Bit.Trip, die Zweite. Nachdem „Beat“ schon zahlreiche Wii-Spieler für sich
begeistern konnte, legen die Jungs und Mädels von Gaijin Games noch einen nach
und veröffentlichten den nächsten Teil der Bit.Trip-Saga, der auf den
geschmeidigen Namen „Bit.Trip Core“ hört. Im Kern (Was für ein gelungenes
Wortspiel!) ist es das gleiche Spielprinzip, kommt allerdings mit einigen
leichten Modifikationen daher und fasziniert auf die gleiche Art und Weise, wie
es schon der Vorgänger tat. Wie formulierte ich es? Bit.Trip, die Zweite? Nun,
man könnte genauso gut sagten: Pixel-Faszination, die Zweite! Das nächste kleine
Meisterwerk für den WiiWare-Kanal steht bereit und stellt sich unserem Test.
Kann nach dieser euphorischen Einleitung überhaupt noch an der Qualität des
Titels gezweifelt werden?
„Bit.Trip Core” ist ein Arcade-Spiel, bei dem man als Spieler das Ziel verfolgt,
anfliegende Beats, also kleine Pixel-Blöcke, mit einem Laserstrahl zu treffen.
Während man im Vorgänger „Beat“ lediglich auf einer vertikaler Achse Beats
reflektieren musste, so stellt „Core“ mit seinem Zwei-Achsen-Prinzip ganz andere
Ansprüche an euch: Im Mittelpunkt des Spiels steht wortwörtlich ein Kern (daher
auch der Untertitel „Core“), der im Zentrum des Bildschirms positioniert ist und
sowohl vertikal als auch horizontal von sich aus einen Laserstrahl abschießen
kann. Passiert folglich ein Beat eine eurer Strahlenachsen, so müsst ihr auf dem
Steuerkreuz in die entsprechende Richtung und anschließend die 2-Taste drücken,
um den Pixel-Block aufzulösen. Die Beats können aus allen Richtungen in den
Bildschirm einfliegen, als Spieler muss man daher genau beobachten, welcher der
teils zahlreich auftretenden Beats zuerst bzw. als nächstes eine Achse berühren
wird. Das ist mitunter nicht immer offensichtlich und dieses Spielprinzip bringt
anfangs gewisse Koordinationsschwierigkeiten mit sich, allerdings gewöhnt man
sich nach einiger Zeit daran. Nichtsdestotrotz ist der „Einstieg“ in das Spiel
etwas schwerer als es noch bei „Beat“ der Fall war. Damit hätte man auch schon
den größten Unterschied zum genannten Vorgänger erfasst, das Drumherum dürfte
Bit.Trip-Fans bekannt vorkommen: Durch Verkettung mehrerer Beats steigt die
Basispunktzahl, außerdem füllt sich das Mega-Meter auf und ihr erreicht eine
neue Spiel-Stufe, was erfreuliche Auswirkungen auf eure Punktzahl hat. Verpasst
ihr hingegen Beats, steigt das Nether-Meter an, welches euch jeweils eine Stufe
nach unter zieht, bis ihr schließlich in einer Schwarz-Weiß-Ansicht landet. In
diesem Fall steht ihr bereits mit einem Bein im virtuellen Grab. Die einzige
Chance, dem Game-Over-Bildschirm doch noch zu entkommen, besteht darin, in
diesem „Nether-Modus“ möglichst alle Beats zu erwischen, um wieder eine Stufe
aufzusteigen. Und falls ihr das nicht schafft und sich die Leiste erneut füllt?
Nun, dann ist Ende im Gelände und es heißt tatsächlich „Game Over“. Als kleine
Hilfe gegen eine drohende Übermacht an Beats haben die Entwickler die
Möglichkeit eröffnet, jeweils einmal pro Level eine „Bombe“ über die 1-Tase zu
zünden, die schlagartig den Bildschirm leert.
Neben flinken Fingern, Adleraugen und einer ausgeprägten Konzentrationsfähigkeit
solltet ihr auch Rhythmus im Blut besitzen, denn, obwohl man es „Core“ nicht
sofort ansieht, ist es dennoch als Rhythmus-Spiel ausgelegt. Jeder von euch
pulverisierte Beat erzeugt nämlichen einen Ton, der dem Hintergrundbeat erst
seine Melodie verleiht. Die scheinbar durch die 80er-Jahre angeregte Musik
ändert sich im Laufe der Zeit, sofern ihr die sogenannten Überleitungsbeats am
Ende eines Abschnitts erwischt und somit zum nächsten Level des jeweiligen
Spielmodus’ wechselt. Der Retro-Klang mit seinen fetzigen Beats überzeugt wieder
auf ganzer Linie, ebenso wie die fast schon kultige Pixelpräsentation, die mit
zahlreichen Animationen im Hintergrund und farbenfrohen Effekten daherkommt.
Zeitweise wird es so bunt und hektisch auf dem Bildschirm, dass ihr die Beats
kaum von den Hintergrundanimationen unterscheiden könnt. In Sachen Stil bleibt
„Bit.Trip Core” seinem Vorgänger somit treu. Liebhaber dieser kunstvollen
Gestaltungen dürfte das sicherlich gefallen. Wer hingegen bereits die
Präsentation von „Bit.Trip Beat“ als recht augenkrebsfördernd empfand, der wird
seinen Äuglein mit „Bit.Trip Beat“ freilich keinen Gefallen tun. Wie so oft im
Leben: Es ist alles eine Frage des Geschmacks!
Eure „Reise“ startet zunächst im Modus „Discovery“. „Exploration“ und „Control“
folgen im Verlauf des Spiels, sofern ihr den jeweils vorherigen Modus
vollständig abgeschlossen habt, was an dieser Stelle vermutlich leichter klingen
mag, als es in Wahrheit ist. Um es auf den Punkt zu bringen: „Bit.Trip Core” ist
bockschwer! Zwar stellt sich (wie schon beim Vorgänger „Beat“) sehr schnell der
sogenannte „Lernerfolg“ ein, d.h. ihr werdet von Mal zu Mal rasant geschickter
und flinker, allerdings wird wohl einige Zeit ins Land gehen, bis ihr
„Discovery“ tatsächlich abschließen könnt und machen wir uns nichts vor:
Frustrierende Momente sind mitunter so sicher wie das Amen in der Kirche.
Scheitert ihr, so wird eure Punktzahl lediglich in der Highscore-Liste vermerkt
und ihr müsst von vorne beginnen, „Save-Points“ oder ähnliches gibt es nicht.
Online-Ranglisten sind übrigens auch dieses Mal nicht enthalten, was ich nach
wie vor nur bedauern kann. Dafür hat es wieder ein Kooperationsmodus ins Spiel
geschafft: Greift euch einfach einen menschlichen Mitstreiter und meistert die
Modi gemeinsam! Jeder Spieler übernimmt dabei die Kontrolle über einen Strahl
bzw. eine Achse. Die gemeinsame Punktejagd macht nicht nur gewaltigen Spaß,
sondern hat ebenso gewaltige Auswirkungen auf den Schwierigkeitsgrad. Dieser
beleibt zwar derselbe, zu zweit sinkt der spielerische Anspruch allerdings auf
ein machbares Niveau.
Fazit:
„Bit.Trip Core” steht dem ersten Rhythmus-Spektakel aus dem Hause Gaijin Games
in Nichts nach, es revolutioniert die Spieleserie allerdings auch nicht. Dies
ist vermutlich der einzige Vorwurf, den sich die Entwickler gefallen lassen
müssen: „Core“ ist schlicht und ergreifend ein simpler Nachfolger geworden, der
sich sehr stark am Vorläufer „Bit.Trip Beat” orientiert. Das ist gar nicht
negativ zu sehen, ganz im Gegenteil: Qualitativ stehen beide Titel auf einer
Stufe, daran gibt es keinen Zweifel. Dennoch hätte ich mir persönlich etwas mehr
„Eigenständigkeit“ wie bei der „Art Style“-Serie gewünscht, die von Titel zu
Titel mit völlig neuem Gameplay daherkommt. Das ist allerdings Meckern auf hohem
Niveau. „Bit.Trip Core” ist ein wirklich gelungenes, lohnenswertes
Rhythmus-Arcade-Spiel geworden. Jeder Spieler, der auf der Suche nach einer
Herausforderung und dem Retro-Pixel-Stil der Serie nicht abgeneigt ist, sollte
hier unbedingt zugreifen. Für Liebhaber des Bit.Trip-Erstlings ist „Core“
ohnehin ein Pflichtkauf.
(Alexander)
Pluspunkte:
+ drei anspruchsvolle Modi
+ schneller „Lernerfolg“
+ charmanter Retro-Stil
+ gelungener Soundtrack
+ Kooperationsmodus für 2 Spieler
Minuspunkte:
- teilweise wirklich schwer
- Online-Ranglisten fehlen
Wertung:
Einzelspieler: 8,0
Mehrspieler: 8,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 600 Nintendo Punkte
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(01.11.2009)