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Pulseman (Virtual Console | Mega Drive)
Pulseman erschien erstmals 1994 in Japan für das Sega Mega Drive. Sega selbst vertrieb das Spiel dort, allerdings schaffte es die Modulversion nie in die USA oder gar nach Europa. Als "virtuellen Kauf" bekamen die Amerikaner es zumindest über den damaligen Sega-Channel, der wohl einen abgespeckten Vorreiter der heutigen Download-Services darstellte. Witzigerweise taucht bei Pulseman der Name Gamefreak als Entwickler auf, wodurch wir nun endlich wissen, was das Team vor den Pokemon-Spielen auf die Beine gestellt hat.

Die Story des Spiels ist schnell erklärt: Doc Yoshiyama, dessen Passion die Computer- und Softwareentwicklung ist, hat sich eine künstliche (weibliche) Intelligenz gebastelt, der er allerlei Emotionen verpasst und schwupps hat der Doc sich in sie verliebt. Was tut man in so einem Fall? Man uploadet sich selbst in die digitalte Welt, um seinem Schatz näher zu sein, mischt auf Grund mangelnder Verhütung versehentlich seine DNA mit dem Quell-Code der Geliebten und...irgendwie entstand am Ende PULSEMAN! Pulsemans Feind hingegen ist eine böse Version des Docs und genau an dem Punkt kam ich dann auch nicht mehr hinterher.

Das Gameplay des Spiels ist im Vergleich zur Story umso klassischer. Nichts anderes als das gute, alte Action-Plattformer-Prinzip erwartet euch. Ihr springt und kämpft euch jeweils durch die Levels, um kurz vor dem Ziel einem Bossgegner gegenüber zu stehen. Die erste Besonderheit sind Pulsemans Fähigkeiten, die natürlich mit Elektrizität zu tun haben. Neben einem Elektro-Schlag (im Stehen) und Tritt (im Ducken), kann er sich durch Sprinten selbst aufladen und in einen…nennen wir es mal Stromball verwandeln und so durchs Level wirbeln. Genauer gesagt vollführt ihr dabei eine diagonale Bewegung in die gewünschte Richtung, wobei ihr nach dem Prinzip "Einfallswinkel = Ausfallswinkel" von den Levelbegrenzungen abprallt. Genauso gut könnt ihr dabei natürlich in einem Graben landen, Stacheln und Feinde hingegen können euch in diesem Zustand nichts anhaben. Spezielle Hindernisse im Level können z.B. auch nur durch Elektrizität zerstört werden, um weiterzukommen. Hilfreich ist dabei, dass ihr euch durch einfaches Sprinten aufladen, aber die sogenannte "Voltecker"-Fähigkeit (der von mir beschriebene Stromball) auch erst später anwenden könnt. Die Gegner sind als solche zwar sofort zu erkennen, aber schwer zu definieren. Meist sind es irgendwelche mechanischen, fliegenden Konstruktionen, die euch ans Leder wollen oder z.b. krabbelnde Computerchips. Ein witziges Feature innerhalb einiger Levels sind die Stromleitungen. An diesen könnt ihr euch mit Hilfe der Voltecker-Fähigkeit durchs Level leiten lassen. Damit dies nicht zu simpel wird, gibt es meist ganze Konstruktionen dieser Leitungen, so dass ihr im richtigen Moment die Leitung wechseln müsst (ein simpler Druck auf dem Steuerkreuz genügt), um weiter Richtung Levelende zu gelangen. Die Steuerung ist eigentlich keine große Sache. Man hat die Bewegungen und Aktionen schnell erlernt, obwohl mir eine Sprünge etwas missglückten, da Pulseman nach einem kurzen Sprint nochmal an Geschwindigkeit zulegt. Hetzt man nach eigentlich guten Levelkenntnissen durch die Levels, schätzt man Sprünge daher hin und wieder falsch ein, da Pulseman auf einmal schneller läuft als geplant. Eine Kleinigkeit, die mir nicht so recht gefiel, aber zu verschmerzen ist.

Das Design der Levels ist streckenweise recht abgefahren. Dieses erinnert oft weniger an das verstaubte Kabelgewirr, das hinter dem Durchschnitts PC-Gehäuse steckt, als an einen LSD-Trip durch Las Vegas. Überall blinken bunte Lichter, die in undefinierbaren Mustern angeordnet sind und zu schlechter Scooter-Musik aus den 90ern zu pulsieren scheinen. Mir war das fast etwas zuviel des Guten, aber es ist definitiv mal was anderes und dadurch erfrischend. Um visuell dennoch die Balance zu halten, hat Gamefreak allerdings auch gewohnte Settings mit eingearbeitet. Die Reihenfolge der Levels ist euch übrigens mehr oder weniger freigestellt. Verwirrenderweise laufen die Bezeichnungen der Stages unter Ländernamen, obwohl ich Indien beispielsweise nach meinem Kenntnisstand nicht direkt "wiedererkannt" hätte.

Der Schwierigkeitsgrad innerhalb der Levels ist nach meinem Empfinden absolut angemessen, wobei einige Bossgegner wieder harter Tobak sind. Grafisch geht das Spiel für einen Mega-Drive-Titel mehr als in Ordnung, wobei er in vielen Levels extreme Schwierigkeiten mit Slowdowns hat. Das geht teils soweit, dass das Spiel bei jedem besiegten Gegner kurz in die Knie geht. Ein gewünschter Bullettime-Effekt sollte das wohl eher nicht sein und wenn doch, ging das nach hinten los. Während die Schriftsprache Japanisch ist, sind die Sprachsamples übrigens überraschenderweise auf englisch.

Fazit:
Pulseman bringt eine unspektakuläre, aber gut funktionierende Spielmechanik mit, die Actionfans Freude machen wird. Sucht man hingegen nur absolute Ausnahmetitel, die man als europäischer Spieler zuvor nicht kannte, wird der Funken wahrscheinlich nicht vollkommen überspringen, dafür ist Pulseman letztlich zu durchschnittlich. Vor allem das Setting vieler Levels ist gewöhnungsbedürftig und vom Sucht- sowie Kultfaktor spielt z.B. ein Mega Man eine knappe Liga höher. (Manni)

Pluspunkte:
+ Held mit coolen Fähigkeiten
+ technisch gute Optik
+ klassisches, aber immernoch spaßiges Gameplay
+ teils kranke Hintegrundgrafiken

Minuspunkte:
- ...die nicht jedem gefallen
- leider mit Slowdowns

Wertung:
Einzelspieler: 7,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 800 Nintendo Punkte

news@mag64.de (27.01.2010)

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