Tausend Gummipunkte für denjenigen, der einen in Japan gemachten EgoShooter
innerhalb der nächsten fünf Sekunden im Kopf nennen kann! Bonus für Profis: Der
auch noch auf einer Nintendo-Konsole erschienen ist! In der Tat gibt es davon
nicht allzu viele. Vielleicht hängt das nicht zuletzt auch damit zusammen, dass
besonders First-Person-Shooter (FPS) das so genannte Motion-Sickness-Syndrom
hervorrufen, für das Japaner besonders anfällig sind. Trotz allem wartet nun der
Mario Party-Hersteller Hudson mit einem knallharten Dauergemetzel auf, der als
erster EgoShooter für WiiWare in die Geschichte eingehen wird.
In Onslaught kämpft ihr als schwer bewaffneter Soldat auf einem fremden Planeten
um euer nacktes Überleben. Schon bald trefft ihr auf zwei weitere Menschen, die
sich euch fortan anschließen. Das ist auch bitter nötig, denn ihr bekommt es mit
vielen, vielen, um nicht zu sagen „sehr vielen“ Gegnern zu tun. Wie man es auf
einem fremden Planeten auch nicht anders erwartet, sind es außerirdische
Mutantenkäfer, die sich dem Spieler entgegenstellen. Sonderlich variantenreich
scheint die Spezies aber nicht zu sein: Vornehmlich geht es gegen krabbelnde
Larvenkäfer, heuschreckenähnliche Kampfgebilde oder panzerartige Mistkäfer, nur
um anschließend von einer Horde fliegender Mutantenwespen angegriffen zu werden.
Das eigentliche Spielprinzip ist dabei simpel: Tötet alles, was sich bewegt! Das
klappt am besten, wenn ihr auf die grünen Schwachpunkte der Gegnerhorden zielt,
um so durch Kombos mächtige Punktzahlen einzuheimsen. Ihr seht, Onslaught gehört
mehr alles andere in die Ecke der Arcade-Shooter. In den ca. 5-15 Minuten
andauernden Levels schlachtet ihr euch durch Unmengen an Gegnern, um immer
höhere Punktzahlen zu erreichen. Dabei spielen vor allem die Faktoren Zeit,
getötete Mutantenkäfer und schnelle Aneinanderreihung von getöteten
Mutantenkäfern eine Rolle.
Diese recht einfach strukturierte Aufgabenstellung variiert in den Levels kaum
bis gar nicht. Mal verhackstückt ihr die Insekten bei dem Auftrag etwas zu
verteidigen, mal zerreißt ihr sie bei der Aufgabe, deren unterirdischen Stock zu
zerstören. All das wird euch durch die Tierchen selbst kaum schwer gemacht.
Diese krabbeln, springen oder schlürfen alle treudoof-aggressiv in direkter
Luftlinie auf euch zu. Unterschiedliche Verhaltensmuster? Fehlanzeige! Treu zur
Seite stehen euch eure vier Waffentypen, die ein Schnellfeuergewehr, eine
Schrotflinte, eine Automatikwaffe (3-Schuss) und einen Raketenwerfer umfassen.
Zusätzlich gibt’s die Möglichkeit eine Granate zu werfen oder eure - uh, cool -
Laserpeitsche herauszuholen. Letztere hat aber nur eingeschränkte Energie zur
Verfügung und dient dem Nahkampf. Die Waffen hat Hudson angenehm unterschiedlich
gewichtet, sodass sich alle vollkommen anders spielen. Das Schnellfeuergewehr
ist beispielsweise relativ schwach, kann aber gutes Dauerfeuer erzeugen, während
die Schrotflinte unheimlich stark, aber unpräzise ist. Sammelt ihr in den Levels
versteckte Waffensymbole auf, werden jeweils bis zu zwei Verbesserungsstufen
freigeschaltet. Mehr Munition, mehr Wumms!
In 13 Levels dürft ihr euch austoben und die langweilig in Textboxen
präsentierte Story verfolgen. Euch stehen drei Schwierigkeitsgrade zur Wahl,
wovon bereits der zweite teilweise recht happig ausgefallen ist. Die Suche nach
besseren Waffen kann erst hier gestartet werden und sollte es auch. Mit den
Standardwaffen ist späteren Ungetümen kaum mehr beizukommen. Je nach erreichter
Punktzahl bekommt ihr am Ende eines Levels eine Bewertung. Je besser die
Bewertung, desto größer euer Ego und desto wahrscheinlicher die Belohnung mit
einem Waffenupgrade.
Die Steuerung macht euch bei der Erreichung der Highscores keinen Strich durch
die Rechnung. Zwar ist sie selbst in der höchsten Empfindlichkeitsstufe (vier
gibt es) noch etwas träge, aber für die gebotenen Aufgaben reicht es. Nur der
fahrbare Untersatz, der in wenigen Levels für mehr Power sorgt, steuert sich
unnötig umständlich. Hier wird das Bild plötzlich durch den Stick bestimmt und
ihr zielt innerhalb dessen lightgun-mäßig mit dem Pointer. Das geht zunächst
nicht so leicht von der Hand.
Während sich die Entwickler den Splitscreen-Mehrspielermodus gespart haben, gibt
es immerhin einen Online-Modus in Onslaught. In diesem können zum einen bis zu
vier Spieler kooperativ eine zufällig ausgewählte Solomission gemeinsam zocken.
Dabei wurde das Gegneraufkommen noch mal dezent nach oben geschraubt, um auch
allen Beteiligten genug Insekten vor die Linse zu hetzen. Der eigentlich
kooperative Modus verfehlt allerdings sein Ziel. Die Missionen sind absolut
nicht auf kooperatives Vorgehen getrimmt, sodass letztlich die vier Spieler alle
nur gleichzeitig durch das Level traben. Kommunikation ist nicht mal mithilfe
vorgefertigter Wortblöcke möglich. Verschenktes Potential. Der zweite Modus
umfasst nur eine große Karte mit vielen Gegnern und ebenfalls vier menschlichen
Spielern. Diese müssen nun sehen, wie sie in den nächsten 10 Minuten zurecht
kommen. Am Ende gewinnt derjenige mit der höchsten Punktzahl. Diese wird auch
online in Ranglisten erfasst. Auch hier ist Kommunikation nicht möglich, aber
durch die flüssige Darstellung kann man hier immerhin einige Schnetzelstunden
verbringen. Das Ranking-System ist allerdings durch lange Ladezeiten mühselig
aufzurufen und funktioniert nicht ganz so motivierend wie beispielsweise bei
Mario Kart Wii. Technisch kann man über Onslaught nicht klagen. Die Grafiken
sind weitestgehend klar und die Fernsicht ist gut. Sonderlich viel Liebe zum
Detail haben die Designer aber nicht bewiesen. Sowohl die Levelumgebungen sind
arg limitiert als auch das Design der Käfer an sich. Da wir es hier aber mit
einem WiiWare-Spiel zu tun haben, kann man über das Gebotene nicht wirklich
meckern. Die Musik dudelt im Hintergrund so vor sich hin und belästigt zum Glück
niemanden weiter. Wirklich angenehm ist sie auf Dauer aber auch nicht.
Fazit:
Onslaught kann den EgoShooter-Fan durch unkomplizierte Ballerkost bei der Stange
halten. Die schlichten Mutantenkäfer krabbeln in großer Zahl in ihr Verderben
und bereiten dem Spieler in späteren Missionen nur dadurch Probleme, dass sie
von allen Seiten in massiver Zahl heranstürzen. Profis finden in den höheren
Schwierigkeitsgraden eine willkommene Herausforderung, zumal das Rang- und
Belohnungssystem im Einzelspielermodus gut funktioniert. So kann man durchaus
acht und mehr Stunden mit dem Offline-Modus verbringen. Eine ordentliche Zahl,
bedenkt man, dass es sich hier um ein WiiWare-Spiel handelt. Als nur mehr
durchschnittlich präsentieren sich Technik und Online-Modus. Grafisch sieht es
auf den ersten Blick ganz nett aus, bietet aber nur zwei abwechslungsarme
Levelumgebungen. Der kooperative Online-Modus ist durch fehlende
WiiSpeak-Unterstützung quasi nutzlos, während die Jagd nach dem Highscore gegen
drei menschliche Gegner zumindest kurzfristig motivieren kann. Aber auch hier
bleibt das Spielprinzip limitiert, banal, aber kurzzeitig spaßig. (Hendrik)
Pluspunkte:
+ Action in Reinkultur
+ Waffen und Upgrades
+ motivierende Schwierigkeitsgrade
+ reichlich Umfang
+ brauchbare Technik & Steuerung
+ Online-Gameplay
Minuspunkte:
- eindimensionales Gameplay
- strunzdumme Gegnerhorden
- ungewohnte Fahrzeugssteuerung
- Koop. Modus online ohne Kooperation
- fade Story, langweilig präsentiert
WERTUNG
Einzelspieler: 7,0
Online: 7,0
Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
1000 Nintendo Punkte
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(30.08.2009)