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Mega Man X (Virtual Console | SNES)
Die Veränderungen, welche die 16-Bit-Ära in den 1990er Jahren bei der Ausgestaltung von Videospielen ermöglichte, waren keineswegs nur technischer bzw. optischer Natur: Viele bereits auf dem NES beliebte Nintendo-Serien - sei es "Super Mario", "The Legend of Zelda" oder auch "Metroid" - haben insbesondere in dieser Zeit eine beachtliche Weiterentwicklung vollzogen, die so manchen Videospiel-Veteranen noch bis zum heutigen Tage erstaunt. 1993 war dann auch für Capcoms "Mega Man"-Reihe die Zeit gekommen, neue Wege zu bestreiten. Das Ergebnis dieser Modernisierung war "Mega Man X" für das SNES.

Die Handlung von "Mega Man X" spielt 100 Jahre nach den Geschehnissen der klassischen "Mega Man"-Serie: Dr. Light, Dr. Wily und ihre Kreationen sind längst passé, einzig ein von Dr. Light erschaffener, äußerst mächtiger Androide namens "X" wurde konserviert und findet sich nun in einer Zeit wieder, in der die Menschheit von abtrünnigen Robotern bedroht wird. In Zusammenarbeit mit dem Roboter-Jäger "Zero" gilt es folglich, den Rädelsführer der Revolte sowie acht sogenannte "Reploids" zur Strecke zu bringen, um wieder für Frieden und Freiheit in der fernen Zukunft zu sorgen. Während sich die Story und die Charaktere verändert haben, bleibt das eigentliche Gameplay aber seinen 8-Bit-Vörgängern weitestgehend treu: Nach einem kurzen Einführungslevel landet ihr - wie gewohnt - in einem Auswahlbildschirm, von dem aus ihr Zugang zu den acht Reploids habt. Jeder dieser Androiden versteckt sich dabei in einer spezifischen Stage, die es zunächst zu bewältigen gilt, bevor ihr euch dem jeweiligen mechanischen Endgegner entgegenstellen dürft. Sobald dieser besiegt ist, erhaltet ihr als Belohnung für euren Erfolg seine Waffe, die ihr fortan in eurem Abenteuer einsetzen könnt. Um euch das Leben nicht schwerer zu machen als es ohnehin schon ist, solltet ihr die bösartigen Reploids nach Möglichkeit in einer bestimmten Reihenfolge angehen, denn jeder der Roboter besitzt exakt eine empfindliche Schwäche gegenüber dem Waffensystem eines anderen Roboters. Natürlich lassen sich alle Gegner auch mit eurer Standardwaffe, dem X-Buster, zu Altmetall verarbeiten, doch das kann mitunter eine durchaus herausfordernde und zähe Angelegenheit werden.

Zu den Neuerungen der "Mega Man X"-Reihe gehört dabei die Möglichkeit, dass sich die Spielfigur im Verlauf des Abenteuers zusätzliche Fähigkeiten und Ausrüstungsgegenstände einverleiben kann, da Dr. Light vorausschauend Upgrade-Kapseln im Spiel platziert hat, die X nach und nach zu seiner eigentlichen Stärke verhelfen. Die erste Kapsel, die euch den "Speed Dash" verleiht (dieser ermöglicht einen kurzzeitigen Geschwindigkeitsschub zum schnelleren Bewegen und weiteren Springen), begegnet ihr bereits recht früh im Spiel, die restlichen Upgrades sind jedoch sehr gut in bestimmten Leveln versteckt und müssen entsprechend erst von euch entdeckt werden. Überhaupt gibt es in den unterschiedlichen Stages viel Nützliches zu finden, so beispielsweise Herz-Container, die eure maximale Lebenskraft dauerhaft erhöhen, oder auch Ersatztanks, welche - im Gegensatz zu den Tanks aus den NES-Vorgängern - mehrmals mit Energie gefüllt werden können, um bei Bedarf eure eigene Lebensenergie zu regenerieren. Von Beginn an ist X darüber hinaus in der Lage, Wände durch mehrfaches Springen an eben diese zu erklimmen, wodurch sich erstmals in der Serie auch höherlegende Bereiche ohne zusätzliche Ausrüstung erreichen lassen und außerdem bei Bossgegner-Kämpfen eine ganz neue Herangehensweise - sowohl offensiv als auch defensiv - vom Spieler abverlangt wird.

Doch die schöne, neue 16-Bit-Welt hat auch ihre Schattenseiten: Das gradlinige, aber jeweils stets charakteristische Leveldesign der 8-Bit-Ableger ist einer eher offeneren Gestaltung gewichen, die allerdings über weite Strecken erstaunlich unspektakulär und abwechslungsarm daherkommt. Fiese Fallen, knifflige Sprungpassagen, Situationen, in denen schnelle Reflexe gefragt sind - all das sucht man hier leider im Großen und Ganzen vergebens. Dadurch wird "Mega Man X" unterm Strich natürlich deutlich zugänglicher für unerfahrenere Spieler, ist letzten Endes aber auch auffallend einfacher und anspruchsloser als seine Vorläufer. Einzig die Zwischenbosse und Endgegner stellen zum Teil noch eine gewisse Herausforderung dar, solange man deren Taktiken und Schwächen noch nicht durchschaut hat. Die vielen Secrets innerhalb der Stages sind zwar löblich und laden zum mehrfachen Durchstreifen der Level ein, doch viele Herz-Container und Ersatztanks sind schlicht und ergreifend so gut versteckt, dass man ohne externe Hinweise und Tipps eigentlich keine Chance hat, diese jemals selbstständig zu entdecken - zumindest heutzutage, wo tatsächlich nur noch weniger Spieler bereit sind, sich wochen- oder gar monatelang mit so etwas herumzuschlagen. Zugute halten muss man dem Spiel jedoch wiederum, dass es immer wieder für Überraschungen sorgt: So verändert sich beispielsweise eine Stage (z.B. steigt der Wasserstand oder der Strom fällt aus), wenn ihr in einem anderen Level den Boss-Gegner besiegt habt, sodass euch im Grunde bei jedem Durchgang etwas Neues geboten wird. Die Story bleibt indes dieselbe und wäre insgesamt durchaus ausbaufähig gewesen: Während die Entwickler anfangs noch suggerieren, dass dieses "Mega Man"-Spiel deutlich storylastiger und epischer als seine Vorgänger wird, sind Dialoge zwischen den Charakteren de facto nur auf die Anfangs- und die Endphase des Spiels begrenzt.

Neue Konsolengeneration, neue technische Möglichkeiten: "Mega Man X" sieht grafisch - wie zu erwarten - wahrlich fantastisch aus und bietet neben einer bunten, detailreichen 2D-Grafik auch liebevoll ausgestaltete Charakter-Modell und auch heute noch beeindruckende Spezial-Effekte. Bei zu vielen Gegnern auf dem Bildschirm können jedoch mitunter bemerkbare Slowdowns auftreten, die aber auf das Spielerlebnis im Wesentlichen keine Auswirkungen haben. Auch der Soundtrack ist serientypisch über alle Zweifel erhaben und lädt zum Mitsummen während des Spielens ein, nutzt die Möglichkeiten des Sound-Chips des SNES jedoch nicht vollständig aus.

Fazit:
Für sich alleine betrachtet, ist "Mega Man X" gewiss ein würdiger Vertreter der hochgeschätzten "Mega Man"-Reihe und zugleich zweifellos eines der exzellentesten Action-Spektakel, welches die glorreiche SNES-Ära hervorgebracht hat. Capcom hat es erfolgreich geschafft, neue Gameplay-Elemente in die Serie zu integrieren und diese infolgedessen zu etablieren, ohne dabei mit dem Stil der 8-Bit-Vorgänger zu brechen. Doch im direkten Vergleich zu eben diesen NES-Meilensteinen muss "Mega Man X" massiv Federn lassen, da das allgemeine Leveldesign nicht zu überzeugen vermag, wenn man die Klassiker der vorangegangenen Konsolengeneration kennt. Dass man den Kern des Spielerlebnisses mehr oder minder auf die Kämpfe gegen die Reploids reduziert hat, mag Einsteiger sicherlich freuen, fortgeschrittenere Spieler und Fans der Serie werden sich hingegen über die zum Teil erschreckende Anspruchslosigkeit mehr als nur wundern. Gleichwohl ist der vorliegende Titel sein Geld wahrlich mehr als wert und gehört definitiv in jede Videospielsammlung. Kurzum: Zugreifen! (Alexander)

Zweite Meinung:
Capcoms blauem Kultcharakter ist der Schritt in die 16-Bit-Ära souverän gelungen. Ob einem der niedrigere Schwierigkeitsgrad zusagt, hängt allein vom jeweiligen Spielertyp ab. Veteranen der Reihe mögen davon enttäuscht sein, aber ich persönlich kann genug Befriedigung aus der erstklassigen Spielbarkeit ziehen, ohne mir permanent die Zähne ausbeißen zu müssen. Das neue Move-Repertoire wird der gewohnt präzisen „Mega Man“-Steuerung glücklicherweise gerecht und alle Fähigkeiten werden regelmäßig gefordert. Dennoch muss ich Alex in dem Punkt zustimmen, dass die Stages und Gegner nicht mehr so charakteristisch wie auf dem NES daherkommen und einprägsame Sprungpassagen sind seltener geworden. Zwar ist die Optik aus technischer Sicht natürlich detaillierter, aber die Individualisierung der einzelnen Level geriet scheinbar etwas aus dem Fokus der Entwickler. Und dennoch: Als Gesamtpaket ist „Mega Man X“ für mich eines der besten Actionspiele auf dem SNES. (Manni)

Dritte Meinung:
Als Kind, welches sein SNES damals abgöttisch liebte, und besonders als Jugendlicher, der eine (bis heute währende) Vorliebe für flotte 2D-Abenteuer pflegt, habe ich mich über die unverhoffte Virtual-Console-Veröffentlichung von „Mega Man X“ sehr gefreut. Ich beurteile es als ein überdurchschnittliches SNES-Spiel, dessen Konsum 16-Bit-Fetischisten nicht missen sollten. Allerdings erachte auch ich - wie Kollege Alex es in seinem Testbericht schon geschildert hat - den Levelaufbau als streckenweise ziemlich uninspiriert und monoton. Auch wirkt Mega Man selbst in seinen Bewegungen meiner Meinung nach etwas unbehäbiger, als ich es normalerweise gewohnt bin, wodurch das Spiel einen Teil seiner Herausforderung leider aus dem hölzernen Agieren seines Protagonisten zieht. Beeindruckt war ich dagegen von den in meinen Augen wirklich toll gestalteten Endgegnern, die dieses leicht trashige 90er-Retro-Gefühl aufkommen lassen, welches durch den superben Soundtrack noch famos unterstützt wird. Wer also einen kleinen Ausflug in die stilvolle und herausfordernde Welt der 2D-Action-Titel der 90er-Jahre unternehmen möchte, sollte hier schleunigst zugreifen. Wer mit der Thematik und dem Retro-Flair jedoch nichts anfangen kann, dürfte auch mit diesem Titel kein Fan der Mega-Man-Reihe werden. (Niklas)

Pluspunkte:
+ Stil der 8-Bit-Vorgänger wird aufgegriffen
+ neue Gameplay-Elemente wie z.B. "Speed Dash"
+ zahlreiche versteckte Secrets
+ Level verändern sich mit der Zeit
+ storylastiger als die NES-Ableger, (...)
+ detaillierte 16-Bit-Grafik
+ mitreißender Soundtrack

Minuspunkte:
- größtenteils unspektakuläres Leveldesign
- deutlich leichter als zu 8-Bit-Zeiten
- (...), Story ist jedoch ausbaufähig.

Wertung:
Einzelspieler: 8,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 800 Nintendo Punkte

news@mag64.de (18.03.2012)

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