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Wii Cursed Mountain
 
 
Cursed Mountain - Wii
Kilian Pfeiffer (04.09.2009)

SYSTEM: Wii-PAL
ENTWICKLER: Sproing
GENRE: Action
SPIELER: 1 Spieler
HANDBUCH: Deutsch
SAVEGAME: 1 Seite
60HZ-MODUS: Ja
SCHWIERIGKEIT: 1-6
NUNCHUK: Ja
SPRACHHÜRDE: Keine
ALTERSFREIGABE: 16+
PLII/HDTV: Nein/Ja
TERMIN: Erhältlich
PREIS: ca.45 Euro
KOMPLETTLÖSUNG: Nein
CHEATS / TIPPS: Nein
ONLINE/LAN: Nein/Nein
MII UNTERSTÜTZUNG: Nein

   
Einleitung....

Wie widerwärtig schlimm muss das Gefühl nur sein, wenn man den eigenen Bruder in einer misslichen Lage weiß? Wenn dieser, vom Tod bedroht, vielleicht gar nicht mehr unter den Lebenden weilt? Und wenn er dann noch in über 8000 Metern auf einem Berg hockt – wie furchtbar muss dieses Gefühl nur sein? In „Cursed Mountain" kommt Ihr in genau diese Situation, jedoch ist zunächst nicht bekannt, warum der verschollene Frank Simmons sich auf den Weg gemacht hat, hoch hinauf auf den Chomolonzo. Entwickler „Sproing", seines Zeichens in Österreich ansässig, hat mit „Cursed Mountain" einen ambitionierten Titel für die Wii auf dem Markt platziert, einen, der Core-Spieler hinter dem Ofen hervorlocken soll und beweisen will, dass es auch noch andere Spiele als Casual-Versoftungen gibt. Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt...

Menus und die Story....

Würden wir die Hintergrundgeschichte des Titels „entweihen", wie bloßgestellt sähe der Titel nur aus? Denn die Erzählung dieser ist die große Stärke von „Cursed Mountain", jenem Titel, der lediglich mit einem Singleplayer daherkommt und sich – es tut uns wirklich leid, dies erwähnen zu müssen – nur für einen einzigen Durchgang eignet. Der Wiederspielwert ist einfach zu gering, freischaltbare Inhalte gibt es keine, alternative Routen oder gar Endsequenzen sowieso nicht. Und dennoch haben wir es mit einem durchaus empfehlenswerten Spiel zu tun, das durch seine Atmosphäre stark wird, durch dessen Erzählweise, durch das beklemmende Gefühl, das einem beim Spielen widerfährt. Von der Story wollen wir nichts verraten, diese gilt es zu erleben, vom Spiel werden wir Euch indes einiges erzählen. Von Stärken und Schwächen...

Das Gameplay....

Ein Survival-Horror-Game zu kreieren, hatten sich die Entwickler auf die Fahne geschrieben, ein Spiel im Stile eines „Silent Hill", mit Schockeffekten, Story-Elementen - ein Survival-Horror-Game eben! Dem einen oder anderen – entschärften – Schockeffekt werdet Ihr auch begegnen, viele sind es aber nicht. Vielmehr ist es das beklemmende Gefühl, das den Spieler begleitet, einsam, verlassen, von Neben umhüllt. Durch Klöster geht es, verlassene Ortschaften, hoch hinauf auf den Berg, den Chomolonzo, dort wo der Fluch zu Hause ist. Als Eric Simmons seid Ihr unterwegs, als Bruder des Vermissten, der verschwunden scheint, scheinbar verschluckt vom übermächtigen 8000er, der wie ein Fels in der Brandung Wind und Wetter trotzt. Die Zeit läuft gegen Euch, gegen Eric, gegen den Lebensfaden des Bruders. Vielleicht solltet Ihr bei einer Yogini nachfragen, einer Anhängerin der Chöd-Tradition im tibetanischen Buddhismus. Ob Euch diese Frau weiterhelfen wird – Ihr erfahrt es noch früh genug.

Gesteuert wird der Protagonist mit Hilfe des Nunchuks und der Wii-Fernbedienung. Zunächst stellt man hierbei auch keine größeren Schwierigkeiten während des Spielens fest. Eric bewegt sich flüssig durch die Umgebung, beim Bergaufmarsch wird der Schritt behäbiger, beim Abwärtslaufen bremst der Charakter sichtbar ab. Hier wurde Wert auf Details gelegt. Problematisch wird es allerdings in den Geister-Kämpfen, die zum Spiel gehören wie Butter auf’s Brot. Im Endeffekt gibt es nur eine Feindart, eben jene Geister, die aufgrund eines Fluches hier Ihr Unwesen treiben und auf dem Chomolonzo beheimatet sind. Jene Kämpfe führt Eric durch Zuhilfenahme einiger Artefakte aus, Waffen, die Ihr im Laufe des Spieles aufnehmt und von da an mit Euch führt. Anfangs ist der Protagonist im Besitz des Eispickels des Bruders, später nennt er Waffen sein eigen, die ganz klar rituellen Machenschaften zuzuordnen sind, etwa das Khorlo, die dreieckige Klinge Kila oder die rituelle Hand, Lag Pa. Jede Waffe besitzt eigene Fertigkeiten und nicht jeder geisterhafte Gegner lässt sich mit jedem x-beliebigen Instrument ausschalten. Demnach solltet Ihr also Vorsicht walten lassen und genau hinsehen, ob in den Kämpfen der Schaden auch im Ziel ankommt.

Während der Kämpfe attackieren Euch in der Regel ganze Gruppen von Geistern, wobei der Schwierigkeitsgrad niemals unfair ausfällt. Selbst bei Endbossen habt Ihr durchaus die Chance – auch beim ersten Mal – als Sieger vom Platz zu gehen. Neben gewöhnlichen Nahkampfangriffen erwarten Euch spirituelle Attacken, die nur unter Verwendung des „Dritten Auges" zum Einsatz kommen können. Mit Hilfe des „Dritten Auges" erkennt Ihr die Widersacher und seid in der Lage, jene besagten Ritualwaffen gegen diese einzusetzen. Energieschüsse schwächen die Opponenten, erscheint ein leuchtendes Symbol am Körper des Feindes, ist dieser bereit in die virtuellen Abgründe abzusteigen – anders gesagt: ausgeschaltet zu werden. Das Ritual, das nun auf Euch wartet, wird mit den Controller-Einheiten bestritten. Auf dem Bildschirm erscheinen dann Richtungsangaben, die Ihr mit dem Nunchuk und oder Wii-Remote nachzeichnen sollt, allerdings gibt es solche, die die Sensorleiste nicht ohne weiteres erkennt. Während des Testzeitraumes frustrierte diese Tatsache ungemein und brachte uns oftmals in die Situation, die Controller in die Ecke zu werfen und aufzugeben. Hier wäre es die Pflicht der Programmierer gewesen, nach einer besseren Lösung zu suchen. Die Monotonie der Kämpfe ist ein weiteres Manko, aber merkwürdigerweise verschmerzbar, nicht zuletzt wegen der oft spannenden Umsetzungsweise der Kämpfe. Überhaupt ist es das beklemmende, spannungsgeladene Setting, das die große Stärke von „Cursed Mountain" ist. Immer wieder werden – teils nur wenige Sekunden lange – Zwischensequenzen gezeigt, die zunächst zusammenhanglos über den Screen flimmern und im Vorfeld Eindrücke davon geben, was erst ganz am Ende des Spieles aufgelöst wird. Schockmomente gibt es in begrenztem Umfang, hingegen sind es phänomenale Kamerafahrten, die immer wieder für filmische Momente sorgen und dem Spiel ein ganz eigenes Flair verschaffen. Wie genial es aussieht, wenn Eric eine Wand nach oben klettert, die Kamera ihn direkt von unten filmend, oder wenn er eine Leiter erklimmt, Schneegestöber weht durch das Bild, eisig kalter Wind fegt über den kalten Untergrund. Genau jene Momente sind es, die dem Spieler eine Gänsehaut bescheren, ihn mitfiebern lassen – „mittendrin, statt nur dabei" wird hier zur Wirklichkeit.

Immer wieder versuchen die Entwickler – ganz „Disaster – Day of Crisis"-like – Wii-typische Einlagen einzustreuen. Etwa balanciert der Protagonist entlang einer kleinen Schneerinne oder Ihr drückt im korrekten Moment den „A"-Button, um etwa einer Lawine von oben zu entgehen. Ab und an gilt es, den freien Fall in einer Wand zu stoppen oder durch das Schütteln der Controller besonders schnell nach oben zu klettern. Zu finden gibt es in „Cursed Mountain" – bis auf die obligatorischen Vasen, in welchen Räucherstäbe zur eigenen Gesundung stecken – nicht viel. Ein paar Tagebucheinträge des eigenen Bruders, niedergeschriebene Memos von Klosterbewohnern – das war es dann auch schon. Neben der eigenen Gesundheitsanzeige, die von der Vielzahl an Geistern in Mitleidenschaft gezogen wird, wartet zum Ende des Spieles hin eine Sauerstoffanzeige. Immerhin befindet Ihr Euch dann auf über 7000 Metern. Das Atmen fällt schwer, Ihr solltet also Vorsicht walten lassen und keine allzu schnellen Bewegungen durchführen. Ladezeiten existieren im Spiel kaum welche, die Atmosphäre wird sensationell weitergetragen. Die Besuche in den Klöstern, das langsame, aber sichere Erklimmen des Chomolonzos. Im krassen Gegensatz hierzu stehen die absolute Linearität, die immergleichen Kämpfe, ein nicht existenter Wiederspielwert. Aber dennoch empfehlen wir den Titel getrost weiter. Das Setting ist anders – und genau das ist die Stärke.

Grafik & Sound....

„Cursed Mountain" rangiert in einer eigenen Klasse, was die Optik angeht. Die Umgebungen wirken real, vor allen Dingen ist es das unbehagliche Gefühl, das bei den heftigen Schneegestöbern mitschwingt. Auch wenn einige Texturen matschig wirken, die Animationen der Charaktere sind dies ohne Zweifel nicht. Innerhalb der Zwischensequenzen sind es keine gerenderten Filmschnipsel, die einem begegnen, sondern düster gestaltete Momentaufnahmen, die technisch sauber zusammengefügt wurden.

Wunderbar ist die deutsche Sprachausgabe, obwohl diese manchmal aufgesetzt scheint, dafür aber zu jeder Zeit professionell eingesprochen wurde. Eine Musikuntermalung als solche wird dem Spiel nicht zuteil, dafür wunderbar stimmige Soundteppiche, die sich über das Gameplay legen und - je nach Situation – Spannung erzeugen. Hier kreischt ein Rabe, dort drüben ein dumpfes Grollen, ein schriller Schrei, ein pfeifender Wind, der um die Ecke saust. Akustisch also erste Sahne!

Fazit....

„Cursed Mountain" ist eine intensive spielerische Erfahrung, die man erlebt haben sollte. Das allein auf den Einzelspieler ausgelegte Gameplay kann sich sehen lassen, wird aber von einigen Unzulänglichkeiten begleitet. Linearität, kein Wiederspielwert, sich ständig wiederholende Kämpfe. Dagegen steht die Atmosphäre, die Erzählweise der Story, das schauerliche Gefühl, in das der Spieler hineingerissen wird. Mit etwa sechs bis acht Stunden Spielzeit ist die von „Sproing" entwickelte Umsetzung kein allzu langes Game geworden, dafür ein intensives, etwa im Basislager am Chomolonzo, in den Klöstern, auf dem Berg. Ein Spiel, das in der Tat toll spielbar ist, anders als viele andere Software-Vertreter. Gespielt sollte man es haben, der Titel hätte es verdient!

 

+ dichte Story
+ beklemmende Atmosphäre
+ professionelle Kameraführung
+ Synchronsprecher
- zu linear
- monotones Kampfsystem
- fehlender Wiederspielwert
- kein Mehrspieler-Modus

GRAFIK: 80%

SOUND/EFFEKTE: 81%

MULTIPLAYER: --

GESAMTWERTUNG: 77%

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