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Bilderbuch-Spiele: Der königliche Bluff (DSiWare)
An der Flut an Neuveröffentlichungen, die die neueste Generation von Nintendos Handhelds im Moment erlebt, ist auch das virtuelle Warenangebot maßgeblich beteiligt. Gerade dort scheint das kostensparende Vertriebssystem auf fruchtbaren Boden zu stoßen. Doch wie so oft bei derartigen Phänomenen ist der Endverbraucher der Gelackmeierte, denn leider bleibt nicht zu selten die Qualität und Originalität auf der Strecke. Da freut es den Spieler umso mehr, wenn sich Nintendo höchst selbst der Sache annimmt - stehen doch deren Entwicklungen stets für ein hohes Maß an Qualität. Somit darf man durchaus gespannt sein, was sie mit "Bilderbuch-Spiele: Der königliche Bluff" auffahren.

Um eines gleich vorweg zu nehmen: Hinter diesem nicht unbedingt viel versprechenden Titel verbirgt sich ein höchst anspruchsvolles Strategiespiel, das man in dieser Form noch nicht gesehen hat. Im elitären Kreise viktorianischer Aristokraten tritt man in einem Brettspiel-Turnier an, um den Meister der Finten und Logik zu ermitteln. Am Anfang eines jeden Spiels werden jedem Teilnehmer zwei Spielfarben zugewiesen. Ziel ist es nun, bis zu dessen Ende eine möglichst große Differenz zwischen den beiden Farben zu erzielen. Soll heißen, dass man im Idealfall einen Stein der einen Farbe und zehn der anderen Farbe gesetzt hat. Jedoch darf man nicht einfach so seine Chips setzen. Hierzu benötigt man spezielle Karten, die es erlauben entweder Steine vom Spielfeld zu nehmen oder hinzuzufügen. Pro Runde darf aber nur eine einzige von ihnen eingesetzt werden.

Die Kartenwerte reichen dabei von "-3" bis "+3" und sind essenzieller Bestandteil des Taktierens. Gewinner eines Matches ist nämlich derjenige mit den meisten Punkten. Diese errechnen sich nicht nur aus der erzielten Steindifferenz, man hat auch die Möglichkeit besondere "Duell-" und "Fintenpunkte" bekommen. Zu Beginn jeder Runde hat man die Wahl sich mit seinem Gegenüber zu duellieren, also einen Tipp abzugeben, welche Spielfarben er hat. Liegt man richtig, erhält man einen Extrapunkt, wenn nicht, bekommt der Gegner einen gutgeschrieben. So sollte man also nicht nur sein eigenes Spiel verfolgen, sondern auch genauestens die feindlichen Spielzüge im Auge behalten und analysieren. Weitere Würze bringen noch die Extra-Items, von denen man vor Spielbeginn eines auswählen darf. Mit ihnen werden beispielsweise Karten neu gegeben, ausgetauscht oder auch gesetzte Spielsteine manipuliert. Will man auf die volle Auswahl an ihnen verfügen, sollte man seine, für jedes Spiel erzielten Medaillen investieren, um weitere, mächtigere Items zu erkaufen.

Was schon im Single-Player erheblichen Spaß macht, wird schließlich durch den Zweispielermodus noch richtig abgerundet. Erst im Kampf Mann gegen Mann entfaltet das Spiel seine volle Genialität. Auch wenn die KI-Gegner im Spielverlauf immer undurchsichtiger werden und immer näher an realistisches Verhalten heranreichen, so können sie nie das zutiefst befriedigende Gefühl vermitteln, das man bekommt, wenn man das Zögern und Zaudern eines in tiefste strategische Analysen versunkenen RL-Gegners beobachten darf.

Spielerisch hat sich Nintendo hier einmal mehr selbst übertroffen. Zwar dauert es schon eine gewisse Zeit, bis man sich mit dem Spiel und dessen Regelwerk vertraut gemacht hat, aber diese Zeit sollte man auf jeden Fall investieren, denn dann stehen Stunden um Stunden voller Spielspaß offen. Das wunderbare Bilderbuch-Setting, welches den Rahmen darum spannt, trägt seinen Teil dazu bei: Kaum öffnet sich selbiges beim Start des Spiels, wird man hinein gesogen in eine phantasievolle Parallelwelt, deren Gesellschaft aus Vertretern des Tierreichs gestellt wird. Jedes mit seinen eigenen Verhaltensweisen, die oft mit den gängigen Vertretern ihrer "Paten" übereinstimmen. Die gehobene Sprache, der jazzige Soundtrack sowie die gesamte, auf alt getrimmte, optische Aufmachung vermitteln sofort das Gefühl sich in einem englischen Landsitz zu befinden.

Fazit:
Bereits mit "Sujin Taisen" bewies Nintendo sein Gespür für innovative, rundenbasierende Strategiespiele der etwas anderen Art. Und auch diesmal geht das Konzept voll und ganz auf. Gerade die Duelle und natürlich der Mehrspielerpart verleihen dem Spiel eine gewisse perfide Würze, die man bei "Sujin" noch vermisste. Auch die Präsentation wirkt hier etwas runder und im Ganzen gelungener. Leider fehlt hier ein Online-Part, der sicherlich für einiges mehr an Dauerspaß garantieren würde. Doch jeder, der auf der Suche nach einem extravaganten Spiel mit Tiefgang und glänzendem Offline-Multiplayer ist, der sollte sich "Bilderbuch-Spiele: Der königliche Bluff" auf keinen Fall entgehen lassen. (Michi)

Pluspunkte:
+ Innovative Spielidee
+ Hervorragende Präsentation
+ Wunderbarer strategischer Tiefgang
+ Dankbare Lernkurve und Gegnerverhalten
+ Brillanter Multiplayer

Minuspunkte:
- Einstieg in die Materie ist etwas komplex
- Kein Online-Modus

Note:
Einzelspieler: 8,5
Mehrspieler: 9,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 500 Nintendo Punkte

news@mag64.de (23.01.2011)

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