Ganz zufällig erschien dieser Titel sicher nicht. Immerhin machte etwa zum
Releasezeitpunkt Russell Crowe als Robin Hood die Kinoleinwand unsicher und vor
kurzem erschien die DVD des Hollywood-Blockbusters. Nordcurrents Lightgun-
Shooter gleichen Namens fußt zwar nicht auf einer offiziellen Lizenz, versucht
aber sicher im Strom der Euphorie ein paar Fische an Land zu ziehen. Und mal
ehrlich: Bei einem Lightgun- Shooter für 5 Euro kann doch nicht ganz viel falsch
laufen, oder? Immerhin hat Wild Wild West mit einer ebenso banalen Mechanik und
Thematik auch punkten können.
Doch leider kommt es erstens anders und zweitens
als man denkt. In diesem Spiel funktioniert eigentlich nur die leichtgängige
Spielmechanik, die den ursprünglichen Moorhuhnspielen fast 1:1 entnommen wurde.
Statt Moorhühnern laufen euch hier allerdings die Schergen des Sherriffs von
Nottingham vor den virtuellen Bogen. Mit dem Pointer könnt ihr den Sichtbereich
noch etwas nach links und rechts schieben, ansonsten besteht das Spielgeschehen
aus „A drücken“ (Schießen), „B drücken“ (Nachladen) und eben zielen. Jetzt
könnte man einwenden, dass das im Kern bei eigentlich jedem Lightgun-Shooter der
Fall ist, doch verstehen es geschickte Entwickler, dieses einfache Grundgerüst
in entweder eine spannende Story zu verwickeln (Dead Space: Extraction) oder
zumindest einigermaßen abwechslungsreiche Aufgaben zu stellen (Wild Wild West).
Solide Titel (530 Eco Shooter) punkten zumindest mit einwandfreier Technik und
nettem Kombo-System. Man kann es sich beinahe vorstellen: All jene Elemente
haben die Entwickler in diesem Fall vergessen.
Die Geschichte rund um den Freiheitskämpfer Robin Hood, der vom fiesen Sherriff
von Nottingham zu einem vogelfreien Leben in den Wäldern des Sherwood Forest
verdammt worden ist, böte wahrlich einige interessante Ansätze, doch die
Entwickler entschieden sich für langweilige Texttafeln mit den hinlänglich
bekannten Fakten der Geschichte. Somit ist die „Geschichte“ nicht mehr als ein
Pausenfüller während der etwas zu langen Ladezeiten zwischen den Levels. Ebenso
trostlos sieht es mit der Abwechslung aus. Das einzige, was sich in den zwölf
Abschnitten drei Mal ändert, ist der Hintergrund. Aber ob nun saftig grüne Wiese
oder Innenhof, am langweiligen Dauerfeuer ändert das nicht viel. Verschiedene
Aufgabenstellungen gibt es nicht, die Höhepunkte des Spiels sind das Beschützen
einer Mange und hinter Mauern entlang laufende Soldaten. Das Leveldesign
verdient also den Namen nicht. Selbst Moorhuhn bot vor vielen Jahren ein paar
einfache Rätsel und Geheimnisse. Bei Robin Hood darf lediglich ab und an auf
eine Taube geschossen werden. Da hilft es auch nicht, dass man dem Spieler eine
Pseudo-Energieanzeige verpasst hat, nach deren Entleerung man theoretisch
stirbt. Theoretisch deshalb, weil die wenigen gegnerischen Bogenschützen so
langsam schießen, dass sie überhaupt keine Gefahr darstellen. So präsentiert
sich dann auch der lasche Schwierigkeitsgrad, der den Spieler mit viel zu
wenigen Gegnern chronisch unterfordert.
Wie nicht anders zu erwarten, hat es ein verständliches Punkte-Kombo-System erst
gar nicht ins Spiel geschafft. Ihr dürft also so oft ihr wollt daneben ballern,
es ändert an den Punkte nichts. Lediglich die weiter entfernten Gegner bringen
ein paar Pünktchen mehr als die Pappkameraden im Vordergrund. Apropos
Pappkameraden: Die Kulisse ist dermaßen zweidimensional, dass man sich vorkommt
wie auf einer schlechten Theaterbühne. Das Ganze ist aber wohl kaum ein
Stilmittel, sondern einfach nur mies umgesetzt. Es gibt nur eine
Sterbeanimation, zwei nervige Sterbelaute („uhh“, „oohh“), drei unterschiedliche
Gegnertypen und vier etwas zu pixelige Hintergründe. Diese sind allerdings
immerhin schön bunt und mit ein wenig Wohlwollen auch ‚liebevoll gestaltet‘ zu
nennen. Ärgerlich ist nur, dass die Trefferregistrierung beizeiten unpräzise ist
und sich kleinere Bugs eingeschlichen haben. So können Gegner, die im vierten
Abschnitt in einem Torbogen stehen, nicht abgeschossen werden. Offensichtlich
ist der Bogen zwar sichtbar, wird aber vom Spiel als durchgehende Mauer erkannt.
Dass zudem die normalen Bürger – die warum auch immer mitten im Kampfgetümmel
übers Feld pesen – manchmal kaum von Gegnern zu unterscheiden sind, ist
angesichts der restlichen technischen Gestaltung kaum mehr von Belang.
Insgesamt ziehen damit zwölfmal drei langweilige Minuten ins Land, bevor ihr den
Abspann sehen dürft. Gespeichert werden darf innerhalb dieser guten halben
Stunde nicht: Warum auch? Euer Highscore-Wert wird auch nur am Ende einmal
gemessen, einzelne Werte für die Abschnitte gibt es nicht. Mit Freunden darf man
sowieso nicht antreten und von einem Online-Vergleich haben die Entwickler
natürlich abgesehen. Wahrscheinlich würden sich auch nur wenige Einträge finden
lassen, wenn man sich immer 36 quälend lange Minuten antun muss, bevor man etwas
eintragen kann.
Fazit:
Meine Güte, wie kann man ein so simples Spielprinzip nur auf solch schändliche
Weise misshandeln? Das Schießen mit der Wiimote ist im Prinzip ein Selbstläufer
und macht immer wieder eine Menge Spaß, wenn man nur ein klein wenig Sinn im
„auf den Fernseher zeigen und A drücken“ sieht. Robin Hood – Richards Rückkehr
bietet euch die Möglichkeit zum munteren Schützenfest und kostet nicht viel, ist
aber trotzdem die mit Abstand schlechteste Investition in diesem Genre.
Minderwertige Technik gepaart mit null Abwechslung und belanglosem Drumherum
lassen den Titel hoffentlich bald in der Versenkung verschwinden.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ eigentlich leichtgängiges Spielprinzip
+ schießende Gegner nette Idee,…
Minuspunkte:
- keine Abwechslung
- …wenn sie denn zum Schießen kämen
- ungenaue Trefferregistrierung
- nervige Geräusche
- kein Kombo-System
- Highscores nur nach komplettem Durchspielen
- uninspirierte Einbindung der Geschichte
- kein Mehrspielermodus oder Online-Anbindung
- insgesamt viel zu leicht
- keine Tastenkonfiguration für den Wii-Zapper
Wertung:
Einzelspieler: 1,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(20.10.2010)