Für Handybesitzer, die auch ab und an mal die mitgelieferten Spiele nutzen, ist
die Firma Gameloft sicher nicht unbekannt. Gameloft hat sich auf das
Bereitstellen von Downloadspielen spezialisiert, weswegen es auch nicht
verwundert, dass sie nun die Downloadserver von Wii und DSi erobern. Im
aktuellen Test besehen wir uns den Musik-Titel „Guitar Rock Tour“ für DSiWare
einmal etwas genauer.
„Guitar Rock Tour“ ist eine Umsetzung des sehr erfolgreichen Guitar
Hero-Konzepts, die allerdings völlig ohne die obligatorischen
Peripherie-Gerätschaften auskommt. Ähnlich den großen Vorbildern schlüpft man
auch hier in die Rolle eines Bandmitglieds, um wahlweise am Schlagzeug oder der
Gitarre den Weg zu Reichtum und Erfolg mitzumachen. In insgesamt sechs Stationen
eifert man beim Karrieremodus seinen Idolen nach. Hierbei wird jede der drei
Bühnen zweimal besucht bis man die fünfzehn Musiktitel alle durch hat. Verbunden
ist dies alles durch eine recht flache Story, die in teilweise dummen Dialogen
vorangetrieben wird.
Die Setliste mit echten Klassikern wie unter anderem „Message in a Bottle“ von
The Police oder „Smoke on the Water“ von Deep Purple macht einen sehr viel
versprechenden Eindruck, dem man leider in keinster Weise gerecht wird. Zwar hat
man im Gitarren-Modus eine Saite mehr zum Anschlagen zur Verfügung als bei den
Activision-Titeln, was dem Ganzen etwas mehr „Realismus“ verleiht, doch
scheitert man sowohl am schlechten Mastering der Musikstücke, als auch an deren
Umsetzung: Anders als gewohnt spielt man hier nämlich keine „echten“ Lieder
nach, sondern billige Plagiate. Die Qualität der Instrumentalisierung lässt
häufig zu wünschen übrig und der Umstand, dass die Gesangsspur durch ein
gelegentlich an eine Hammond-Orgel erinnerndes Synthie-Gefiepe ersetzt wurde,
schmälert den Musikgenuss erheblich. Die Krone wird dem Ganzen noch dadurch
aufgesetzt, dass man entweder sehr oft das Gefühl hat, nur irgendwelche Noten zu
spielen, die da vom Musikgefühl her so nicht sein dürften oder man auch einfach
nicht hört, was man da eigentlich spielt: Eine Möglichkeit, das eigene
Instrument lauter zu drehen, sucht man vergebens, was dazu führt, dass man sich
im Blindflug durch die, auf dem Highway daherkommenden, Noten tippt.
Das fast eins zu eins übernommene Drumherum der großen Brüder, also der Highway
und das Starpower-System sind, obwohl gut gelungen, leider nur ein schwacher
Trost für die sonstigen Defizite. Auch die Erweiterung um das „Feuer-Feature“,
mit dem man anstatt des Punktesammelns per Starpower die ankommenden Noten mit
einer Flammenwalze vom Bildschirm tilgt, ist ein nettes Feature, aber leider
auch nicht das Gelbe vom Ei. Das gänzliche Fehlen, durch Zusatzhardware
ermöglichter Interaktion, welches gerade den ganzen Spirit der verschiedenen
Musiktitel eigentlich erst ausmacht (egal ob bei Guitar Hero, Rock Band oder
Guitar Hero On Tour), beschneidet den Spassfaktor noch weiter. So beschränken
sich die Aktivitäten auf reines, stupides Antippen der Noten oder beim
Schlagzeug: Das Drücken der Schultertasten im rechten Moment. Das Spielen von
Akkorden, das durch ein Streichen über die entsprechenden Noten oder
gleichzeitiges Drücken der Tasten erfolgt, ist vor allem beim Schlagzeug eine
echte Herausforderung. Die Ungenauigkeit, die man dem Spieler zugesteht, ist
einfach zu gering. Positiv ist allerdings die Einbindung der DSi-Kamera, mit der
man im Laufe der Karriere diverse Magazin-Covers, Bühnenhintergründe und
Ähnliches mit seinem eigenen Konterfei schmücken darf.
Leider kann der Multiplayermodus unter den gegebenen Umständen das Ruder auch
nicht mehr herumreißen. Sollte man einen Mitspieler finden, der auch die
Vollversion von „Guitar Rock Tour“ besitzt, kann man mit ihm entweder im
Versus-Modus, im Punkterennen oder kooperativ das fragwürdige Spielerlebnis
teilen. Grafisch kann definitiv nicht gepunktet werden: Die Darstellung der
„Bühnenshow“ und der Charaktere ist schon fast eine Zumutung. Pixelig und kantig
werden die Musiker und das Drumherum in Szene gesetzt. Die Bandmitglieder sind
optisch alles andere als ansprechend gestaltet und man darf nicht mal das
Aussehen des Alter-Egos ändern. Auch wirken dessen verschiedene Aktionen sehr
billig und schlecht. Die Konzertbesucher sind 2D-Rechtecke, denen man Schultern,
Arme und einen Kopf spendiert hat, die sich auf- und abbewegen. Einzig die
Hintergründe der Menüs und des Highways sind im Grunde gut gelungen, was aber
primär daran liegt, dass der Rest so mangelhaft ist.
Der Sound ist wahrlich gewöhnungsbedürftig: Mit den Melodien und deren Umsetzung
mag man sich vielleicht noch anfreunden können, der schäbige Ersatz der
Gesangsspur allerdings ist ein dickes Minus. Wer die Vorbilder für diese(n)
Titel kennt, wird vom hier Präsentierten entsetzt sein.
Die Steuerung per Touchpen im Gitarrenmodus und via Tasten im Schlagzeugmodus
ist zwar die einzig sinnvolle Möglichkeit, da man am DSi bisher noch keine
Peripherie anschließen kann, führt aber dazu, dass man kein Spielerlebnis, wie
es für andere Titel üblich ist, hat. Das befriedigende Gefühl, wenn man die
Tasten am Gitarren-Controller drücken kann und gleichzeitig mit dem Plektrum
über den Bildschirm fährt, fehlt völlig. So könnte, dürfte und sollte sich eine
Zukunft für Bandtitel auf dem DSi erübrigt haben.
Fazit:
„Guitar Rock Tour“ ist das beste Beispiel dafür, wie man beim Kopieren eines
sehr erfolgreichen Konzepts kläglich scheitern kann. Gerade wenn man sich an
einer echten Institution versucht, sollte eigentlich jedem Entwickler klar sein,
dass die Ansprüche der User enorm hoch sind. Neulinge im „Music-Business“, die
weder Guitar Hero noch ein anderes Franchise kennen, mögen hier vielleicht etwas
Spaß haben, allen anderen sollte aber definitiv vom Kauf abgeraten werden. Die
500 Punkte stehen in keinster Weise in Relation zu dem, was man dann in Händen
hält.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Einbindung der DSi-Kamera
+ Wahlmöglichkeit zwischen Schlagzeug und Gitarre
Minuspunkte:
- Schlechte Grafik
- Schlechter Sound
- Nur drei Konzertorte
Wertung:
Einzelspieler: 3,5
Mehrspieler: 3,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(10.12.2009)