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Rytmik (DSiWare)
Seit bald zwei Jahren ist auf den Nintendo Handhelds eine neue Ära im Musiksegment angebrochen. Mit dem Erscheinen von "Korg DS-10" beschenkte man vor allem die Anhänger elektronischer Tanzmusik, die auch gerne selbst einmal Hand an ihre Beats legen mit einem mächtigen Instrument, das selbst in der Musikbranche für aufsehen sorgte. Doch dieser digitale Synthesizer bot für viele weniger "nerdige" User fast schon zu viel an Möglichkeiten beziehungsweise waren diese zu vielschichtig, um schnell erfassbar zu sein. Einen anderen Weg beschreitet die Neuentwicklung von CINEMAX, die "Pocket Musicstation" "Rytmik", die einen Sequencer im Stile der Grooveboxen von Roland, Arkai und Konsorten bietet. Und gleich vorweg: Es handelt sich hierbei um ein reines Musikprogramm ohne spielerischen Inhalt im herkömmlichen Sinne des Wortes.

Ein Sequenzer bietet - etwas laienhaft ausgedrückt - die Möglichkeit verschiedene Pattern also Sequenzen, aneinander zu reihen, um so ein Musikstück zu erschaffen. Hierzu darf man wahlweise aus der für einen Downloadtitel erstaunlich gut sortierten Vorauswahl an Phrasen wählen, oder einfach selbst zum Stylus greifen, um im Editor eigene Stücke aufnehmen. Das Programm besteht folglich aus zwei Hauptteilen: Dem "Song Edit"- und dem "Clip Edit"-Bereich, in denen folgerichtig entweder das Musikstück im Ganzen oder die einzelne Phrase bearbeitet erden.

In der Preset-Datenbank der vorgefertigten Musikhäppchen finden sich unter den acht gängigsten Musikspielarten der landläufig schlicht als "Techno" bezeichneten Richtungen jeweils drei untergeordnete Sample-Datenbanken, von denen wiederum jede mit acht farblich unterschiedenen Seiten zu jeweils maximal sechzehn Pattern aufwartet. Allein diese reiche Auswahl reicht um sich für Stunden um Stunden im Soundall zu verlieren und mit einer gehörigen Portion an "headnodding und footstomping" die "eigenen" Songs zu feiern. Aber bevor es so weit ist, müssen erst die verschiedenen Pattern per Drag&Drop von ihrem Auswahlplatz auf die Trackleiste gezogen werden. Natürlich darf hier zwischen den Musikstilen hin und her gewechselt werden, so dass der Kreativität - zumindest durch das Programm - keine Grenzen gesetzt sind.

Die so entstandenen Musikstückchen verfügen über jeweils vier Tonspuren, die mit einem von elf verschiedenen "Instrumenten" gefüllt werden, von denen der Großteil allerdings von den Rhythmusinstumenten, also dem Schlagwerk gestellt wird. Die Klangfarbe jedes dieser Instrumente ist wiederum in sechzehn Nuancen unterteilt, womit sich eine recht stattliche Anzahl von 176 Sounds ergibt, die jede noch mit dem einen oder anderen Effekt manipuliert werden und in ihrer Geschwindigkeit optimiert werden kann.

Nachdem dieses "Vorgeplänkel" erledigt ist, darf man sich dem wichtigsten Teil der Arbeit widmen: Der Liveperformance. Hier weist "Rytmik" die einzigen Mängel- zumindest für Hobbymusiker mit Erfahrung an ähnlichen Systemen - auf. Allen voran das fehlende haptische Moment, was sich in mangelnden "Echtzeitmanipulationsmöglichkeiten" äußert. Computerprogramme wie Reason, Fruityloops und andere Vollpreisplattformen bieten die Möglichkeit Hardwareperipherie an den Computer anzuschließen, die mit verschiedenen Drehreglern, Tastern und ähnlichem während des Abspielens eines "Songs" selbigen zu verändern. Da dies hier leider nicht möglich ist, ist man auf das Neuanordnen der Musikbausteine beschränkt. Dabei hat man aber die Möglichkeit mittels zweier verschiebbarer Markierungen den Abspielbereich zu ändern. So lassen sich die 128 Steps die ein kompletter Track maximal haben darf, ins Unendliche steigern, während man in Ruhe die Phrasen rearrangiert. Eine Neueingabe der Phrasen oder ein Ändern der Effekte ist nicht möglich, da so die laugende Wiedergabe unterbrochen würde.

Grafisch bietet "Rytmik" eine Anfangs noch etwas verwirrende Oberfläche, die sich aber schon nach kurzem als ein gut durchdachtes und benutzerfreundliches Arrangement offenbart. Sämtliche Eingaben und Einstellungen Erfolgen auf dem Touchscreen, während auf dem Topscreen eine art Equalizer stets die Ausschläge wiedergibt. Natürlich mag man sich über die farbliche Gestaltung der Sub-Datenbanken der einzelnen Patches streiten können, aber diese minimale Unstimmigkeit in dem sonst so auf kühles, technisches Understatement setzenden Programm ist wirklich zu vernachlässigen.

Der Sound, also das worum er hier primär geht, ist astrein. Selbst bei echten Klangfetischisten bleiben so gut wie keine Wünsche offen: Die verfügbaren Patches sind allesamt auf dem obersten Niveau der digitalen Klangerzeugung. Vom feinen Säuseln eines Effekts bis hin zum druckvollen, dumpfen Wummern einer Basedrum lässt sich hier alles erzeugen. Genremixfreunde könnten höchstens ankreiden, dass mit den acht Pattern-Bibliotheken nur ein kleiner Bereich des so breiten Musikspektrums abgedeckt ist, bedenkt man aber, dass es sich hierbei lediglich um einen Downloadtitel(!!!) handelt, verstummen jegliche Kritiker. Leider gibt es keinerlei Möglichkeiten die eigenen Kreationen auf einem bequemen Wege auszutauschen oder auf ein externes Medium zu schicken, was der Perfektion des ganzen gleichen würde. So bleibt nur der Griff zum alten 3,5'er Klinkenstecker um die Performance live auf das Medium seiner Wahl zu überspielen.

Die Steuerung ist ein Glanzlicht der Intuitivität. Mit dem vorwiegend genutzten Touchpen selektiert, arrangiert und manipuliert man bis das Display glüht. Die Tasten, deren momentane Funktion stets auf dem Topscreen mit eingeblendet ist, dürfen einige Arbeitsschritte etwas bequemer abgewickelt werden.

Fazit:
In der Regel steht das "Premium" im DSi-Shop-Kanal eigentlich nur für einen Premium-Preis. Hier steht es einmal wirklich für ein Premium-Produkt. Die 800 Punkte, mit denen "Rytmik" zu Buche schlägt, sind im Vergleich zu dem enormen Umfang und den schier grenzenlosen Möglichkeiten, die es bietet, einfach ein Witz, da es locker mit einer "richtigen" Workstation zum gerne mal drei- bis vierstelligen Vollpreis mithalten kann. Die enorme Einsteigerfreundlichkeit sowie die leichte Bedienbarkeit machen es zu einem Must-Have nicht nur für musikalisch vorbelastete "Spieler" sondern eigentlich für jeden, der auch nur im Ansatz etwas mit elektrischer Musik zu tun hat - und das ist im Grunde genommen eigentlich jeder - selbst wenn er nur die aktuellen Charthits hört. (Michi)

Zweite Meinung:
Entwickler CINEMAX bietet mit "Rytmik" ein wahrlich umfangreiches und vielfältiges Musikprogramm, das jeder Fan solcher Anwendungen unbedingt sein Eigen nennen sollte. Doch nicht nur die sogenannten "Nerds", sonders auch Neulinge dürfen gerne zugreifen. Diese sollten sich allerdings auf eine gewisse Eingewöhnungszeit einstellen, denn wer zuvor mit derlei Programmen noch kein Kontakt hatte, wird sich anfangs definitiv überfordert fühlen. Hat man sich jedoch erst einmal hineingearbeitet, überzeugt der Titel durch seine einfache Handhabbarkeit und die unzähligen Möglichkeiten. Diese 800 Punkte kann man als Musik-Freund kaum besser investieren. Im Klartext: Kaufen, Kopfhörer aufsetzten und genießen! (Alexander)

Pluspunkte:
+ Unendliche Kombinationsmöglichkeiten
+ Diverse Manipulationsmöglichkeiten
+ Riesige Auswahl an Preset-Pattern
+ Einfache Handhabung
+ Hervorragende Präsentation
+ Enormer Umfang

Minuspunkte:
- Datenexport nur über 3,5" Klinkenkabel
- Fehlendes haptisches Moment
- Keine Echtzeitmanipulation der Klänge möglich
- Anfangs für Neulinge extrem unübersichtlich

Prädikat:
Sehr gut

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 800 Nintendo Punkte

news@mag64.de (23.09.2010)

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