Die Wii ist bekanntlich die Party-Konsole schlechthin und was passt da besser
zur Casual-Gemeinschaft als ein zünftiges Quiz-Spiel? So erfreuen sich trotz
mangelnder Qualität selbst die "Wer wird Millionär"-Ableger von UbiSoft größerer
Beliebtheit und auch das sowohl für WiiWare als auch später für Disk erschienene
TV Show King findet sich immer wieder in Download-Toplisten. Was lag für
Gameloft also näher, als einen Nachfolger auf den Markt zu werfen. Ist die „2“
im Namen gerechtfertigt oder handelt es sich um Version 1.1. mit neuen Fragen?
Zum Glück kann die Frage positiv beantwortet werden: TV Show King 2 geht als
echter Nachfolger durch. Und das, obwohl sich am klassischen Gameplay wenig
geändert hat. Noch immer zieht ihr mit bis zu vier Spielern los, um die
Show-Abend durch das Beantworten von zahlreichen Fragen zu gewinnen. Stehen
gerade keine menschlichen Mitspieler zu Verfügung, dürft ihr nun erstmals auch
online antreten (dazu später mehr) oder die freien Plätze werden mit
halbintelligenten CPU-Spielern eingedeckt. In drei bis neun Runden geht es
darum, die Fragen möglichst als erster richtig zu beantworten. Lediglich 15
Sekunden bleiben euch, um Frage und Antworten zu lesen sowie korrekt Auskunft zu
geben. Jede Frage ist dabei mit einem Geldwert beziffert. Derjenige, der zuerst
richtig antwortet, erhält somit die volle Punktzahl, während der zweite, dritte
und vierte mit jeweils 75%, 50% oder 25% der Punkte abgespeist werden. Hat man
also keine Ahnung, lohnt sich abgucken nur bedingt. Da man seine Antworten bis
zum Ablaufen des Countdowns jederzeit noch wechseln darf, ist übrigens auch die
Gefahr des „falsch Abschauens“ groß. Wer wagt es denn schon auf Antwort C zu
beharren, wenn alle Freunde auf A gegangen sind? Dann heißt es „Risiko!“ oder
„Sicherheitsvariante“. Das gelungene Kern-Gameplay hat sich gegenüber dem ersten
Teil also nicht verändert und hat von seiner Brisanz und Spannung nichts
verloren. Es ist aber äußerst erfreulich, dass sich die Entwickler Gedanken
gemacht haben, wie man die auf Dauer doch etwas monotone Fragenstellerei etwas
auflockern kann. Belesene Glückspilze dürfen so beispielsweise nach Beantwortung
einer Sonderfrage Geldkoffer auswählen, um Zusatzgewinne abzustauben, und nach
jeder Runde dürfen die Mitspieler wahlweise am Glücksrad drehen. Dieses Element
ist aus dem Vorgänger bekannt und kann das Ergebnis ganz schön durcheinander
wirbeln. Das Schöne daran ist: Man kann, aber muss nicht. Alles ist möglich:
Halbierung des Geldes, Verdoppelung oder Diebstahl von Geld vom fiesen Nachbarn.
Durch das Schenken oder Stehlen können dann sogar jene in Mitleidenschaft
gezogen werden, die eigentlich mit dem Schicksalsrad nichts zu tun haben
wollten. Witzig, aber für ernsthafte Quizspieler vielleicht zu glücksbedingt.
Wer ohne CPU spielt, kann aber ja vereinbaren, das Rad links liegen zu lassen.
Ein großer Kritikpunkt des Vorgängers war es gewesen, dass viele Fragen offenbar
schlicht aus der US-Version übersetzt worden waren. Das führte dann dazu, dass
sich das deutsche Publikum mit hier völlig unbekannten Football-Stars
herumschlagen musste. Das scheint auch den Entwicklern aufgefallen zu sein und
so hat man sich des Problems angenommen und eine Vielzahl auch europäischer und
deutscher Fragen in das Spiel integriert. Überhaupt hat man an der Art der
Fragen gefeilt. Wirkten einige vom Vorgänger doch plump und billig, so hat man
nun eher das Gefühl, seriöse Fragestellungen vorgesetzt zu bekommen, wenngleich
die Qualität echter Wer wird Millionär-Fragen nicht erreicht wird. Echte
Qualitätsausreißer sind aber selten. Ein besonders nettes Bonus-Feature ist das
Herunterladen von neuen Fragenpaketen. Ihr dürft euch sogar selbst welche
ausdenken und an die Entwickler schicken. Diese werden dann überprüft und
vielleicht beantwortet ihr nach dem nächsten Update dann eure eigene Frage. Das
Spiel wird so über einen langen Zeitraum attraktiv bleiben, obwohl man
vermeintlich schon alles gesehen hat. Da fällt es dann explizit negativ auf,
dass trotz sich des großen Fragenpools bereits nach wenigen Runden Doppelungen
ergeben. Der Zufallsgenerator funktioniert auf jeden Fall äußerst zweifelhaft,
besonders, weil es stets nur zwei, drei Fragen betrifft, die andauernd gestellt
werden. Die thematische Breite der Fragen dagegen gefällt durchweg. Neu im
Show-Modus ist, dass jede zweite Runde ein Mitspieler seine Lieblingskategorie
wählen darf. Folgende Themengebiete gibt es: Kunst & Literatur, Unterhaltung,
Allgemeinwissen, Geschichte & Geographie, Sprachen, Logik & IQ, Filme, Musik,
Naturwissenschaften und Sport. Die einzelnen Fragen sind dann noch eingeteilt in
„leicht“, „Genie“ und „King“, wobei die grundsätzliche Richtung in Ordnung ist
(„Leicht“ ist wirklich objektiv deutlich leichter und besonders für Jüngere
geeignet), aber über Einzelfälle durchaus nochmal diskutiert werden kann
(beispielsweise tauchte „Was ist das Ergebnis von 16 durch 4?“ im mittleren
Schwierigkeitsgrad auf…). Die Entwickler haben sich allerdings bemüht, mehrere
Fragenarten ins Spiel einzubauen. Klar, die übergroße Mehrzahl basiert auf dem
WWM-Konzept von vier Antwortmöglichkeiten, aber auch andere Modi haben es ins
Spiel geschafft. Beispielsweise kann es in der Kategorie Geschichte & Geographie
vorkommen, dass ihr eine Karte von Deutschland und seiner Bundesländer gezeigt
bekommt. Eure Aufgabe ist es dann, Fragen wie „Wo liegt Sachsen-Anhalt?“ durch
Zeigen auf der Karte zu beantworten. Was auf Deutschland bezogen noch leicht
erscheint, erweist sich mit „Uganda“ auf einer Weltkarte als gleich viel
schwieriger. Bei einer anderen Variante müsst ihr Taschenlampen-artig mit dem
Pointer ein Bild ausleuchten, um dann zum Bild eine Frage zu beantworten. Ein
großes Lob an dieser Stelle für die Entwickler, die aus dem Konzept einer
Quiz-Show fast alles rausholen, was möglich ist.
Doch nicht nur das Quiz an sich hat man aufgerüstet, auch die Modi-Vielfalt
wurde erweitert. Neben dem traditionellen Quiz-Abend um den Höchstgewinn dürfen
die Spieler auch in „Letzter Überlebender“ antreten, wo man sich um Geld keine
Sorgen zu machen braucht. Jeder darf nur höchstens drei falsche Antworten geben,
bevor man aus dem Spiel ist. Der letzte Überlebende gewinnt. Speziell für zwei
Spieler ist der Modus „Konfrontation“, wo man das Finale des Quiz-Abends
losgelöst spielen darf. Für die zwei Duellanten geht es darum, als erster fünf
Fragen richtig zu beantworten. Simpel, aber spannend. Wer es sich selbst mal
beweisen möchte, darf dann schließlich noch auf dem „Heißen Stuhl“ Platz nehmen
und so lange Fragen beantworten, bis man einen Fehler macht.
Zu allem Überfluss wird dann auch noch der bereits angesprochene Online-Modus
geliefert, der sich sogar mit mehreren Spielern vor dem eigenen Fernseher
starten lässt. Große Unterschiede zum Offline-Mehrspielermodus gibt es nicht,
nur eben, dass man sowohl gegen ferne Freunde als auch gegen beliebige Gegner
spielen kann. Als Modi sind das klassische Quiz und „Letzter Überlebender“
anwählbar. Leider finden sich aktuell kaum Mitspieler online ein, sodass es ein
Segen ist, dass man auch online CPU-Gegner zum Auffüllen nutzen kann. So sind
praktisch auch 1v1-Spiele möglich. Hoffentlich bessert sich die Online-Flaute
bald, wenn das Spiel einen größeren Bekanntheitsgrad entwickelt hat. Schön ist
aber, dass es auch online Bestenlisten gibt. Überhaupt quillt das Spiel diesmal
über vor Statistiken. Was im Vorgänger noch völlig fehlte, ist nun mit einem
Rundum-Komplettpaket vorhanden. Hier wird von Gesamtspielzeit über Anzahl
falscher Antworten bis zu einer Auswertung der jeweiligen Kategorie-Stärke alles
festgehalten, was ihr irgendwann einmal geleistet habt. Sogar relativ unsinnige
Archievements, sogenannte Trophäen, lassen sich durch Absolvieren bestimmter
Voraussetzungen (z.B. „Gewinne 7.500$ am Rad!“) erreichen. Ach ja, es lassen
sich bis zu 24 verschiedene Stehpulte für eure Mii-Charaktere auf diese Weise
freispielen.
Technisch bekommt man dabei die gewohnte Kost geboten. Bereits der erste Teil
sah gut und so macht auch der Nachfolger nicht viel verkehrt. Alles in einem
gewissen Hochglanzstil gehalten, passen die Spiel-Charaktere stilistisch gut zu
den Miis und überall glitzert und glänzt irgendwas. Die Animationen sind
routiniert und sogar der deutsche Sprecher ist nicht so abstoßend, wie man es
vermuten könnte und macht seine Arbeit insgesamt respektabel. Die Musik in den
Menüs ist bekanntermaßen flott, man hat sie aber bald über; während der
Fragerunden ist sie unauffällig und das ist gut so. Was tatsächlich etwas stört,
ist das dezente Nachziehen der Pointerhand. Das wird als subtiles, andauerndes
Ruckeln wahrgenommen und tut einem Spiel, das zu Zeiten auf schnelle
Pointerbewegungen angewiesen ist, nicht gut. Man spürt den Unterschied vor
allem, wenn man vom Home-Menü, in dem alles flüssig läuft, zurück ins Spiel
wechselt. Man gewöhnt sich zwar daran und es bleibt stets spielbar, aber auch
nervig.
Fazit:
Endlich mal ein Entwickler, der ein gelungenes Konzept bei einem Nachfolger fast
zur Perfektion treibt und sich nicht auf den Lorbeeren ausruht. Gameloft hat
sich hier wirklich ins Zeug gelegt und das Quiz-Spiel um viele sinnvolle Dinge
bereichert. Nicht nur, dass es endlich an den deutschen Markt angepasste Fragen
gibt, dass es innovative Spielelemente wie das „Länder finden“-Quiz gibt, dass
es neue Modi und viele Statistiken gibt, nein, vor allem die Online-Anbindung
gefällt sehr gut mit der Möglichkeit, sowohl jederzeit selbst Fragen
einzuschicken als auch Fragenpakete herunterzuladen. Dass man darüber hinaus
auch noch Online gegen andere spielen darf, ist das i-Tüpfelchen, das bislang
nur dadurch verwässert wird, dass sich kaum Spielpartner finden lassen (was sich
hoffentlich bald ändert). Angesichts der vielen tollen Ergänzungen sieht man
dann auch wohlwollend über die etwas tranigen Pointerhände und den bisweilen
miesen Zufallsgenerator hinweg. Einzelspieler und Wissensabstinenzler wird TV
Show King 2 nicht von sich überzeugen können, alle anderen können bei diesem
tollen Party-Spiel bedenkenlos zugreifen.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ über 800 Fragen (plus Download-Pakete)
+ thematische Breite der Fragen
+ an Deutschland angepasste Fragen
+ innovative Fragen-Konzeptionen
+ Glücksrad-Element
+ ausgefeiltes Geld- bzw. Punktesystem
+ Online-Duelle mit mehreren Leuten am TV
+ unzählige Statistiken plus Archievements
+ mehrere Modi
+ gelungene Präsentation inkl. dt. Sprachausgabe
Minuspunkte:
- Ruckel-Pointer
- teils schlechter Zufallsgenerator bei den Fragen
- CPU-KI grenzwertig
- einige wenige Fragen stumpfsinnig
- für Einzelspieler nur begrenzt interessant
Wertung:
Einzelspieler: 4,5
Mehrspieler: 9,0
Online: 9,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
800 Nintendo Punkte
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(13.01.2010)