Einem Videospiel einen Nachfolger zu spendieren, löst stets zwei Reaktionen aus: Zum einen freut man sich wahnsinnig, dass es
spielerisch nun quasi in die Verlängerung geht und eine gute Spielidee nicht gleich nach einem Ableger in der Versenkungen
verschwindet. Auf der anderen Seite ist man sich indes innerlich immer bewusst, dass der vermeintlich pompöse Nachfolger
voraussichtlich nicht an die Qualität des Vorgängers heranreichen wird. Ausnahmen bestätigen die Regel, keine Frage, aber
größtenteils tritt diese Situation ein und kann bestätigt werden, wenn man beispielsweise "Super Mario Bros." mit der
europäischen Version von "Super Mario Bros. 2" vergleicht oder "The Legend of Zelda" und "Zelda II: The Adventure of Link"
gegenüberstellt. Eine der Ausnahmen hingegen stellt die "Mega Man"-Serie von Capcom dar: Nach einen eher durchschnittlichen
Vorgänger kann man fast von Glück sprechen, dass der Kopf hinter dieser heutigen Erfolgsgeschichte - Keiji Inafune - einen
Nachfolger entwickeln durfte und das Ergebnis, "Mega Man 2" für das NES, war und ist seinem Vorläufer wahrlich in allen
Gesichtspunkten überlegen.
An der grundsätzlichen Spielmechanik hat sich zunächst wenig geändert: In der Rolle des "Blauen Bombers" gilt es, verschiedene
Level zu absolvieren, Roboter-Bosse zu besiegen und sich schließlich dem finalen Endgegner zu stellen. Statt sechs müssen
dieses Mal allerdings acht "Robot-Master" zur Strecke gebracht werden. Die Bosse sind erneut recht ausgefallen gestaltet und
besitzen jeweils eine spezielle Waffe, die ihr nach einem Sieg über den jeweiligen Obermotz euer Eigen nennen könnt. So
rüstet ihr euer Waffenarsenal im Laufe der Zeit und mit jedem Sieg immer weiter auf, was euch in den einzelnen Abschnitten
und in Boss-Kämpfen unterschiedliche Vorteile bringt. Schon in "Mega Man" hatte jeder Stage-Boss eine Schwäche gegenüber
eines bestimmten Waffentyps. Diese Eigenart wurde übernommen, jedoch weiter vereinfacht: Einen Großteil der Bosse kann man
bereits mit der Standardwaffe - dem Mega Buster - mehr oder weniger problemlos auf den virtuellen Schrottplatz schicken und
einige "Robot-Master" zeigen jetzt Schwächen gegen mehrere Waffen. Neu: Neben den neuartigen Waffentypen stehen im Verlauf
des Spiels auch drei Ausrüstungsgegenstände (Item-1 bis Item-3) zur Verfügung, die temporär jeweils unterschiedliche
Plattform-Typen erschaffen. Mit diesen lassen sich beispielsweise höhere Vorsprünge erreichen oder Abgründe mühelos(er)
überwinden. Ebenfalls neu im Spiel: E-Tanks! Heute aus einem "Mega Man"-Spiel gar nicht mehr wegzudenken, feierten die
Energie-Tanks ihr Debüt im zweiten Ableger der Serie - zur großen Freude der Spieler. Bei Einsatz eines solchen Tanks wird
eure Energieleiste wieder komplett gefüllt, wodurch insbesondere Boss-Kämpfe deutlich machbarer als im Vorgänger sind.
Nachdem alle Stages abgeschlossen, alle Roboter-Oberhäupter besiegt sind und ihr euch durch fünf weitere Dr. Wily-Abschnitte
gekämpft habt, kommt es zum "Showdown": Dem Kampf gegen Dr. Wily höchstpersönlich! Doch bis dahin ist es ein langer Weg.
Da westliche Spieler im Vergleich zu den Japanern bekanntlich etwas verweichlicht sind (so scheinbar die Annahme der
Entwickler), wurden der europäischen und amerikanischen Version von "Mega Man 2" zwei Schwierigkeitsgrade spendiert, was
nebenbei lange Zeit einmalig in der Spielereihe bleiben wird. Auf "Normal" erwartet euch eine leichtere Version des Spiels,
während "Difficult" das Niveau der japanischen Version wiederspiegelt. Wer also bisher noch keinen Vertreter der Reihe
spielen konnte, bekommt hier die Möglichkeit eines guten Einstieges in die sonst ziemlich anspruchsvolle "Mega Man"-Reihe.
Um allerdings keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: "Mega Man 2" ist trotz allem kein einfaches Spiel, ganz im
Gegenteil! Tiefe Abgründe, tödliche Stacheln, plötzlich auftauchende Gegner usw. - die ganze Palette der gefährlichen und
meist todbringenden Dinge gibt es auch im zweiten Teil und so mancher (ungeübte) Spieler wird vermutlich eines Tages
frustriert den Controller in die Ecke werfen. Nichtsdestotrotz ist das Spiel schon bedeutend einfacher (zumindest auf
"Normal") als der Erstling. Insgesamt lässt sich ohnehin feststellen: Teil 2 macht vieles besser als der Vorgänger. Der
Umfang wurde vergrößert, die Waffen- und Itemauswahl erweitert, der Schwierigkeitsgrad entschärft: Das Gesamtpaket wirkt
dieses Mal deutlich runder als im ersten Anlauf.
In Sachen Steuerung hat sich hingegen nach wie vor nichts verändert: Bei waagerechter Wiimote wird über die Zahlentasten
gesprungen und geschossen, das Steuerkreuz dient zum Bewegen des blauen Helden und die Plus- und Minus-Taste öffnet das
Waffenmenü bzw. pausiert das Spiel. Die Steuerung ist nach wenigen Minuten verinnerlicht und geht danach locker von der
Hand, selbst Neulinge werden keineswegs überfordert. Optisch erwartet euch eine bunte und heute noch nett anzusehende
8-Bit-Grafik, die im Vergleich zum direkten Vorgänger deutlich farbenprächtiger und weniger detailarm daherkommt. Besondere
Aufmerksamkeit sollte jedoch dem Soundtrack gebühren, der wahrlich exzellent ist. Die Melodien passen stets zum Geschehen,
verleiten häufig zum Mitsummen und einige Klänge sind sicherlich bis heute so manchem Spieler im Ohr geblieben (beispielsweise
die Musik der ersten Dr. Wily-Stage - einfach grandios). Der Soundtrack von "Mega Man 2" gehört eindeutig zu den besten der
gesamten Videospielreihe.
Fazit:
"Mega Man" war gut - "Mega Man 2" ist besser, und zwar wesentlich besser. Nicht ohne Grund wird es zu den besten Actionspiele
aller Zeiten gezählt. Capcom und Keiji Inafune haben sich seinerzeit die Kritikpunkte des Vorgängers wirklich zu Herzen
genommen und vieles am Spiel verbessert, ohne dabei das Kerngameplay zu verändern. Und das beste daran: Das Spiel fasziniert
heute noch genauso wie vor rund 20 Jahren und bietet ein erstklassiges Spielerlebnis, das insbesondere Freunde von
8-Bit-Actionspielen für das NES keinesfalls verpassen sollten. Wer bis heute noch keinen "Mega Man"-Titel gespielt hat,
sollte dies rasch nachholen und am besten zu "Mega Man 2" greifen, das dank unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade besonders
für Einsteiger geeignet ist. Kurz und knapp: Kaufen! Und zwar schleunigst!
(Alexander)
Pluspunkte:
+ Kern-Gameplay unverändert
+ erweiterter Umfang
+ neue Waffensysteme
+ hilfreiche "Plattform"-Items
+ endlich E-Tanks!
+ zwei wählbare Schwierigkeitsgrade
+ simple Steuerung
+ absolut grandioser Soundtrack
Minuspunkte:
- teils recht schwer
Wertung:
Einzelspieler: 9,5
Screenshot 1
Screenshot 2
Preis: 500 Nintendo Punkte
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(23.05.2010)