Was soll man von Geschichten in Geschicklichkeitsspielen halten? Haben berühmte
Vertreter wie Tetris oder Bejuweled eine Hintergrundstory gebraucht? Nein, und
sie taten gut daran. Niki - Rock ’n’ Ball wagt den gefährlichen Schritt
dennoch…und fällt damit voll auf die Nase. Die bösen, schwarzen
Schattenplättchen unterjochen in diesem Hollywood-gleichen Abenteuer nämlich
eine fremde Welt nach der anderen. Sie tun das, indem sie einfach alle Gegner
auf brutalste Weise in Bälle verwandeln. Die Ball-gewordene Niki will diese
Unverschämtheit nun nicht auf sich sitzen lassen, sondern setzt sich mithilfe
der sogenannten Zeleli- Amulette zur Wehr. So weit, so bescheuert.
Eure Aufgabe ist es nun, in zehn Welten mit je zehn Levels die kostbaren
Zeleli-Amulette einzusammeln und alle bösen Schattenplättchen zu vernichten. Und
das funktioniert theoretisch so: Ihr rollt mit Niki durch ein circa
bildschirmgroßes 2D-Level, in dem sich allerlei Feinde herumtreiben und sammelt
dabei jeweils sechs Zeleli-Amulette in einer angegeben Reihenfolge ein. Die
Steuerung ist dabei theoretisch simpel. Haltet die Wiimote senkrecht nach oben,
das ist die Ausgangsituation. Neigt ihr sie nach links, rollt der kleine Ball
nach links, neigt ihr sie nach rechts - ihr ahnt es schon -, rollt Niki nach
rechts. Ein kurzer Stoß nach oben und ihr springt. A-Drücken tut’s aber auch.
Theoretisch, denn hier verbirgt sich gleich das erste und schwerwiegendste
Problem. Ein Geschicklichkeitsspiel ist auf Gedeih und Verderb der Steuerung
ausgeliefert. Hätte sich Mario in Super Mario Bros. vor knapp 25 Jahren steuern
lassen wie ein Raving Rabbid unter Alkoholeinfluss auf einem Gnu, dann hätte er
wohl kaum Weltruhm erlangt. Und seht ihr, das ist der Grund, weshalb Niki
niemals über eine D-Prominentenrolle hinaus kommen wird. Diese Wiimote-Steuerung
mag gut gemeint sein, aber sie funktioniert einfach nicht gut. Sie ist
schwammig, der Ball macht was er will und auf Dauer ist es auch noch
anstrengend, die Wiimote immer senkrecht zu halten.
Zum Glück hält das Spiel noch die klassische Variante bereit. Hier steuert ihr
normal mit dem Steuerkreuz bei waagerecht gehaltener Wiimote. Springen mit dem
2-Button und alles läuft schon mal viel angenehmer. Was aber nicht heißen soll,
dass es „gut“ läuft. Die Steuerung ist nämlich auch dann noch
gewöhnungsbedürftig. Das liegt vor allem daran, dass man in der Luft keine
Kontrolle mehr über sie hat. Von modernen Spielen ist man gewöhnt, dass man
(unrealistischerweise) die Figuren noch im Sprung dezent lenken kann. Ist man
bei Niki erst einmal abgehoben, ist man aber völlig hilflos. Sprungweite und
-winkel richten sich nur danach, wie schnell man vorher rollte und wie lange man
den Sprungknopf drückt. Das funktioniert irgendwann, ist aber nicht wirklich
intuitiv. Angesichts der Tatsache, dass das Springen bei Niki - Rock ’n’ Ball
quasi das einzige Gameplayelement ist, ist das euphemistisch ausgedrückt schon
„eher ärgerlich“. Tatsächlich sind die Levels ein grauenvoll grauer
Einheitsbrei, der überhaupt keine eigenen Ideen präsentiert. Die Grundidee, sich
mit einer Kugel durch ein Level zu hüpfen, ist ja noch ganz nett und nicht per
se banal, aber die Umsetzung ist es dafür umso mehr. Das fängt beim entsetzlich
umständlichen Leveldesign an… - Da müsst ihr zum Teil für die Amulette von ganz
links nach ganz rechts rollen und wieder zurück und das Ganze dreimal - …und das
hört bei den einfallslos gestalteten Gegner auf. Davon schwirren nachher bis zu
40 in einem Level herum und bevor man es abschließen kann, müssen alle besiegt
sein. Blöd nur, dass sie nicht alle gleichzeitig kommen, sondern nur langsam an
den immer gleichen Stellen respawnen. Letztlich kurvt ihr immer im selben Trott
durch die Levels und „arbeitet“ die Gegner ab. Was bitte soll daran Spaß machen,
liebe Entwickler?
Insofern stimmt das Große Ganze schon nicht. Wer sich aber immer noch mit dem
Gedanken trägt, dass ein solches Geschicklichkeitsspiel trotzdem ja ganz nett
sein könnte, dem seien die vielen Kleinigkeiten anvertraut, die von Verwunderung
bis blankes Entsetzen viele Emotionen auf das Gesicht des Spielers zaubern
können. So ist die „Physik“-Engine des Spiels mehr als zweifelhaft und eher als
„zufällig“ zu bezeichnen. Während das reine Springen ja noch einigermaßen
glaubhaft vonstatten geht, ernten Wandsprünge manchmal nur ungläubiges Staunen.
Wenn man von den Wandsprüngen spricht, muss auch die fragwürdige
Kollisionsabfrage genannt werden, die einen mal den Vorsprung erklimmen lässt,
manchmal aber auch nicht. Ebenso zufällig mutet die Lebensenergie der ultrabösen
Schattenplättchen an. Viele von ihnen sind nur in Steinform (Gameplay-Variation
wird in diesem Spiel ja groß geschrieben: In allen Levels findet sich auch noch
ein Medaillon, welches dem kleinen Niki per Druck auf den B-Knopf zu einem
trägen Steinball werden lässt) zu besiegen, wobei aber nicht ganz klar ist, wie
das genau funktioniert. Mal reicht dezentes Berühren, manchmal überleben die
Vieher sogar eine stärkere Rammattacke, bisweilen liegt man sogar auf ihnen und
spielt Beifahrer. Für eine Spielergruppe kann man das Spiel dann übrigens doch
empfehlen: die Videospiel-Masochisten. Denn startet man eine neue Welt, die ja
jeweils aus zehn Levels besteht, muss man alle Levels der Reihe nach mit jeweils
einer bestimmten Anzahl an Leben schaffen, denn Stacheln oder stachelige Gegner
töten den armen, kleinen Niki. Verliert man aber einmal all seine Leben, dann
darf man direkt wieder von Level 1 der Welt beginnen. Hey, das ist ein
Riesenspaß, wenn man bereits in Level 9 oder 10 gewesen ist und aufgrund der
schwammigen Steuerung bei einer völlig nicht vorhersehbaren Attacke eines
Gegners stirbt, obwohl man sich zuvor 20 Minuten lang mit Cola wach halten
musste, weil immer genau dasselbe geschieht.
Zumindest das Wach-Bleiben ist zu zweit einfacher, insofern bietet sich der
Kooperationsmodus an, den Niki mitbringt. Wird eine zweite Wiimote angemeldet,
ploppt ein Niki-Klon ins Bild und die Quälerei kann mit zwei Leuten gleichzeitig
losgehen. Das ist natürlich prinzipiell ganz nett, krankt aber natürlich
trotzdem weiterhin an den beschriebenen Schwächen. Somit wird auch im
Zweispielermodus aus Niki keine spielerische Perle, aber leichter ertragen lässt
es sich. Ach, die Grafik ist übrigens nicht der Rede wert. Die Levels und
Hintergründe sehen so langweilig aus, wie sie sich spielen, sind aber immerhin
zweckmäßig. Die Musik gefällt die ersten fünf Minuten mit melodischen
Flötenklängen, nervt danach aber durch ständige Wiederholung immens. Wer will,
darf übrigens auch auf Highscore-Jagd gehen. Ui.
Fazit:
Es ist ja eine schöne Sache, dass Hinz und Kunz auf Nintendos Onlineplattform
Spiele veröffentlichen darf, aber das heißt ja nicht, dass man sich gar keine
Gedanken machen sollte. Dieses Spiel scheint niemand jemals Probe gespielt zu
haben und wenn dann nur hinsichtlich der Tatsache, dass es im Wii-Menü auch
richtig startet. Eine solche Gameplay-Flachpfeife sieht man heutzutage wirklich
nur noch selten und vielleicht wäre das der einzig gute Grund, die 500 Punkte
für diese (zum Glück) aussterbende Spielart auszugeben.
Niki - Rock ’n’ Ball
macht kaum etwas richtig und so richtig schön viel falsch. Die Steuerung ist
mies, das Design hässlich und die Levels langweilig. Der Umfang ist zwar
beachtlich, aber wer möchte schon über 100 Levels gelangweilt und frustriert
werden? Wenn ihr irgendjemandem mal die Überlegenheit der Wiimote gegenüber
einem herkömmlichen Controller zeigen wollt, dann spart euer Geld auf ein
richtiges Spiel und lasst die Finger von Niki - Rock ’n’ Ball.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ 100 Levels…
+ auch klassisch mit Steuerkreuz spielbar
+ 2-Spieler-Kooperationsmodus
Minuspunkte:
- …die niemand spielen möchte
- unspielbare Bewegungssteuerung
- mieses Leveldesign
- keine Abwechslung
- hohe Frustresistenz nötig
- Physik-Engine? Wo?
- hanebüchene Geschichte
WERTUNG
Einzelspieler: 1,0
Mehrspieler: 1,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
1000 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(31.08.2009)