Als zum Launch des Nintendo DS im Jahre 2004 der Titel „Wario Ware Touched!“ erschien, zählte dieser eindeutig zu den
spaßigsten und innovativsten Titeln für Nintendos Doppelbildschirm. Vor kurzem beglückte uns die japanische Spieleschmiede
endlich mit dessen Nachfolger „Wario Ware: Do It Yourself“, bei dem die Kreativität des Spielers gefragt ist und er seine
Mikrospiele einfach selbst konstruieren kann. Ist das parallel erschienene „Wario Ware D.I.Y. - Showcase“ nun lediglich
schnödes Beiwerk oder eine sinnvolle Ergänzung für alle Besitzer der DS-Version?
All denjenigen, denen das irrwitzige Spielprinzip der Wario-Ware-Reihe noch gänzlich unbekannt ist, sei hier erstmal geholfen:
Das Spiel setzt euch kontinuierlich ein Mikrospiel nach dem anderen vor, von denen jedes nur einige Sekunden dauert und recht
simpel gestrickt ist. Um ein Mikrospiel erfolgreich zu absolvieren, reicht es meist schon, im richtigen Moment den A-Knopf zu
drücken. Hier müssen beispielsweise drei herumschwirrende Fliegen angeklickt werden, dort will ein Finger genau dann in eine
sich bewegende Nase gesteckt werden, wenn diese sich direkt über dem Finger befindet, und in einem anderen Mikrospiel warten
drei Roboterteile darauf, in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt zu werden. Man könnte jedes Mikrospiel als einen kurzen
und recht banalen Geschicklichkeitstest bezeichnen, der allein vermutlich auch nicht allzu viel Spielspaß entfachen würde.
Die Spiele werden dem Spieler jedoch in einer derart hohen – und mit jeder Runde steigenden – Geschwindigkeit vorgesetzt, dass
es in ein hektisch-spaßiges Spielvergnügen ausartet. Spielt man das Spiel zum ersten mal, fragt man sich nicht selten bei
einigen Mikrospielen „Was zum Teufel sollte ich denn da machen…?“, aber es bleibt einfach keine Zeit zum Grübeln, warum man
das Mikrospiel denn jetzt nicht gewonnen hat, weil da auch schon das nächste ansteht. Inmitten des hektischen Spielablaufes
könnte man Wario Ware auch als „Mario Party auf LSD“ beschreiben. Aber nach mehrmaligem Spielen hat man schon bald den Bogen
einigermaßen raus und wird nicht so schnell seine drei erlaubten Fehlversuche aufgebraucht haben. Wario Ware enthält also
eine gewisse Lernkurve und motiviert den Spieler immer wieder aufs Neue es noch mal zu versuchen, um einen Highscore
aufzustellen. Der Stil von „Wario Ware D.I.Y. - Showcase“ ist ebenfalls ziemlich einzigartig. An allem haftet dieser schräge
japanische Humor, das Spiel ist gespickt mit skurrilen und eigenwilligen Momenten. Wo Wario drin ist, lassen schließlich
Knoblauchzehen, Popel und allerlei andere übel riechende Dinge nicht lange auf sich warten. Die Mikrospiele präsentieren
sich optisch auch nicht besonders aufwendig, sondern eher minimalistisch zweckmäßig, was aber absolut ins Gesamtkonzept
passt. „Auf die Ohren“ bekommt man eine lustige und fröhliche Hintergrundmusik mit tonnenweise ulkigen Soundeffekten.
Das Herzstück des Spieles stellt der im Hauptmenü anzutreffende „Wario-Man-Shop“ dar, in dem man die Mikrospiele spielen,
sich Musikstücke anhören und sogar Comics lesen kann. Letztere machen dem „kranken“ Humor der Wario-Ware-Reihe alle Ehre:
In einer der lesbaren Bildergeschichten erfährt beispielsweise ein Pudding, dass er laut dem „ABC der Coolness“ für immer
uncool sein wird, was er mit einem lautstarken „Waaaruuummm?“ zu Kenntnis nimmt und in Tränen ausbricht. Ja, meine Damen
und Herren, das ist Wario Ware: Total sinnfrei, aber man muss trotzdem (oder gerade deshalb?) lachen.
In der Mikrospielecke warten die bekannten Wario-Ware-Veteranen darauf, euch ihre Mikrospiele zu präsentieren. Kat & Anas
Mikrospiele drehen sich um die bunte Welt der Tiere, die Mikrospiele von Dribble & Spitz sind vollgestopft mit Robotern und
Ninjas, während euch 18-Volt in die Welt der Nintendo-Klassiker entführt. Gerade diese werden alteingesessenen Videospielern
ein Schmunzeln entlocken, wenn Evergreens wie „Super Mario Bros. 2“ oder „Super Mario Kart“ das Szenario für ein Mikrospiel
zur Verfügung stellen. Die über 70 bereits vorhandenen Mikrospiele sind allesamt gelungen, lassen sich allerdings alle „nur“
mit einfachem „Zeigen & Klicken“ lösen, und nicht wie bei „Wario Ware: Smooth Moves“ mit variantenreichem Herumgefuchtel der
Wii-Fernbedienung. Es macht selbstverständlich immer noch Spaß, ist aber vielleicht eine Spur simpler geraten. Das Spiel beinhaltet übrigens auch einen (freischaltbaren) Mehrspielermodus, bei dem man sich mit bis zu drei weiteren Mitstreitern in das bunte Treiben der Mikrospiele stürzen kann. Für diesen Modus ist das Spielprinzip ja geradezu prädestiniert und entfaltet so eine Menge Spielspaß, zumal man seine Mitspieler beim Spielen hier ein wenig "ärgern" kann (in etwa so, wie es ja auch schon auf dem GameCube im Mehrspielermodus möglich war). Neben den
bereits verfügbaren Mikrospielen, können aber auch bis zu 72 selbst erstellte Mikrospiele von euch importiert und
selbstverständlich auch ausgiebig gespielt werden. Und darin liegt auch die Besonderheit in diesem Ableger der
Wario-Ware-Reihe: Über die „Versandzentrale“ im Hauptmenü können nämlich Mikrospiele auf diversen Wegen importiert werden.
Eine Möglichkeit ist der „Nin-Soft-Shop“, in dem Nintendo wöchentlich einige neue Spiele zum Herunterladen bereitstellt.
Hier finden sich mitunter auch Spiele von bekannten Entwicklern (wozu löblicherweise auch eine Art „Promi-Info“ einige
Fakten über die jeweilige Person liefert), beispielsweise ein Metroid-Mikrospiel von einem der Metroid-Programmierer. Mit
Freunden aus der Freundesliste, die ebenfalls „Wario Ware D.I.Y. - Showcase“ besitzen, können Mikrospiele ebenso munter
getauscht werden. Eine weitere Alternative der Mikrospielbeschaffung ist die Verbindung mit einem Nintendo DS: Befindet sich
die DS-Version des Spieles im Modulschacht, können dort erstellte Mikrospiele auf die Wii übertragen werden. Selbiges geht
jedoch auch umgekehrt, um beispielsweise alle über 70 vorinstallierten Mikrospiele der WiiWare-Version auf den DS zu
übertragen. Durch diesen Aspekt des Tauschens wird eure Wario-Ware-Spielebibliothek zu einer individuell zusammenstell- und
erweiterbaren Sammlung, sodass praktisch jeder Spieler andere Mikrospiele sein eigen nennen wird.
Ein wenig Kritik muss sich der WiiWare-Titel allerdings auch gefallen lassen, denn man sollte man sich vorher dem Gesichtspunkt bewusst sein, dass
man „nur“ 70 vorinstallierte Mikrospiele vorfindet. Man sollte also am besten auch selbst die DS-Version besitzen (oder
zumindest jemanden kennen, der sie sein Eigen nennt), damit das Mikrospielrepertoire großzügig erweitert werden kann. Den
Spielern wurde hier auch nicht die Möglichkeit gegeben, Mikrospiele online hochzuladen und weltweit zur Verfügung zu stellen.
Das ist schon ein ziemlicher Wermutstropfen, aber Nintendo verfolgt hier strikt seine "Freundescode-Firmenpolitik": Man kann
also wirklich nur mit Leuten tauschen, deren Wii-Codes man im Adressbuch eingetragen hat. Aber wie gesagt: Für umgerechnet
knapp acht Euro, die man für dieses WiiWare-Spiel auf den (virtuellen) Tisch legen muss, bekommt man verhältnismäßig trotzdem
eine Menge geboten.
Fazit:
„Wario Ware D.I.Y. - Showcase“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie man einer ethablierten Videospielreihe erfolgreich neues
Leben einhaucht. Das Spiel kann durch den günstigen Preis zwar auch allein eine lohnenswerte Investition darstellen, ist
zusammen mit der DS-Version aber natürlich umso spaßiger und durch die Verbindungsfunktion in großem Umfang erweiterbar.
Das eigenwillige Spielprinzip ist zugegebenermaßen nicht jedermanns Geschmack, wer jedoch auf flotte Geschicklichkeitsspiele
steht, kann bedenkenlos zugreifen.
(Niklas)
Pluspunkte:
+ unkompliziert und spaßig
+ schräger und absolut einzigartiger Humor
+ tolle Sounduntermalung
+ sinnvolle Verbindungsfunktionen
+ individuell erweiterbare Spielebibliothek
Minuspunkte:
- ziemlich „speziell“
- nur ca. 70 vorinstallierte Mikrospiele
- mal wieder die "Freundescode-Problematik"...
Wertung:
Einzelspieler: 8,0
Mehrspieler: 8,0
Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 800 Nintendo Punkte
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(23.05.2010)