Nachdem Nintendo in den 1980er Jahren weltweit die Wohnzimmer im Sturm mit
seinem NES erobert hatte, war es bald Zeit die Spielerschaft mit der nächsten
Generation zu beglücken. Als Anfang der 90er das Super Nintendo auf den Markt
kam, taten sich bis dahin fast ungeahnte Möglichkeiten auf: Neben den
offensichtlichen Verbesserungen im optischen und akustischen Bereich, boten die
neuen Module nun endlich serienmäßig die Möglichkeit zu speichern. Dies verhalf
vor allem einem Genre zu bis dahin ungeahntem Glanz: dem RPG-Genre. Rückblickend
ist die Menge an qualitativ hochwertigsten Rollenspielen, die für die neue
Heimkonsole erschienen sind, wirklich außergewöhnlich: "The Legend of Zelda - A
Link to the Past", "Terranigma", "Lufia", das nie in Europa erschienene "Ogre
Battle" und natürlich "Secret of Mana". Eine sehr interessante Neuerung, die mit
solchen Spielen einherging, war die Einführung eines neuen Verpackungsformats:
Wo sonst die etwa DIN A5 große Kartonbox gereicht hatte, wurden die meisten RPGs
in DIN A4 Verpackungen ausgeliefert, in denen man neben dem Spiel auch noch
einen speziellen Spieleberater beigelegt hatte. Und diese waren auch nötig, da
der Umfang der Spiele weit über alles bisher Gekannte hinausging. So auch bei
"Secret of Mana", einer der echten Perlen dieser Zeit, in dem Square, das schon
mit den Final Fantasy-Spielen seine Fähigkeiten im RPG-Segment unter Beweis
gestellt hatte, eine neue, wenn auch leider recht überschaubar gebliebene Serie
ins Leben rief. Mit der Neuveröffentlichung für Virtual Console haben nun
endlich auch all diejenigen, die nie in den Genuss dieser Schmankerl gekommen
sind, die Chance, diese großen Geschichten mitzuerleben.
"Secret of Mana" teleportiert den Spieler in die Welt von Mana: Eine
phantastische Welt voller Abenteuer, Monster und Gefahren, die von dem Manabaum
bewacht wird. Doch der Manabaum ist in Gefahr und mit ihm der ganze Planet. In
der Rolle eines scheinbar unbedeutenden Jungen begibt man sich nun auf die lange
Reise, deren letztes Ziel nichts Geringeres als die Rettung der Welt ist. Aber
der Reihe nach: Beim Umherstreifen mit seinen Freunden findet unser Held durch
einen Zufall das sagenumwobene Manaschwert, ruhend in seinem Stein, in den es
der letzte große Manaritter seinerzeit gerammt hatte. Als er es herauszieht,
setzt er Ereignisse in Gang, die für ihn noch ungeahnte Konsequenzen haben
sollten. Weil dieses Schwert, Segen und Fluch zugleich, angeblich das Böse
anzieht, wird er aus seinem Heimatdorf verbannt. Ein geheimnisvoller Ritter
namens Victor bringt ein wenig Licht in dieses Mysterium und schickt einen
sogleich zur Hüterin des Wassertempels, die weitere Aufklärung bringen soll. Von
ihr erhält man schließlich die heilige Aufgabe, die geschwundene Kraft des
Manaschwerts wiederherzustellen, indem man die acht über das Land verteilten
Manasamen wieder versiegelt. Aber man muss nicht alleine gegen das Böse in die
Schlacht ziehen: Schon bald gewinnt man zwei Mitstreiter, ein junges Mädchen und
eine Koboldin, die dem Spieler fortan zur Seite stehen, wenn es gilt, das Übel,
welches Mana bedroht, abzuwenden. Durch sie, mit ihren eigenen Problemen und
Absichten, gewinnt die ohnehin schon phantastische Geschichte enorm an Tiefe und
fesselt den Spieler auf gar vorbildliche Weise an den Bildschirm. So sehr, dass
die etwa 20 Stunden Spielzeit wie im Flug zu vergehen scheinen.
Gespielt wird in typischer RPG-Draufsicht. Wer also schon SNES-Klassiker wie
Zelda gespielt hat, wird sich auf den ersten Blick wie zuhause fühlen. Aber auch
nur auf den ersten Blick, denn dann entdeckt man die doch recht markanten
Unterschiede: Der offensichtlichste ist natürlich die Anwesenheit von zwei
weiteren Partymitgliedern. Diese sind nicht nur bloße Anhängsel, die mit nichts
anderem als ihrer Anwesenheit brillieren, sie sind selbstständige Charaktere,
die man ausrüsten, "leveln" und sogar steuern kann. Ein echtes Novum ist die
Möglichkeit, dass die CPU durch echte Mitspieler ersetzt werden darf. Dies ist
zwar nicht zwingend notwendig, da man das Verhalten der Charaktere im
"Verhaltensmenü" konfigurieren kann, aber es ist in vielen Situationen durchaus
sinnvoll, weil die KI deutliche Mängel aufweist. Speziell in verwinkelten
Gegenden, in denen viele Hindernisse zu umgehen sind, bleiben sie regelmäßig
hängen, was zu unangenehmen Konsequenzen führt, sollten sich noch Gegner auf dem
Schirm befinden. Doch auch für den Fall, dass man keinen Mitstreiter findet,
kann man per "Select-Knopf" zwischen den Figuren wechseln. Somit setzt man meist
auch sehr effektiv deren Sonderfähigkeiten ein: Das Mädchen beherrscht
vorwiegend defensive Magie wie Heilzauber und Statusveränderungen, die Koboldin
hingegen ist Herrin der Offensivmagie. Ein weiterer Unterschied ist die
Aktionszeit. Wer die Final Fantasy-Spiele kennt, kennt auch die Zeitverzögerung
nach einem Schlag, die man hinnehmen muss, bis man erneut agieren kann. So gibt
es auch hier eine Anzeige, die in Prozent angibt, ab wann man wieder den vollen
Schaden austeilt.
Abgesehen von den üblichen Statussteigerungen, die hier allerdings automatisch
vorgenommen werden, steigern sich durch häufigen Einsatz auch die Waffen- und
Zauberlevels. So darf man schon bald seine Waffen aufladen und mächtige Schläge
austeilen oder massiv gesteigerten Schaden mit den Zaubern verursachen. Des
Weiteren lassen sich durch das Besiegen der Bossgegner besondere "Waffenorbs"
erringen, die man bei dem Schmied einsetzt, um die acht verschiedenen Waffen
upzugraden. Die restlichen Items erwirbt man bei den jeweils neu zugänglichen
Händlern in einem neuen Gebiet oder bei "Raffi", dem Wucherkater, einem
fliegender Händler, dem man selbst in den entlegendsten Gegenden begegnet.
Abgesehen von Rüstungen, Helmen und Schmuck gibt es dort auch allerhand Süßkram
und andere Sachen, die das Abenteurerleben angenehmer gestalten. Leider vermisst
man eine Beschreibung dessen, was die entsprechenden Gegenstände bewirken. So
bleibt beispielsweise die Wirkung des "Fasses" ein Mysterium, bis man den
wagemutigen Selbstversuch startet. Der Einsatz von Items, Zaubern sowie alle
anderen spielrelevanten Einstellungen nimmt man in den "Ringmenüs" vor. Per
Drücken der "Y-Taste" wird das Spiel pausiert und man darf durch die
verschiedenen Ringe blättern, um alle nötigen Optimierungen vorzunehmen.
Die Optik von "Secret of Mana" ist eine klassische Super Nintendo-Grafik. Obwohl
sie nicht durch besondere Neuerungen hervorsticht, ist eine ihrer größten
Stärken wohl definitiv die liebevolle Gestaltung und der abwechslungsreiche Look
der verschiedenen Gebiete. Jedes Land, jede Insel hat ihre Eigenheiten, die sie
zu etwas Speziellem machen. Sei es nun der "Vier Jahreszeiten Wald", das
Pilzkönigreich oder die Goldinsel, nur selten findet man derart stimmige und
atmosphärische Orte in einem Spiel, die noch dazu so hervorragend umgesetzt
sind. Selbiges gilt für die Feinde und NPCs, denen man auf seiner Reise
begegnet: Alle sind mit einer wunderbaren Detailverliebtheit gestaltet, so dass
man es nicht wirklich krumm nimmt, dass sich deren Vielfalt auf einige,
verhältnismäßig wenige, beschränkt. Ein schönes Beispiel bilden hier die
"Pogopuschel", denen man immer mal wieder über den Weg läuft: Im Spielverlauf
ändern sie mehrfach ihren Namen, ihr Aussehen bleibt aber gleich.
Die Musik ist einer der echten Höhepunkte der SNES-Ära: Stimmungsvolle und
mitreißende Klänge, die "Secret of Mana" deutlich von den meisten anderen Titeln
abheben, bilden die Untermalung für dieses Abenteuer von epischen Ausmaßen. Die
Dungeons haben allesamt ihre eigenen Themen, die ein ganz eigenes Ambiente
schaffen, was teilweise sogar Beklemmung beim Spieler hervorrufen kann. Ob man
nun mit der Musik der Ruinen auf Dauer warm wird oder nicht, ist, hat man das
Spiel erst einmal beendet, egal, aber auch wenn man die Musik als unangenehm
empfunden haben sollte, wird man sich eingestehen, dass sie trotz allem eine
einzigartige Atmosphäre kreiert hat.
Die Kontrolle über all das übernimmt man wahlweise mit dem Game Cube Controller
oder dem Classic Controller. Aber wie bei den meisten SNES-Spielen empfiehlt
sich definitiv letzterer. Mit ihm muss man keine merkwürdigen Fingerverrenkungen
machen, um die Kontrolle zu behalten. Sonst käme man nicht in den Genuss einer
wunderbar intuitiven Steuerung, die keinerlei Eingewöhnungszeit oder Ähnliches
vom Spieler verlangt.
Der Multiplayer ist ein echtes Schmankerl: Gemeinsam mit zwei Freunden durch die
wunderbare Welt von Mana zu streichen, macht einfach richtig Spaß. Gerade in
Anbetracht dessen verwundert es eigentlich, dass man nicht noch viel mehr RPGs
in dieser Art mit einem Mehrspieler-Support findet. Zumal auch so die, mit
Verlaub gesagt, manchmal ziemlich dämliche KI ausgeschaltet werden darf.
Fazit:
Der "Secret of Mana" ist auch heute noch eine echte Erfahrung. Jeder, der zu
Zeiten des Original-Release nicht in seinen Genuss gekommen ist, sollte dies nun
schleunigst auf der Virtual Console nachholen. Hier finden nicht nur
eingefleischte RPG-Fans alles, was das Herz begehrt: eine packende Story, große
erzählerische Momente, stimmige Musik und einen witzigen Multiplayer. Diese
Zutaten lassen jedes Spielerherz höher schlagen. Die 800 Punkte kann man
definitiv nicht falsch anlegen.
(Michi)
Zweite Meinung:
Die Schlammbombe, der Wucherkater, Lufti, der Nebelvulkan, der Manadrache...
Alles Erinnerungen an das für mich schönste Spiel aller Zeiten.
Überraschenderweise kann ich das noch genauso stolz und durchaus auch mit einer
gewissen Distanz/Objektivität sagen, nachdem ich das Spiel letztes Jahr ein
weiteres Mal durchgespielt habe. Die Brillanz des Spielerlebnisses schwankt
definitiv mit der Anzahl der Mitspieler, aber jeder, der einmal Hand angelegt
hat wird sich von unserer dreiköpfigen Abenteuer-Crew nur schwer trennen können,
bis der Abspann vor sich herläuft. Nichtsdestotrotz ist das Spiel im
Einzelspieler ebenfalls eine wundervolle Reise, die einfach so viele Momente
bereithält, an die man sich Jahre später erinnert. Neben dem innovativen
3-Spielermodus, dem praktischen Ringmenü, den vielen Waffen und Zaubern, ist die
Präsentation mit seinen charmanten Sprites und das unkomplizierten Kampfsystem
für alle RPG und Action-Adventure-Fans ein Must-Have.
Kurz gesagt: Für mich war und ist Secret Of Mana eine der traumhaftesten
Videospielreisen, die man mit Freunden erleben kann.
(Manni)
Pluspunkte:
+ Großartige Geschichte
+ Unbeschreibliches Spielflair
+ Hervorragender Sound
+ Spaßiger Multiplayer
Minuspunkte:
- Mangelhafte KI
- Fehlende Infos zu den Items
Wertung:
Einzelspieler: 9,0
Multiplayer: 9,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
800 WiiPoints
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(25.01.2010)