Wohl kein anderes Spiel hat bis heute einen vergleichbaren Status. Eine bekannte
deutsche Videospielzeitschrift formulierte damals metaphorisch: „Super Mario 64
war ein Akkord, Ocarina of Time ist eine Symphonie.“ Die Kritiken überschlugen
sich damals im In- und Ausland. Metacritics listet das Spiel noch immer mit
einem Schnitt von 99%, darunter so viele prominente 100er- Wertungen wie selten:
IGN, Gamespot, GamePro oder Famitsu. Allesamt vergaben Höchstwertungen. "The
Legend of Zelda – Ocarina of Time"... Allein der Name verursacht bei vielen
Spielern und Journalisten heute noch eine Gänsehaut. Braucht es zu einem solchen
Ausnahmetitel einen „modernen“ Test? Kann man heute, über ein Jahrzehnt später,
der Strahlkraft und der Pionierleistung des Miyamoto-Meisterwerkes überhaupt
gerecht werden? Man kann! Indem man einfach Weihnachten 1998 zurück in die
Gegenwart holt. Das Mag64 existierte damals ja bereits und berichtete
umfangreich in einem Tagebuch über Nintendos prestigeträchtiges Opus. Wer noch
einmal tiefer in die Welt von Link und Hyrule eintauchen möchte, dem empfehlen
wir das ganze Tagebuch, an dieser Stelle sollen die zeitgenössischen
Abschlusssätze ausreichen. Willkommen in 1998:
„Es fällt mir schwer die richtigen Worte für dieses Spiel zu finden. Denn
Link und alle anderen Dinge in diesem Spiel sind mir in den vergangenen knapp 30
Tagen richtig an's Herz gewachsen. Man hat die Geschichte meiner Meinung nach
irgendwie verinnerlicht und mit gelebt. Wo ich auch am Tag und in der Nacht war,
auch wenn ich nicht gespielt habe, gingen mir einzelne Sachen in Zelda durch den
Kopf. ‚Wie komme ich da hin?‘ oder ‚Was muss ich hier machen?‘. Dieses Spiel
ließ einen nicht los. Wer ausgiebig Zelda gespielt hat, kann mir da auch
sicherlich folgen. Da gab es nun so viele Vorschusslorbeeren und man hat sich
eigentlich gesagt: Das geht doch gar nicht. Meiner Meinung nach wurde dies noch
übertroffen. Ich habe noch nie ein Spiel gespielt, das so viel Atmosphäre hatte.
Dies alles eingebettet in eine tolle Story mit Rätseln und Aufgaben, die ich für
bis jetzt unerreicht halte. Alles in Zelda war logisch und lösbar. Auch wenn ich
nicht alles erreicht habe – was nicht heißt, dass Zelda jetzt in den Schrank
wandert - so sind gerade die vielen kleinen Geschichten am Rande so toll. Denkt
doch nur an den 7. Schlüssel im Trainingscenter und den letzten Tempel. Die
Reiserei, um das Rätsel zu lösen, muss man sich erst mal ausdenken. Da ist so
viel Tiefgang drin. Ebenfalls top war für mich die Musik, die überall passte und
stimmig war, sodass ich meist nur mit Gänsehaut gespielt habe. Immer wieder
wurde man überrascht. […] Und nicht zuletzt auch grafisch bot Zelda sehr viel.
Wenn man sich überlegt, was die Programmierer alles auf diese Cartridge gepackt
haben. Die vielen kleinen Sachen wie z.B. die brennenden Fackeln, das animierte
Wasser. Ach, man könnte hier Sachen aufzählen. Ich weiß noch wie Link die erste
Kiste öffnete. Sagenhaft. Und das sagenhafte Ende, das nochmal eine dicke
Überraschung bot. Ich bin immer noch ein wenig gefangen von dem Ende. Auch bin
ich ein wenig traurig, dass es jetzt vorbei ist. Man hat sich einfach auf jeden
Tag gefreut und tauchte sofort wieder ein in diese Welt. Irgendwas wird mir
fehlen. Aber ein paar Rätsel muss ich auch noch lösen. Denn z.B. alle Skulltulas
habe auch ich noch nicht. Allerdings ist das erste, was ich demnächst mal wieder
mache, mal richtig ausschlafen. :-) Aber auch wenn die letzten 30 Tage manchmal
stressig waren. Es hat mir tierisch Spaß gemacht, dieses Jahrhundertspiel in der
Form mit insgesamt knapp 900 Bilden zu präsentieren. […] Wer Zelda nicht
gespielt hat, hat Videospielgeschichte verpasst.“
Fazit:
The Legend of Zelda – Ocarina of Time ist heute ein Mythos. Die im Kern recht
einfach strukturierte Geschichte um einen kleinen Jungen, der bei unsterblichen,
kindergleichen Feen aufwächst und dem die schwere Bürde der Weltenrettung
aufgelastet wird, berührt aber vielleicht gerade wegen ihrer kindlichen
Schlichtheit. Es ist der Kampf zwischen Gut und Böse, der die Menschen seit
Generationen am meisten fesselt und in diesem Epos geht es um nichts anderes. Da
mag die Erzählweise heute antiquiert scheinen, die Grafik steif und die Musik
nicht trommelnd genug, die Botschaft kommt trotzdem an, Gefühle werden
transportiert und traumhafte Stimmungen erzeugt. Zumal das Spieldesign auch
heute noch über jeden Zweifel erhaben ist. Die einzelnen Gebiete verschmelzen
trotz gelegentlicher Leere zu einer einzigartig glaubwürdigen Welt und die
vielen Dungeons fesseln mit klugen Rätseln und einigen Kopfnüssen. Und immer
wieder diese Atmosphäre! Ja, heute ist man flüssigere Darstellungen gewohnt,
heute mag manches Bedienelement – wie etwa der Wechsel der einzelnen Rüstungen –
unnötig umständlich wirken, heute mag die Oberwelt einen Tick zu verwaist
erscheinen, und trotz alledem war, ist und wird dieses Action-Adventure der
Inbegriff des perfekten Videospiels sein, wahrscheinlich auf ewig. Die Zeit war
in diesem Fall gnädig. Was wir vor 12 Jahren formulierten gilt auch heute noch:
Wer Zelda – Ocarina of Time nicht gespielt hat, hat Videospielgeschichte
verpasst. Kann man sich das leisten?
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ lebendige Videospielgeschichte
+ faszinierende Geschichte
+ tolle & zahlreiche Dungeons
+ gewaltige & glaubhafte Oberwelt
+ umfangreich
+ Zum ersten Mal Gegner anvisieren
+ immer noch ansehnliche Grafik
+ Kamera erfasst Geschehen punktgenau
+ musikalische Ohrwürmer
+ sehr abwechslungsreich
Minuspunkte:
(- leere Oberwelt bzw. wenig Nebenaufgaben)
(- nicht ganz so flüssig wie heute üblich)
(- relativ leichte (End)gegner)
(- teilweise zu umständliches Menü)
Note
Einzelspieler: 10,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
1000 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(09.01.2010)