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Super Mario Bros.: The Lost Levels (Virtual Console)
1986 war ohne Frage ein turbulentes Jahr: Im April geschah die bis heute unvergessene Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, im Juni triumphiert die Fußball-Nationalmannschaft Argentiniens beim Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft über die deutsche Elf und im November stellt die LP „Licensed To Ill“ von den Beastie Boys das erste Rap-Album dar, welches es schafft, den ersten Rang der US-amerikanischen Billboard-Charts einzunehmen. Darüber hinaus erschien im Sommer 1986 die Fortsetzung von dem NES-Meisterstück „Super Mario Bros.“, dessen Veröffentlichung jedoch einiger Erläuterungen bedarf.

Diese Konfusion beginnt schon beim Namen: Der Titel, den Europäer als „Super Mario Bros. 2“ kennen, ist nämlich ein anderer, als der, den japanische Videospieler 1986 vorgesetzt bekamen. Der Nachfolger des Erstlings war in den Augen der führenden Köpfe Nintendos nämlich derart herausfordernd, dass man das Spiel europäischen und US-amerikanischen Spielern so nicht vorsetzten vermochte. Daher griff man auf den Titel „Yume Kojo: Doki Doki Panic“ zurück, tauschte die wichtigen Spielfiguren einfach gegen Mario, Luigi & Co. aus, und nannte den Titel ebenfalls „Super Mario Bros. 2“. So existieren bis heute zwei Spiele, die denselben Namen, dabei jedoch völlig andere Inhalte tragen.

Als 1993 die Spielesammlung „Super Mario All-Stars“ für das Super Nintendo erschien, kamen Europäer und US-Amerikaner – also sechs Jahre nach dessen Veröffentlichung in Japan - erstmals in den Genuss des „echten“ zweiten Teils der „Super Mario Bros.“-Reihe. Der Name „Super Mario Bros.: The Lost Levels“ hätte in diesem Zusammenhang also nicht besser gewählt worden sein. Nach dieser kleinen Geschichtsstunde widmen wir uns also nun dem Spiel selbst. Wie spielt sich das Jump’n’Run, welches Europa erst auf Umwege erreichte und bis heute einen Exotenstatus inne hat?

Wer einer jüngeren Spielergeneration, die es für knifflig hält, bei „Animal Crossing“ einen Quastenflosser zu fangen, zeigen möchte, was der Begriff „Herausforderung“ bedeutet, findet in „Super Marios Bros.: The Lost Levels“ das perfekte Präsentationsmaterial. Dies wird schon innerhalb des ersten Levels ersichtlich: Dass nicht jeder Pilz in seinem Super-Mario-Titel bedenkenlos eingesammelt werden sollte, stellt der fiese Giftpilz, der schon nach wenigen Spielsekunden aus seiner Box befördert werden darf, eindrucksvoll unter Beweis. Aber es sind nicht nur diese kleinen Gemeinheiten, die den Titel im Vergleich zum Vorgänger so verdammt anspruchsvoll machen.

„Da spring ich locker drüber!“ Das ist ein Satz, den man sich bei „Super Mario Bros.: The Lost Levels“ des Öfteren sagt, wenn ein weiterer Abgrund von rechts in den Bildschirm hineinscrollt. Blöd nur, wenn man wenige Sekunden später merkt, dass akkurate Vorbereitung vonnöten gewesen wäre. Ohne zu untertreiben, darf ich behaupten, dass der Titel bis heute zu den Spielen zählt, die die anspruchsvollsten Hüpfpasssagen bietet, die im Bereich der Videospiele zu finden sind. Dies liegt zugegebenermaßen auch an der Steuerung, die den Spieler nur allzu gern ausbremst. Würden sich Mario oder Luigi in „Super Mario Bros.: The Lost Levels“ kontrollieren lassen, wie es bei, sagen wir mal „Super Mario World“ möglich ist, wäre das Spiel ohne Frage um einiges leichter.

Die gezielt gesetzten Elemente, die das Hüpfvergnügen derart bockschwer machen, lauern an dutzenden weiteren Stellen. Hier eine kleine Auswahl: Wer eine Zweier-Gruppe Gumbas durch einen Sprung in deren Mitte zeitgleich plattmachen möchte, wird schnell feststellen, dass dies lediglich die Anzahl an 1Ups minimiert. Cheep-Cheeps stoßen gerne genau dann von unten an Marios Füße, wenn dieser zu seinem Sprung ansetzt. ?-Blöcke mit vielversprechendem Inhalt sind darüber hinaus selten zu entdecken. Wenn man auf solch eine Kostbarkeit stößt, dann ist sie darüber hinaus meist an verhältnismäßig schwer zu erreichenden Stellen zu finden. In Bezug auf Grafik und Sound kommen Retro-Fetischisten voll und ganz auf ihre Kosten: Das Gedudel erinnert an selige NES-Sessions und ruft nicht selten einen Seufzer hervor. Das optische Erscheinungsbild des Titels gleicht der originalen NES-Version ebenfalls aufs Auge. Das Design besticht also durch den typisch groben 8-Bit-Look und hat nichts mit dem überarbeiteten Erscheinungsbild von der Spielesammlung „Super Mario All-Stars“ gemein, in der „Super Mario Bros.: The Lost Levels“ aufgrund einer glättenden Schönheitskorrektur kaum noch zu erkennen war. Den harten Kern – und der wird das Spiel auch mit Freuden herunterladen - wird’s freuen.

Fazit:
„Super Mario Bros.: The Lost Levels“ ist verdammt schwer, bietet reinrassige 8-Bit-Optik und einen ebenso 1980er-Jahre-typischen Sound. Nicht verwunderlich, dass der Titel bei Retrofans, die diesen Klassiker auch mobil spielen möchten, ganz oben auf der Wunschliste stehen dürfte. Einmal mehr beweist ein betagtes – aber deshalb noch lange nicht schlechtes – Virtual-Console-Spiel, wie sehr Videospiele im Laufe der Zeit durch Features zugunsten der Bequemlichkeit vereinfacht wurden. Wer sich also auf eine (Zeit-)Reise zu den wirklich tief liegenden Wurzeln des Genres des 2D-Jump’n’Runs begeben möchte, trifft mit diesem Titel eine exzellente Wahl. Und wer weiß: Vielleicht schafft es „Super Mario Bros.: The Lost Levels“ ja auch, einige Spieler anzufixen, die solche Titel bisher nur vom Hörensagen oder „Best Of“-Listen kennen. (Niklas)

Pluspunkte:
+ straightes 2D-Jump’n’Run Vergnügen in Reinform
+ charmante Inszenierung, die das Genre maßgeblich beeinflusst hat
+ Musik und Soundeffekte wecken bei alteingesessenen Spielern schöne Erinnerungen
+ hartgesottene Spieler erfreuen sich am Schwierigkeitsgrad

Minuspunkte:
- verzichtet auf JEGLICHE Komfortfunktionen (mehr eine Warnung als ein echter Minuspunkt...)
- stellenweise wirklich arg schwer

Wertung:
Einzelspieler: 7,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 4,99 Euro

news@mag64.de (20.04.2012)

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