Puzzlespiele gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Auch auf den Servern für
Nintendos VirtualWare finden sich hier einige solche Vertreter. Ein Name, der
jedem ein Begriff sein dürfte, ist definitiv die Art Style-Reihe, die mit ihren
exzellenten Puzzlespielen ein sicherer Hafen für alle Freunde anspruchsvoller
Denkaufgaben geworden ist. Zugegeben: Mit einem DSi ist man einem
Wii-Only-Nutzer sicherlich überlegen, da dort das Angebot etwas vielfältiger
ist. Aber auch wenn für WiiWare bisher nur drei Art Style-Titel erschienen sind,
haben es deren Vertreter trotzdem in sich. So auch das hier vorliegende "Art
Style - Rotohex".
Hier ist es die Aufgabe des Spielers, Hexagone zu rotieren - ganz wie es der
Name des Spiels schon vermuten lässt. In der Praxis sieht es so aus, dass man
innerhalb eines riesigen Sechsecks, das aus 128 kleinen Dreiecken besteht, die
verschiedenfarbigen Dreiecke zu einfarbigen Hexagonen ordnet. Dabei bewegt man
einen Cursor in Sechseckform über den Bildschirm, den man entweder mit "1" oder
"2" jeweils nach links oder rechts dreht. Von oben her fallen im straffen
Zwei-Sekunden-Takt neue Teile nach, die natürlich so schnell als möglich
verarbeitet werden sollten, da, sobald das Spielfeld gefüllt ist, das Spiel
vorbei ist. Gelegentlich erscheinen auch blinkende Teile, die, je nach der
Position im Hexagon, eine andere Funktion einnehmen: Entweder reißen sie eine
Lücke in die unter ihnen liegenden Teile, in die dann für einen kurzen Zeitraum
die oben aufliegenden Dreiecke hineinrutschen oder sie färben alle
gleichfarbigen Teile in eine andere Farbe um. Je nach der aktuellen Situation
wird sowohl der Einsatz der einen als auch der anderen Funktion einen
erheblichen Vorteil mit sich führen, weswegen man dank ihnen und des richtigen
taktischen Kalküls zu wahren Meisterleistungen anwachsen kann.
Beim ersten Start von "Art Style - Rotohex" hat man lediglich die Auswahl
zwischen zwei Spielmodi: "Solo" oder "V.S.". Im Versus-Modus darf man gegen
einen menschlichen Gegenspieler antreten, dem man in drei verschiedenen Stufen
zeigen kann, wo der trigonometrische Hammer hängt. Gespielt wird hier in zwei
sich überschneidenden Waben, deren Schnittfläche beide Spieler als
Teile-Reservoire nutzen. Genau wie im normalen Spiel ist auch hier wieder
Geschwindigkeit und ein gutes Auge der Weg zum Sieg. In der Mitte des oberen
Bildschirmrandes befindet sich eine Skala aus "Ziegelsteinen", die beide Spieler
durch das Auflösen von Blöcken füllen. Hat sie ihr Maximum erreicht, "leert" man
deren Inhalt zum Gegner, indem man einen weiteren Hex-Würfel auflöst. Hier gilt
das alte Motto: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". So sieht sich der Gegenspieler
mit einer Reihe an schwarz-roten Flächen konfrontiert, die sich erst dann
auflösen, wenn ein an sie angrenzendes Sechseck aufgelöst wurde. Eine
Kombination von ihnen bringt keinen Erfolg. Aber auch ohne das "Verschicken"
darf man den Feind nach Herzenslust sabotieren und ihm das digitale Leben zur
Hölle machen: Hierzu muss man sich die Mitte der beiden Spielflächen als
Spiegelachse vorstellen, an der die Aktionen der beiden Spieler gespiegelt
werden. Sobald man ein Sechseck vollendet, wird an genau dieser Stelle beim
Mitspieler eine entsprechende Reaktion ausgelöst. Praktisch bedeutet dies, dass
man beim ersten Abbauen seine Dreiecke verkleinert, was noch keine großen
Auswirkungen auf sein Spiel hat. Sobald man aber eine weitere Wabe
vervollständigt, deren Inhalt sich mit den verkleinerten Steinen deckt, werden
diese zu den unbrauchbaren schwarz-roten Teilen umgewandelt. Aber auch ohne
derartige Bösartigkeiten macht der Mehrspielermodus sehr viel Spaß. Vor allem,
wenn man einen erfahrenen Opponenten hat, der nicht binnen kürzester Zeit in
Grund und Boden gestampft wird, entfaltet das Spiel dort erst seinen wirklichen
Reiz.
Der Solo-Modus dient in einer Art "Endlosmodus" hauptsächlich dazu, neue
Spielmodi freizuschalten. Hier befinden sich an den Rändern des Spielfeldes
kleine Hexagone in verschiedenen Farben, von denen man jeweils sechs Stück
"bauen" muss, um in die nächste Stufe aufzusteigen. Man muss kein Hellseher
sein, um zu wissen, dass es schon fast einer herkulischen Aufgabe gleich kommt,
alle acht Farben zu meistern. Abgesehen von den freispielbaren Inhalten, gibt es
hier keine Highscores oder etwas Vergleichbares, was als dauerhaftes
Langzeitziel fungieren könnte. Aber auch ohne ein solches kehrt man immer wieder
in den Solo-Modus zurück, um im langsam ansteigenden Schwierigkeitsgrad seine
Kunstfertigkeit im Sechseckbasteln auf die Probe zu stellen.
Hat man im Solo-Modus vier Farben gemeistert, schaltet sich der "echte"
Endlos-Modus frei. Hier findet man dann alles, was man sich von einer solchen
Spielvariante erwartet: Endlosen Spaß und die Option auf Highscorejagd. Wie beim
Solo-Modus ist hier auch eine farbige Vorgabe am Bildschirmrand zu finden. Diese
hat allerdings keine weitere Bedeutung, als dass durch ihre Abarbeitung die
Farbe der Steine wechselt und man dann erneut eine zufällig generierte Vorlage
nachbauen muss. Mit der Zeit wird die Frequenz, mit der neue Dreiecke auf das
Spielfeld einprasseln, immer kürzer, was das Koordinieren der insgesamt vier
Farben zu einer echten Herausforderung werden lässt, die einiges an Zeit
erfordert, bis man sich endlich am ersten Platz der Highscore wieder findet.
Die Grafik von "Art Style - Rotohex" ist - welch Überraschung - sehr zweckmäßig.
Unnötigen Zierrat sucht man vergebens. Die Spielfläche ruht auf einem schwarzen
Hintergrund, der sich während des gesamten Spiels nicht ändert. Die
verschiedenen Farben, mit denen man es im Spielverlauf zu tun bekommt, sind in
der Regel gut voneinander zu unterscheiden und auch die Dreiecke machen eine
gute Figur auf dem Spielfeld. Was an dieser Stelle definitiv erwähnt werden
sollte, ist der mitunter erhebliche Schwierigkeitsgrad beim Spielen - ein
Resultat der Optik. Das liegt an dem Fakt, dass manche Spieler den Eindruck
bekommen, sie spielten in einer optischen Täuschung. Je nach dem, wie sehr man
sich auf das Spielfeld und die darauf befindlichen Teile konzentriert, können
sie entweder als simple Dreiecke oder dreidimensionale Würfel erscheinen. Sollte
man sich in der Falle der Dreidimensionalität befinden, wird das Spiel zu einer
echten Qual, die schon bald zu Augenschmerz und Kopfweh führen kann. Dem lässt
sich nur mit Ruhe und Geduld begegnen, indem man versucht, sich weniger auf das
"große Ganze" zu konzentrieren, sondern sein Augenmerk auf die kleinen
Puzzleteile richtet.
Der Sound darf mit ruhigem Gewissen als wirklich gelungen bezeichnet werden.
Obwohl er definitiv nicht unbedingt das ist, was man sich auch abseits des
Spieles auf den Kopfhörern oder der Stereoanlage wünschen würde, ist dessen
Verarbeitung und speziell die Inszenierung eine wahrhaft erquickende Geschichte:
Im Solo-Modus kommen durch das Bilden von Sechsecken mit der Zeit neue Tonspuren
hinzu, so dass der Soundtrack einer ständigen Entwicklung unterliegt und man
sich quasi niemals an ihm satt hört. Im fortgeschrittenen Stadium bekommt man
angenehm erfrischend jazzige Kompositionen zu hören, die streckenweise an das
"Cinematic Orchestra" erinnern. Die Soundeffekte, wenn ein Dreieck den "Boden"
berührt, sind fein klingende Metallophon-Laute, die je nach Farbe variieren und
derer man genauso wenig überdrüssig wird wie des Jingles, der erklingt, sobald
ein Hexagon aufgelöst wird.
Die Steuerung ist wie immer sehr simpel und einsteigerfreundlich gehalten. Mit
dem Steuerkreuz bewegt man seine Hex-Schablone hin und her, mit "1" oder "2"
dreht man die darin enthaltenen Steine im, beziehungsweise gegen den
Uhrzeigersinn. Trotz dieser Einsteigerfreundlichkeit dauert es aber meist ein
klein wenig, bis man wirklich intuitiv und leichtfüßig die Sechsecke in die
richtigen Richtungen dreht, ohne dabei kostbare Zeit zu verschwenden. Woran man
sich erst sehr spät "richtig" gewöhnt, ist das Verhalten einzelner Dreiecke in
der "Arbeitsschablone": Ist ein Teil mit dem Cursor "aufgefangen" worden, bleibt
es darin, bis man ihn von ihm weg bewegt. Selbiges gilt auch, wenn man ein
Hexagon auflöst. Lässt man den Rotationsrahmen unabsichtlich auf einem an das
abgebaute Feld angrenzenden Bereich ruhen, rutschen die Teile erst nach, wenn
man ihn von dort weg bewegt. Manchmal lassen sich auf diese Weise einige
Züge/Drehungen einsparen, im Normalfall aber ist es eher eine hinderliche
Nachlässigkeit.
Fazit:
"Art Style - Rotohex" ist ein Geheimtipp, der seine Qualitäten erst nach und
nach entfaltet. Ist man aber erst einmal seinem bezaubernden Spielprinzip
erlegen, vergisst man nur zu schnell die Zeit beim Spielen und verbringt Stunden
um Stunden mit den bunten Spielsteinen. Dieser erfrischende Tetris-Clon ist auf
jeden Fall ein Spiel, dessen Download man nicht bereuen wird. Natürlich nur,
wenn man nicht in einer optischen Täuschung spielt…
(Michi)
Pluspunkte:
+ Witziger Multiplayer
+ Endlos-Modus
+ Guter Sound
+ Knackiger Solo-Modus
+ Exzellente Langzeitmotivation
+ Bestechendes Spielprinzip
Minuspunkte:
- Optische Täuschung in der man manchmal spielt
- Komplett in englischer Sprache
Note:
Einzelspieler: 8,0
Mehrspieler: 8,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
600 Nintendo Punkte
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(14.03.2010)