Die wilde Welt Warios rast nun auch mit Höchstgeschwindigkeit auf den Nintendo
DSi zu. Seit dem ersten Teil der Mikrospielesammlung „WarioWare“, erschienen
noch für den GameBoy Advance, steht die Serie für gnadenlose Mehrspieler-Action
und rasantes Gameplay, aber auch für die Einbringung der jeweils neuesten
Hardware-Funktionen. Auf dem GBA zeigte Wario, wie der Tilt-Sensor funktioniert,
auf dem DS lieferte man solide Touchscreen- und Mikrophon-Action ab, auf der Wii
wurde die Wiimote zum Allzweckwerkzeug und nun soll „Snapped!“ die Vorteile der
DSi- eigenen Kamera vorstellen.
Welches Thema bietet sich bei wilden Schnappschüssen besser an als eine
Achterbahnfahrt? Die meisten werden es kennen: Fährt man in einer einigermaßen
großen Achterbahn, wird an einer bestimmten Stelle ein Foto des entsetzten
Fahrers gemacht und gleich nach der Fahrt wie sauer Brot zu horrenden Preisen
angeboten. WarioWare: Snapped funktioniert ganz ähnlich: Hier muss man
allerdings nur einmal 500 Punkte berappen, dafür ist das Ticket für eine
Achterbahnfahrt natürlich nicht inklusive. Im Hauptmenü warten vier bekannte
Gesichter auf auch: Wario, Mona, Jimmy sowie die Zwillinge Kat und Ana. Hinter
jedem Charakter wartet eine Achterbahnfahrt auf euch, die euch auf fünf
Mikrospiele mitnimmt. All diese Mikrospiele werden ausschließlich über Gesten
gesteuert, die die eingebaute innere Kamera aufnimmt. Sonys EyeToy lässt grüßen.
Was sich zunächst lustig anhört, stellt sich aber bald als schwierig heraus. Am
deutlichsten werden die Probleme, wenn man einen Blick in die „Hilfe“ wirft.
Hier wird ein ganzer Katalog an Umständen aufgezählt, die unbedingt
gewährleistet sein müssen: eine gut ausgeleuchtete Umgebung, kein Blendlicht,
keine anderen Personen, glatte Oberfläche für den DSi, Öffnung des Geräts im
Winkel von ca. 120°, 50-60cm Entfernung von der Kamera und keine Bewegung des
DSi. Anleitungen neigen ja häufiger mal zu Übertreibung, aber tatsächlich ist es
so, dass das Spiel nahezu perfekte Bedingungen haben will, um (gut) gespielt zu
werden. Ideal sind eine weiße Wand und ein braungebranntes Gesicht, um perfekte
Konturen zu generieren. Vollgestellte Zimmer, Holzvertäfelungen, der Garten oder
gar eine Zugfahrt oder das Auto scheiden eigentlich per se aus. Habt ihr dann
aber einen idealen Ort zum Spielen gefunden, funktioniert die Technik solide.
Vor jedem Mikrospiel wird angezeigt und live überprüft, wie ihr euch halten
musst (z.B. ob nur das Gesicht zu sehen sein soll oder auch die Hände, diese
dann als Faust oder flacher Hand), sodass die Spiele selber dann recht einfach
sind. Hier müssen Leute geküsst oder Fliegen zerschlagen werden. Mal muss man
herabfallende Hüte auffangen, mal sich mit einer Brille schmücken.
Funktionsweise, Grafik und Musik sind dabei identisch zu den anderen WarioWare-
Titeln und wer diese schon kennt, fühlt sich sofort heimisch. Einzig die
Bedienung hat sich eben etwas verändert.
Ist eine Achterbahnfahrt mit fünf Spielen beendet, kann man sich die
Schnappschüsse noch einmal zu Gemüte führen. Interessanterweise arbeitet das
Spiel dann zumeist gar nicht mit Bildern (das tut es nur bei Jimmys Spielen),
sondern mit kurzen Videos. Diese sind zum Teil mit kleineren Effekten versehen,
wie man sie auch schon von der Kamerafunktion des DSi kennt (Brillen, Herzen
usw.). Das ist zwar alles ganz nett gemeint und zunächst auch gut gemacht, aber
leider gibt es weder Highscores noch eine Speicherfunktion für diese Videos und
Bilder. Damit entfällt jeglicher Reiz, sich länger mit dem Spiel zu
beschäftigen, zumal der Umfang von nur 20 gebotenen Spielen im Vergleich mit den
anderen Serientiteln ein schlechter Scherz ist. Natürlich kostet Snapped „nur“ 5
Euro, aber auch der Wii Titel mit seinen über 200 Spielen kostete lediglich
geldbeutelschonende 30 Euro. Der hatte aber nicht nur ungleich mehr Mikrospiele,
sondern bot auch viel mehr Modi und Optionen. Diese gehen Snapped nämlich völlig
ab. Gerade noch so hat es ein 2-Spieler-Modus ins Spiel geschafft. Dieser
versteckt sich hinter der Achterbahnfahrt von Kat und Ana und kann simultan an
einem DSi gespielt werden. Dann müssen sich zwei Spieler vor die Kamera hocken
und gemeinsam Aktionen ausführen. Auch theoretisch ganz nett - wenn man den
geeigneten Ort gefunden hat, wo man auch noch zu zweit vor die Kamera sitzen
kann -, aber auch substanzlos, denn auch hier werden weder Ergebnisse noch
Bilder oder Videos gespeichert.
Fazit:
Was soll man über ein Spiel sagen, dessen Vorgänger allesamt durch eine große
Vielzahl an Mikrospielen und Mehrspielermodi beeindruckten, selbst aber nur
schmale 20 Spielchen und einen Modus bereithält? Wario Ware: Snapped! mutet wie
eine kostenpflichtige Demo an und ist eigentlich auch nicht viel mehr. Obwohl
die Mikrospiele den Charme der Vorgänger ganz gut einfangen, gibt es einfach
keinen Grund, sie öfter als einmal zu spielen: Fehlenden Highscores und der
nicht vorhandenen Speichermöglichkeit der gemachten Videos und Bilder "sei
Dank". Ebenso gut kann man mit der Kamera und den integrierten Funktionen Spaß
haben, allerdings kostenlos.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ Charme der Wario Ware-Titel
+ sympathische Spiele
Minuspunkte:
- nur unter gewissen Bedingungen spielbar
- keine Speicherfunktion
- nur 20 Mikrospiele (15 allein/ 5 zu zweit)
- 2-Spieler-Modus unbrauchbar
- unterhält für ca. 5-10 Minuten
WERTUNG
Einzelspieler: 2,0
Mehrspieler: 1,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(31.08.2009)