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Blaster Master Overdrive (WiiWare)
Es scheint wohl doch noch Actionhelden mit sozialem Verantwortungsbewusstsein zu geben. Oder besser gesagt zumindest einen, nämlich Alex. Nachdem die Welt von einem Virus angegriffen wird, steht die Menschheit kurz vor der Ausrottung, auch Alex‘ Familie bleibt nicht von der heimtückischen Plage verschont. Wutentbrannt schnappt sich unser Held ein Fahrzeug, schraubt ein wenig daran herum, gibt ihm einen liebevollen Namen („S.O.P.H.I.A.“) und schon kann die Welt gerettet werden. Das Spiel verfügt nicht gerade über eine einfallsreichen Hintergrundgeschichte, aber das wird von so einem Titel ja eigentlich auch nicht verlangt: Da stehen vielmehr kompromisslose Action und ein flotter Spielfluss im Vordergrund, den der Vorgänger „Blaster Master“ 1988 auf dem NES eindeutig geboten hat. Der Mix aus Hüpfsequenzen, zu erforschenden Arealen und Kugelhagel-Abschnitten kam damals gut an. Kann 22 Jahre später der mit dem Zusatz „Overdrive“ versehene Nachfolger die Qualität des Originals aufrechterhalten?

Dass eine zeitgemäße Neuauflage eines Retro-Klassikers eindrucksvoll gelingen kann, hat Konami mit „Castlevania: The Adventure Rebirth“ (dessen Testbericht ihr natürlich auch in unserem Virtual-Bereich findet) bewiesen. Wie sieht’s also mit „Blaster Master Overdrive“ aus? Das Spielprinzip ist dasselbe wie damals in den Achtzigern: Durch von Monstern verseuchte Level ballert sich Alex forsch voran, zwischendurch stehen obligatorische Boss-Kämpfe auf dem Plan. Dabei ist man überwiegend an Bord des robusten Vehikels in einer 2D-Ansicht unterwegs, wobei das Fahrzeug ungewöhnlich sprungfreudig agiert. Auf die Gegner geschossen wird durch ein bewegliches Schussrohr, das Justieren gestaltet sich allerdings sehr schlecht: da man als einzige Steuerungs-Variante auf „Old School“ – also die quergehaltene Wii-Fernbedienung – setzt, kann die Schusshöhe nur durch das Digi-Kreuz verstellt werden. So kann man das feuernde Rohr jedoch nicht auf einer bestimmten Höhe „fixieren“. Dadurch ist es teilweise unmöglich, Gegner aus der Distanz ins Visier zu nehmen, weil man schlichtweg einfach nicht richtig auf sie zielen kann. Das sorgt zeitweise für frustrierende Momente. Der Gebrauch des Analog-Sticks des Nunchucks wäre hier eindeutig ratsamer gewesen, ist mangels Steuerungs-Alternativen aber nicht möglich. Es war schon eine nette Idee von den Entwicklern durch eine Steuerung mit quergehaltener Fernbedienung an das NES-Original zu erinnern. Allerdings ging das hier ganz klar auf Kosten der Komfortabilität schief.

Rollt man locker durch die Areale, stößt man mitunter mal auf steinerne Eingänge, die man nur zu Fuß betreten kann. Durchschreitet man die Pforte, findet man sich aus einer schrägen Vogelperspektive in einer Art Dungeon wieder. In diesen Abschnitten erforscht man einen kleinen Höhlen-Abschnitt, der jede Menge Upgrades, aber eben auch Monster, beihnhaltet. Durch die Upgrades erhält man neue und wiederum erweiterbare Waffen, zwischen denen man per Knopfdruck hin und her schalten kann. Das gilt übrigens auch für „S.O.P.H.I.A“: Das Fahrzeug kann nach dem Einsammeln von Upgrades ebenfalls zwischen verschiedenen Waffen wählen und bekommt kleine Erweiterungen (wie zum Beispiel einen Seilhaken) spendiert. Eliminerte Gegner hinterlassen meist keine Waffen-Upgrades, sondern überwiegend Medipacks, die aber mindestens genau so wichtig sind: „Blaster Master Overdrive“ ist nämlich nicht gerade leicht. Stellenweise ist es sogar ein wenig unfair. Kleines Beispiel gefällig? Kein Problem: Die meisten Gegner laufen auf ihren Plattformen meist stur von links nach rechts und wieder zurück, wie man es von solchen Spielen eben kennt. Betritt man nun diese von ihnen eingenommene Plattform, stürzen sich die schleimigen Blobs oder Mech-Insekten umgehend harakiri-mäßig auf unseren armen Alex, ohne dass er eine faire Ausweich-Chance erhält. Da lohnt es sich, die Leiste mit der Lebensenergie zwischendurch gut aufzufüllen. Die Dungeon-Abschnitte selbst sollen übrigens für spielerische Abwechslung sorgen, spielen sich aber leider viel zu statisch und sind eher eine Pflichtaufgabe, um die Waffen auf den neuesten Stand zu bringen. Grafisch wurde die 8-bit-Optik der Vergangenheit natürlich aufgefrischt und an den heutigen Stand angepasst. Es sieht schick aus, wirkt aber irgendwie auch ein bisschen „steril“, der Charme von damals ging so zwangsmäßig „flöten“. Auf die Ohren gibt es einen ebenfalls überarbeiteten Soundtrack, der weder besonders schlecht, noch besonders herausragend auffällt; er ist einfach passend.

Fazit:
Insgesamt ist aus „Blaster Master Overdrive“ ein solider Action-Titel geworden, der aber nicht so innovativ und einschlagend geraten ist, wie vor über zwanzig Jahren. Das liegt vor allem an den biederen Dungeon-Einsätzen, der unglücklich gewählten Steuerungs-Variante und dem hohen Schwierigkeitsgrad, der mit unfairen Rücksetzpunkten daherkommt. Und vom verbliebenen Gesamteindruck ist es so, wie es bei einer Neuauflage meist kommt: Das Original war besser. Und daran muss sich der Titel nun mal messen lassen. Genre-Fans, die ihren unermesslichen Durst nach Action-Spielen stillen wollen, können mit „Blaster Master Overdrive“ dennoch ein paar vergnügliche Stunden verbringen. Allen anderen sei angesichts der Qualität und des Preises (immerhin knapp zehn Euro) entweder das Original (das gerade mal die Hälfte kostet) oder eine Action-Sammlung wie die „Metal Slug Anthology“ empfohlen, die für einen geringen Mehrwert auch deutlich mehr Spielspaß derselben Sorte bietet. (Niklas)

Pluspunkte:
+ nettes Waffen-Upgrade-System
+ Profis erfreuen sich am himmelhohen Schwierigkeitsgrad
+ passable Optik...

Minuspunkte:
- ...die im Vergleich zum Original bieder wirkt
- unglücklich gewählte Steuerungs-Variante
- teilweise unfaire Gegner
- Gelegenheitsspieler beißen sich die Zähne aus
- hölzerne Dungeonabschnitte

Wertung:
Einzelspieler: 6,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 1000 Nintendo Punkte

news@mag64.de (10.10.2010)

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