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Chrono Trigger (Virtual Console | SNES)
Einer der letzten Lichtblicke in der Virtual Console-Bibliothek ist gleichzeitig einer der hoffnungsvollsten, denn am begeistertsten waren wir bisher von denjenigen Spielen, die qualitativ hochwertig waren und gleichzeitig nicht in jedem heimischen Zockerregal bereits rumstehen. Ob “Chrono Trigger” mit Titeln wie “DoReMi” (SNES) und “Castlevania: Rondo of Blood” (TG16) genau in diese Sparte passt, haben wir für euch herausgefunden.

Etwas unbekannter oder zumindest weniger verbreitet als seine Genre-Verwandten (z.B. Secret of Mana SNES/VC) ist “Chrono Trigger” auf Grund seiner Release-Historie. Für das SNES erschien es damals nur in Japan und den USA. Die englischsprachige Version wurde vor einiger Zeit als DS-Version veröffentlicht, aber komplett für uns übersetzt wurde der Titel dennoch nie. Da der VC-Release nun auf der US-Version basiert, müssen wir uns auch hier mit englischen Texten begnügen. Für Retrofans mit durchschnittlichen Englischkenntnissen ist das allerdings kein Hindernis und man kann problemlos ins Rollenspiel-Abenteuer eintauchen. Die Story ist alles andere als belanglos, denn ihr müsst euch nicht nur in eurer Zeit mit bösen Mächten auseinandersetzen, sondern zwischen verschiedenen Zeiten hin- und herreisen, um eine bevorstehende Katastrophe zu verhindern. Neben der Epik der Geschichte kommen die Zeitreisen auch der Abwechslung deutlich zu Gute, da es den Entwicklern auf diese Weise spürbar leicht fiel, die verschiedenen Zeitepochen optisch einzigartig zu gestalten. Das nächste Ziel eurer Reise erfahrt ihr traditionell von wichtigen Nebencharakteren, denen ihr gut zuhören solltet, um die Story vorantreiben zu können. Eure treuen Gefährten, denen ihr nach und nach begegnet, sind allesamt vom Macher des Dragonball-Mangas erdacht und wachsen einem sofort ans Herz. Da man maximal zu dritt unterwegs ist, fällt es einem umso schwerer, sich für zwei Mitstreiter zu entscheiden, doch zwischen den Kapiteln kann man aber immer wieder wechseln. Eine gute Balance hat man beim Inventar erreicht. Man wird weder von der Fülle an unterschiedlichen Gegenständen erschlagen, noch hat man das Gefühl, lange nichts neues zu finden. Auf diese Weise werdet ihr nicht stundenlang im Ausrüstungsmenü experimentieren, seid aber stets motiviert nach neuen Waffen/Rüstungen Ausschau zu halten.

Kern des Spiels ist das ausgeklügelte Kampfsystem. Zwar gebt ihr euren Charakteren lediglich ihre Befehle, wie man es aus rundenbasierten RPGs kennt, doch das Geschehen findet zu einem gewissen Maße in Echtzeit statt. Jeder eurer Charaktere hat eine „Aktiv-Leiste“, die sich nach einiger Zeit aufgefüllt hat. Führt ein Charakter einen Befehl aus, leert sich die Leiste komplett, so dass ihr erst wieder einige Sekunden warten müsst. Zudem warten eure Gegner nicht minutenlang, bis ihr euch für eure Befehle entschieden habt, sondern greifen an, sobald ihre Leiste (für den Spieler nicht sichtbar) aufgefüllt ist. Die Herausforderung besteht also darin, dass ihr die Befehle für eure drei Charaktere taktisch angemessen wählt und aufeinander abstimmt, aber dennoch nicht zu lange grübelt, da eure Gegner munter angreifen werden. Ungeübte Rollenspieler können das Kampfsystem allerdings auch so einstellen, dass Gegner eure Befehle abwarten bevor sie angreifen, aber uns hat die Standard-Einstellung deutlich besser gefallen. Während des Kampfgeschehens könnt ihr physische Attacken, Items und bestimmte Techniken einsetzen, die jeweils charakterspezifisch sind und mit der Zeit erlernt werden. Techniken sind Spezialangriffe, die euch Mana-Punkte kosten. Diese Techniken, z.B. Zaubersprüche, lassen sich wiederum mit Techniken anderer Charaktere kombinieren. Dazu müssen allerdings die „Aktiv-Leisten“ aller involvierten Charaktere gefüllt sein. Für noch mehr Abwechslung sorgen unterschiedliche Stärken und Schwächen der Gegner, sei es abwechselnde Immunität gegen physischen Schaden und Magie, Waffen, die ihr gezielt mit dem richtigen Zauber zerstören könnt oder Gegner, die zusammenarbeiten und daher in einer bestimmten Reihenfolge besiegt werden sollten. Das Spielgeschehen wird in feindlichen Gebieten nie merklich unterbrochen, da ihr bei Feindkontakt in keinen separaten Kampfbildschirm wechselt, sondern direkt an Ort und Stelle kämpft. Auf diese Weise wirkt der Spielfluss auch bei größerem Feindaufkommen nie abgehackt.

Auf der übergeordneten Weltkarte erwarten euch keinerlei Kämpfe, außerdem hat man gänzlich auf Zufallskämpfe verzichtet, das heißt ihr seht eure Gegner, werdet aber nur angegriffen, wenn ihr diesen zu nahe kommt (was sich oftmals natürlich nicht verhindern lässt). Über das gesamte Spiel hinweg waren wir allerdings ohnehin von keinem einzelnen Kampf genervt, da das Kampfsystem sowohl spielerisch, als auch optisch auf höchstem Niveau ist. Wir hätten zudem nicht erwartet, dass uns die kleinen 16-Bit-Charaktere mit ihren detailverliebten Kampfanimationen im 21. Jahrhundert nochmal so begeistern können. Der Detailgrad zieht sich in allen Facetten durch das Abenteuer, sowohl optisch im Sinne der Umgebungen, Charaktere, (Boss-)Gegner und Effekte, als auch akustisch. Neben dem traumhaften Soundtrack, der bereits mehrfach von Symphonieorchestern aufgegriffen wurde, wissen auch die Soundeffekte zu überzeugen. Während es auch heute noch Rollenspiele gibt, bei denen jede Charakter im Kampf die gleichen Soundeffekte verpasst bekommt, hat hier jeder Protagonist individuelle Sounds, die man jederzeit wiedererkennt. Diese technische Perfektion gepaart mit der spürbaren Leidenschaft der Entwickler befriedigt allerdings nicht nur den zwanghaft objektiven Redakteur, sondern schafft in erster Linie ein Spielerlebnis, das auch emotional auf den Spieler einwirkt. Dies zeigt sich z.B. bei Charakteren, die gerade erst ins Spiel eingeführt wurden und während der nächsten dramatischen Storywendung schon Entsetzen und Mitleid beim Spieler auslösen können.

Fazit:
„Chrono Trigger“ lässt einfach keine Wünsche offen und gehört zu den intensivsten Videospielerlebnissen, in die man eintauchen kann. Es ist abwechslungsreich, atmosphärisch, technisch überzeugend, spielerisch innovativ und hat schlicht alles, was ein gutes Rollenspiel auszeichnet, plus dieses gewisse Etwas, das es unvergesslich macht. Einen großen Anteil daran hat das Kampfsystem, das niemals in Eintönigkeit verfällt und mit der Zeit spürbar umfangreicher wird, ohne den Spieler mit unnötigen Auswahlmöglichkeiten zu überschwemmen. Es ist Zeit die Virtual Console vom Staub zu befreien! (Manni)

Pluspunkte:
+ kein träger Rollenspieleinstieg
+ innovatives Kampfsystem
+ mitreißende Story und Charaktere
+ wunderschöner Soundtrack
+ extrem abwechslungsreich
+ viele atmosphärische Höhepunkte

Minuspunkte:
- nichts

Wertung:
Einzelspieler: 10,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 900 Nintendo Punkte

news@mag64.de (14.08.2011)

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