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Snowboard Riot (WiiWare)
Obwohl der Winter lang und kalt war, wurde die Wii nicht gerade mit Wintersport-Simulationen überhäuft. Wirklich nennenswert ist eigentlich nur UbiSofts Shaun White Snowboarding, welches aber dafür mit dem Balance Board im Gepäck eine gute Figur machte. Jetzt, während des Übergangs zum Frühling, versuchen auch die Japaner von Hudson Soft ein Stück des Wintersport-Kuchens ab zu bekommen und werfen mit Snowboard Riot ein nicht ganz ernst gemeintes Snowboardspektakel auf den Markt.

Wie so oft bei WiiWare-Spielen, ist alles sehr einfach strukturiert. Nach der Erstellung eines Profils habt ihr im Hauptmenü die Auswahl zwischen „Nintendo WFC“, „Solo“, „Tutorial“ und „Optionen“. Bezeichnend ist, dass der Online-Modus des Spiels hier an erster Stelle steht. Doch dazu später mehr.
Die Optionen sind kurios. Einzig der Schwierigkeitsgrad für den Singeplayer-Modus kann wirklich als „Option“ bezeichnet werden (es gibt 3 Stufen). Ansonsten kann man sich hier die eigenen Rekorde anschauen, ein anderes Profil laden oder sich in der so genannten „Oakley-Galerie“ vergnügen. Das Spiel beinhaltet offizielle Mützen-, Anzug- und Brillendesign der Firma Oakley, was immer das auch heißen mag. Pure Spielerei und ziemlich sinnlos, da Mützen und Brillen so aussehen wie in jedem x-beliebigen Spiel.

Interessanter sollte da auf jeden Fall das Spiel selbst sein. Wählt ihr den Modus „Solo“ dürft ihr skurrilerweise erstmal auswählen, ob ihr allein oder zu zweit spielen möchtet. Wie war das von wegen „Solo“? Naja, egal. Als Spielmodus wählen wir zunächst einmal „Wettkampf“. Klingt irgendwie spannend. Hier rast ihr mit drei CPU-Kollegen (mit zweien, wenn ihr einen Freund dabei habt) den Berg auf einem Snowboard herunter. Es gilt als erster drei Mal den Berg hinab zu fahren. Habt ihr nach zwei Minuten das Tal erreicht, freut sich jeder Snowboard Kids-Fan vom Nintendo 64. Denn auch hier werdet ihr danach flugs wieder nach oben gebracht und es folgt die zweite Runde. Wie beim N64-Vorbild hat man sich auch hier für Waffen entschieden, die das Spiel action- und abwechslungsreicher machen sollen. Die Betonung liegt allerdings auf „sollen“. Prinzipiell liegt dem Waffensystem zwar eine interessante Idee zugrunde: Jeder Spieler hat nämlich zwei Waffenslots frei. Blaue Symbole dienen der Verteidigung oder Beschleunigung, rote Symbole schenken euch eine Angriffswaffe. Mit B aktiviert ihr die Verteidigung, Z löst einen Angriff aus. Das könnte für richtig Laune sorgen, wäre es gut umgesetzt. Aber leider verkommt der Wettkampf-Modus durch die Waffen zu einer einzigen Frustorgie. Alle paar Meter stolpert ihr über neue Waffen, die im Sekundentakt abgeschossen werden können. Obwohl ihr theoretisch durch Drücken von Steuerkreuz-Unten die Möglichkeit habt, Angriffe mit dem richtigen Timing abzuwehren, gelingt das quasi nie. Die Folge? Ihr werdet andauernd getroffen und es gewinnt derjenige, der auf den letzten 100m durch Glück am wenigsten getroffen wird. Die Entwickler von Hudson Soft haben es hier definitiv übertrieben, sowohl was die Anzahl der Items auf der Strecke angeht, als auch mit der Anzahl an Waffen und Gadgets an sich, die mal locker bei zwölf unterschiedlichen Systemen liegt. Man merkt dem Spiel an, dass es ein wenig „Mario Kart auf Snowboards“ sein will, es aber in keinem Belang die Exzellenz des Vorbilds erreicht.

Zum Glück arbeiten die zwei anderen Modi ohne die Waffen. Im Zeitrennen fahrt ihr allein auf einer Strecke und versucht die Bestzeit zu erreichen, während euch im „Stoisch“-Modus ebenfalls ein reines Wettrennen erwartet, diesmal aber wieder gegen drei Gegner. Lasertore (bitte wo kommen denn die her?) beschleunigen euch kurz, durch Ausführen von Tricks könnt ihr Boosts erlangen. Das Tricksystem ist dabei so simpel, dass es schon wieder weh tut. Etwas längeres Drücken von A löst einen Sprung aus. Drückt ihr während des Loslassens von A den Stick in eine beliebige Richtung, vollführt ihr einen bestimmten Stunt. Wer an dieser Stelle Weiteres erwartet, wird enttäuscht. Das war’s. Egal welcher Stunt, die Power-Leiste wird immer gleich gefüllt. Eine Verkettung ist nicht möglich. Dafür dürft ihr jederzeit (!) einen Trick machen. Rampen oder dergleichen? Blödsinn. Einfach geradeaus fahren und springen und fertig ist der tolle Trick. Ist die Power-Leiste auf diese Weise gefüllt, gibt es einen Gratis-Turbo in der Art eines „Sterns“ bei Mario Kart: Ihr fahrt schneller und rammt Gegner weg. Schöne Snowboardwelt. Soweit klingt das Alles ja noch ganz lustig. Wirklich gruselig wird es erst, wenn man erwähnt, dass das Spiel ganze vier Strecken umfasst und über keinerlei Einzelspielermodi verfügt. Im angesprochenen Menüpunkt „Solo“ kann man zwar fahren, aber es bringt nichts. Man kann nichts freispielen, es gibt keine Cups zu gewinnen oder eine Karriereleiter zu erklimmen. Man fährt einfach nur um des Spaßes und der Zeit willen. Der Grafik und Musik wegen begibt man sich jedenfalls auch nicht auf die Piste. Grafisch liegt das Spiel irgendwo zwischen Snowboard Kids und Mario Kart im grauen WiiWare- Mittelfeld und die Musik schrammt uninspiriert sich wiederholend im Hintergrund vor sich hin.

Das war wohl auch Hudson bewusst und man platzierte ganz oben im Menü den Online Modus. Dieser umfasst die beiden Modi „Wettkampf“ und „Stoisch“ und lässt euch gegen bis zu drei menschliche Gegner aus aller Welt antreten. Auch hier orientiert man sich grob an Mario Kart mit seinem 5000-Punkte-Prinzip. Gewinnt ihr, gibt es relative Punkte dazu, verliert ihr, gibt es Abzüge. Das funktioniert ganz gut, aber die Motivation ist auch hier nicht sonderlich hoch. Erstens bleiben die Probleme des Einzelspielmodus hier erhalten (viele Waffen, zu viel Glück, kein Spielfluss), zweitens dauert alles auch noch sehr lange. Sonderlich viele Gegner gibt es noch nicht und hat man welche gefunden, kann es zwischen einem Rennen und dem nächsten schon mal bis zu einer Minute dauern.

Jetzt könnte nur noch eine gelungene Balance Board-Unterstützung das Spiel herausreißen. Zwar gibt es diese, aber sie ist so mies, dass man sofort wieder absteigen möchte. Mit Wiimote & Nunchuk steuert sich Snowboard Riot nicht herausragend, aber immerhin annehmlich. Mit dem Stick bekommt man einigermaßen gelungene Lenkmanöver irgendwann hin. Per Gewichtsverlagerung gewinnt man aber keinen Blumentopf. Manuelle Justierung oder Einstellung der Sensibilität wie bei Shaun White Snowboarding hat man sich erstmal gleich gespart, dafür erkennt das Spiel die Bewegungen lediglich zeitverzögert, nur um sie dann viel zu heftig umzusetzen. Man fühlt sich wie ein Huhn auf Glatteis.

Fazit:
Im Prinzip kann man Snowboard Riot nur Arcade-Puristen empfehlen. Der Umfang von nur vier Strecken ist ein schlechter Witz, macht man sich bewusst, dass es keinerlei motivierende Einzelspielermodi gibt. Nett ist, dass es zwei grundsätzlich verschiedene Rennarten ins Spiel geschafft haben, die man aber aufgrund fehlender Modi nicht wirklich zocken möchte. Wenn überhaupt kann der Online-Modus kurzfristig gefallen, wenn man frustresistent ist und etwas Zeit mitbringt. Wie schlampig Hudson hier teilweise vorgegangen ist, zeigt die automatische Erkennung des Controllers. Schön und gut, dass das Spiel automatisch erkennt, wenn ich mit Wiimote & Nunchuk spielen möchte. Habe ich aber erst einmal das Balance Board angestellt, kann ich die Steuerung nicht mehr umstellen. Ich muss das Spiel beenden und komplett neu starten. Nochmal: Bringt für Snowboard Riot eine gewisse Frustresistenz mit, dann gibt es immerhin im Online-Modus einen mittelmäßigen Mario Kart-Klon her. (Hendrik)

Pluspunkte:
+ eine Art Mario Kart auf der Piste
+ theoretisch ausgeklügeltes Waffensystem
+ zwei Spielmodi (Rennen/ Waffen)
+ Online-Modus brauchbar

Minuspunkte:
- grauenvolle BB-Unterstützung
- nur vier Kurse
- kein wirklicher Einzelspielermodus
- Offline nur zwei Spieler
- Waffen zu gewichtig
- hoher Frustfaktor

WERTUNG
Einzelspieler: 2,0
Mehrspieler: 2,5
Online: 5,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 1000 Nintendo Punkte

news@mag64.de (31.08.2009)

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