hälfte kostet. Der
überschaubare Inhalt von nur drei Karten und vier wenig unterschiedlichen
Spielmodi rechtfertigt kaum mehr als die 500 Nintendo-Punkte, die der geneigte
Zocker hier berappen muss, zumal er eine gut funktionierende Stylus-Steuerung
vorgesetzt bekommt.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ klassischer Arcade-Shooter
+ vier unterschiedliche Spielmodi
+ Spielgeschehen läuft stets flüssig
+ gelungene Stylus-Steuerung
Minuspunkte:
- abwechslungsarmer Spielablauf
- recht "überschaubarer" Umfang
- keine WiFi-Highscore-Listen
- kein Mehrspielermodus
Wertung:
Einzelspieler: 5,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 Nintendo Punkte
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(24.10.2010)